Leipzig: Neubau Universität (realisiert)

  • @ DaseBLN # 858


    Sie schreiben: "Auch werden m.W. sämtliche Epitaphen wieder angebracht, nur die Kanzel (die übrigens keineswegs im Lapidarium schmort, sondern in der Thomaskirche angebracht ist) ist weiterhin Streitpunkt."


    Beides ist falsch. Weder werden sämtliche Epitaphe wieder angebracht noch befindet sich die Kanzel in Thomaskirche.


    Weiterhin: "Die Frage ist, aus welchem Grund Dankwart Guratzsch zum jetzigen Zeitpunkt das ausgelutschte Thema Trennwand wieder rausholt."


    Die Antwort liegt auf der Hand. Es ist der geplante Trennwand-Einbau selbst, der dies Thema auch in Zukunft nicht verstummen lassen wird. Und sollte sie tatsächlich gebaut werden und sich danach, wie vorhergesagt, herausstellen, daß - entgegen der Ausschreibung, die eine "hervorragende Akustik" vorschrieb - deshalb akustische Einschränkungen festgestellt werden müssen, wird diese Trennwand erst recht thematisiert werden.

  • Beides ist falsch. Weder werden sämtliche Epitaphe wieder angebracht noch befindet sich die Kanzel in Thomaskirche.


    Ich hatte Kanzel und Altar verwechselt, das stimmt. Es ist allerdings nicht weniger falsch, wenn Herr Guratzsch behauptet, es wäre bereits klar, dass kein Platz für die Kanzel wäre. Was die Epitaphen betrifft, haben sie sicherlich Details dazu, welche der für teures Geld restaurierten Objekte nicht mit ausgestellt werden.


    Die Antwort liegt auf der Hand. Es ist der geplante Trennwand-Einbau selbst, der dies Thema auch in Zukunft nicht verstummen lassen wird.


    Wäre es nicht angebrachter, die Trennwand dann zu thematisieren, wenn wenigstens ein paar diese betreffende Entscheidungen oder Baumaßnahmen erfolgen, anstatt sie wahllos immer dann einzubringen, wenn von der Universität die Rede ist? So wirkt das etwas arg bemüht, um nicht zu sagen eifernd.

  • so ist es.


    bei einem 200 millionen euro bau die kosten für die glastür zu kritisieren, wirkt schon sehr albern, zumal sie bekanntlich die klimatisierung des andachtsraums ermöglichen wird. wenn schon kosten und zeitverzug thematisiert werden, dann müsste die frage konsequenterweise lauten, wie viel hätte gespart werden können, wenn einfach eine ganz normale aula gebaut worden wäre...

  • Dankwart Guratzsch keilt in der WELT mal wieder gegen das Paulinum im Allgemeinen und die berühmteste Wand der Stadt im Besonderen:


    Ein Gotteshaus? Oh Gott! Versteckt es!
    Wie linke Fundamentalisten und bürokratische Zauderer den Wiederaufbau der Leipziger Paulinerkirche verhunzten
    http://www.welt.de/print/die_w…Oh-Gott-Versteckt-es.html


    Das die 'Welt' teilweise einen stark rechts-konservativen Einschlag und nicht gerade von Qualität und geistiger Schärfe beseelt ist, war ja schon länger bekannt. Linke Fundamentalisten? :lach: Willkommen in der frühen 1990er Jahren!


    Zum Bau. Ja die Vereinfachung der Decke im Foyer ist schade. Trotzdem finde ich es recht gelungen weil die Streifen der Deckenbeleuchtung das Graphsiche der Fassade ganz gut wiedergeben. Wichtiger finde ich die Frage wann denn nun endlich die Flachbauten davor fallen.

  • AUGUSTEUM + AUDIMAX


    Impressionen vom "dies academicus" am 2. Dezember 2011. >>



    Im Foyer des Augusteum.



    Östliche Seite des Augusteum.



    Blick auf das neue Audimax.



    Der Internetpool für Studierende, auch wenn hier noch die Computer fehlen.



    Blick auf die leuchtende Decke.



    Die Wand mit Zugang zu einem Treppenhaus in Richtung Paulinum.



    Links rum zum Audimax und Leibniz-Forum.



    An der Wand sollen ehemalige Grabsteine/Tafeln aus der Universitätskirche? stehen.



    Auch hier befindet sich eine schöne Steinwand.



    Und soweit sind sie von der eigentlichen Wand entfernt, vielleicht aber auch nur an dieser Wand, siehe oberes Bild.



    Die Treppe führt zu Unterrichtsräumen.



    Unten angekommen.




    Und ein Blick in die Unterrichtsräume.



    Im Museumsfoyer. An diesem Tag waren zwei Modelle, dazu das Siegermodell, zum neuen Uni-Campus am Augustusplatz ausgestellt.



    Endlich angekommen im Audimax mit Blick in den Saal, welcher 800 Personen sitzend Platz bietet.




    Auch die Decke im Audimax sieht elegant und leuchtend aus.

  • Das Gebäude: Raumschiffartig, Kommandobrücke, ICC reloaded. Die Stützen: Feierlich, großzügig. Die Böden: allerwertigst! Die Steinwände: Endlich wieder 50er Innenarchitektur von ihrer besten Seite. Das Audimax: für ein solches geradezu opernhaft. Eine Frage bleibt: Halten die unglaublich dünnen Sitze einer Studentenrevolte stand?
    Ich mache mir keine Sorgen um das endgültige Aussehen des Kircheninneren. Wenns so weitergeht :daumen:


    Das Gebäude hat was leichtes von utopischen Zukunftsvorstellungen der 1950er Jahre, wie bei den Jetsons :)

  • Danke für die Fotos. Was ich sehe, gefällt mir leider nicht: Die Beleuchtung, die Säulen; der Boden in Kombination mit dem, was darüber folgt; überhaupt diese Einbauten ...


    Ich bin tatsächlich dankbar, dass ich in den 90ern noch unter Marx eintreten durfte, Paternoster fahren, an Tübke vorbei in die Mensa gehen - Ostmoderne atmen durfte, die für mich fremd und schön war.

  • ^ @ dancingdwarf


    Sie schreiben: "Ich bin tatsächlich dankbar, dass ich in den 90ern noch unter Marx eintreten durfte, Paternoster fahren, an Tübke vorbei in die Mensa gehen - Ostmoderne atmen durfte, die für mich fremd und schön war."


    Gut möglich, daß Ihnen in dieser Zeit niemand nahe gebracht hat, an welchem Ort dieser Bau entstanden war und welche Geschehnisse damit verbunden waren ... Gut möglich auch, daß Ihnen niemand von der Rolle der SED-Kreisleitung der Karl-Marx-Universität erzählt hat, die wenige Meter neben dem von Ihnen erwähnten Marx-Relief residierte. Denkbar auch, daß Sie von der malerischen Qualität des Tübke-Bildes beeindruckt waren, Sie aber bis heute nicht wissen, wer alles auf diesem Bilde sich verewigt findet.


    Als ich Ihre Zeilen las, erinnerte ich mich daran, wie die Universität in den 90er Jahren dringend Unterrichts- und Institutsräume suchte. Als der Vorschlag aufkam, das Gebäude der ehemaligen Leipziger MfS-Behörde, vulgo Runde Ecke, zu nutzen, hatte ich zunächst keinerlei Probleme damit. Das Gebäude war groß, innenstadtnah, kostengünstig, hatte genügend Räume und es waren inzwischen andere Zeiten.


    Erst als ein Kollege fragte: "Würden Sie auch in den Baracken eines ehemaligen KZs unterrichten?", kam ich ins Nachdenken über den möglichen zukünftigen Universitätsstandort. (Es kam schließlich nicht dazu, es fanden sich andere Gebäude.)


    ____________________________________


    Danke an Dave LE für die eingestellten Bilder.


    Bei so viel Moderne im Neuen Augusteum gäbe es im Innern der zukünftigen Universitätskirche und Aula doch genügend Möglichkeiten, unaufgeregt und ohne Effektstreben an die jahrhundertealte Bautradition und Geschichte der Leipziger Universität anzuknüpfen sowie an die Geschichte der ersten deutschen Universitätskirche, - der Paulinerkirche, die schon rund zweihundert Jahre bestand, bevor 1409 die ersten Gelehrten und Studenten aus Prag nach Leipzig kamen, um hier eine Universität zu gründen ...

    Einmal editiert, zuletzt von Bienitz ()

  • Gut möglich, daß Ihnen in dieser Zeit niemand nahe gebracht hat, an welchem Ort dieser Bau entstanden war und welche Geschehnisse damit verbunden waren ... Gut möglich auch, daß Ihnen niemand von der Rolle der SED-Kreisleitung der Karl-Marx-Universität erzählt hat, die wenige Meter neben dem von Ihnen erwähnten Marx-Relief residierte. Denkbar auch, daß Sie von der malerischen Qualität des Tübke-Bildes beeindruckt waren, Sie aber bis heute nicht wissen, wer alles auf diesem Bilde sich verewigt findet.


    Arrogante Unterstellungen von einer Person, die derart unbeweglich ist, dass ihr nicht mal das in Foren gängige Duzen gelingt?


    Pardon, mich interessieren Opfergefühle und Rachegelüste à la Erich Loest an dieser Stelle tatsächlich nicht. Die malerische Qualität alter wie neuer Leipziger Schulen halte ich für maßlos überschätzt. Die Vernichtung interessanter ostmoderner Bauten betrachte ich dagegen als erhebliches kulturelles Vergehen, nicht mehr, nicht weniger. Wenn man dann noch sieht, wie stümperhaft aktuell im Seminargebäude gebaut wurde, dann kommt durchaus die Frage auf, ob die Verantwortlichen noch bei Verstand sind.

    Erst als ein Kollege fragte: "Würden Sie auch in den Baracken eines ehemaligen KZs unterrichten?", kam ich ins Nachdenken über den möglichen zukünftigen Universitätsstandort.


    Dieser Vergleich ist absurd. Die Stasi war Unterdrückungs- und Überwachungsorgan eines diktatorischen Staats, deutsche Konzentrationslager waren (Vorstufen zu) Vernichtungslager(n). Im Übrigen bin ich für die Erhaltung und (umfunktionierte) Weiternutzung dieser wie jener Gebäude. Die Auslöschungsgelüste einiger Paulinerkircheneiferer sind mehr sehr zu wider.


  • Die Vernichtung interessanter ostmoderner Bauten betrachte ich dagegen als erhebliches kulturelles Vergehen, nicht mehr, nicht weniger. Wenn man dann noch sieht, wie stümperhaft aktuell im Seminargebäude gebaut wurde, dann kommt durchaus die Frage auf, ob die Verantwortlichen noch bei Verstand sind.
    .


    Mit Verlaub, wie "stümperhaft" mitunter die "interessanten ostmodernen Bauten" ausgeführt wurden ist vielfach belegt und bedarf hier hoffentlich keiner Erläuterung mehr. Es sei nur mal an den Palast der Republik erinnert. Darüberhinaus sehe ich kein Problem darin, Bauten die weder ästhetisch noch städtebaulich wertvoll oder von Vorteil sind zu erhalten. Schließlich waren sie es, die sich brutal in das vorhandene Statdbild hineingepresst haben ohne Rücksicht auf Verluste. Jetzt zu verlangen man solle sich ausgerechnet an diesen Bauten orientieren ist doch blanker Hohn.

  • @ dancingdwarf


    Bitte, zurück auf den Boden der Tatsachen...
    Wir duzen uns?! ;) Meinst du mit der "Vernichtung interessanter ostmoderner Bauten" den Abriss des alten Rektoratsgebäudes? Wenn ja, was war an dem Bau für dich so interessant? Zur Vernichtung: Nachdem der Uni-Riese vom Freistaat enteignet wurde, brauchte die Universität neue Räumlichkeiten. Auch deswegen wurde der Campus umgestaltet. Ein weiterer Grund für die Vernichtung ist die Tradition, die man mit den Uni-Gebäuden assoziert. Das neue Gesicht am Augustusplatz soll wieder auf eine 602-jährige Geschichte/Tradition (inkl. Paulinum gar mehr) verweisen. Der alte Campus sollte genauso eine moderne, vorwärtsgerichtete, zukunftsorientierte Tradition in spe zelebrieren und die bisherige Geschichte, Achtung Wortwahl, in den Hintergrund rücken.
    Zum Seminargebäude: Was wird denn im Seminargebäude stümperhaft gebaut?

  • @ dancingdwarf.
    wer wen wann duzt, kann glaube ich jeder selbst entscheiden. user bienitz hat seinen erfahrungsschatz und argumentiert aus diesem. das sollten wir hier in diesem forum respektieren.


    der neubau wird zeitlebens immer wieder gäste und studenten an die alte kirche erinnern und idealerweise fragen an die zeiten zwischen 1968 und 2014 (sofern fertig) aufwerfen. das ist doch die größte leistung des architekten. ein denkmalnachgebäude geschaffen zu haben, was (sicherlich für einige nur unzureichend) die geschichte aufarbeitet.

  • Ich persönlich hatte auch bereits in den 90ern das Vergnügen, regelmäßig im Haupt- und Seminargebäude zugegen zu sein, auf mich hatte es abgesehen vom durchaus spannenden und damals schon seltenen Paternoster einen eher abgefuckten Eindruck gemacht. Kein Vergleich mit wirklichen Ikonen der DDR-Moderne. Hier jetzt den DDR-Unigebäuden, die ich keineswegs zu den Höhepunkten deutsch-sozialistischer Baukunst zählen würde, hinterherzuweinen, oder sich beim Gedanken daran, dass das Paulinum natürlich auch wieder eine Kirche ist, zu schütteln, ist nur die andere Seite der gleichen Medaille, die in einem anderen Architekturforum gepflegt wird: dort wird dann ungestört von Wissen um die Wiederaufbaudiskussion weiterhin die Kirchenreko zusammen mit einer Rechristianisierung Sachsens gefordert und bereits der baldige Abriss des Gebäudes vorausgesagt.


    Ich finde übrigens den neuen Haupteingang richtig gut:





    Erhabene Buchstaben anstatt die aufgeklebten (?) wären aber schon schöner gewesen.

  • danke für die bilder dase. wahrscheinlich war das auf dem glas nicht so einfach zu lösen mit erhabenen buchstaben. könnte man aber vielleicht mal vorschlagen ;)

  • Die aufgeklebten Buchstaben dienen dazu, ob die richtige Schriftgröße und Schriftstärke gewählt wurde. Anscheinend ist dem so. Es werden also später noch einzelne Buchstaben, wie wir es uns wünschen, an die Fassade angebracht.


    P.S. Sehr schöne Bildmotive, DaseBLN, so macht anschauen Spaß! :D

  • Danke für die Fotos. Mir gefallt's auch.


    Zitat von dancingdwarf

    Die Vernichtung interessanter ostmoderner Bauten betrachte ich dagegen als erhebliches kulturelles Vergehen...


    Deine Meinung sei dir unbenommen, für die anderen zeige ich nur noch einmal den ostmodernen Bau, auf den du dich beziehst und der hier vorher stand:



    Bild: baukasten

  • Ich glaube man brauch hier nicht groß argumentieren - obwohl diverse Ansichten natürlich immer einen Platz auf der Diskussionseben haben sollten.


    Trotzdem - das von 'Cowboy' gezeigte Vergleichsbild zeigt eindeutig was für eine städtebaulich Dominanz und Funktion die neuen Gebäude einnehmen werden. Das alte Hauptgebäude war leider nie im Begriff hier eine über 600 Jahre alte Lücke zu füllen sondern hatte immer das Antlitz eines reinen Übergangs. Vielleicht war das ja auch der heimliche Gedanke der Bauherren. Es gibt gute DDR-Architektur und das brauch man gar nicht zu hinterfragen - zu sehen ja an der Oper und dem Gewandhaus gleich nebenan. Die Universität ist wieder Herr im Hause Augustusplatz und das auch im Kontext mit der Stadt und seiner Geschichte.


    @ Dase - ich wusste nicht dass die Fassade des Augusteums nach unten aufgeht. Sehr gutes Detail ohne welches die Fassade wahrscheinlich zu monoton erscheinen würde.

  • Ob alle geretteten und restaurierten Epitaphien sowie andere Kunstwerke aus der Paulinerkirche im Neubau der Universität Leipzig gezeigt werden, kann ich nicht sagen.






    Der oben erwähnte Altar aus der gesprengten Paulinerkirche befindet sich gegenwärtig in der Thomaskirche. Pfarrer Wolff hat sicher nichts dagegen, wenn der Altar in naher Zukunft im Paulinum aufgestellt wird.






    Thomaskirche leipzig choir [Public domain], von en:User:Zarafa (en:Image:HPIM4521.jpg), vom Wikimedia Commons







    Der Altar ist sicher in einem guten Zustand und benötigt hoffentlich keine aufwendige Restaurierungsarbeiten. Die anderen Kunstwerke mussten oder müssen noch aufwendig restauriert werden. Verständlich, wenn diejenigen, die die aufwändigen Arbeiten ausgeführt haben - also die Mitarbeiter der Universität Leipzig-, die restaurierten Stücke unter optimalen Bedingungen zeigen wollen.


    Manchmal wird der Eindruck erweckt, dass die Kanzel aus der Paulinerkirche nur wieder aufgestellt werden muss. Leider hat sie erheblich gelitten und muss aufwändig restauriert und Teile neu gefertigt werden.



    Hier findet man einige Fotos, die den Zustand der Kanzel zeigen.




    Barockkanzel 1


    Barockkanzel 2


    Barockkanzel 3