ÖV-Projekte: Tram, U-Bahn, S-Bahn, Bahn, Bus etc.

  • Mit Verlaub, mal daran gedacht dass die Leute dieses "Wachstum" gar nicht wollen? Dass bewusst der Deckel draufgehalten wird damit es nicht gänzlich außer Kontrolle gerät? Die Bezirke Oberbayern und Schwaben könnte schon locker doppelt soviele Einwohner haben wenn man überall in Südbayern und im Allgäu entsprechende Flächen, zu niedrigeren Preisen auf norddeutschem Niveau, ausweisen würde. Aber dann gäbe es halt kein Bayern mehr. Weder die Landschaft, noch irgend eine Art von Identität und Gemeinschaft.


    Ich bin gerade mal 23 und fast alle Orte meiner Kindheit gibt es nicht mehr. Auf den Wiesen auf denen ich gespielt hab' stehen jetzt neue Stadtteile, Gewerbe- und Wohngebiete, das Einfamilienhaus mit riesigem Bauerngarten mit Zwetschgen und Apfelbäumen in dem wir zur Miete gewohnt haben ebenfalls nicht mehr - abgerißen und durch ein großes häßliches Mehrfamilienhaus ersetzt (>mehr Rendite).
    Es ist wirklich zum Heulen was die letzten Jahre mit Bayern angestellt wurde und das muss ein Ende haben. Es gibt auch Dinge die sich nicht in "Nützlichkeit" und Euro und Cent bemessen lassen, Heimat zum Beispiel.

  • ^^


    Ich selbst finde es grundsätzlich sehr sympathisch, dass sich meine Heimat verändert und neue Menschen in meine Heimat ziehen. Die Frage ist halt nur wie man die Politik gestaltet, damit die Änderungen für jeden optimal verträglich sind. Dabei ist es für einen Stadt, welche sich selbst den Titel einer "Weltstadt" gibt (IMO lächerlich, aber was solls...) umso schwieriger einen vernünftigen Bogen zu spannen. Die Politik der letzten Jahre mit der extremen Verknappung von Wohnraum und Infrastruktur hat jedoch eher zum Schaden der alt eingesessenen Bevölkerung geführt! Mit dem Preisniveau von Wohnraum und der Kommerzialisierung der Innenstadt sowie der gesamten bayerischen Lebensart will ich hier nur ein paar Stichworte nennen. Warum gibt es das Haus mit dem Apfelbaum im Vorgarten nicht mehr? Warum wurde es durch ein Reihenhaus ersetzt??? Weil Wohnraum verknappt wurde, weil es einfach um soviel mehr Geld bringt! Ich könnte heulen.


    Wie schon mal erwähnt scheinen etwa Städte wie Hamburg oder Wien diesen Bogen einfach besser spannen zu können. Wachstumsorientiert und damit dynamisch, sozialorientiert und damit verträglich, sowie selbstbewusst und damit nicht peinlich sondern solide!


    Bitte jetzt nicht wieder das Argument "Ja dann zieh halt nach Wien oder HH". Hey Leute, das ist meine Heimat!

  • Das sind zwei sehr verschiedene Dinge. Nach gesellschaftlicher Enge früherer Zeiten sehne ich mich gewiss nicht zurück und mir ist so mancher "Migrant" lieber als ein Zugereister mit zackigem Hochdeutsch. Mich stört nicht "Veränderung" sondern dieses unhinterfragt als Ideal angesehene "Wachstum" in Form von Einwohnern und Fläche!


    ... das ist kein Vergleich, man merkt natürlich dass du Einheimischer bist weil du kein gutes Haar an Muc lässt ;) Aber Fakt ist dass HH und Wien in der zweiten Liga in Europa spielen. München, kommerziell gesehen, (leider) in der ersten Liga. Hier können Investoren mit am meisten Geld machen. Und dann gibt es da ohnehin eine Parallelgesellschaft aus großkopferten Zugereisten, vor allem im Süden von München, die für die Einheimischen und deren Sorgen/Wünsche nur Naserümpfen übrig haben und maximal mit Kamera und FlipFlops zum "Almabtrieb" pilgern (daheim aber wieder die billigste Milch im Supermarkt kaufen - alles andere wäre ja "Abzocke", wie diese Zeitgenossen zu sagen pflegen).
    Ich bin teilweise echt am Rande eines Tobsuchtsanfalles in letzter Zeit, es ist kaum noch auszuhalten und wenn durch Beschränkungen von neuen Baugebieten diese Invasion einigermaßen in Grenzen gehalten werden kann bin ich dafür. Im Übrigen glaube ich dass es unsere Obstbäume trotzdem nicht mehr gäbe, und das mehrstöckige (!) Mietshaus bis an den Straßenrand dort trotzdem gebaut werden würde - zusätzlich zum Flächenfraß. Für was werden denn km2 um km2 freies Land verbraucht? Schau dich mal aufmerksam um, vor allem außerhalb von München, außerhalb der einigermaßen gewachsenen alten Kernstädte! Da steht ein Burger"-Restaurant" neben einer Schnellstraße, einem Möbelhaus, einem Baumarkt,... und verbraucht mindestens nochmal 5x soviel Grundfläche für Zufahrten und Parkplätze. Da wird zugebaut als wären wir in Texas und müssten uns über Flächenfraß keine Sorgen machen.

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  • Nun ja, wie man es dreht und wendet, zumindest langfristig gehört ein gewisses Wachstum zu städtischen Regionen wohl immer dazu. Dadurch entstehen Städte ja überhaupt erst und entwickeln sich dann weiter. Der Zuzug von Menschen ist ein entscheidender Bestandteil davon.


    Der Ausbau der Infrastruktur, wie in diesem Fall das Schnellbahnnetz, ist eines der Instrumente, um das Wachstum zu steuern, zum Beispiel weg von einer weiteren Zersiedlung des Umlands, hin zu einer besseren Nutzung der bereits vorhandenen städtischen Räume.


    Eigentlich bräuchte es dazu die Entwicklung langfristiger Perspektiven, die mehr Antworten geben als allein die Stammstrecke zu entlasten bzw. einen hohen Kosten-Nutzen-Faktor vorzuweisen. Zum Beispiel finde ich, dass Isek nicht ganz Unrecht hat, wenn er meint, dass man rund um den Südbahnhof (Poccistrasse) noch einen ganz neuen Stadtteil entwickeln könnte (auch wenn ich es charmant finde, dass die Großmarkthallen noch mitten in der Stadt stehen, wird der Druck auf die Grundstücke in den nächsten Jahren immer weiter zunehmen; auch verkehrspolitisch scheint ein Umzug plausibel). Dass sich die Umgebung am Heimeranplatz in den nächsten Jahren stark verdichten könnte, ist noch wahrscheinlicher. Hätte die Stadt München etwas mehr Visionen, wie man das städtische Wachstum gestalten will, könnte man daraus eine klare Richtung entwickeln, was dann wiederum hilft, bessere Antworten auf dringende Fragen zu finden. Über Projekte wie der S-Bahn Südring hatte man dann vielleicht anders entschieden.

  • ... ich halte es für einen Luxus den wir uns erlauben können und müssen nicht alles zu machen was wir auch könnten. Siehe zB die Höhenbeschränkung für Hochhäuser. Freilich ist mir das persönlich widerrum zu rigide und außerhalb des Altstadtrings hät ich gar nichts gegen ein Hochhaus-Cluster. Aber ich finde immerhin gut dass es noch Leute gibt die sich als "Bürger" und nicht nur als "Bewohner" empfinden und sich einmischen, mitreden. Wozu das führt, darüber kann man dann immer noch trefflich streiten. Wichtig ist aber meiner Meinung nach dass man streitet. Und nicht alles geschehen lässt was den schnellen Euro verspricht. Und auch mal den Mut hat "nein" zu einem "Investor" zu sagen.


    Die Logik von Stadtentwicklung=Bevölkerungswachstum kann man, aufgrund der physikalischen Gesetze, nicht ewig weiterführen. Zumal die Hauptursache für sämtliche Menschheitsprobleme mit die Überbevölkerung - weltweit gesehen - ist. Da muss ein Umdenken her, das ist genau das eingefahrene Denkmuster was ich kritisiere (was sich ja zB auch darin niederschlägt dass man in Deutschland den leichten Rückgang der Einwohnerzahl die kommenden Jahrzehnte aufgrund des dem. Wandels als demographische "Katastrophe" bezeichnet - diese Wortwahl ist verräterisch und sagt viel über Denkmuster). Ich fände eine Fortentwicklung zB des Bestands im Bau viel wichtiger und sinnvoller. Sei es Nachverdichtung, sei es energetische Modernisierung, sei es auch Rückbau von mancher Bausünde des 20. Jahrhunderts oder zB der Deckel am Petuelring mit dem Park drauf - wahnsinnig sinvolles Projekt, darüber gibt es glaube ich einen breiten Konsens. Auf einer freien Fläche kann jeder drittklassige Ingenieur was hinpflanzen, mit bestehenden Strukturen umgehen und dabei die ganze Stadt als Lebensraum im Auge behalten - das ist es was einen Baumeister ausmacht.


    Die historischen Städte wie Augsburg (was ja im Mittelalter wesentlich bedeutender als München war, insofern kann man dort mittelalterliche Baukunst besser studieren, siehe zB Elias Holl) wurden ja mitnichten chaotisch geplant wie die verwinkelten Straßen heute suggerieren. Das hatte alles System, bis in jedes noch so kleine Detail. Selbst die Wirkung auf das Stadtklima hat man bei der Planung von Raumfluchten und Wegen mit berücksichtigt (zB damit im Winter die Winde nicht durch die Gassen pfeiffen können). So durchdacht und stadtplanerisch stellte ich mir wahrhaft moderne Architektur vor, nicht den immer selben Stahlbeton-Vorhangfassaden-Fetischismus den man seit inzwischen einem Jahrhundert als "moderne" Architektur verkauft (wahrhaft verkauft, diese Architektur ist in Beton gegossene Profitmaximierung).

  • Da die Bevölkerungen in Westeuropa sich, wie Du selbst schreibst sehr langsam oder sogar rückläufig entwickeln, brauchen wir uns dazu keine allzu großen Sorgen zu machen. Die schnell wachsenden Regionen werden in nächster Zeit woanders auf der Welt liegen.


    Jetzt kommt bitte wieder ein Bisserl zurück zum Thema, herzlichen Dank.

  • ^^


    Gähn. Reißerisch - technisch ist der Tunnel absolut Stand der Technik (global gesehen). Nur weil's in Deutschland neu ist braucht man sich nicht gleich in die Hosen machen.

  • Nicht der Bau selbst scheint das Thema zu sein sondern ob das auch alle alten Bauwerke drüber überstehen. Es heißt zB dass die Frauenkirche durch die Kriegsschäden nicht mehr so stabil wie bei deren Erbauung ist. Das muss nicht heißen dass die einstürzt aber auch kleinere Schäden bzw. deren Beseitigung würden schnell Millionenbeträge verschlingen ^^
    Wenn man da nach dem alten bayrischen Motto "Passt scho'" vorgeht und nicht preußisch-pedantisch jede Eventualität ausschließt dann wäre das schon fahrlässig.

  • ^^


    Ich wollte sagen, dass wir Deutsche - und insbesondere die Münchner - immer die Neigung haben, alles was für uns neu ist, auch als wirklich neu - mit allen seinen Gefahren - zu sehen!


    Ganz konkret zum Thema: Es gibt derartige - auch noch sogar viel oberflächennaher liegende - Tunnel im Bereich historischer Bausubstanz in etlichen Metropolen der Welt.
    Beispiele, denen ich auch konkret Projekte zuordnen kann, gibt es in Barcelona, Paris, Madrid, London und natürlich in Rom. Aber auch in Städten wie Istanbul, Neapel, Athen, Cairo oder Algier wird fleißig U-Bahn unter der Innenstadt gebaut.


    Ich denke, dass dieses von der Bahn und Münchens als revolutionäre, technisch überragend ect. bezeichnete Projekt einfach ein sehr miserables Marketing hat. Es gibt wahrscheinlich gerade hunderte von Metropolen um den Globus in von uns immer noch belächelten "3. Welt" Länder die aktuell riesige U-Bahn oder S-Bahn Netze bauen.

  • Bayern ist nicht Deutschland ^^ Hast du dieses "unser Deutschland" schonmal verlassen, außer zu Pauschalreisen? ^^ Ich bin halber Ami und hab auch noch Verwandtschaft (keine "Ausgewanderten", sondern dortige Einheimische) in Lateinamerika. Ich kann bei dieser, das ist echt das einzig "typisch deutsche" auf der Welt, Selbstzerfleischung nur die Augenbrauen heben. Ich hatte schon viele Verwandte und Freunde aus Übersee hier zu Besuch, alle waren verliebt in Bayern und ohne Ende begeistert von allem. Auch der "efficient 'n' clean subway". Wer hier an allem etwas auszusetzen hat und meint überall sonst ist alles besser, gute Reise wohin auch immer... don't let the door hit ya. Das Deutschengejammer hält doch kein Mensch aus...

  • ^^
    Dann solltest DU mal über den US-Deutschen Tellerrand schauen! ;)


    Mag sein, dass man Amis mit dem Münchner U-Bahn System beeindrucken kann. Spanische Studenten lachen hingegen darüber. Selbst meine iranischen Kollegen erzählen mittlerweile selbstbewusst von "ihren" U-Bahnen. Von der Chinesin, die immer noch nicht versteht, dass in München nur alle 10 Minuten eine U-Bahn kommt ganz zu schweigen.


    Die USA sind bezogen auf die Verkehrsinfrastruktur weit hinter dem was man eigentlich erwarten sollte. Für mich ist befinden sich die Maßstäbe für öffentlichen Personennahverkehr derzeit in Ländern wie Spanien oder Skandinavien aber auch einzelne Städte in Ländern wie der Türkei oder eben in Südostasien stechen positiv hervor.

  • Die USA sind bezogen auf die Verkehrsinfrastruktur weit hinter dem was man eigentlich erwarten sollte. Für mich ist befinden sich die Maßstäbe für öffentlichen Personennahverkehr derzeit in Ländern wie Spanien oder Skandinavien aber auch einzelne Städte in Ländern wie der Türkei oder eben in Südostasien stechen positiv hervor.

    Kommt drauf an, wo man sich den ÖPNV anschaut. In Dallas, Miami oder Los Angeles mag der ÖPNV wirklich nicht den jeweiligen Einwohnerzahlen entsprechen.


    In NYC, Chicago oder San Francisco dagegen kommt man öffentlich sehr gut voran.

  • ^^


    Naja, ich halte 4-5 S-Bahnlinien für die BayArea (7 Millionen Einwohner) nicht gerade als mustergültig. Gleiche gilt für die zum Teil ur-alt Systeme in Chicago und NY wo Züge zum Teil mit 30 km/h dahinrumpeln.

  • Naja, das arrogante Auftreten der MVG/Stadtwerke kennen wir. Dennoch sollte man doch erst mal die bestehenden Bus- und Tramlinien ausbauen. Der 53er z.B. platzt zwischen Rotkreuzplatz und Hohenzollernplatz aus allen Nähten. Warum nicht verdichten? Warum keine neue Tramlinie vom Rotkreuzplatz über die Friedenheimer nach Laim? Dort wird doch einiges an neuen Verkehr entstehen. Aber wie lautet das Motto? "Da wart' ma mal dann schau ma mal!" :nono:


    Oder was ist mit der Tram Westtangente? Wann geht es da konkret voran? Gibt es Gutachten, wo steht die Planung?

  • Willst du dich nicht mal bei denen bewerben und ihnen zeigen wo's lang geht? (keine Ironie! Ok, ein kleines bißchen;))

    Einmal editiert, zuletzt von MartyMUC ()

  • Und darum muss er verbessert werden! Mir will es einfach nicht in den Kopf dass man kontinuierlich seit Jahren ein großes Straßenbauprojekt nach dem anderen scheinbar relativ reibungslos finanziert bekommt, von der Dauerbaustelle "Mittlerer Ring" ganz abgesehen, aber der ÖPNV um jeden Cent kämpfen muss und die staatliche Förderung (=das Äquivalent der Unterhaltskosten beim Straßennetz!) eh ständig gekürzt wird. Klar macht es keinen Sinn die Autofahrer zu bedrängen ohne den ÖPNV substantiell zu verbessern. Mehr Angebot, niedrigere - und vor allem einfachere - Tarife.


    Also du jammerst wirklich auf hohem Niveau. Muenchen hat in Dtld das fuer eine Stadt dieser Groesse das am besten ausgebaute OEPNV-Netz aller Staedte. International gibt es wohl nur wenige Staedte die da mithalten koennen. Und obwohl der Mittlere Ring in den letzten 10 Jahren 2 neue Tunnels bekommen hat, bin ich mir ziemlich sicher, dass der U-Bahnbau im selben Zeitraum mehr Geld gebraucht hat. Ganz zu schweigen von zukuenftigen Grossprojekten, wie der 2. S-Bahnstammstrecke.

  • ^^


    Jein, das Netz kann man als wirklich gut durchdacht sehen. Gut, man hat halt Probleme aufgrund der Zentrumslastigkeit. Aber die Bedienung? Vergleicht mal Fahrgastzahlen aus Hamburg oder Wien mit deren Taktung mit dem was München bietet? Tram 17, 20 alle 10 Minuten? Schon jemals auf diese Linien morgens um 7:30 angewiesen gewesen? Was ist mit der U2 Nord? Was mit der permaneten Ausdünnung der U4? Warum muss man jetzt auch Abends in der U1 und U5 stehen, nur weil man denkt mit Vollzügen etwas Energie zu sparen?
    :nono: