Dresden: Neumarkt

  • Der Durchbruch in der dargestellten Form wäre wohl tatsächlich der Kompromiss, der notwendig wäre, um eine Entscheidung pro Wiederaufbau des Hotel Stadt Roms zu bekommen. Die Leute, die für den Erhalt der Wohngebäude sind, bekämen ihren Wunsch. Gleichzeitig würde sich eine Situation ergeben, die (wie das Arstempano- Team ja gezeigt hat) auch von den Rekonstruktionsbefürwortern Zustimmung bekommen würde.


    Leider bezweifle ich aber eben, dass der Durchbruch überhaupt so ausführbar ist. Ich bin zugegeben kein Tragwerksplaner, doch würde ein diagonaler Durchbruch durch dieses Haus die Struktur wohl so zerstören, dass ein Abbruch und Wiederaufbau der oberen Etagen über dem Durchbruch wohl einfach billiger wäre.
    Wenn man das aber macht, stellt sich mir dann aber doch die Frage, ob dann nicht die vom Büro DD1- Architekten gezeigte Lösung eher Sinn machen würde. Hierbei würden zwar auch die äußeren beiden Gebäudeabschnitte noch fallen, aber die überbaubare Fläche an den Anschnitten zu den angrenzenden Gebäuden könnte das ganze wirtschaftlicher machen.
    Ich befürchte aber, dass die ganze Sache auch nur dann wirtschaftlich würde, wenn die Baulinie auch noch nach Süden wandern würde. Damit würde man aber den Befürwortern des Status quo an der Wilsdruffer Straße auf die Füße treten. Außerdem hätte man dann auch zu Recht die Forderung nach Rekonstruktion des Palais des Saxe auf dem Tisch und alle Hoffnung auf eine bezahlbare und kompromissfähige Lösung würde in Rauch aufgehen.


    Doch ich würde mich wirklich ehrlich darüber freuen, wenn sich hier doch etwas tun würde.

  • Stadtbild-Verein kritisiert moderne Fassaden am Neumarkt


    DNN berichten


    Hier wäre sicher der komplette Wortlaut der Pressemitteilung hilfreich, um diesen Artikel einordnen zu können. Allerdings halte ich den Bezug zu zerstörten Kulturgütern durch den IS für wenig hilfreich und arg weit hergeholt. Die Reko von Riesch und Co. als "Zeichen für Frieden und gegen Extremismus"? Naja...

  • AMEDIA Hotel Dresden

    Hatten wir das?


    Im Rahmen der Neubebauung des Quartier VII / 2 zwischen Residenzschloss und Frauenkirche an der Westseite des Dresdner Neumarktes wird an der Neuerrichtung des ehemaligen „Judenhofs“ gearbeitet. In diesem Komplex wird auch ein Amedia Hotel mit 101 Zimmern entstehen. Die geplante Eröffnung ist für Juni 2016 vorgesehen.


    Bildquelle: AMEDIA Hotel GmbH

  • ^ Dazu auch noch der DNN-Artikel. Wie du schon schreibst, leider wieder dasselbe Prozedere mit Hinterzimmer-Wettbewerb und vollendete Tatsachen. Immerhin sind diesmal auch Mitglieder des Bauausschusses involviert. Trotzdem: Warum stellt man nicht ALLE Entwürfe der Öffentlichkeit vor, lässt ein bis zwei Wochen Zeit für Diskussionen und lässt das Meinungsbild in die endgültige Entscheidung einfließen? Ich bin gespannt, ob bei der Präsentation des Siegerentwurfs wenigstens auch die anderen gezeigt werden.

  • Ich frage mich wirklich, was ihr für Vorstellungen bzw. Erwartungen an einen derartigen Planungsprozess habt! Euch ist das zu intransparent? Wie soll das denn ablaufen? Die Bearbeiter aller 10 Büros werden in ein Zelt auf dem Altmarkt gesetzt und während sie skizzieren, können die Dresdner vorbeischauen und Kritik an den Zwischenergebnissen äußern bzw. ihr Veto einlegen??


    Welcher Planungswettbewerb wurde denn je offener gestaltet?
    Es gab eine erste Bürgerversammlung zu den Grundrissen (da war ich dabei). Dann wurden die Fassaden geplant und der Bevölkerung präsentiert. Dabei fiel die Fassade des neuen Rieschs bei den Leuten durch.
    Jetzt gibt es für diese Fassade eine zweite Runde, die wiederum auch nochmal mit einer Zwischenpräsentation dem Gestaltungsbeirat (ist der nicht auch mit einem von der GHND vorgeschlagenen Mitglied besetzt?) und Vertretern des von den Dresdner Bürgern gewählten Stadtrates präsentiert wird. Man darf jetzt nicht denken, dass es dazu jetzt schon schicke präsentable Visualisierungen etc. gibt - das ist nur eine Zwischenpräsentation.
    Jetzt geht es in eine weitere Runde, deren Ergebnis (ja, auch mit einem Sieger) erneut den Bürgern präsentiert wird und danach sicher auch wieder entsprechend dieskutiert wird.
    Also: Was erwartet ihr?

  • Auch in der Jury zum ersten Entwurf war ein Mitglied von der GHND vorgeschlagen. Und? Der wurde von allen anderen überstimmt.


    Ansonsten verweise ich auf meinen Beitrag davor: Urteilsfindung und öffentliche Vorstellung sollten einfach vertauscht werden. So entsteht eben nicht wieder der Eindruck, vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden. In Anbetracht der brisanten Vorgeschichte des modernen Entwurfs, der bei vielen für Empörung sorgte und prominente Dresdner sogar zu einem offenen Brief bewog, erscheint mir das als angemessenes Verfahren.

  • Für die Entscheidung, wie die Fassade des neuen Palais Riesch gestaltet werden soll, braucht es Gremien. Diese Gremien gibt es in unserer Stadt. Wenn uns diese in ihrer Besetzung nicht gefallen, können wir Bürger das ändern.
    Wenn wir Bürger unsere Meinung zum Ausdruck bringen sollen, bevor die Jury ihre Entscheidung trifft, stellt sich die Frage nach der Plattform auf der das stattfinden soll (Bürgerentscheid, Internetvotum, Gästebuch, Tonscherben in Krüge?) und nach der rechtlichen Grundlage.
    Auch wenn es uns (auch mir!) überhaupt nicht gefällt, bei vielen Entscheidungen nur Zaungast zu sein, müssen wir doch akzeptieren, dass wir einfach nicht überall mitreden können. Wir haben uns die Strukturen geschaffen, nach denen diese Prozesse ablaufen und müssen nun nach diesen Regeln leben.
    Als Bürger hätten wir zwar die Möglichkeit das zu ändern, dann aber auch überall und nicht nur zum Bauen am Neumarkt.
    Ich möchte nochmal betonen, dass ich am Entscheidungs- und am Informationsprozess zu diesem Quartier nichts auszusetzen habe. Am Postplatz betreibt die CG viel weniger Arbeit am Bürger, einmal ganz zu schweigen von z.B. der USD oder Herrn Blobel im Quartier VI.

  • Inwiefern haben "wir Bürger" irgendeine Chance, Einfluss auf die Besetzung eines Gremiums zu nehmen? Dann säße die Gestaltungskommission wohl kaum noch in ihrer heutigen Besetzung zusammen... Hier kämen, wenn überhaupt, nur die Instrumente Bürgerbegehren/Bürgerentscheid infrage. Deren Hürden sind hoch und deren Fragestellung muss sich in Ja/Nein-Antworten erschöpfen.


    Im Übrigen: Wer hat hier infrage gestellt, dass ein Gremium über den Entwurf entscheidet? Und die Öffentlichkeit zu beteiligen, heißt doch nicht zwangsläufig, sie abstimmen zu lassen. Es vermittelt zunächst das Gefühl, nicht vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden. Das ist den Dresdnern im Bereich des Neumarkts offenbar sehr wichtig. Und aus sozialen Netzwerken, Leserbriefen etc. ließe sich zumindest ein Stimmungsbild herausfiltern. Nicht anders ist es nach der Vorstellung des ersten, modernen Riesch-Entwurfs gewesen. Aus den öffentlichen Reaktionen hat man abgeleitet, dass der Entwurf auf breite Ablehnung stößt. Dafür mussten keine Tonscherben in Krüge fallengelassen werden. Wären die Entwürfe vor dem Juryurteil präsentiert worden, hätte man anhand der Reaktionen wohl kaum den modernen Entwurf prämiert und sich damit seitens CG auch jede Menge Ärger und negative Presse erspart.


    Es ist mehr als einleuchtend, dass wir "nicht überall mitreden können". Der Neumarkt ist aber nicht "überall". Der Informationsprozess für das Quartier ist sicher besser als USD/Blobel etc. Das heißt im Umkehrschluss aber nicht, dass nicht noch Luft nach oben wäre. Warum hat man sich z.B. gegen eine Rekonstruktion der Landhausstraße 13 ausgesprochen? Wo kann ich als interessierter Bürger diese Entscheidung nachvollziehen?

  • Es ist vielleicht eine naive Auffassung der politischen Welt, doch ich glaube schon, dass es Möglichkeiten gibt, an der Besetzung dieser Gremien etwas zu ändern. Der Bauausschuss wird von den Parteien bestimmt, denen wir als Wählern das Mandat übertragen haben. Die Gestaltungskommission wurde ebenfalls vom gewählten Stadtrat besetzt. An dieser Stelle möchte ich auch einmal ganz allgemein sagen, dass mir das endlose Bashing der Kommission wirklich enorm auf die Nerven geht. Ich glaube nicht, dass diese Leute wirklich für all das verantwortlich gemacht werden können, was man ihnen so vorwirft. Da sind (oder waren) Leute dabei (z.B. Glaser und Magirius) die sich für die Baukultur unbestreitbar verdient gemacht haben. Ist folgender Link eigentlich bekannt? https://www.dresden.de/media/p…itsbericht_2005_2012_.pdf


    Zum Stimmungsbild der Dresdener frage ich nochmal, wie das denn geäußert werden soll? Soll die Politik die Leserbriefe in der SZ lesen oder in den Internetforen mitlesen? Wo ist das Meinungsbild der Leute denn zu erfahren? Was passiert, wenn die Fachleute in den Gremien nun zu einer anderen Meinung gelangen, als die unrepräsentativ befragten Bürger sie geäußert haben?
    Was mich betrifft, finde ich die getroffene Auswahl der Fassaden gar nicht mal schlecht. Eine Rekonstruktion der Alten Post und des Palais Riesch hätte ich schön gefunden. Doch auf welcher Grundlage hätte man unter der geltenden Rechtslage die CG zwingen können, diese Fassaden zu rekonstruieren - selbst wenn die Jury dafür plädiert hätte?

  • Bei Glaser ist bekannt, dass er dem Reko-Projekt Neumarkt im Gegensatz zu Magirius wenig abgewinnen kann. Was dieser Mann damit in dieser Jury zu suchen hat, frage ich mich wirklich. Seine Wirkungen an anderen Orten (siehe Busmann-Kapelle, Denkmalpflege etc.) mögen davon unberührt zu loben sein. Das ist hier nicht das Thema. Hier entfaltet sich jedoch seine negative Einstellung. Die im Modernismus verhafteten Architekten (Zeitgenossen) tun ihr Übriges zur größtmöglichen Kontrastbildung und Zerstörung zu schaffender Ensembles. Das geht bei unpassender Form (Fassade, Dach) los und hört bei unpassender Farbigkeit und Materialität auf, sogar dann, wenn es der Gestaltungssatzung komplett zuwider läuft.


    Der Bauausschuss kann vielleicht über die Besetzung abstimmen, aber die Zusammensetzung kommt von Amtswegen (aus dem SPA). Nein, man kann die Kommission nicht für alles verantwortlich machen, aber sie leisteten und leisten eben jeweils ihren unrühmlichen Beitrag, siehe Hotelneubau in der Rampischen, Staffeldach im KIB-Projekt genau in Nachbarschaft zum Köhlerschen Haus, Riesch-Entwurf, etc..


    "Was passiert, wenn die Fachleute in den Gremien nun zu einer anderen Meinung gelangen, als die unrepräsentativ befragten Bürger sie geäußert haben?"


    Das tun sie meistens und genau das ist ja dann das Problem :D

  • Wenn die Zeitgenossen eine Lobbygruppe contra historisierende Gestaltung am Neumarkt sind (klar, das sind sie ganz sicher), dann betreibt die GHND die Arbeit in die andere Richtung. Wo ist das Problem? Besitzt denn die eine Gruppe mehr Legitimation als die andere?
    Genauso sieht es mit der Zusammensetzung der Gestaltungskommission aus. Ich wünsche mir hier eine ausgewogene Gruppe von kompetenten Fachleuten, deren Intentionen aus allen Spektren kommen. Herrn Glaser dabei eine "negative" Meinung zu unterstellen, weil er eine reine Rekonstruktion des Neumarktes ablehnt, halte ich für falsch.
    Keiner in diesem Forum war je bei einer Beratung der Kommission dabei und kennt die Hintergründe. Wir wissen alle nicht, welche Alternativen es zu den letztendlich abgesegneten Entwürfen gegeben hat.
    Alle Leute aus dieser Gruppe kenne ich nicht. Denen die ich kenne, unterstelle ich, dass sie als Gruppe wohl jeweils das Beste herausgeholt haben.

  • Aber sicher hat die GHND eine größere Legitimation. Es sei nur an die knapp 64 000 (!) Unterschriften erinnert, die der Verein für einen historischen Neumarkt gesammelt hat. Sie kann für sich beanspruchen, für einen beachtlichen Teil der Bürgerschaft zu sprechen. Zudem verfügt sie über ein enormes Fachwissen, was den Neumarkt und die Stadtgeschichte anbelangt. Man denke allein an die Publikationen von Stefan Hertzig. Was können dem die Zeitgenossen entgegenhalten?


    Ganz bizarr wird es, wenn eben jene Vertreter der Zeitgenossen permanent mit Aufträgen durch das Stadtplanungsamt bedient werden und sich am Neumarkt in Wettbewerben und Planungen wiederfinden, dessen Grundgedanke (und damit der nachgewiesene Wunsch vieler Bürger) ihnen doch zuwiderläuft. Sei es Alexander Pötzsch, Rohdecan, Pfau, Schubert/Horst oder Thomas Knerer, der sagt, der Neumarkt sei ein "Schauplatz", der mit Architektur nichts zu tun habe.... Und wie kommt's? Vielleicht weil mit Frau Heckmann eines der Gründungsmitglieder der Zeitgenossen im Stadtplanungsamt an den Hebeln sitzt? Bei dieser Konstellation braucht man sich über die ständigen Diskussionen am Neumarkt auch nicht wundern.


    Was die Bewertung der Mitglieder der Gestaltungskommission angeht, vermag ich mir auch kein pauschales Urteil zu erlauben. Fakt (und fragwürdig) ist aber, dass diese eine unglaubliche Macht besitzt, in der Öffentlichkeit aber nahezu überhaupt nicht in Erscheinung tritt. Es sei nur an die Äußerung Herrn Kimmerles im Stadtbildforum erinnert: Ohne den Segen der Kommission gibt es keine Baugenehmigung. Auch hier schlägt wieder das SPA die Mitglieder vor (und nicht der Stadtrat).

  • Die Legitimation als Interessengruppe aufzutreten, hat also nur die größere Gruppe? Das ist aber wirklich eine schlechte Nachricht für z.B. die kleineren Parteien im Bundestag.
    Also ich sehe das anders. Ich denke, das Recht zur Meinungsäußerung haben alle.


    Die Bevorzugung von Mitgliedern der Zeitgenossen bei den Gestaltungswettbewerben am Neumarkt ist mir allerdings auch schon negativ aufgefallen, da bin ich ganz bei dir.


    Die größere Kompetenz dagegen pauschal bei der GHND zu sehen, halte ich für ausgemachten Unsinn! Herrn Hertzigs Werke schätze ich sehr und nehme sie mir immer wieder zur Hand. Doch die Leute in der GHND sind eben nun mal in der Regel keine Architekten und können daher bei Planungswettbewerben nicht teilnehmen - auch Herr Hertzig nicht, Fachwissen zur Baukunst des Dresdner Barock hin oder her!


    Zu Herrn Kimmerle möchte ich nur sagen, dass ich froh darüber bin, dass ein derart ambitionierter Bauherr hier ein Quartier errichtet und wünschte es gebe mehr davon hier und auch anderswo in der Stadt. Zu seinen Äußerungen über die Kommission sage ich erneut, dass wir auch hier die Hintergründe nicht kennen. Herrn Kimmerles Meinung ist hier ja durchaus von seinen eigenen Motiven geprägt. Um etwas deutlicher zu werden: Sein nach eigenen Vorstellungen erarbeiteter Vorschlag für die Fassade an der Rosmaringasse fand ich unglaublich kitschig. Da bevorzuge ich definitiv die Planung von Stellwerk.

  • Arwed: Es scheint mir als würdest du das Neumarkt Projekt als ein ganz normales Bauvorhaben einordnen!
    Dies ist aber nicht so. Hier soll ein Stück zerstörte Stadt wiederaufgebaut werden und kein Schaulaufen modernen Füllfassaden stattfinden.
    Diese Prämisse am Neumarkt, wieder ein Stück altes DD zu schaffen, stand von Anfang an. Der Auftakt war die Frauenkirche, ein alter barocker Kirchenbau, welcher in vorbildlicher Weise historisch wiederaufgebaut wurde. Die Quartiere des Neumarktes sollten hier nun eine Art Rahmen schaffen, welcher gleichzeitig ein Stück urbane Stadtmitte zurückbringen sollte.


    Man kann sehr wohl sauer auf die Gestaltungskommission sein, da sie schon einige alte Fassaden verhindert hat, welche durch Investoren hätten wieder entstehen können, aber statt dieses Geschenk anzunehmen, pocht man vehement auf moderne Füllfassaden. Und das, obwohl gerade bei moderner Architektur die Bürger am meisten aufschreien und selten bei einer Reko!
    Ebenso die schon von Tobschi erwähnten 64000 Unterschriften sollten dieser durch Steuergelder finanzierten Kommission doch eine gewisse Richtung vorgeben, aber scheinbar vertritt die Gestaltungskommission andere Interessen als die der Bürger!


    Du hast gesagt, die "Legitimation als Interessengruppe aufzutreten, hat also nur die größere Gruppe?", ist natürlich nicht so und meinte Tobschi bestimmt auch nicht, aber man sollte mal nachdenken, welche Gruppe den größeren Teil der Bevölkerung abdeckt und welche nur die Interessen von Einzelnen!


    Die GHND hat sehr wohl Kompetenzen, da Sie zwar nicht rein aus Fachleuten der Architektur besteht (zum Glück bei heutigen Architekten), sondern eher aus einem Mix von Menschen, welche alle ein Ziel verfolgen, Dresden wieder ein Zentrum (Herz) zu geben. Die GHND hat seit Jahrzehnten Erfahrung mit den Vorgängen rund um den Neumarkt (politischer wie auch gesellschaftlicher Natur), ebenso hat Sie sich mit der Geschichte des Platzes und ihrer Gebäude beschäftigt und eine Unterschriftenaktionen zum Einbinden der Bürger gestartet, was durch unsere Stadtverwaltung, demokratisch gewählte Stadtverwaltung, nicht mal ansatzweise gemacht wurde.
    Die GHND kennt sich also sehr gut mit der Materie aus und hinter ihr stehen auch viele Dresdner. Und wir leben ja schließlich in einem Land, wo die Macht vom Volke ausgeht und nicht nur vom Geld, oder?


    Ich denke, Arwed, du betrachtest die Bauten am Neumarkt nicht im richtigen Kontext. Es ist hier keine x-beliebige Baulücke, die gefüllt wird, sondern unser historisches Zentrum, hier müssen andere Maßstäbe rangezogen werden.
    Für moderne Bauten hat die Stadt noch Flächen im Überfluss und soweit ich mich entsinne, wird auch zu 99,9% modern gebaut, nur ganz selten etwas im historischen Stil und nur am Neumarkt einige Rekos.

  • Über den Rang, den der Neumarkt in Dresden einnimmt, bin ich mir absolut im Klaren. Nichts geht in unserer Stadt über die Bebauung dieses Areals.
    Wogegen ich mich aber verwehrt habe und es auch weiterhin tue, das ist die absolute Deutungshoheit über das Wie des Wiederaufbaus, die einige Gruppen und Personen für sich in Anspruch nehmen. Um das einmal ganz klar zu sagen, ich liebe den Wiederaufbau des Neumarktes und bin im Wesentlichen zufrieden mit dem Erreichten. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als es hier nur Grünflächen und die Regale mit den sortierten Trümmern der Frauenkirche gab. Es zieht mich sehr oft an den Platz, um ja nichts von den Bauarbeiten zu verpassen und Stück für Stück mitzuerleben, wie sich die Stadtstrukturen wieder ausformen, die ich nur von alten Fotos kannte. Ich brauche wirklich keine Erinnerung daran, dass dies nur hier in Dresden so möglich sein wird, egal wo sonst in der Stadt auch noch großflächig wieder aufgebaut werden mag.
    Doch es stört mich gewaltig, dass einige keine Diskussion darüber zulassen wollen, was das richtige Maß an Rekonstruktion sein mag.
    Ich möchte an dieser Stelle auch einmal daran erinnern, dass zu Beginn der Planungen am Neumarkt noch der gruselige Anbau der Polizei an genau dem Ort stand, der nun von der CG bebaut wird. Es war meines Wissens damals nicht selbstverständlich, dass dieses Areal einmal für die nun anstehende Bebauung frei wird.

  • ^ Arwed: Tobschi hatte nicht die Legitimation aus der Größe einer Gruppierung geschlußfolgert. Natürlich weist die GHND eine gewichtige Stimme auf, eine fachliche Basis erstreckt sich nie auf die gesamte Mitgliederzahl. Ergo: die Zeitgenossen müssen in dieser Stadt mit ihrer Eigenart erstmal ein ähnliches bürgerschaftliches Votum in ihrem Sinne nachweisen, um gleiches Gewicht einzufordern. Abgesehen davon spielt natürlich auch immer die Größe von Etwas eine Rolle, auch wenns ungerecht erscheint. Ist hier aber eigentlich nicht der Punkt. Mehr Stimmenverhältnis in der Kommission und adäquate Berücksichtigung von bereits erfolgter Legitimation durch das SPA sind die Punkte, wo es hapert.


    Letztlich gehts hier auch um die Frage, ob eine Altstadtretorte aus vornehmlich modernen bzw Neuentwürfen eine erhoffte Altstadtfunktion und -wirkung zu schaffen in der Lage ist. Moderner Architektur wird nicht nur nachgesagt, sondern es muss festgestellt werden, dass sie eben nicht imstande war und ist, gleichwertige Straßen- oder Stadträume herauszubilden, dass es der Qualität des Vormaligen entspräche. Man gefährdet die nachhaltige Funktionalität des Ganzen, je mehr man neumodische Partikel einstreut, denn aufgesucht wird nur oder weitaus vorrangig das historische Abbild.



    Frieseneck





    Dach des Dinglingerhauses (Q7.2-Kimmerle)


  • Arwed - bis in die 90iger ging man meines Wissens von einem Erhalt des Polizeipräsidiums aus. Zur Spitze des Q III.1 wäre dann eine Gasse verblieben. Dass es abgebrochen wurde hing aus meiner Sicht, ebenso wie beim Robotrongebäude oder dem Büroriegel am Bahnhof Mitte in erster Linie mit der schlechten "Verwertbarkeit" der Gebäude zusammen. Bürofläche geht in Dresden nach wie vor deutlich schlechter als nicht ganz billiger Wohnungsbau,l für den es immer besser läuft. Ich darf daran erinnern, dass im QF erhebliche Flächen von Büro in Hotel umfunktioniert worden sind. Vermutlich hängt dies auch damit zusammen, dass Versicherungen, Konzernsitze etc. nach wie vor in erster Linie westliche der ehemaligen Zonengrenze zu finden sind. Ein weiteres Beispiel wäre das ehemalige Lindegebäude, wo es für die Firma gewinnbringender war, außerhalb des Zentrums neu zu bauen. Für den großen Riegel hatte dann keiner Verwendung mehr... Ebenso wenig für eine Großgaststätte am Postplatz. Selbst dass Szeged ist Geschichte, obwohl hier zumindest das Gebäude noch existiert. Was ich damit sagen will? Oftmals wird die Entwicklung von ganz profanen Gründen getrieben, die dann von den einen positiv, von anderen eher negativ gesehen wird. Inwieweit die Städte selbst hier in Größenordnungen steuern können, wäre die Frage (Stadtplanung / Politik). Wenn aus dem Anbau am Polizeipräsidium mit wenig Aufwand um 2005 ein Nobelhotel zu machen gewesen wäre, würde es wohl unabhängig von seiner Architektur noch stehen!