Leipzig: Neubau Universität (realisiert)

  • ^^ dj tinitus


    Was ich mit "separaten Lösungen" zur Klimatisierung umschrieb, die nach Meinung des befragten Restaurators den Einbau der von der Universitätsleitung vehement verlangten Trennwand überflüssig machen, können Sie am Beispiel des Genter Altars nachvollziehen, der in St. Bavo hinter einer Panzerglasscheibe steht, die eine Klimatisierung des Werkes ermöglicht.

  • es ist vorgesehen, im andachtsbereich 21 grossepitaphe aufzuhängen, insgesamt 30 bis 40 gerettete kunstwerke zu integrieren. altar oder kanzel noch gar nicht eingerechnet.


    wäre es wirklich ästhetischer, "nutzungsfreundlicher" (und auch kostengünstiger), jedes dieser kunstwerke mit einem separaten panzerglas-klimaraum zu ummanteln? wohl eher nicht.

  • ^ @ dj tinitus


    Die ganz überwiegende Mehrzahl der Kunstwerke, deren Wiederaufstellung im Chorraum der Universitätskirche vorgesehen ist, benötigt aufgrund ihrer Materialbeschaffenheit (z. Bsp. Marmor) keine separate Klimatisierung, sondern nur einige sehr wenige.


    Der Umstand, daß dieser Sachverhalt öffentlich nicht bekannt ist, wie ich dies auch Ihrer Frage entnehme, wirft ein bezeichnendes Licht auf die Situation.


    Nun ist es allerdings so, daß bei diesem Bau, auf den mit den Worten des sächsischen Finanzministers ganz "Deutschland schaut", sich die Fragen, die beispielsweise mit der Errichtung der Trennwand verbunden sind, nicht ausblenden lassen - schon gar nicht in der überregionalen Medienlandschaft.


    Allein die Vorstellung, welcher Ansehensverlust für die Bach- und Mendelssohnstadt Leipzig sowie für die altehrwürdige Leipziger Universität eintreten würde, wenn nach einer - gegen den Willen des Bauherren, der Kirche, namhaften Prominenten, Musikern und Denkmalpflegern, zahlreicher Bürger usw. - durchgeführten Errichtung der millionenschweren Trennwand-Installation die befürchteten akustischen Beeinträchtigungen eintreten sollten und dann die Frage verhandelt werden würde, warum man diese buchstäblich in Kauf genommen habe, wo es doch zum Schutze der besonders schützenwerten Kunstwerke ganz andere, weltweit praktizierte Lösungen gegeben hätte, sollte Grund genug sein, solange es noch nicht zu spät ist, nach anderen Varianten zu suchen.

  • es ist beabsichtigt, holz-epitaphe, gemälde-epitaphe und stein-epitaphe (die ihrerseits zum teil bemalungen und teilvergoldungen aufweisen) aufzuhängen. für die glas-installation sind kosten in höhe von 630 000 euro veranschlagt.


    der umstand, dass diese sachverhalte von den kritikern nicht zur kenntnis genommen werden, wirft ein bezeichnendes licht auf die situation.


    was nötig, möglich und praktikabel ist, um die epitaphen zu schützen, wird ein "ausgewiesener fachmann wie dr. hiller von gaertringen" (zitat bienitz in # 382 über den kustos der kunstsammlung der uni) wohl wissen. ebenso verhält es sich mit dem angeblichen flatterecho-risiko. um dies zu beheben, gibt es ausgebildete akustiker und weltweit praktizierte lösungen.


    dies alles zusammengefasst:


    in wahrheit geht es doch weder um epitaphe, noch um akustik, noch um kosten.
    es geht um die glastür, mit der sich manche einfach nicht abfinden wollen.
    wenigstens so ehrlich sollte man doch sein.

  • ^ dj, du drehst dich im selben Kreis wie deine Mitdiskutanten. Mit der selben Herleitung kann man deinen Epilog umformulieren:


    "in wahrheit geht es doch weder um epitaphe, noch um akustik, noch um kosten.
    es geht um die christliche nutzung, mit der sich manche einfach nicht abfinden wollen.
    wenigstens so ehrlich sollte man doch sein."


    Insofern sollten wir einfach gespannt sein, wie die endgültige Lösung aussehen wird. Ich würde nur momentan nicht unbedingt meine Großmutter darauf verwetten wollen, dass die Glastür umgesetzt wird und wenn, dass sie lange bleibt.

  • wenn man sich mit keiner christlichen nutzung abfinden würde, hätte man keinen andachtsraum integriert oder eine betonwand vorgesehen.
    die ausschreibung für das glasportal ist übrigens bereits erfolgt.

  • ^^ @ DaseBLN


    DaseBLN schrieb:


    ""in wahrheit geht es doch weder um epitaphe, noch um akustik, noch um kosten.
    es geht um die christliche nutzung, mit der sich manche einfach nicht abfinden wollen.
    wenigstens so ehrlich sollte man doch sein."


    Insofern sollten wir einfach gespannt sein, wie die endgültige Lösung aussehen wird. Ich würde nur momentan nicht unbedingt meine Großmutter darauf verwetten wollen, dass die Glastür umgesetzt wird und wenn, dass sie lange bleibt."


    Natürlich haben Sie recht, treffen mit Ihrer Umformulierung wohl den Kern der ganzen Angelegenheit.


    Die Universitätsleitung will diese (nur zu ca. 50 % zu öffnende) Trennwand, die mit ihren hunderten Quadratmetern schon etwas umfänglicher als eine "Glastür" oder ein "Glasportal" (dj tinitus) ist, brauchte dafür eine Begründung, hat nun Probleme damit, daß diese Begründung nicht stichhaltig ist, weil es zum Schutze der tatsächlich schützenswerten Kunstwerke andere - weltweit praktizierte - Möglichkeiten gibt, mit der Folge, daß diese Begründung von immer mehr (Fach-)Leuten als vorgeschoben begriffen wird.


    Was die Kosten einer solchen Trennwand betrifft, ist es geradezu treuherzig, wie dj tinitus auf die bekannte Ausschreibungssumme von 630.000 Euro verweist, wohl um die von mir gemachte Aussage einer "millionenschweren Investition" geraderücken zu wollen. Es braucht dabei gar nicht auf gewisse Kalkulationen eines Leipziger Tunnels verwiesen zu werden. Soviel zu hören ist, übersteigen die eingegangenen Angebote die genannte Summe bereits jetzt beträchtlich ...


    Schön übrigens, daß Sie Ihre Großmutter, die sich hoffentlich bester Gesundheit erfreut, nicht wegen dieser Wand verwetten wollen.
    Sie wird es Ihnen hoffentlich danken.

  • frust macht offenbar blind dafür, zu sehen, wie sehr die uni sich bemüht, alle unterschiedlichen interessen unter einen hut zu bekommen.

  • Um auch wieder mal zum Baufortschritt zu kommen. Im von Dave bereits im neue Ufer Strang angesprochenen LVZ-Artikel über die "Kältestarre" auf den Leipziger Großbaustellen wurde berichtet, dass ursprünglich jetzt an Anbringen von Unterkonstruktionen für die Fassadenteile geplant war. Diese Arbeiten mußten nun eingestellt werden, interessantes Detail war aber, dass wohl auf der Rückseite des Hauptgebäudes sowie der Südseite des Paulinums/der Paulinerkirche begonnen werden soll. Es soll kaum einen Zeitverlust geben, da die Fassadenteile jetzt wohl in Werkstädten vorproduziert werden und dann nach Nachlassen der Kälteperiode im Akkord angebracht werden sollen.


    Ulkigerweise wurde hier auch noch kein Foto von der endgültigen Höhe des Café Felsche gezeigt, daher hier also mal drei Bilder, eher mit Schau- als Informationswert:




  • Weiß eigentlich irgendwer, was aus der geplanten Verbindung des Paulinums zum Institutsgebäude geworden ist, wie man hier z.B. auf dem Modell erkennen kann. Ist auf den Bauabschnittsplänen der Uni auch zu finden. Allerdings sieht der Baufortschritt aus der Ferne ja nicht so aus, als würde das noch realisiert werden.

  • Muss ja eigentlich. Bisher ist ja von der ganzen Sache noch gar nichts zu sehen. Hoffen wir doch, dass die Witterung bald besser wird, damit es im Dezember wenigstens halbwegs anschaulich aussehen wird, wenn eine Woche lang nur Bälle gefeiert werden. Ich bin dabei!

  • ^ Danke für die Info. Das sind leider sehr schlechte Nachrichten für den Campusneubau. Die lokale Presse hat von der Egeraat-Pleite bislang noch nichts verlauten lassen. Ohne Egeraat wird es schwierig, den Neubau zu vollenden.

  • Was soll man dazu sagen? Schockierende Nachricht und jetzt bleibt die Frage wie es weitergeht. Eine Ruine kann sich die Stadt dort nicht leisten, meines erachtens nach oder soll der Campus jetzt Jahrzehnte vor sich hinrotten wie es der Lindernauer Hafen tut? :nono:


    War ja nur ne Frage der Zeit, bei der jetzigen Wirtschafts- und Finanzlage. Höfe am Brühl, Uni Campus, mal gucken wann der City-Tunnel dran ist ... Ich glaub wir werden uns auf schwere Zeiten einstellen müssen. :nono:

  • Ich verstehe nicht ganz, wo Ihr das Problem seht. Auch wenn ich die Abläufe in der Baubranche nicht wirklich kenne, würde ich davon ausgehen, daß bei einem halbfertigen Bau kein allzu großer Bedarf für planerisches Wirken des Architekten mehr besteht...

  • kein grund zur panik. der architekt bezahlt doch nicht den uni-bau, sondern verdient damit geld. und an der finanzierung hapert es ja nicht. da wird es mit van egeraat - oder nach seinen plänen - bald weiter gehen.