Kunstpark Nord [gescheitert]
Paftygelände in Fröttmaning München neues Hochhaus ?
Partygelände in Fröttmaning
Der Kunstpark Nord ist gefährdet
Das Kommunalreferat verlangt doppelt so viel Erbpacht wie vereinbart – OB Ude will den Streit schlichten. Von Berthold Neff
Der Kunstpark Nord in Fröttmaning sollte noch vor dem neuen Stadion fertig sein – nun aber droht noch vor dem ersten Spatenstich das Aus. Nach SZ-Informationen will das Kommunalreferat vom Investor Wolfgang Nöth doppelt so viel Erbpacht wie zunächst avisiert. OB Christian Ude, der am Montag davon erfuhr, will das Thema nun zur Chefsache machen, um ein Scheitern doch noch zu verhindern.
Eigentlich hatte sich die Stadt mit Wolfgang Nöth, dem mächtigen Hallenbetreiber und Gründer des legendären Kunstparks Ost, schon im Sommer geeinigt. Es war klar, unter welchen Bedingungen er zusammen mit seinen Kompagnons Mathias und Gabriela Scheffel auf dem 4,5 Hektar großen Gelände im Süden der P + R-Anlage Fröttmaning eine neue Party-, Disco- und Kneipenzone samt Künstlerateliers aus dem Boden stampfen dürfte. Die Stadt stellt den Grund in Erbpacht zur Verfügung, und die Investoren versprechen, für etwa 35 Millionen Euro bis 2005 einen Ersatz für den Kunstpark Ost zu bauen. Nun aber verlangt das städtische Bewertungsamt, dass Nöth und seine Partner mehr als das Doppelte an Erbpacht zahlen wie ursprünglich geplant – was deren Kalkulation über den Haufen wirft und womöglich das ganze Projekt gefährdet.
OB Christian Ude (SPD) sagte gestern auf Anfrage der SZ, er habe die neuen Zahlen „sehr überrascht zur Kenntnis genommen“. Es sei richtig, dass Nöth jetzt etwas mehr für die Ateliers und die Übungsräume verlangen wolle, dies dürfte wohl aber einen solchen „horrenden Preissprung“ nicht rechtfertigen. Ude sagte, die Einigung im Sommer sei unter „Zähneknirschen beider Seiten“ erfolgt. Um das Projekt nicht zu gefährden, werde er nächste Woche in einem Gespräch mit Kommunalreferentin Gabriele Friderich einen Ausweg suchen.
Von dem massiven Konflikt zwischen Nöth und Stadt war am Montagabend im Künstlerhaus nicht die Rede. Dort trat Nöth – obwohl er an diesem Tag seinen 60. Geburtstag und seinen Hochzeitstag feierte – als Stargast beim Stammtisch des Kulturforums der Sozialdemokratie auf, wie immer in Jeans und einem Käppi über dem grauen Zottelhaar. Sein Gastgeber auf dem Podium war der Chef der von Nöth gerne kritisierten Stadtverwaltung, OB Christian Ude. Die beiden hangelten sich im gemütlichen Plauderton durch Nöths Münchner Erfolge: Vom Fraunhofer über die Riemer Abflughalle bis hin zum 1996 gegründeten Kunstpark Ost auf dem Pfanni-Gelände, das bis zu seinem Ende im Januar 2003 wohl Europas größte Partymeile war.
Nöth erzählte in seiner deftigen Art, dass er aus Prinzip schwarz baut, weil er so seine Kreativität am besten ausleben könne. Das dafür fällige Bußgeld nehme er notgedrungen in Kauf. Am häufigsten schlage er sich mit dem Kommunalreferat herum und befürchte nun, dass ihm deshalb beim Kunstpark Nord ein „Knebelvertrag“ präsentiert wird. Trotz aller Querelen sieht Nöth als größte Hürde nur die Schallprobleme durch die U-Bahn, die dort auf Hochbrücken rattert. Notfalls, so Nöth, brauche man „halt eine U-Bahn mit Gummiradl, das werden Bridgestone oder Michelin schon lösen“.
Die Planungen Nöths sind bereits fertig. Das Architekturbüro Jeckel & Vollmar sieht vier Hallen unterschiedlicher Größe vor, eine davon mit einer Grundfläche von 4000 Quadratmeter und Platz für bis zu 3000 Besucher. Herzstück des neuen Kunstparks soll ein überdachter Platz von der Größe des Marienplatzes werden, um den herum sich Bars, Clubs und Restaurants gruppieren, während ein zehngeschossiges Büro- und Atelierkomplex das Ensemble abschließt. Inzwischen ist auch die Firma gegründet, die das alles betreiben soll. Am 2. Juli wurde Nöths „Kunstpark Nord Vermietungs GmbH“ ins Handelsregister eingetragen.
Gut, zehn Stockwerke sind zwar nicht so viel aber auf dem flachen Galände wird es sich bestimmt abheben.
Artikel aus der heutigen Süddeutschen Zeitung