bigl hat durch seinen rücktritt nach dem streit mit der landesegierung viel für die reputation der uni als autonome bildungseinrichtung getan. ich kannte ihn von kindheit an und kann nur sagen: als mensch und wissenschaftler glaubte er an prinzipien. und prinzipiell macht es keinen unterschied, ob eine regierung die sprengung oder den wiederaufbau eines universitätsgebäudes anordnet. er trat für die autonmie der uni ein. und als diese ausgehebelt werden sollte, tat er das, was sein vorgänger vor der sprengung der kirche hätte tun sollen: auf amt und ehrungen verzichten, um die würde der uni und die persönliche ehre zu wahren.
Leipzig: Neubau Universität (realisiert)
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keine Ursache.
Stahlbauer - Zu Deiner Frage:
Das historische Eingangsportal der/vom...? War mal zwischengelagert..irgendwo...Das Schinkel-Tor befand sich bis zum Beginn der gegenwärtigen Bauarbeiten zwischen den Seminargebäude und dem Hörsaaltrakt in der Universitätsstraße. > Dankeschön.
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Zum gestrigen Tag der offenen Baustelle (an dieser Stelle auch von mir vielen Dank für die Bilder, Dave) informiert auch dieser LVZ-Artikel. Die LVZ war sich freilich mal wieder nicht zu schade dafür, einen besonders phrasendreschenden, supertoleranten Besucher zu zitieren: "Ich finde, dass dort ein ordentlicher Kompromiss gefunden wurde, der die globale Perspektive beachtet. Es studieren schließlich auch Muslime in Leipzig." Fehlt noch ein Plädoyer für 'ne Paulinermoschee...
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In Deutschland sind doch Kirche und Staat getrennt? Oder habe ich da etwas missinerpretiert in unserem Grundgesetz?
Die Uni ist eine staatliche Einrichtung und wird von Steuergeldern finanziert.
Ich bezweifle nicht dass es schrecklich ist was in der DDR abgerissen wurde. Aber wie kann sich der Pauliner Verein jetzt noch beschweren? Die neue Aula sieht von Außen sowie von Innen wie eine Kirche aus. Und ist tatsächlich so gedacht, dass es einen Andachtsraum gibt. In einer staatlichen Universität!
Ich finde Forderungen nach dem abhalten von Messen eine Unverschämtheit. Der Kirche gehört dieses Gebäude nicht.
Ein Denkmal oder ein "Museums" Raum für die abgerissene Kirche sind offensichtlich genug.
Ich finde es ein extrem großes Zugeständnis wie die Aula jetzt gebaut wird.
Natürlich haben alte Universitäten wie vielleicht Oxford eine Uni-Kirche. Aber das sind auch alte Gebäude. Und kein Neubau.
Ein Großteil der Menschen die dort täglich ein- und ausgehen werden, kommen entweder nicht aus Leipzig oder sind so jung dass sie das original gar nicht kennen. (Ich z.B. kenne es nicht)Und Verweise auf zum Beispiel die Frauenkirche in Dresden ist nicht gerechtfertigt. Dort existierte die ganze Zeit über die Ruine. Diese wurde wieder aufgebaut.
Hier in Leipzig gab es außer der Artefakte keine Ruine mehr. Sondern ein davon unabhängiges Gebäude der Uni Leipzig. -
willkommen im forum, philadelphia.
nun ja, manchen wird es halt zu viel kirche, anderen zu wenig. immerhin ist es den ganzen diskussionen zu verdanken, dass dort kein schuhkarton gebaut wird. -
Das stimmt wohl.
Wenn es keine Uni wäre fände ich das Gebäude auch echt irre!
Gut die Architekten haben sich natürlich vorher keine Gedanken über Sonne auf Glasdächern gemacht oder über Stäbchenholz im Audimax. Aber dafür sinds nun mal Architekten. Und zum Glück wurden dafür mehr oder weniger Lösungen gefunden...
Na ja, jedenfalls soll sich der Pauliner Verein nicht beschweren. Ihnen wurde schließlich extrem entgegen gekommen. -
^ "Extrem entgegen" gekommen wäre man dem Paulinerverein, wenn man einem Flächentausch zugestimmt hätte (wie er vom Freistaat vorgeschlagen wurde) und der Paulinerverein die Reko hätte vorantreiben können. Insgesamt hat man der Stadt einen Gefallen getan, angesichts des Rotz' der da von Behet Bondzio ursprünglich gebaut werden sollte.
Ansonsten empfehle ich wie schon öfter gesagt jedem, der sich angesichts eines Gebäudes, dass lediglich wie ein religiöses Gebäude aussieht, unwohl fühlt (ein anderes Argument kann ich abgesehen von ein paar billigen polemischen Spitzen bei dir nicht entdecken), sich einer Psychoanalyse zu unterziehen. Wenn man Atheist ist, sollte einem doch sowas auf gut Deutsch sch...egal sein, oder?
Und noch was: Menschen, die das Original nicht kennen oder nichts damit anfangen können, sich also keinen deut um die Stadt scheren, sollten keinesfalls die städtebauliche Richtung angeben. Dann kann man gleich die ganze Stadt abreissen und mit hübschen Kuben bebauen.
Ansonsten ist zu dem Thema alles gesagt, du kommst 6 Jahre zu spät.
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Es wird aber auch keinen Raum für irgendwelche sonstige Religionen geben, oder? So lange das nicht der Fall ist. Sollte die christliche Seite doch froh sein über das was sie hat. Das können andere Glaubensvertreter schließlich nicht behaupten, dass sie in ihrer Uni einen Andachtsraum haben.
Und dieses Gebäude sieht eben nicht nur aus wie eine Kirche. Der Paulinerverein würde dort gern Messen abhalten und er hat wie eben erwähnt einen Andachtsraum. Aussehen hin oder her. Die Nutzung spielt hier auch eine Rolle!
Und zum Tausch des Grundstücks, ein zusammenhängender Campus ist doch anstrebenswert.
Und ich bin defintiv nicht gegen alte Bauten. Was bestehendes Abzureißen ist ja auch denkbar dämlich.
Aber alte Bauten neu aufzubauen die gar nicht mehr existiert haben, halte ich für überflüssig. Daran Gedenken, ja. Siehe Das Synagogen Denkmal in der Gottschedstr. Aber neu aufbauen, wo nix mehr war ist eine etwas andere Größenordnung.
Außerdem habe ja auch nie behauptet, dass der Entwurf von Behet Bondzio schön ist. -
^ Wieso sollte es einen Raum für sonstige Religionen geben? Aus welchem Grund? Hat da mal eine Kirche oder eine Moschee gestanden? Ist die gesamte Universität vor einem christlich-humanitären Hintergrund gegründet worden oder unter Siddhartas Pappel-Feige? Gibt es an der Universität Leipzig eine theologische Fakultät und wenn ja, was wird dort gelehrt? Beantworte dir kurz selber diese Fragen, dann merkst du hoffentlich, wie absurd deine Einwände sind.
Was den Behet-Bondzio Entwurf betrifft - genau der wäre gebaut worden, wenn es die massenhafte öffentliche Diskussion, ausgelöst durch den Paulinerverein, nicht gegeben hätte. Vor diesem Hintergrund so zu tun, als hätte man der "christlichen Seite" (wer ist das überhaupt - sind alle Befürwörter einer Reko oder der jetzigen Lösung Christen?) freiwillig ein paar Bröckchen hingeworfen ist gelinde gesagt unverschämt. Die jetzige Lösung, mit der offensichtlich die meisten sehr gut Leben können, wurde hart erkämpft.
Falls du die Universität Leipzig kennst, solltest du im übrigen wissen, dass es auch weiterhin keinen zusammenhängenden Campus gibt und das auch ein Flächentausch an dieser Tatsache nichts geändert hätte.
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Hallo Philadelphia, willkommen im DAF. Eine weitere Diskussion über das Für und Wider einer Reko hinsichtlich der Paulinerkirche ist so ergiebig wie eine weitere Diskussion über das Für und Wider des P.d.R. in Berlin. Beides ist Geschichte. Ansonsten was Kollege Dase sagt: Nur der Torpedierung durch den Paulinerverein ist es zu verdanken, dass der prämierte Schuhkarton-Entwurf von Behet/Bondzio/Lin anstelle der Paulinerkirche nicht verwirklicht wird.
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^ Naja, das betrifft ja nur die Front zum Augustusplatz. Der hässliche Rest stammt sehr wohl von besagten Herren. Nicht das wir hier die Leistung des einen Architekten mit der Nichtleistung der anderen drei vermischen oder gar verwechseln.
PS: Philadelphia ist seit "Bildung" im APH-Forum wirklich der witzigste Neu-User hier im Forum. Man, man, erstmal hier ein Weilchen mitlesen und verstehen, dann schreiben!Nachtrag: DaseBLN, ich mag deine pragmatische Art und vor allem deine Formulierugen; sachlich mit voller Breitseite gekontert.
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^ Damit wir uns nicht mißverstehen - auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum.
Es gibt zwar nicht wirklich was Neues zu sehen, außer, dass das Gebäude des Café Felsche bald seine endgültige Höhe erreicht, trotzdem mal zur Auflockerung ein Foto vom Dienstag:
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Gruß,
nun schalten sich auch immer mehr Bundespolitiker ein, um für sich (pardon), ich meine ihre Ansicht auf das Problem Paulinerkirche/Glaswand darzulegen.
Letzter Kommentar dazu von Herrn Thierse.Ob solche Meinungsäußerungen von außerhalb irgendwie Konstruktiv wirken können oder nur Selbstdarstellung sind wird sich zeigen...
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Der Präsident des Deutschen Bundestages, inoffiziell auch Bundestagspräsident, hat nach dem Bundespräsidenten das zweithöchste Staatsamt der Bundesrepublik Deutschland inne. Er steht somit im Staatsprotokoll vor dem Bundeskanzler, dem Präsidenten des Bundesrats und dem Präsidenten des Bundesverfassungsgerichtes.
Gestern war der langjährige Bundestagspräsident und jetzige Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse nach Leipzig gekommen, um sich vor Ort über den Bau am Ort der gesprengten Universitätskirche St. Pauli zu informieren. Der Besuch war der Universitätsleitung angekündigt worden. Sie hat darauf nicht einmal reagiert. Weder durch den Rektor, einen Prorektor noch durch sonst irgendjemand. Ein Empfang des Gastes, ein Gespräch? Fehlanzeige.
Eine Bewertung dieses Vorgangs mag jeder für sich selbst vornehmen.
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^ Wolfgang Thierse hat, wie er sagte, die Debatte um die Wiedergewinnung der Universitätskirche intensiv verfolgt. Es ist davon auszugehen, daß er selbstverständlich auch das von der Universitätsleitung vorgebrachte Klimatisierungs-Argument kennt - auch dann, wenn er nach seinem Besuch der Baustelle die wohl eher rhetorisch gemeinte Frage stellte, welche Absicht denn die Universitätsleitung mit einer solchen Trennwand verbinde.
Ich nehme sogar an, daß er bestens im Bilde ist über das jüngste Gutachten in dieser Sache von Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Magirius, des Grandseigneurs des Sächsischen Denkmalschutzes, in dem es heißt:
" (...) Selbst in der Zeit der DDR gelang es, liturgische Ausstellungsstücke in zu Konzertsälen umgestalteten Kirchenräumen zu erhalten. Verstärkt wird der "historische" Charakter des neuen Raums auch durch die auf einer Westempore vorgesehene Orgel. Deren Klangentfaltung wird allen Erfahrungen mit ähnlichen Glaswänden in Kirchenräumen zufolge wesentlich beeinträchtigt. Auch wenn die beabsichtigte Verwendung von Plexiglas (Polymetaacrylat) die zu erwartende Härte der Akustik vielleicht etwas mildern könnte, wird sicherlich die Wirkung der Raumakustik durch eine Wand ungünstig beeinflusst werden. Nicht zuletzt ist auch die Vorstellung, dass der Baustoff Glas deshalb, weil er durchsichtig ist, keine trennende Wirkung hervorriefe, völlig falsch. Das ist durch die Rolle, die "Glas" in der modernen Architektur gespielt hat, zu belegen. Bleibt das Argument für die Glaswand, nur mit einer solchen sei eine Klimatisierung des den Denkmälern zugestandenen Chorbereichs zu realisieren. Zu hoch geschraubte Anforderungen an ein konstantes Raumklima dieses Bereichs sollte man aber nicht stellen. Alle Erfahrungen lehren, dass gerade auf diesem Gebiet angeblich perfekte Lösungen häufig versagen. Je größer die Raumvolumina sind, desto eher sind Schwankungen der Luftfeuchtigkeit abzupuffern. In sehr vielen Kirchenräumen, die durch Menschenansammlungen beeinflusst und im Winter oft seit mehr als hundert Jahren in unterschiedlicher Weise aufgeheizt werden, befinden sich Kunstgegenstände aus Holz. Nirgendwo ist eine Vollklimatisierung möglich gewesen, auch wenn selbstverständlich alles getan werden muss, in jedem Falle möglichst verträgliche Bedingungen zu schaffen. Aber es wäre ein Irrglaube, perfekte Bedingungen auch nur für einen beschränkten Bereich schaffen zu können, zumal dann jedes einzelne Objekt eigentlich sein eigenes Klima benötigte. (...)"
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der gute herr magirius hat einfach mal "vergessen",
dass alte kirchen aus mauerwerk bestehen und dadurch eine natürliche entlüftung aufweisen. beim beton-neubau hingegen können wärme und luftfeuchtigkeit nicht entweichen. darum sind beim neubau diese besonderen massnahmen zur klimaregulierung notwendig, um möglichst verträgliche bedingungen zu schaffen.na ja, was soll´s. vermutlich ist das dem mann insgeheim selber klar. zumindest hat er noch nicht gefordert, die klimaanlage im neuen bildermuseum abzustellen.
dieses hobbygutachten ist nicht der rede wert.
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dj tinitus schreibt: "dieses hobbygutachten ist nicht der rede wert."
Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Magirius ist Kunsthistoriker in den Bereichen Baugeschichte und Denkmalpflege sowie ehemaliger sächsischer Landeskonservator. Weit über Sachsen hinaus genießt er in der nationalen wie internationalen Fachwelt einen überragenden Ruf.
Nach dem Studium der Kunstgeschichte, der Klassischen und Christlichen Archäologie in Greifswald und Leipzig wurde er 1958 Mitarbeiter im Institut für Denkmalpflege Dresden. 1989 erhielt er eine Professur an der Hochschule für Bildende Künste Dresden und seit 1991 ist er Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. Von 1994 bis 1999 war er Landeskonservator in Sachsen.
Prof. Dr. Magirius war als Denkmalpfleger mitverantwortlich für den Wiederaufbau der Wolfgangskirche in Schneeberg, der Dresdner Semperoper, des Dresdner Schlosses und der Frauenkirche, sowie für die Restaurierungen des Freiberger Doms, der Annenkirche in Annaberg-Buchholz, des Meißner Doms und der Gemäldegalerie Dresden, ebenso für die archäologischen Arbeiten am Kloster Altzella. Im Jahr 2004 wurde er mit dem Sächsischen Verdienstorden ausgezeichnet. Er ist Verfasser von über 90 Werken, darunter zahlreichen grundlegenden zu Themen der Denkmalpflege, Baugeschichte, Kunstgeschichte und Archäologie.