Dresden: Postplatz - Planung und Bebauung

  • Ich gebe "Archo" komplett recht, ich kenne die Stadt seit 2009, also auch schon eine Weile und ich bin heute teilweise geplättet zu sehen, was sich allein in diesen 12 Jahren getan hat und städtebaulich angepackt wurde, manchmal natürlich auf Teufel komm raus, manchmal aber auch sehr klug und umsichtig. ich erinnere mich an einen Ausblick vom Schauspielhaus bis zur Centrum-Galerie, an Brachland, welches hinter dem Postplatz beginnt (Stichwort Orangerie) wo illegal Müll abgeladen wurde, dubiose Treffen stattfanden und natürlich die öffentliche Toilette verrichtet wurde - bis eigentlich fast zum Bahnhof Mitte. an Brachfelder vor der Frauenkirche, wenn man sich mal durchgerungen hatte über den Neumarkt zu gehen - durfte man die Keller-Ruinen-Wurstbuden-Bauzaun-Ästhetik bewundern, dass das alles so nicht bleiben würde wusste man ja schon damals, aber es war furchtbar - heute geht man da viel öfter, viel selbstverständlicher wieder vorbei - meine ich. Und ehrlicherweise mir gefallen die Bauten mit Goldbalkonen die hinter dem Postplatz entstanden sind Richtung Centrum-Galerie (abgesehen vom vorderen Haus Postplatz) - auch nicht wirklich! Diese Flucht auf der einen Seite historischer Plattenbau auf der anderen Seite der "modernere Plattenbau" dazwischen eine Art "wir laufen auf dem ehemaligen Bastionsgürtel entlang ... puuh .. man kann nur auf die wachsenden Bäume hoffen, die es in ein paar Jahren erträglicher machen. Ich finde aber auch hier wieder etwas positives - der Dipoldiswalder Platz - Großer Spielplatz, Einkaufsmeile um die Ecke, Wohnraum und nun der dorthin verlagerte Brunnen - ist insgesamt ne kluge durchdachte Sache jetzt mit Aufenthaltsqualität, vorher - ist man doch einfach nur schnell dran vorbeigelaufen. es gibt so viele Sachen ... die sich in der Stadt entwickeln, man müsste ein Bildband rausbringen .... ?! ;)

  • Um das Jahr 2000, als Dresden demografisch an einem Tiefpunkt angekommen war, herrschte eigentlich komplette Bauflaute und die Nachfrage nach neuen Räumen tendierte gegen Null. Damals war es kaum zu glauben, dass die unendlichen Weiten der Innenstadt in absehbarer Zeit gefüllt würden.

    Und was ist seitdem geschehen? Dresden ist um rund 80.000 Einwohner gewachsen, die Wirtschaft hat sich gut entwickelt und auch als touristisches Ziel hat die Stadt stark gewonnen.

    Die Bevölkerungszuwächse sind sogar noch beeindruckender.
    1998: 453.000 Einwohner

    2019: 563.000 Einwohner

    (jeweils Hauptwohnsitz)

  • Achtung, ein Teil des Wachstums sind Eingemeindungen. Laut Wikipedia waren dies 1999: Gewerbegebiet Boxdorf, Gompitz (mit Ockerwitz, Pennrich, Roitzsch, Steinbach, Unkersdorf, Zöllmen), Kauscha, Langebrück (mit Schönborn), Mobschatz (mit Alt-Leuteritz, Brabschütz, Merbitz, Podemus, Rennersdorf), Schönfeld-Weißig (mit Borsberg, Cunnersdorf, Eichbusch, Eschdorf, Gönnsdorf, Helfenberg, Krieschendorf, Malschendorf, Pappritz, Reitzendorf, Rockau, Rossendorf, Schönfeld, Schullwitz, Weißig, Zaschendorf), Weixdorf (mit Lausa, Friedersdorf, Gomlitz, Marsdorf). Fix zusammengezählt waren dies knapp 30.000 Einwohner.


    Die Verdichtung der Innenstadt halte ich auch für weitestgehend gelungen. Ob man nicht die eine oder andere Lücke hätte als Grünfläche erhalten können (Stichwort Ecke Friedrichstr./Weißeritzstr.) sei natürlich dahingestellt. Der Riegel am Postplatz war für mich auch ungewöhnlich, zeigt aber letztlich auch nur auf, dass sich Städte ändern können. Laut Themenstadtplan stand da 1866 schon mal ein Haus. ;)

    Widerspruch von mir nur zum Neustädter Markt - irgendwo soll doch ruhig ein wenig DDR-Stadtbild übrig bleiben, insbesondere, wenn man es als gelungen bezeichnen kann. Aber das hat nun wirklich nichts mehr mit dem Postplatz zu tun.

  • Ich breche den Reigen an Logesängen nur ungern, aber ich finde - für eine Landeshauptstadt sowie für die lange Zeit zweitgrößte Stadt Ostdeutschlands - die Entwicklungen weniger positiv. Die Fehlplanungen der 1990er und frühen 2000er Jahre waren massiv und sind so nur vergleichbar mit Entwicklungen in vielen westdeutschen Städten der 80er Jahre - funktionsgeteilt, autogerecht und überhaupt nicht mutig. Natürlich wurde viel gebaut und verdichtet, Gesamtkonzepte wurden aber - sofern vorhanden - nur in seltenen Fällen eingehalten und umgesetzt. Es gibt noch immer keinen Umgang mit der Ringstraße um das Zentrum, dabei bietet sich hier eine Weiterentwicklung und Verdichtung der Stadt so an. Und ich sehe den Zug hier auch ehrlich gesagt abgefahren. Das hätte man in den 90ern schon anpacken müssen und damals schon Fakten in Form vom Straßenumbau schaffen müssen - als es noch eine gewisse Wende-Euphorie gab und die Menschen für Vertänderung bereit waren.

    Die Altmarktgallerie als riesiger Planungsfehler der Innenstadt - zu einer Zeit als noch die ganze Innenstadt eine Brache war - verschluckt quasi die gesamte Innenstadt und lässt menschenleere Räuma südlich des Altmartes zurück. Spannende zeitgenössische Architektur sucht man in der Stadt noch immer mit der Lupe, dabei wäre die Stadt doch eine dankbare Bühne für mutige Architektur in einem verdichteten Kontext. Die Anschlüsse an bestehende Altbauqauartiere haben auch vielerorts nicht funktioniert - sowohl in der Art der Bebauung als auch in den Nutzungen. Und als wäre dem nicht genaug, stampft man neue Quartiere am Stadtrand aus dem Boden, während die gesamte östliche Innenstadt noch ein riesiges Brachenfeld ist, was nach Verdichtung und Belebung schreit. Konzepte gab es hier über die Jahre so viele - teilweise echt gutes Zeug. Umgesetzt wurde kaum etwas.


    Am Neustädter Markt wiederholt sich das nun das ganze Drame erneut: Tolles Konzept vorhanden, Platz für Verdichtung und eine Vielzahl an Nutzungen, Mix aus historischer und neuer Bebauung. Herauskommen wird aber wieder nur ein halbgarer Kompromiss - unmutig und langweilig.

  • MaryAnn-Apartments - Vertical Village - update


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    ^ Die bis zuletzt verbliebenen Bestandsbäumchen vor dem Gebäude wurden doch gerodet. Eigentlich waren sie erhaltbar, zumal die Promenadenring-Planung hier aus einem Baumdreieck eine Baumumrandung unter möglicher Nutzung der Randstandorte vorsah. Für das nun doch komplette Reset sind vielfältige Begründungen bzw Ausreden denkbar.


    Freiberger Strasse gen Postplatz

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    links: Seitenansicht aus der Freiberger Strasse // rechts: Visualisierung Innenhof

    Bild: https://rianmafotos.de/abload/11550/p1370406ykk5g.jpg   Bild: https://rianmafotos.de/abload/11550/p1370405c3kf2.jpg


    Gesamtblick am Postplatz

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    Bonus: neues Postplatz-Beet.

    Wo zuvor herrliche Stauden in Form eines (nichtbaulichen) Grün-Kubus standen (siehe unten), gibts nun zwar schön bunte, aber doch piefige und grüntechnisch-stadtklimatisch unzureichende Blümchen.

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    Vorzustand: über Jahre immerhin hochgewachsen, hätte mE im Beet-Nordwest stehen bleiben können!

    Bild: https://rianmafotos.de/abload/11550/grnpostplatz77qj1e.jpg   Bild: https://rianmafotos.de/abload/11550/grnpostplatz80xkyw.jpg

    alle fotos ich

  • Annen-Höfe (TLG) - update

    zuletzt Post 779


    Eine Etage ist teilweise seit den letzten Bildern dazugekommen. Es hat jetzt schon eine große Wirkung auf den umgebenden Raum wie ich finde.



    Alle Bilder von mir.

  • Es schob sich ein Lückenfüller in die Lücke. ^.^ Fernblick von Augustusbrücke. Erste Fassadengerüste wurden abgenommen.

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  • zu den Mary Ann Apartments habe ich erst vor wenigen Tagen ein paar Fotos gemacht. Mir würde es gut gefallen, wenn vor dem Gebäude wieder Bäume gepflanzt werden. Bin sehr gespannt wie es am Ende insgesamt am Rande des Postplatzes wirkt ...



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  • Schalenbrunnen Dippser Platz / Promenadenring - eröffnet und in Betrieb, alle Gazetten berichteten

    PM der Stadt. Kosten 1,5 Mio €

    Fotorunde: ein Stück sozialistische Stadt kehrt ins globalisierte Heute zurück - ganz im (neo)barocken Sinne lebendig, heiter, glanzvoll und beschwingt.

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    Bild: https://rianmafotos.de/abload/11550/p1370829u1j40.jpg   Bild: https://rianmafotos.de/abload/11550/p1370831yzk95.jpg   Bild: https://rianmafotos.de/abload/11550/p1370834iqka6.jpg


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    ganz grosse Klasse das Ding, und wunderschön. :thumbup:. . . alle Fotos ich

  • Mal ganz ohne Ironie: in der Mangelwirtschaft der DDR hat man es geschafft, eine Vielzahl künstlerisch wertvoller Brunnenanlagen zu schaffen, die noch heute die Stadt zieren. Was hingegen ist seit 1990 passiert? Abgesehen von natürlich notwendigen Sanierungen und einiger Rekonstruktionen eigentlich nichts. Was ein Armutszeugnis für eine Kunst-/Touristen-/Einkaufs-/Landeshauptstadt.

  • in der Mangelwirtschaft der DDR hat man es geschafft, eine Vielzahl künstlerisch wertvoller Brunnenanlagen zu schaffen, die noch heute die Stadt zieren.

    m.W. war zu der Zeit ein Prozentsatz von etwa 2% der Bausumme von öffentlchen Gebäuden für die "Kunst am Bau" bzw. die Gestaltung des Umfelds reserviert.

  • Das ist heute immer noch so. 1% der Baukosten sollen bei öffentlichen Bauvorhaben für zeitgenössische Kunst ausgegeben werden.

  • Teppichklopfstange auf dem Postplatz nicht gering schätzen

    Ich dachte es sei 'ne Panzerdusche - vielleicht in Anspielung auf Juni '53. Inkontinente Teppichstangen sah ich noch nicht, aber es könnte auch das "Tor in die glückseelige neue (Postplatz-) Zukunft darstellen (?). :/


    Die Geldmittel sind mE keine Stellschraube für die Qualität der Kunst i.öff.Raum. Die meist geradezu lächerlich anmutenden Kosten von Projekten damals sind mit heutigen Bedingungen kaum vergleichbar, wo schon jedes Furunkel in die hunderttausende Euronen geht.

    Es lag als ein Aspekt eher am engeren Korsett des geduldeten Kunstbegriffs (also zB Vorgabe eines Bezugs zum Soz. Realismus), welcher wohl einst wie heute dem "Normalbürger" eher zusagt. Der freie Kunstdiskurs samt Fortschreiten ins hochakademisch Subjektive und Abstrakte sah und sieht hingegen in Wiedergabe schnöder Objekte wenig wahre Kunst und vergallopierte sich mE gleichsam wie die Architekturmoderne im Haß aufs Dekor in die von einer Masse ungeliebten Unansehnlich- bis Häßlichkeit. Die Ursachen dieser Verzerrungen sind inzwischen analysiert und bekannt, es hat lang gedauert bis die Medienreflektion kritisch und häufig genug ward, daß es in die Elfenbeintürme der Ausbildungsstätten vordrang. Vielleicht erleben wir wieder eine gewisse Renaissance unserer Künst hin zum Schönen und Guten - und v.a. weg vom einst wie heute allzu Ideologischen.

    Beim Schalenbrunnen allerdings handelt es sich um eine einfache Wiederaufstellung einer wertigen Anlage, die andernorts Platz machen mußte, ganz unabhängig von daherphantasierter DDR-Tümelei oder rückwärtiger Kunstideologie. Man wirds aber vergleichen dürfen mit dem neuen Brunnen dann vor den MaryAnnApps @Postplatz.

  • Den Schalenbrunnen finde ich persönlich jetzt nicht so knallermäßig, aber viele Dresdner haben ihn offensichtlich vermisst. Grundsätzlich habe ich Verständnis dafür, bei neuen Brunnen Zurückhaltung zu üben. Die Frage der Folgekosten schwebt über allem. Nun muss man der Post-Wende-Stadt ja zu gute halten, dass der Investitionsbedarf in bestehende Brunnenanlagen ganz erheblich war. Man denke hier nur an die Rekonstruktion der "Stürmischen Wogen" auf dem Albertplatz, die aufwendige Instandsetzung des Delphinbrunnens oder auch die Rekonstruktion des Mozartbrunnens.


    Aber archo hat natürlich insofern nicht unrecht, als dass die tatsächlich originären Neuanschaffungen nicht der Knüller sind. Mir fallen dazu auch nur spontan die Panzerdusche und die Sprudelsteine auf dem Altmarkt ein.


    Die schönsten "DDR-Brunnen" hat meiner bescheidenen Meinung nach übrigens Halle.