Leipzig: Neubau Universität (realisiert)

  • ^ Die Beschwerdebriefschreiber in der LVZ sind mehrheitlich älter als 70 und gehören zur Klientel, die sich bis jetzt nicht mit der Tatsache angefreundet hat, dass da keine Reko hinkommt. Da wird dann mal fix eine 10 jährige Diskussion ausgeblendet, die auch mit weitaus schlechteren Gebäuden hätte Enden können. Da ist dann selbstverständlich die Rede davon, dass der Augustusplatz nie wieder der schönste Platz Deutschlands wird (war er das mit dem DDR-Büroriegel?) und natürlich auch, dass alle anderen Bekannten das ebenfalls so sehen. Kritik am Namen kam dabei übrigens ausschliesslich aus architektonischer Sicht. Dass das alte Café Felsche auch diverse unterschiedliche Fassaden hatt, wird dabei geflissentlich vergessen - nur das Café Felsche, dass man persönlich als Kind kennengelernt hat, darf diesen Namen tragen - jawoll!


    Was das "Paulinum" betrifft gehen wir ja soweit konform, das ist korrekt.


    Das Café Felsche mit abgerüsteter Nordfassade und eröffnetem Vapiano-Restaurant:


    Im Neuen Augusteum werden wie man sieht jetzt übrigens auch die Scheiben eingesetzt, eventuell kann die Fassade zum Augustusplatz bis Ende des Jahres wirklich äußerlich soweit fertiggestellt werden.

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    Wenn ich die veröffentlichte Lesermeinungen richtig verstanden habe, ging es neben der Kritik am Erscheinungsbildes des Neubaus vor allem um die Namensgebung.


    Vapiano dürfte nun einmal eher das Gegenteil eines familiengeführten Cafés sein. (Anregend übrigens der Artikel über diese Kette auf Wikipedia ...)
    Deshalb sehen die ganze Geschichte nicht nur Leipziger über 70 kritisch.
    Fehlt bloß noch, hörte ich neulich, so ein Mc-Unternehmen setzt an den Neumarkt einen Klotz und nennt das ganze dann Café Corso.

  • ^ In der gedruckten Ausgabe wurden zwei Leserbriefe zum Thema veröffentlicht. Einmal regt sich eine Ursula Gutmann über den "hässlichen, nichtssagenden Bürokoloss" auf, gegen die die "Milchtöpfe" noch "ertragbar" (steht das Wort im Duden?) sind, hofft, dass aufgrund dessen die Nachkommen "Einspruch wegen Namensmissbrauchs" einlegen. Abgesehen von der Absurdität der Forderung geht es hierbei nur um das Aussehen - die Leserbriefschrieberin hätte eine Reko augenscheinlich besser gefunden. Der zweite Leserbriefschreiber Karl-Heinz Kramer echauffiert sich darüber, dass ein Italiener und kein Kaffehaus einzieht. Auch hier keine Rede von einer Kette oder Systemgastronomie. Es geht also um die Namensgebung, allerdings in Zusammenhang mit der Architektur, nicht mit Systemgastronomie. Beide Schreiber dürften übrigens der Rentnerfraktion zugeordnet werden können, wenn nicht, fress' ich nen Besen


    Eine Vergleich mit McDonalds ist, was Ambiente und Qualität der Speisen betrifft, übrigens absurd. Vorm Kritisieren vielleicht erstmal selber hingehen. Auch hat Vapiano hier nicht selber einen "Klotz" hingesetzt, sondern das Gebäude ist Teil des auch unter den Bürgern Leipzigs mehrheitlich gelobten Kompromissentwurfs von van Egeraat. Erst dieser hat überhaupt dafür gesorgt, dass ein ähnliches Gebäude wie das Café Felsche nochmal entsteht. Interessant wäre auch, wo man in Leipzig bitteschön einen privaten Inhaber für ein zweistöckiges Café dieser Größe auftreiben will, der nicht nach einem halben Jahr wieder Pleite ist. Das übliche Phänomen: Meckern, ohne Lösungsmöglichkeiten anzubieten. Dass es schade ist, das dort kein inhabergeführtes Café entsteht, habe ich auch bereits geschrieben, man soll aber mal bitte nicht so tun, als ob nun nie mehr die Möglichkeit dafür besteht.

  • Man könnte es auch sarkastisch ausdrücken: Da wir nicht mehr "den schönsten Platz Deutschlands haben" und dieser auch leider niemals wiederkommen wird, brauchen wir auch kein gemütliches Cafe mit Blick auf selbigen. Die gefundene Lösung könnte somit nicht besser sein und passt zu 100% zum mittelmäßigen Platz. :D Es ist, war und bleibt ein Kompromis. Wenn auch ein durchaus bemerkenswerter.

    Einmal editiert, zuletzt von LEgende ()

  • ja ja.


    das bild in #526 vermittelt ganz gut, dass sich van egeraat bei der materialwahl für die fassaden wohl an die von kulka gefundene lösung für den ex-uniriesen angelehnt hat. so bleibt er optisch in den unikomplex einbezogen.


    das ist übrigens einer solcher kniffe, die mich in einem architekturforum mehr interessieren, als die frage, aus welchen tassen der kaffee getrunken wird.

  • ^ Ja, ich hoffe auch, dass das Ganze am Ende aufgrund der ähnlichen Steinverkleidungen wie aus einem Guss wirken wird. Die Parallele zwischen Verkleidung des Uniriesen und der helleren Front der Paulinerkirche war mir so noch gar nicht aufgefallen.


    In der morgigen LVZ meckert schon der nächste. Ebenfalls wegen der Architektur. Fragt sich nur, wo diejenigen die letzten 15 Jahre verbracht haben, haben sie keinerlei Diskussionen mitgekriegt und waren sie nicht in der Lage, die Entwurfszeichnung richtig zu deuten, auf der der Café-Neubau direkt vorne zu sehen war? Wer jetzt noch aus den Löchern gekrochen kommt und mit Konsequenzen für Politiker droht, zeigt nur, dass ihn das Thema gar nicht, sondern nur das Meckern interessiert.

  • Cafe Felsche

    Gruß,


    ob echtes Kaffee Felsche oder billige Imitation mit dem irreführenden Namen hin oder her.... Anbei ein paar Bilder von drinnen.


    von drinnen auf den Augustusplatz



    hier eine Hommage an das C.F. (siehe Mitte des Bildes)


  • Auf dem Dach der Paulinerkirche werden und die ersten Glasscheiben eingesetzt. Gesichtet aus der Sicht des Bürgers vom Augustusplatz.

  • ich freue mich auf den winter dann werde ich endlich nach leipzig fahren können um den wirklich schönen neubau in natura sehen zu können überhaupt entwickelt sich leipzig ja allgemein in einer sehr positiven und interessanten weise sowohl was den altbaubestand als auch die neubauten anbelangt (zb der anbau an der nationalbib.) und gerade das drückt sich auch sehr in dem neubau der paulinenkirche mit dem zitat der gotischen fensterform und der anlehnung an die frühere bebauung aus wie ich finde. wann ist denn der fertigstellungsstermin? (steht bestimmt hier irgendwo aber ich finds grad nich)


    Der Fertigstellungstermin hat sich von Dezember 2009 auf Dezember 2010 verschoben. Gruß, Cowboy.

  • Die jahrhundertealten Fresken, die noch aus dem alten Dominikanerkloster (wurde 1539 aufgelöst, säkularisiert und 1545 von Martin Luther als Universitätskirche St. Pauli geweiht) stammen, werden derzeit im Hof des Geologischen Instituts restauriert und sollen voraussichtlich im Januar 2010 im stark frequentierten Durchgang vom Haupt- zum Hörsaalgebäude ausgestellt werden. (Quelle)

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    Dank an Cowboy für den interessanten Link.


    Schön, daß die mittelalterlichen Fresken zurückkehren.
    Fragwürdig, daß dies für einen "stark frequentierten Durchgang" geschieht, währenddessen die meterhohen Nord- und Südwände des - ebenso kirchlich wie weltlich genutzten - Kirchenschiffes, so gänzlich kahl, d. h. ganz und gar ohne Kunst bleiben sollen.
    Einerseits wird gesagt bzw. beklagt, daß der Platz nicht ausreichen würde, sämtliche 1968 geborgenen Kunstwerke wieder aufzustellen, andererseits verzichtet man auf die Möglichkeit, in der Halle o.g. Wände zu nutzen.

  • nun, die fresken stammen ja auch nicht aus der kirche, sonderm aus einem gebäudeteil, welcher ende des 19. jahrhunderts abgebrochen worden war.
    erstaunlich ist, dass sie damals geborgen wurden und die zeit bis heute überstanden haben.


    bezüglich deiner beiträge verwundert hingegen folgendes:
    bislang hast du beklagt, dass die uni zeugnisse der früheren kirchlichen nutzung des ortes separieren oder verstecken wolle. die fresken an einer solch prominenten und für jeden zugänglichen stelle anzubringen, sollte daher doch eigentlich auch ganz in deinem sinne sein.

  • @ Bienitz:
    Aber die "Kirche" bleibt doch nicht ohne Kunst, dort kommen doch die alten Grabmale der Kirche wieder rein. Jene werden im Moment gerade aufgearbeit und werden alle wieder aufgestellt.

  • @ dj tinitus
    @ aixios


    Worum es mir geht ist folgendes:


    Die mittelalterlichen, wertvollen, zwar nicht aus der Kirche selbst, bekanntlich aber aus der Klosterzeit stammenden Fresken geistlichen Inhalts - "der größte Zyklus mittelalterlicher Wandmalerei in Sachsen" - werden an einem "stark frequentierten Durchgang zwischen Hauptbau und Hörsaalgebäude" angebracht werden, währenddessen die geradezu riesigen, meterhohen Wände des Kirchenschiffes, also jenes Teiles des Raumes, für den sowohl die Nutzung als Aula als auch als Kirche vorgesehen ist, kahl bleiben, obwohl dieser Raum, wie auch der Chorraum, klimatisiert werden wird.


    Meines Erachtens wäre es sinnvoll gewesen, diese enorme Kapazität sowohl für die Anbringung geborgener Epitaphe zu nutzen, die jetzt aufgrund von vorgeblichen "Platzmangel" nicht wieder gezeigt werden, als evtl. auch für die Anbringung der mittelalterlichen Fresken. Es bleibt mir unerfindlich, warum allein der Chorraum für die Wiederaufstellung der geborgenen Kunst genutzt werden soll, währenddessen die riesige Halle ohne Kunst bleiben soll.

  • zum einen wird der hauptraum nicht ebenso wie der chorraum klimatisiert (einer der gründe für die gläserne trennwand).
    zum anderen wurden die fresken damals für einen durchgang geschaffen, der wesentlich niedriger und schmaler war als es der hauptraum war und ist. damit sie ihre ursprüngliche wirkung auf die betrachter zumindest teilweise wieder entfalten können, ist es angebracht, sie wieder in einen ähnlichen räumlichen kontext zu stellen: also in die enge eines durchgangs und nicht in die weite einer halle.


    beim neuen hauptraum wird grösster wert auf multifunktionale nutzungsmöglichkeit gelegt (der grund für die zum teil "schwebenden" säulen und ein weiterer grund für die gläserne trennwand). weil er deshalb weder wie ein "museum" noch wie eine "gruft" wirken soll, wird in ihm auf ausschmückungen verzichtet.