Leipzig: Neubau Universität (realisiert)

  • ^ Hier ein wie üblich detaillierter Artikel in der Lizzy. Andernorts hat ja Debütant Riesz bereits ein Bild gepostet.


    Auf der Baustellendokumentationsseite von Frank Eritt ist mit im Übrigen heute eine Slideshow aufgefallen, die zwar bereits älter ist (Ende Juli), aber einige Einblicke in Augusteum und Paulinum bietet, die wir hier so im Forum noch nicht gesehen haben. Als da wären Foyer des Audimax, der große Hörsaal, die geätzten Fensterscheiben von Innen, das schräge Treppenaus im Dach des Paulinums oder Ausblicke aus den Büros. Sehr empfehlenswert!


    Grüße,
    *D

  • In gewohnt pointierter und zugespitzter Weise schreibt Christian Wolff in seiner gestrigen Presseerklärung (http://www.lvz-online.de/download/content/091112_wolff.pdf), der derzeitige Zustand auf der Baustelle sei wahrhaft kein Zufall, denn wer ein solch grandioses Gebäude wie die neue Universitätskirche nicht will, könne nicht erwarten, dass es gelingt.


    Gut möglich und leider sehr nachvollziehbar, daß diese Einschätzung stimmt.


    Auch wenn Wolff bemerkt, daß der, der das Schwingen des Tanzbeins als die wichtigste Jubiläumsveranstaltung einer traditionsreichen Universität ansieht und sich dann auch noch dazu versteigt, den Ball zur „Weihe“ der neuen Universitätskirche zu erheben, - eine gestern in der LVZ veröffentlichte Bemerkung des Rektors, die vielerorts auf ungläubiges Kopfschütteln gestoßen sein dürfte -, zeige, auf welchem Niveau diese Universität inzwischen angekommen sei, dürfte er leider recht haben.


    Daß - die jahrelange Vorbereitung zunichte machende - Absage der Universitätsmusiktage im Jubiläumsjahr dieses Bild vervollständigt, bedarf keiner zusätzlichen Erwähnung.

  • ist der, der denkt, dass die nicht gewollte kirche ein grund dafuer ist, dass der vertigstellung des baus in verzug geraet nun auf der seite der universitaet oder der kirche der stadt?


    auch wenn Sie, Bienitz, es fuer zugespitz und pointiert halten so muss ich sagen, der kommentar ist wahrlich keine intelligente meisterleistung seitens Wolff´s. er ist eigentlich nur der gegenspieler ohne dem es dieses schauspiel, oder besser die zur schaustellung des duells nicht geben wuerde. das niveau ist bei beiden auf augenhoehe sonst haette keiner den langen atem der fuer diese augenkratzerei notwendig ist.


    dass die LVZ als einzigste lokale tageszeitung den beiden schaumschlaegern die buehne ueberlaesst bringt in viele gesichter der leipziger die frage zum ausdruck; wann endlich versiegt der kindische, provinzielle, und einfach sinnlose streit von leipzigs don camillo und pepone?


    bei aller entaeuschung ueber die absage der feierlichkeiten, die messe ist gesungen und wir buerger brauchen diese unendlichen interpretationen vermeindlicher naturgewalten nicht um uns einfach eine bauverzoegerung zu erklaeren.



    @ DAVE LE - ich habe eine engl. tastatur





  • Hier fehlt mir leider der Beleg zur Behauptung. Wann hat wer (von der Universität) denn gesagt, dass das Paulinum nicht gewollt ist?


    User Bienitz hat immer noch nicht verstanden, dass die Universität Leipzig das Paulinum zwar nutzen wird, aber nicht der Bauherr ist. Wo also liegt das Verschulden der Universität Leipzig, oder gar des Rektors Häuser? Wodurch hätte die Universität Leipzig den Bauverzug verhindern können?



    Universitätsmusiktage ohne Orgel, auf einer Baustelle? Wie bitte soll das praktisch funktionieren?






    Interpretiere ich das Foto der "Fahrradtiefgarage" richtig, so befindet sie sich exakt in dem Bereich, in dem hunderte Gelehrte, Universitätsprofessoren, zahlreiche Rektoren, verdiente Bürger Leipzigs, darunter Leipziger Bürgermeister, nebst ihren Familien bis zum letzten Maiwochenende des Jahres 1968 ihre letzte Ruhestätte hatten...


    Warum würde es mich bei der derzeitigen Universitätsleitung wundern, wenn auch nur eine kleine Gedenktafel in dieser "Fahrradtiefgarage" daran erinnern würde?!



    Thomaspfarrer Wolff hat in der verlinkten Presseerklärung noch als P.S vermerkt.:"Im Refektorium des Thomasklosters, auf dem nördlichen Thomaskirchhof, die heutige Tiefgarageneinfahrt, gelegen, wurde am 02.Dezember 1409 die Universität Leipzig gegründet."


    Hab mal nachgeschaut: In der Tiefgaragenzufahrt gibt es weder eine Gedenktafel für die Toten des Thomaskirchhofs, noch für das das Gründungsereignis. Da kann sich ja der Thomaspfarrer Wolff noch betätigen.



    Die Thomaskirche war bei den Montagsdemonstrationen übrigens verschlossen. Der damalige Thomaspfarrer Ebeling hat die Kirchentüren deutsch exakt 18:00 Uhr verschlossen. 18.30 Uhr wurden auf dem Thomaskirchhof die Demonstranten von der Polizei verprügelt. Begründung des Thomaspfarrers Ebeling für die verschlossenen Kirchentüren: Die Kirche soll sich aus der Politik heraus halten. Die Demonstranten waren ihm egal. Wie konsequent sich Thomaspfarrer Ebeling aus der Politik heraus gehalten hat: siehe Link.



    Engagiert sich Thomaspfarrer Wolff nicht dafür, dass es keinen verkaufsoffenen Sonntag in Sachsen gibt? Natürlich mit einer AUSNAHME.

  • ^
    Stahlbauer schrieb: "Universitätsmusiktage ohne Orgel, auf einer Baustelle, wie bitte soll das praktisch funktionieren?"


    Genau so, wie es bis vor wenigen Tagen geplant war.
    Genau so, wie es am 2. Dezember "funktionieren" wird, wenn Mendelssohns Lobgesang an jenem Ort wieder erklingen wird, an dem Mendelssohns Sarg aufgebahrt war.


    Wer bitte sollte die Absage der Universitätsmusiktage authentischer einschätzen können als die Vertreter der Leipziger Universitätsmusik selbst?:


    http://uni-leipzig.de/unichor/…sletterCont.inc.php?id=11


    Ein weiteres: Warum bitte wird das Gebäude am 4. Dezember unmittelbar vor der ersten, lange verbindlich zugesagten kirchlichen Nutzung (4. Dezember, 24.00 Uhr) von der Universität wieder "übergeben", s.d. diese Veranstaltung ebenfalls nicht wie geplant stattfinden kann?


    Weil die Universitätskirche St. Pauli und Aula noch eine Baustelle ist? Das ist sie am 4. Dezember nicht mehr und nicht weniger als am 2. Dezember ...


    P.S.: "User Bienitz hat immer noch nicht verstanden" ... schreiben Sie. Seien Sie versichert, das erinnert mich doch sehr an "Schüler Bienitz", "Soldat Bienitz", "Student Bienitz", "Bürger Bienitz", der etwas nach Meinung seiner Vorgesetzten "nicht verstanden" hatte. Zum Beispiel das "Wesen der Diktatur des Proletariats", die "Notwendigkeit des antifaschistischen Schutzwalles", "das Absterben der Religion unter den Bedingungen des entwickelten Sozialismus" oder die Vernichtung der Universitätskirche St. Pauli "zur Schaffung einer sozialistischen, modernen Karl-Marx-Universität".


    Wenn Sie die Vorgänge vom 2. Oktober 1989 auf dem Thomaskirchhof zu beschreiben versuchen, sollten Sie wissen, daß ich bzw. "User Bienitz" damals dort erlebt habe, was nach der Auflösung des Demonstrationszuges vor dem Hauptbahnhof geschah. Übrigens zusammen mit einem Pfarrer.

    Einmal editiert, zuletzt von Bienitz ()

  • Bienitz:


    ich hab´s am 2. oktober ´89 auch erlebt. zusammen mit polizeihunden, die hinter uns her waren. und die thomaskirche war verschlossen. danke für nichts.


    wer den thomaskichhof mit einem glaswürfel verhübscht, um darin nippes wie fingerhüte mit bach-abziehbildchen zu verhökern, sollte sich zum thema gestaltung der uni eh zurückhalten.


    im von user bienitz verlinkten artikel steht übrigens, dass die universitätsmusiktage wegen finanzieller defizite abgesagt wurden. im klartext: der freistaat hatte keine weiteren gelder für sicherheitsabsperrungen, deko und bauverzüge freigegeben. es war also keine entscheidung der uni. im übrigen fällt auch der profane ball zum uni-jubiläum aus.
    wie gesagt: es ist halt eine baustelle.

  • @ dj tinitus


    Sie schreiben heute als einer, der am 2. Oktober 1989 nach eigenen Angaben fünfzehnjährig war, "danke für nichts".
    Vielleicht denken Sie über diese drei Worte noch einmal nach. Sie haben verschiedene Gründe, wenn Sie damals dabei waren, für vieles sehr dankbar zu sein.


    P.S.
    Versuchen Sie bitte nicht den Eindruck zu erwecken, die Absage der Universitätsmusiktage und der verbindlich zugesagten kirchlichen Veranstaltungen durch die Universitätsleitung wäre ursächlich begründet in mangelnden Geldern seitens der Staatsregierung für " sicherheitsabsperrungen, deko" o. ä., denn es stimmt einfach nicht.

  • ich bin auch kein dj.
    89 war ich 18, ging auf die eos "karl marx" und in die junge gemeinde der gnadenkirche. ebeling habe ich gar nichts zu danken.


    bauherr der uni ist - wie user stahlbauer ihnen erst vor ein paar stunden wieder versuchte klarzumachen - der freistaat sachsen. er entscheidet, was auf der baustelle passiert. und was nicht.


    als entschädigung für meine falschen alters- und berufsangaben: wenn das stück nicht geschoben wird, kann sich am freitag thomaspfarrer wolff wieder in der bild verbreiten.
    auch darüber können wir dann hier diskutieren, aber bitte dabei nicht das thema
    a r c h i t e k t u r aus den augen verlieren.

  • Im nachmittaglichen Gegenlicht wirkt die Innenhoffassade des neuen Hauptgebäudes besonders schön finde ich.
    In natura merkt man, dass wirklich hochwertige Materialien verwendet wurden.


    Erst etwas früher am Nachmittag:




    (Interessant auch, wie die Fassade unten ganz schwarz anfängt und nach oben hin immer weisser wird)







    Kurze Zeit später änderte sich das Licht:









    Ich glaube man sieht die Turmhaube der Nikolaikirche im Glas reflektiert:



    Vom Institutsgebäude aus findet man eine ungewöhnliche Ansicht:


    Hier wirds auch langsam:


    Entschuldigt bitte die Unschärfe!
    (Quelle: Eigene Bilder)

  • Besten Dank, Riesz, für die Detail-Aufnahmen :D


    Für bloße Danksagungen in Zukunft bitte das Renommee-System benutzen. Cowboy.

  • Vielen Dank für die Bilder, Riesz. Ich frage mich, wenn das Paulinum auf der - städtebaulich gesehen völlig unwichtigen - Innenhofseite schon so beeindruckend wird, wie wird dann erst die Schokoladenseite zum Augustusplatz aussehen? Das letzte Bild lässt vermuten, dass es wahrscheinlich noch grandioser werden wird. Vielleicht sogar schon ein bisschen größenwahnsinnig (bezogen auf die großdimensionierte Kirche, bei der - allerdings eindeutig ideologisch rotgefärbte - Kritiker bereits Parallelen zu einem Großsektenbau ziehen).

  • Wer die noch im Werden befindliche Innenarchitektur der Universitätskirche St. Pauli erleben will und für den 2. Dezember keine Karten erhalten konnte, kann dies bei freiem Eintritt tun am Sonntag, dem 6. Dezember, um 11.15 Uhr. http://www.paulinerkirche.de/gottesdienst1209.pdf


    Es wird ein historischer Tag werden. Erstmals seit 41 Jahre wird wieder ein Universitätsgottesdienst am angestammten Ort stattfinden wie über viele Jahrhunderte zuvor. Passend zur ehemaligen Wirkungsstätte Bachs erklingt auch erstmals wieder eine Kantate desselben.


    Daß der ursprünglich verbindlich zugesagte und vor kurzem dann durch die Universitätsleitung abgesagte Gottesdienst doch noch wie vorgesehen stattfinden kann, ist dem Engagement Leipziger Bürgerinnen und Bürger, die sich mit der Absage weder abfinden wollten noch konnten, sowie dem Freistaat Sachsen als Bauherren zu verdanken.

  • ^
    Selbstverständlich befinden sich unter jenen Bürgerinnen und Bürgern Leipzigs, die sich mit der Absage des verbindlich zugesagten Gottesdienstes durch die Universitätsleitung weder abfinden konnten noch wollten, Universitätsangehörige. Aber so meinen Sie Ihren Satz vermutlich nicht. Wie aber dann?


    Mein Dank jedenfalls gilt all denen, die dieses historische Ereignis am 6. Dezember doch noch ermöglichen und sich dafür intensiv eingesetzt haben.


    Schöner noch und dem Universitätsjubiläum angemessener wäre es natürlich gewesen, wenn der Jubiläumsgottesdienst am 1. Dezember mit seinen zahlreichen Gästen aus dem In- und Ausland, wie von der Universitätsgemeinde gewünscht und bei der Universitätsleitung beantragt, in der Universitätskirche St. Pauli auf Universitätsgelände hätte stattfinden können und nicht in der Thomaskirche. Der entsprechende Antrag war bereits im Spätsommer aus "organisatorisch-technischen Gründen" seitens der Universitätsleitung abgesagt worden.

  • es ist dem universitätsjubiläum sehr angemessen, dass die erste veranstaltung im neubau eine veranstaltung der universität sein wird.


    um wieder auf das thema architektur zurück zu kommen:
    ärgerlich ist, dass bezüglich der dachgestaltung des hauptgebäudes alles auf einen rechtsstreit zwischen land und architekten hinaus zu laufen scheint. schlimmstenfalls könnte noch jahrelang ein anblick wie auf dem drittletzten bild drohen.

  • ^ dj tinitus schrieb: „es ist dem universitätsjubiläum sehr angemessen, dass die erste veranstaltung im neubau eine veranstaltung der universität sein wird.“


    Zunächst einmal sollten Sie wissen, daß Universitätsgottesdienste Veranstaltungen der Universität sind.


    Hätten damalige Leitungen der Universität Leipzig (KMU) nicht seit den fünfziger Jahren beim SED-Politbüro u.a. intensiv wieder und wieder auf die Vernichtung der Universitätskirche sowie die Augusteums gedrängt, bis diesem „Ersuchen“ schließlich nachgekommen wurde, hätte es ohne die verbrecherische Sprengung im Mai 1968 bis heute allein an sonntäglichen Universitätsgottesdiensten über 2150 (in Worten: über zweitausendeinhundertundfünzig) am angestammten Platz gegeben. Ganz abgesehen von Semesterbeginn- und Semesterabschlußgottesdiensten, die noch hinzukommen.


    Und da halten sie es tatsächlich für nicht angemessen, daß im Nachfolgebau der gesprengten Universitätskirche St. Pauli, dem gerade entstehenden sog. Kirche-Aula-Bau - also jenem Universitätsbau der zukünftig neben anderen Veranstaltungen wieder den kirchlichen Veranstaltungen an der Universität Leipzig dienen wird -, wenige Stunden vor dem Festakt am 2. Dezember der Jubiläumsgottesdienst zum 600-jährigen Bestehen der Universität Leipzig zusammen mit zahlreichen Gästen aus dem In- und Ausland stattgefunden hätte?!
    Und dies, obwohl die Leipziger Universitätsgemeinde seit 1968 über nunmehr 41 Jahre aufgrund eines Verbrechens ins Exil hat gehen müssen und nun endlich, endlich wieder zurück kann?
    Und dies, obwohl unter der Sprengung der Universitätskirche St. Pauli niemand so sehr zu leiden hatte wie gerade diese Universitätsgemeinde?
    Und dies, obwohl es diesen Nachfolgebau in dieser Form nie und nimmer geben würde, wenn an seinem Ort nicht über 729 Jahre die Paulinerkirche gestanden hätte und wenn er nicht neben anderen Veranstaltungen gerade den kirchlichen an der Universität Leipzig dienen soll?


    Genug davon.
    Kann jemand evtl. mitteilen, wie der exakte momentane Sachstand hinsichtlich der Dachabdeckungsproblematik (Naturstein vs. Aluminiumabdeckung) ist?
    Wird mit der Anbringung gewartet, bis ein Gericht darüber entschieden hat oder ist davon auszugehen, daß zunächst Tatsachen geschaffen werden, die den Intentionen des Architekten zuwiderlaufen?

  • ^ Eggeraat hat Klage eingereicht, die, falls ich mich recht entsinne, aufschiebende Wirkung hat. Der Freistaat möchte weiterhin eine bedruckte Aluminiumabdeckung anbringen, Schlichtungstermine führten zu keinem Ergebnis. Ich kann verstehen, dass man Kosten sparen möchte, vermute aber, dass der Eindruck, insbesondere nach Jahren, bei Naturstein wirklich ein anderer sein wird. Das sieht man ja an den vielfältigen Reflektionen der bisher angebrachten Fassadenelemente.

  • Bienitz: selbstverständlich gebührt es dem rektor, dieses gebäude einer staatlichen universität in empfang zu nehmen.


    @dase bln: vor allem müsste sich dem freistaat die frage der kosten/nutzen-relation dieses rechtsstreits stellen. erhält van egeraat recht, muss eh nach seinen plänen gebaut werden. und selbst wenn sich der freistaat durchsetzen könnte, dürften sich die angestrebten einsparungen durch erhöhte kosten infolge des bauverzugs und witterungsschäden nicht realisieren lassen.