• Denkmalbehörden & Entscheidungen

    @ Baukunst: Das ist leider nicht richtig, was Du über die Denkmalbehörden schreibst:

    Nicht vergessen darf man, dass das Landesdenkmalamt zwar feststellt, was denkmalwürdig ist und auch die Denkmalliste füht, ausführendes Organ ist jedoch die Untere Denkmalschutzbehörde, die Herrn Wowi untersteht. Soll also nach dem Willen der Stadt ein Denkmal abgerissen werden heißt es "Unter sticht Ober" und das Landesdenkmalamt kann nix dagegen tun. Problem an der Sache ist, dass sich ein Mitarbeiter der Unteren Denkmalschutzbehörde vielleicht ein-, zweimal gegen den von seinem Dienstherrn genehmigten Abriss eines Denkmals sträubt. Da das viel Stress mit sich bringt, verzichtet er spätestens beim dritten mal darauf. Ein weiteres Problem ist, dass die Untere Denkmalschutzbehörde vielfach aus Fachfremden besteht, Verwaltungsfachwirte und so, die den Denkmalwert eines Bauwerkes meist nicht so genau einschätzen können, wie die Kunsthistoriker, Historiker und Architekten des Landesdenkmalamtes.


    Richtig ist:


    1. Die Berliner Denkmalbehörden sind dreistufig. Die Untere, die Obere und die Oberste Denkmalschutzbehörde.


    2. Unter Schutz stellt die Obere, sie führt auch die Denkmaliste (früher Denkmalrolle).


    3. In allen Fällen des Umbaus, der Sanierung oder der Aufhebung des Denkmalstatus entscheidet die Untere (Bezirksebene) im Einvernehmen mit der Oberen Behörde. Sind beide unterschiedlicher Meinung, entscheidet die Oberste, das ist der Senatsbaudirektor bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung (z. Zt. Regula Lüscher-Gmür), also letztendlich "die Politik".


    Weisungsberechtigt ist im übrigen Wowi nur im Rahmen der Richtlinienkompetenz des Regierenden Bürgermeisters gegenüber der Senatorin für Stadtentwicklung, Ingeborg Junge-Reyer (und diese natürlich gegenüber Lüscher-Gmür).


    Und einen Fachfremden habe ich in zehn Jahren mit verschiedentlichen Unteren Denkmalschutzbehörden nicht getroffen. Wohl natürlich inkompetente Mitarbeiter, aber die gibt es überall, auch in Architekturbüros.


    Die Details können auf der Seite der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung http://www.stadtentwicklung.be…zestexte/de/denkmal.shtml im Denkmalschutzgesetz nachgeschlagen werden.

  • ^^
    Sieh mal an. Vielen Dank Konstantin. Und ich Naivling dachte, das wäre in allen Bundesländern gleich. Ich arbeite nämlich z.Zt. für das bayerische Denkmalamt und da ist es so, wie ich´s beschrieben habe. Hier entscheiden nämlich die Landräte, wie´s ihnen passt. So ist bsp.weise im LKR Mühldorf/Inn seit 1973 20% (!!!) des Denkmalbestands vernichtet worden. Das Berliner Modell ist viel besser!

  • Das Berliner System einer dreistufigen Denkmalbehörde ist sicher auch nicht optimal, aber es ist in der Tat nicht möglich auf Bezirksebene eine Denkmaleigenschaft aufzuheben. Berlin Bezirke haben so um die 250 bis 350.000 Einwohner, aber hier muß die Hauptverwaltung des Landes ran. Das sind meist politische Entscheidungen, weniger fachliche.

  • Unter den Lindchen

    Die U55 fährt nun schon eine Weile, und inzwischen wurde auch der Mittelstreifen "Unter den Linden" über dem Bahnhof Brandenburger Tor wieder "aufgeforstet". Das betrifft den Bereich zwischen dem östlichen U55-Bahnhofszugang und dem Pariser Platz. Hier mussten seinerzeit für die Baustelle die alten Linden gefällt werden, dann standen dort jahrelang die Baucontainer...


    Jetzt hat man endlich neue Linden gepflanzt (und zuvor schon neue moderne Stablaternen aufgestellt). Die Lindchen sehen naturgemäß noch etwas mickrig aus, besonders im Vergleich zu den alten Bäumen (letztes Bild).



    http://iruya.bplaced.net/daf/020610/1_neue_linden_udl.jpg



    http://iruya.bplaced.net/daf/020610/2_neue_linden_udl.jpg



    http://iruya.bplaced.net/daf/020610/3_neue_linden_udl.jpg

  • Schön geworden - und gut. Man hätte allerdings auch das Prinzip von den Goldfischteich-Kastanien anwenden können, sofern sich Linden dafür eignen. Dort hatte ich aufgrund der Größe das Gefühl, es seien gar keine Neupflanzungen.
    Aber wahrscheinlich hätte man dafür den Strassenbelag neu aufreissen müssen - das wäre unverhältnismäßig gewesen. Also werde ich nochmal 20-30 Jahre warten, für meinen nächsten Spaziergang unter den Linden.

  • Sieht edel aus.


    Wie sieht es denn mit dem Lückenschluss der U5 aus? Man hört so gar nichts mehr. Ist außer den Arbeiten am Karl-Marx-Forum schon mehr passiert?

  • Wie nicht anders zu erwarten führen die archäologischen Funde von Resten des alten Berliner Rathauses zu Verzögerungen beim Bau des U5-Bahnhofes am Rathaus. Laut Mopo würden die Bauarbeiten nicht wie geplant im Frühjahr sondern womöglich erst im Spätsommer 2011 beginnen. Der Wille die Funde in Gänze zu erhalten und die Pläne für die U5-Erweiterung zu ändern sei vorhanden.
    Die Grünen plädieren sogar dafür auf den Rathaus-Bahnhof zu verzichten.
    Soweit wolle die Regierungskoalition jedoch nicht gehen. Man überlege die Funde als Museumskonzept in den neuen Bahnhof zu integrieren.


    Artikel Mopo

  • Den Bahnhof "Rathaus" wegzulassen wäre ja nicht so schlimm, Alexanderplatz ist ja nur ein paar Fahrminuten weiter. Nur die U5 sollte jetzt nicht gestrichen werden, nur weil man vor dem Rathaus nun, oh Wunder, archäologische Stücke gefunden hat.

  • Ein paar Fahrminuten? Du meinst wohl ein Paar Gehminuten (Paar großgeschrieben). Vom Westausgang am Alex bis zum RR sind es gerade mal 300 m. Zudem fahren Wowi & Co eh nicht U-Bahn und die Touris können die paar Meter zum Nikolaiviertel ruhig laufen. Also kann man den Bf. Rathaus m. E. ruhig weglassen, das würde auch die Kosten reduzieren.


    Ich persönlich finde ja nach wie vor das Kosten-Nutzen-Verhältnis der U5 zw. Alex und Hbf zu ungünstig, aber das Eis ist leider geschleckt. Insofern wird sie wohl (leider) nicht gestrichen. :nono:

  • ^Auf den Weiterbau der U5 zu verzichten, hielte ich für einen Fehler. Die U5 wird eben erst dann wirklich nützlich sein wenn sie langfristig über Turmstraße bis Jungfernheide erweitert wird. Dort wird sie eine sehr wichtige Lücke im Berliner ÖPNV schließen. Um das zu erreichen müssen nun mal die Vorraussetzungen geschaffen werden und zunächst mal der Lückenschluss bis Brandenburger Tor errichtet werden, auch wenn dieser auf den ersten Blick nicht wirklich dringend benötigt wird. Irgendwo muss man ja anfangen zu bauen, wenn man das Nahverkehrsnetz weiter verbessern will.

  • In der Abendschau ist auch nen "Was nun?"-Beitrag dazu. Eben, dieser Bahnhof ist doch Geld-, Platz- und Zeitverschwendung. Andere Bahnhöfe liegen weiter auseinander und es läuft trotzdem. Glasplatte drauf, Infotafel daneben und gut is, sag ich! Und so wirklich Platz scheint mir da eh nicht zu sein. Sieht ziemlich eng aus vorm Nikolai/4 und dem Rathaus. Lieber das durch den Bahnhof gesparte Geld in die U1 Richtung Halensee investieren ;). Es jetzt ganz zu stoppen ist natürlich Schwachsinn und kann ja nur von den Grünen oder den Dunkelroten kommen. Man sollte solche Projekte nicht für Touris bauen, sondern in erster Linie für die Berliner.

  • Da gebe ich die völlig Recht, mescha. Eine U5 bis Jungfernheide würde einen großen Mehrwert bringen. So war es ja auch mal gepant. Nur leider ist das auf den St. Nimmerleinstag verschoben - ich bezweifle sehr, dass diese Westverlängerung jemals kommt.


    Dann hat man für Unsummen eine U-Bahn unter den Linden gebaut, mit der man mal eben schnell zur Staatsoper fahren kann - und nicht viel mehr. Wer aus dem Osten zum Hbf will, ist mit der Stadtbahn prima dran. Das Umsteigen am Alex von der jetzigen U5 zur S-Bahn ist wirklich nicht unzumutbar.

  • Die Meinung auf den Bahnhof Rathaus zu verzichten teile ich. Alle Argumente sprechen eigentlich dagegen. Ein weiteres ist, dass sich ja auch der Bau des Stadtschlosses verzögern würde (so man denn tatsächlich am Baubeginn 2014 festhält).

  • .

    Die Kritiker des Bahnhofs Berliner Rathaus solten vielleicht bedenken, dass eines der besten Ubahnsysteme (Paris), einen durchschnittlichen Bahnhofsabstand von 500m hat. Viele liegen um die 350m/400m. Natürlich wird die Pariser Metro auch deshalb manchmal als langsam empfunden, weswegen man eine Art S-Bahn-System zusätzlich eingeführt hat, aber ein deutlicher Vorteil in Paris ist, dass die Stadt wirklich sehr gut mit Bahnen erschlossen ist.
    Zudem sollte man in den Überlegungen mit einbeziehen, dass sich in diesem Gebiet, auch bis hinüber zum Klosterviertel/Molkenmarkt, vieles verändern wird in den nächsten Jahrzehnten, sei es durch Wohnbebauung, wie auch öffentlicher Gebäude (oder was auch immer kommen mag) und sich eine Erschließung der Gegend sehr lohnen wird. Bei einem Ubahnbau sollte man, gerade da es ohnehin schon geplant ist, schon etwas längerfristig denken.

  • Das U-Bahn-Netz ist von Paris ist sicher gut, aber ob es eins der besten der Welt ist, sei mal dahingestellt. Schon mal dort umgestiegen und dir dabei in endlosen Gängen die Hacken wundgelaufen? Mal ganz zu schweigen von einer nicht mal in Ansätzen vorhandenen Barrierefreiheit. Okay, die Metro ist alt und die Geologie des Pariser Beckens anders als in Berlin, aber dennoch.


    Aber zurück zum Thema Bahnhofsabstand: Das kann man nicht so einfach vergleichen, denn Paris ist WESENTLICH dichter besiedelt, d. h. pro ha leben und arbeiten dort wesentlich mehr Menschen als in Berlin. Daher hat hier jeder U-Bf. (bei gleichem Abstand zum nächsten) auch eine deutlich größere Nutzerzahl.


    In Berlin sollte der Abstand von wenigen Ausnahmen abgesehen m. E. mindestens 700, besser 800 m betragen.

  • ^ Sehe ich ähnlich. Die Fläche von Paris ist auch deutlich kleiner und das Zentrum kompremierter. Berlin ist einfach sehr weitläufig und, wie gesagt, weniger dicht besiedelt, da würden zu geringe Bahnhofsabstände die Fahrzeiten unnötig in die Länge ziehen. Bestes Beispiel dafür ist die U2 mit sehr kurzen Bahnhofabständen. Eine Fahrt mit der U2 von Alex bis Zoo dauert eine gefühlte Ewigkeit, während eine Fahrt mit der U9 von Osloer Str. bis Rathaus Steglitz wegen der größeren Abstände der Bahnhöfe wirklich schnell geht. Um die U-Bahn als Verkehrsmittel attraktiv zu machen muss man also ein vernünftiges Maß zwischen Schnelligkeit und Erreichbarkeit finden und da halte ich die von Backstein vorgeschlagenen 700-800 m als sinnvoll. Unter dem Aspekt wäre dann auch der Bahnhof "Berliner Rathaus" verzichtbar.
    Zur Westverlängerung der U5: Mir ist klar, dass diese momentan nicht wirklich große Realisierungschancen hat. Würde man aber jetzt auf den Lückenschluss Alex-Hbf verzichten, würde sie noch unwahrscheinlicher werden als sie ohnehin schon ist. Ist dieser erstmal vorhanden, wird man auch wieder über eine Westverlängerung nachdenken, denn als eigenständige Linie ohne Verbindung zur U5 wäre die Strecke Jungfernheide-Hbf bzw. Brandenburger Tor wiederum auch nicht sinnvoll. Deswegen sag ich ja: irgendwo muss man mal anfangen zu bauen, wenn man am Ende ein sinnvolles U-Bahn-Netz haben will.

  • @ Mescha: Ich behaupte mal, die Fahrtzeit der U2 liegt hauptsächlich an den zahlreichen Kurven und weniger an den Bahnhofsabständen.


    @ Backstein: wann bist du denn das letzte Mal zur Hauptverkehrszeit mit der Stadtbahn gefahren? Die platzt nicht erst seit dem S-Bahn Chaos aus allen Nähten. Und Alles zwischen Brandenburger Tor und Alex auf die Oper zu reduzieren, ist doch recht weit hergeholt. Nicht zuletzt bietet die neue U5 auch einen Doppelumstiegsfreien Zugang zur Nord-Süd-S-Bahn und zur U6 für weite Teile des Ostens. Unabhängig davon ist ein Weiterbau bis Jungfernheide oder später Tegel sicherlich sehr sinnvoll. Nur wird man dort definitiv weniger Gäste begrüßen dürfen als auf dem Abschnitt Alex-Hauptbahnhof.


    Auf den Bahnhof kann man aus heutiger Sicht tatsächlich verzichten, die geplante Neubebauung an der Grunerstraße wird durch den Bahnhof Klosterstraße in fußläufiger Entfernung angeschlossen, sofern die Bebauung kommt, wird sicherlich auch die M4-Verlängerung zum Potsdamer Platz kommen und das ÖPNV-Drehkreuz Alex ist tatsächlich nicht so weit. Schade, dass man bei der BVG genau diese Variante nicht prüft.

  • .

    Also nein. Paris ist zwar dichter besiedelt, aber nicht wesentlich.
    Da wir beim Vergleichen sind. Wenn man die Bevölkerungsdichte von Paris zählt, dann zählt man die Bevölkerung innerhalb des Periferique. Das ist die Autobahn um Paris herum, von der Größe her vergleichbar mit dem Berliner SBahn-Ring. Paris ist eigentlich nur diese Häusersammlung innerhalb dieses Ringes. Alles außerhalb wird da nicht mehr mitgerechnet. Wenn man die Berliner Bevölkerungsdichte misst, dann misst man das vom Berliner Forst, die Havelseen im Westen, bis hinaus nach Köpenick im Osten, inklusive Müggelsee.
    Die durchschnittliche Pariser Bevölkerungsdichte liegt ein bisschen unterhalb der Dichte von Berliner Kiezen wie dem Helmholtzkiez, oder dem Samariterkiez, oder ähnlichen "älteren" Gegenden. Berlin ist zwar auch innerhalb des Ringes weniger dicht besiedelt, was nicht nur an großen Landschaften wie Tiergarten oder Tempelhof oder die Gegend nördlich des Hauptbahnhofes liegt, sondern liegt zum Großteil auch an der Neueren Geschichte der Stadt. Die Tendenz (falls Berlin wachsen sollte) geht aber sicherlich wieder mehr in Richtung einer Verdichtung der Stadt, was ökologisch auch viel sinnvoller ist.

  • ^^ Das ist zwar jetzt OT, aber kann so nicht stehengelassen werden.
    Die administrative Einteilung Paris' ist mir durchaus geläufig. Im gesamten eigentlichen Stadtgebiet (ca. 105 qkm) hat Paris eine ungefähr doppelt so hohe Bevölkerungsdichte wie ein "dichtbebauter" Berliner Innenstadtbezirk, z. B. Kreuzberg oder Charlottenburg (alt). Gegenüber Mitte (alt) eine sogar fast 3 Mal so hohe.


    Zudem merkt das ein Blinder mit dem Krückstock, wenn er mal durch die Berliner und die Pariser Innenstadt läuft. In Paris ist es da deutlich dichter und höher bebaut, es gibt wesentlich weniger Grünflächen und die Menge an Menschen auf den Straßen und Plätzen ist auch eindeutig größer.


    mescha: Hoffe, du hast mit deinem letzten Absatz recht.


    DaseBLN: Ich gebe dir recht, dass die Stadtbahn und auch die S5 ab mindestens Stadtgrenze und die bisherige U5 im Berufsverkehr knüppelvoll sind. Habe selbst oft das "Vergnügen." Und die Entlastung des Umsteigeknotens Friedrichstraße ist auch eines der (aus meiner Sicht) wenigen Argumente für die U5-Kanzlerstrecke mit neuem Umsteigebahnhof zur U6.


    Dennoch finde ich das Kosten-Nutzen-Verhältnis nicht gut. Es wird sehr viel Geld mit diesem relativ kleinen Teilstück verbraten, das an anderer Stelle für aus meiner Sicht sinnvollere Strecken fehlt. Aber sei's drum, das Ding ist eh gelaufen. Vielleicht rechtfertigt es sich ja doch eines Tages.

  • Kreuzung Wilhelmstr. / Unter den Linden

    Wo wir gerade bei der U5 sind:


    Nun war am Eingang des neuen U-Bahnhofs Brandenburger Tor im Sommer gerade alles so schön fertig (s. #244 weiter oben) - und nun wird dort schon wieder seit einiger Zeit rumgewühlt:




    (Der Weihnachtsbaum vor dem Brb. Tor ist auch schon in Betrieb)

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