Dresden: Postplatz - Planung und Bebauung

  • Seufz! Die Zeilenbauten in den Vorstädten Dresdens verströmen leider keinerlei urbanes Flair. Trotz allerbester Vermarktungsaussichten entwickeln die zumeist genossenschaftlichen Besitzer dieser Zeilen kaum Initiativen zur Verdichtung ihres Bestandes. Eine in meinen Augen sehr gute Planung für die Seevorstadt-West basierte auf einem städtebaulichen Wettbewerb, den das Büro Trojan + Neu vor vielen Jahren gewonnen hatte. Damit sollten die verfügbaren Flächen mit winkelförmigen Gebäuden bebaut und die bestehenden Zeilen entsprechend ergänzt werden (siehe hier: https://www.dresden.de/de/stad…projekte/wiener_platz.php). Realisiert wurde davon leider gar nichts. Warum das so ist, kann ich auch nicht sagen. Vermutlich ist es den Genossenschaften zu anstrengend, sich mit ihren zumeist betagten Altmietern herumzustreiten. Hier kann man nur auf den natürlichen Lauf der Zeit hoffen.

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    Die Zeilenbauten haben den Vorteil, dass sie bzgl. Traufhöhe und Bauart gut nachverdichtet werden können, um sich einer geschlossenen Blockrandbebauung der Vorstädte wieder anzunähern, und bei anstehenden Sanierungen auch Umbau- oder Abrissentscheidungen getroffen werden können. Allein dieser Zielzustand müsste in Bebauungsplänen und Gestaltungssatzungen formuliert werden. So könnte sich statt eines radikalen Komplettumbaus langsam wieder ein dichter urbaner Stadtteil entwickeln, in den sich auch die Großbauten am Postplatz einfügen könnten.


    Historische Tiefe hängt übrigens nicht an der Bausubstanz, die kann auch wunderbar an wiederhergestellten Stadtgrundrissen und Nutzungen ablesbar sein. Am Neumarkt z.B. ist das aus meiner Sicht durch das geringe Alter der meisten Gebäude sogar sehr eindrücklich. Am Postplatz sind die wenigen an die Historie anknüpfenden Elemente der ursprünglichen Planung ja nicht umgesetzt worden und das sieht man dem Platz auch an.

    Gratiam habeas!

    Danke Civitas fortis für Deinen Kommentar. Ich kann mich dem nur anschließen.


    Soetwas hätte ich mir für die Bebauung Fritz-Löffler-Straße und Hochschulstraße gewünscht.


    Dennoch muss ich zugeben, dass die Sanierung der Platten hier sehr gelungen ist und schick aussieht.

  • Warum man im Chemnitz-Forum für Abrisse von Plattenbauriegeln plädiert und die Möglichkeiten der Stadtplanung, mit denen man auch ohne schnelle Umsetzung diesen gewünschten Zustand langfristig anstreben kann, richtigerweise formuliert, in Dresden aber Realitäten nicht änderbar sein sollen, würde ich gerne verstehen.


    Die Zeilenbauten haben den Vorteil, dass sie bzgl. Traufhöhe und Bauart gut nachverdichtet werden können, um sich einer geschlossenen Blockrandbebauung der Vorstädte wieder anzunähern, und bei anstehenden Sanierungen auch Umbau- oder Abrissentscheidungen getroffen werden können. Allein dieser Zielzustand müsste in Bebauungsplänen und Gestaltungssatzungen formuliert werden. So könnte sich statt eines radikalen Komplettumbaus langsam wieder ein dichter urbaner Stadtteil entwickeln, in den sich auch die Großbauten am Postplatz einfügen könnten.

    Auf den ersten Abschnitt bezogen: Chemnitz hat einen Wohnungs-Leerstand von knapp 17 Prozent, das entspricht einem Überhang an leeren Wohnungen von rund 25.000. Hinzu kommt, dass Chemnitz nach wenigen Jahren der Stagnation wieder Einwohner verliert, rund 1.000 Pro Jahr. Dresden hat diesen Leerstand und Überhang nicht und Dresden wächst. Deswegen kann ich in Chemnitz den Rückbau von Plattenbauten fordern - zugunsten der gewachsenen Strukturen, die in Chemnitz nach wie vor bedroht sind. Komplett andere Grundlagen.


    Im zweiten Abschnitt sind wir uns eh einig: Rückbau wird hier nicht funktionieren, ein Umbau der Siedlungen hin zu Blockrändern wäre möglich und würde ich sehr begrüßen. Leider - und auch das ist eine Realität - ist dazu der Flächendruck in DD noch zu gering und Preise für Bauland in der Gesamtstadt noch zu günstig. Bis es sich für Investoren lohnt in funktionierende Wohngebiete (ja, das Wohngebiet funktioniert für die Menschen die dort leben) wird noch viel Wasser die Elbe entlang fließen. Hinzu kommen neue Wohngebiet in peripheren Lagen der Stadt - Fehlplanungen der letzten Jahrzehnte.

  • Ich kann mir nicht helfen, aber mit einer Bebauung anstelle des Brunnenplatzes vor den MaryAnn-Apartments hätte der Postplatz geschlossener und besser gewirkt. Abhilfe könnten große Bäume als grüne Begrenzung des Platzraums schaffen. Allerdings wurden hier nur durchschnittlich große Bäume gepflanzt, die erst in vielen Jahren den Platz an der Stelle fassen werden.




    Auch sonst kann ich dem Brunnenplatz optisch nicht viel abgewinnen (Entwurf siehe #871)


  • Es ist die typische Dresdner Brunnenpfütze, die irgendwann abgestellt wird oder beschränkt einsatzfähig, weil versifft, verstopft, defekt oder als Kinderspaßpfütze/-dusche benutzt.

    Zukunftsvorherschau meinerseits: Gleiches wird am Ferdinandplatz entstehen.

  • Ich nehme mal an, die Arkaden/Rundbögen der Annenhöfe bleiben so, also so unverfugt? Schade, historisierende Neubauten mit unverfugten Betonplatten wirken auf mich persönlich immer irgendwie billig und schludrig ausgeführt. Da muss ich außerdem sofort an die historisierenden Platten im Berliner Nikolaiviertel denken. Die finde ich ziemlich hässlich.

  • Wie kann man denn so zynisch sein. Ist doch schön wenn sich Kinder an Brunnen erfreuen und diese nutzen.

    Das ist verboten. Und führt nicht selten zu Unfällen oder Erkrankungen (wovor aktuell von städtischer Seite EXPLIZIT gewarnt wird) bei den Kids und eben zu Mehrkosten für Erhalt und Reinigung von Brunnen, welche an anderer Stelle schon nicht mal mehr aufgewendet werden. Und ich kritisier weniger das respektlose Vereinnehmen von Stadtbrunnen als Billigbadewanne oder Spaßbad, sondern die einfallslose, billige "Gestaltung" als ewige Variante von pumpenbetriebenen Pfützen in dieser Stadt. Die dann aufgrund höherer Verdunstungsfläche mit geringem Wassergesamtvolumen mit mehr Wasser versorgt werden müssen, was in der Zukunft tendenziell eher abgestellt, statt zugeführt wird.


    Es gibt in den nicht figürlichen Brunnendesigns seit den 90ern (drehende Kugeln, beleuchtete "Fontänen", Flachwasserbrunnen) kaum ein Beispiel, was durchgehend und anstandslos betrieben wurde.


    Also meinetwegen nenn es zynisch, wenn man sich an die Regeln hält, die gesamte Situation im Blick hat und Unwägbarkeiten sowie Mehrkosten anspricht. Und vielleicht auch mal mehr als das simpelste, minimalistischste, ödeste und anspruchsloseste Design als Anspruch formuliert.

  • Neuer Platz am Postplatz - fertig, namenlos, Wasserspiel noch nicht in Aktion


    Noch ein Stück vollversiegelte "steinerne Stadt" nach heckmannscher Prägung. Ob die Platzfläche "funktionieren" wird, sollte man noch abwarten.

    Im Grunde und trotz Wasserspiel auch hier eine viel zu grosse Steinfläche ohne erkennbaren Nutzzweck und echter "Aufenthaltsquali".

    Jetzt nach Fertigstellung sieht man noch deutlicher, daß der Postplatz keinen weiteren "Nebenplatz" braucht. Besser wäre wohl gewesen, den GRÜNEN Promenadenring eisern durchzuziehen - auch mit viel mehr Baumreihen als jetzt. Hitzeklimatisch zumindest ein krasses Eigentor der "Stadtplanung".

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    Fotozeitpunkt: Samstag frühabend.

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    ^ weite baumlose Abstandsfläche vor Mary-Ann - offenbar für Gestühl potentieller Aussengastronomie.

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    ^ alle fotos elli kny

  • ^ gute Info. Im Übrigen bleibt noch die Aufgabe, was da als blaue Schrift im Wasserbecken geschrieben steht. Ich konnte es nicht entziffern, las nur mittendrin was von "weißen Schmetterlingen". :/ Also bitte hier mal den Text wiedergeben. Wenn Wasser läuft, dürfte man es gar nicht mehr lesen können... ^.^

  • Ich dachte neulich, es haben sich scheinbar schon die ersten Sprayer verewigt.

    Aber wuss wohl so sein... Konnte es aber auch nicht entziffern.

  • Wenn die Platanen mal groß sind, dürften die Abstände vollkommen ausreichen, was aber am versiegelten Platz nichts verbessert. Diesen hätte man LOCKER noch mit Beetgrün einfassen oder Rahmen können. Mir persönlich fehlt irgend nen attraktiver Hingucker, Hochpunkt, vertikales Kunstobjekt oder sowas... über diese ewige dusslige Wiederholung von Pfützenbrunnen in dieser Stadt hab ich mich sowieso schon zu häufig aufgeregt.

  • Der Hingucker ist der "Ein Leben ohne Freude...."-Spruch, der sich endlos wiederholt, so wie eben der Blick über die monotone Rasterfassade des Gebäudes eine weite Reise ohne Freude ist.


    Es passt alles zusammen. Die Freunde dieser Art des Bauens haben hier einen ganzen Platz bekommen, ebenso den Wiener Platz. Niemand hat ihnen Knüppel in die Beine geworfen. Und, können diese Plätze in irgendeiner Weise mit Altmarkt oder Neumarkt oder, sagen wir mal... Stresemannplatz mithalten?


    Fair wäre es, wenn man am Neumarkt ein Bauen nach klassischen Maßstäben beschauen könnte, ohne die vielen faulen Konzessionen, die gemacht werden mussten. Aber auch als Kompromiss funktioniert der Neumarkt hervorragend - und das sogar ohne Brunnen.


    Am Neustädter Markt ist die Stadtverwaltung nun auch "dran". Die bisherigen Leistungen dieser Leute lassen nichts Gutes ahnen.

  • Ich finde den Postplatz nicht unattraktiv. Er wirkt noch etwas steril und unbelebt, aber das wird sich mit der Zeit auch ändern - hier hoffe ich sehr auf Gastronomie direkt am Brunnenbecken. Die Bebauung zum Platz selbst finde ich großteils auch gelungen - insbesondere die Materialität der Neubauten und der öffentlichen Räume. Für mich ein absolutes No-Go ist die Residenz am Postplatz. Sowohl von der Materialität, der Farbgebung und der unruhigen Front in Richtung Promenade leider sehr verkorkst. Mit den übrigen Gebäuden kann ich sehr gut leben. Jetzt sollte das Ziel der Stadtplanung sein, auch die daran anschließende Wüste aus Zeilenbebauung an den Postplatz anzubinden und hier Lösungen für eine Nachverdichtung zu finden.

  • Durch die Bebauung am Postplatz und anderswo wird der Neumarkt zur einsamen Traditionsinsel degradiert. Mag sein, dass die Materialität der Neubauten hochwertig ist, aber ich kann auf dem Postplatz außer dem Schriftzug "Ein Leben ohne Freude ..." auch wirklich nichts erkennen an dem das Auge hängen bleiben würde. Hier wird demonstrativ zur Schau gestellt, dass hier absolut nichts gewachsen ist. Nicht der leiseste Versuch Vielfalt zu schaffen, stattdessen lauter gleichförmige öde Zeitgeist-Klötze. Die Annenhöfe wirken da noch am angenehmsten. Eine Rekonstruktion, zumindest der Fassade des Fernsprechamtes als Ausgleich, hätte dem Ort wirklich unglaublich gut getan. Und das sage ich, der ich kein allzu großer Freund von Rekonstruktionen bin. Sehr sehr schade!

    Dresden hat halt das spezielle Problem, dass nach dem Krieg vielerorts die Blockrandbebauung zugunsten von Wohnblöcken aufgegeben wurde. Wo es eine Blockrandbebauung nicht mehr gibt kann man auch keine Gebäude im Laufe der Jahrzehnte nach und nach durch andere ersetzen, wodurch ein neuer vielfältiger Gesamteindruck entstehen kann. Es bleibt nur die Stadtreparatur aus einem Guss.

  • Ich finde den Postplatz aktuell deutlich ansprechender und Urbaner als vor 10 oder 20 Jahren. Besonders gelungen und auch positiv von der Materialität finde ich mit Abstand die Annenhöfe, gefolgt vom Haus Postplatz und dem Hotelgebäude Motel One.


    Mir gefallen allerdings die Wohnhäuser an der Wallstraße und das SAP Gebäude überhaupt nicht. Für meinen Geschmack sind die Mary Ann Appartements in der Gliederung der Fassade nicht stimmig, und diese kühle rohe Betonfassade gefällt mir überhaupt nicht.


    Insgesamt ist die Bebauung eher Mittelmaß bis auf die drei genannten für mich Positiven Gebäude. Allerdings ist der IST Zustand wenn alles fertig und bezogen ist, schon annehmbar.


    Man darf nicht vergessen das es alles einzelne Renditeprojekte sind, und die Hauptinteressen der Investoren waren sicher nicht die Schönheit des Platzes.

  • ^ Wat? Nur der Postplatz (ausgenommen "Haus Postplatz")? Die ganze Prager Straße, Wilsdruffer Straße, der komplette Altmarkt, der Pirnaische Platz, Wiener Platz, ... Man klebt immer nur neue Pflaster auf Dresdens Wunden. Und wenn dann mal wieder eine Wunde geheilt werden soll (siehe Areal Neustädter Markt), gibt es keinerlei Engagement seitens der Politik und auch nur wenig aus dem Volk. Aber Hauptsache der neue "Verwaltungs- Prachtbau mit Öko- Dach" ist im Bau. Was ich damit sagen will ist, dass es kaum noch Jemanden in der Gesellschaft interessiert, wie unsere Städte aussehen. Hauptsache öko und billig, was auch grundsätzlich richtig ist. Aber warum nicht kombiniert mit Wiederaufbauten?? Was es da immer für einen Aufschrei gibt, wenn es heißt, man wolle bestimmte Bauten wiederaufbauen, dann wird leider oft die "Nazikeule" geschwungen. Aber, wenn es dann wiederaufgebaut wurde, wird es in den höchsten Tönen gelobt (nicht nur vom Volk). Dabei geben Wiederaufbauten der jeweiligen Stadt ihren einzigartigen Scharm wieder zurück. Und sie sind nicht so austauschbar, wie beispielsweise ein Europaviertel in Frankfurt, was beim besten Willen nicht schön ist.

    Wir sollten uns einfach mal wieder klar werden, was wir wollen. Betonwürsten (wo alle Häuser gleich aussehen (siehe Europaviertel in FFM und Berlin) oder historisch wiederaufgebaute Altstädte (im Stadtkern) und darum herum die Hochhäuser!

    Um aber nochmal auf den Postplatz und seine derzeitige Bebauung zurückzukommen. Es ist immer die Geschmackssache jedes Einzelnen, aber die Kritik hättest du auch konkreter formulieren können Manometer 🤝🏻 Und ja, persönlich hab ich mir auch mehr Wiederaufbauten gewünscht... Dann eben erst in 15 Jahren, wenn die Buden wieder abgerissen werden, weil sie völlig "runtergerockt" sind 😊😊