Dresden: Neumarkt

  • Mir ist zu Ohren gekommen, dass dieser Entwurf im Bauausschuss abgelehnt wurde und nun ein neuer Wettbewerb stattfindet.


    Mein Gott, da frag ich mich, wie viele Wettbewerbe scheitern müssen, bis das Historische aufgebaut wird...

  • Der SZ-Artikel ist in der Zwischenzeit nochmal ergänzt worden. Unter anderem finden sich hier nun mehrere Politikerstimmen. Sowohl Linke, als auch CDU zeigen sich enttäuscht bis entsetzt. Welch' seltene Einigkeit ;)

  • hier einige Bilder aus der nun schon gestrigen Veranstaltung:



    Versuch einer Geschosseinordnung ins historische Riesch

    den Verweis auf WBS70 halte ich für manipulativ.



    "zu große" Wohnungen oder ein "unvermietbares" Dachgeschoss sind kein wirkliches Ausschlußkriterium



    Gröners Bemerkung, das Riesch hätte ja nur "Schießschartenfenster", war natürlich stark übertrieben - es ist ganz im Gegenteil. Korrekt hingegen ist die Auswertung des Büros K+K, was dann eben eine andere Nutzung als Wohnen ergeben müßte. Warum nicht teilweise Büros?



    Der Streckversuch am Riesch wurde als total unansehnlich hingestellt - was ich nur bedingt nachvollziehen kann.



    Fazit der Jury



    Gröner links stehend, einer der Architekten (2. von links), BauBM Schmidt-Lamontain rechts



    Jury-Abstimmungsergebnis - nunja, was Wunder - bei dieser Besetzung



    etwas größer: das nun breit abgelehnte Corpus delicti: Werksteinfassade mit Balkonloggien - und Glas in 2 Ebenen.

    Der nach vorn zitierte Architekt (vermutlich Herr Dähne (?)) machte zudem den Fauxpas, heutige Betonwerksteine ggü Naturstein zu bevorzugen - solchen wie "gelungen an der Busmannkapelle zur Anwendung kam" (sinngemäß).


    Die Sache ist nun überhitzt, aber ich möchte sachlich bleiben:


    Egal, wer oder wer nicht rekonstruieren will, es gibt zahlreiche Hauptprobleme:
    1. es gibt zu starre Vorgaben am Projekt, die zu diesen Schwierigkeiten führen: eine bestimmte hohe Geschoßflächenmenge, nur Wohnen ab dem 2.OG etc, Abhängigkeiten zu Banken, Anlegern und im CG-Firmenkonstrukt. Gröner kann es nicht allein entscheiden.
    2. mit diesen Vorgaben schließt hier (nordseitig gelegen) das BauGB tatsächlich eine Reko de facto aus
    3. CG und Architekten übertreiben dennoch bei einigen "Ausschlußkriterien"
    4. die "Jury" kann nicht als unparteiischer Bewerter anerkannt werden - die Einschleusung von Herrn Just wurde zudem abgeschmettert.


    Mein Urteil: man muß - wie schon beauftragt - Nachsitzen. Der Entwurf an sich ist allerdings nicht schlecht (so sachlich muß ich bleiben), aber er sollte nicht an diesen Ort. Wenn sich so viele dagegen aussprechen, kann "Stadt" so nicht funktionieren - egal welche fachakademischen Qualitäten "an sich" vorliegen. Die Fortsetzung des Wettbewerbs soll zwar auf Basis dieses Entwurfs erfolgen, jedoch ist nun auch ein Neustart denkbar. Aus dem Publikum kam der Hinweis, doch die Fassade mit einem Mittelrisaliten zu gliedern - analog dem Riesch - eine gute Idee.
    Im Prinzip wäre nochmal ein Neustart nötig. Entweder doch Nutzungsänderung - auch bei schwieriger Vermarktungsprognose - und / oder Neuentwurf unter Einhaltung der Neumarktsatzung. Es wurde auch bisher nicht wirklich eine hier erforderliche "Altstadtwirkung" ernst genommen bzw. das Umfeld berücksichtigt.
    Die ganze Gemengelage ist mal wieder superkomplex und es liegen nahezu unausräumbare Zwänge im übergeordneten Vertrags- und Planungsrecht. Knifflich hoch drei. Das Bangen geht weiter.

  • Was soll man dazu schon sagen. Ich werde es erstmal noch etwas wirken lassen und dann vlt. mal meinen Senf dazu geben.
    Meine anfangs geäußerte Kritik scheint ja nun vollkommen gerechtfertigt. Was mich mittlerweile am meisten ärgert, ist, dass die komplette Fassade zur Rampischen nach einem Revival von Westdeutscher 60er Jahre Architektur aussieht.

  • Elli, ich bin genau Deiner Meinung.
    Die Frage ist für mich nun, ob wir es passiv einfach so hinnehmen, dass verblendete Modernisten den Wunsch der Mehrheit (demokratisch beschlossene Gestaltungssatzung für den Neumarkt und Beschluss des Bauauschusses vom Oktober) torpedieren, oder uns für den von Herrn Henke erarbeiteten Kompromiss vorbehaltlos einsetzen und die Gesellschaft historischer Neumarkt in den nächsten Tagen und Wochen unterstützen. (Denn DAGEGEN wird und muss etwas getan werden.)


    Nur noch zwei Dinge zur Erläuterung:
    - Die Nutzflächen-Vorgaben von CG für das Riesch sind einfach so unerfüllbar hoch, dass das Ganze ins komplett historische Palais nicht passen kann.
    Nun kommt Herr Architekt Henke und sagt: mit einer 35cm höheren 2. Etage und einer Streckung des Dachs (das vom Blickwinkel Straße sowieso nicht ins Gewicht fällt) ist die Vorgabe erfüllbar.
    Seitens CG und "Jury" wird dieser (für mich) sehr überzeugende Vorschlag abgelehnt, weil durch die Erhöhung das Riesch angeblich unansehnlich würde ("Schwächung der Fassadengestaltung und Monumentalisierung der ehemals eleganten Fassade").
    Mit dieser Begründung wählt man dann die (eigentlich nicht so schlechte, aber eben hier völlig deplatzierte) Barcode-Fassade und behauptet, dass diese moderne Fassade an der Stelle überzeugender wirkt, als die angepasste historische... ??? Geht's noch???
    Sarkasmus an: ... Eine Entscheidungs-Logik, die man ab mittlerem Bildungsabschluss nur "bewundern" kann... Sarkasmus aus)


    - Wegen 300m² zu wenig Nutzfläche im Riesch geht ein historischer Wiederaufbau des selben angeblich nicht.
    Über 7 Etagen verteilt handelt es sich dabei um 8*5,5m Gebäude-Grundfläche, die die CG-Gruppe auf dem gesamten Grundstück nicht an anderer Stelle rausholen kann???



    LETZTLICH MEINE FRAGE AN ALLE LESER HIER:
    Wollen wir es wirklich hinnehmen, dass die sehr positive Entwicklung am Neumarkt wieder einmal komplett im Stil des mit viel Aufwand verhinderten Gewandhaus-Baus konterkariert werden soll?

  • ... Und noch eine Anmerkung zur Ironie des Bauens am Neumarkt:
    Herr Blobel plant am Neumarkt den Neubau eines Hauses (wohl in historischer Anmutung), will jedoch die historischen Raumhöhen des dort früher befindlichen Bürgerhauses auf Palasthöhe strecken, weil er das für besser vermarktbar hält.
    CG hat Palais-Raumhöhen als historische Vorgabe im Riesch, hält diese aber für nicht vermarktbar...

  • Es ist eigentlich ganz einfach. Man will die Rekonstruktion nicht. Der Investor will sie nicht und die Gestaltungskommission auch nicht. Und so sucht man nach immer wieder neuen vorgeschobenen Argumenten warum es angeblich nicht geht.


    In anderen Städten gehen große Raumhöhen weg wie geschnitten Brot. Man schaue mal nach Leipzig. Und hier will man mir jetzt erzählen dass sie nicht vermarktbar sind?


    Und selbst wenn es so wäre dann muss man mit der Stadt reden und vielleicht einen Kompromiss finden dass man den Grundstückspreis etwas absenkt damit es dann rentabel ist. Wenn man seitens des Investors und der Stadt eine Lösung wollen würde gäbe es diese auch. Nur will man nicht.


    Noch schlimmer wird das ganze weil der Investor vollmundig verkündet hatte dass wenn die Dresdner das Riesch wollen wird es kommen. Mal wieder nur Lippenbekenntnisse. Stattdessen wird was in Hinterzimmern beschlossen und eine Nachrichtensperre verhängt. Das ist also der groß angekündigte Dialog mit den Dresdnern. Allein für diese Frechheit gehört der Investor abgestraft.


    Meine Mail ist schon seit gestern raus. Ich hoffe es finden sich noch viele hier die da mitmachen und dem Investor dieses unglaubliche Verhalten nicht durchgehen lassen.

  • Mein Kommentar zur CG vom 02.10.2015:



    So langsam komm ich mir an der Nase herumgeführt vor, dann hätten sie doch gleich sagen können, die Kulisse zur Frauenkirche wird alt und der Rest so-la-la (etwas überspitzt aber...).



    Das mit dem überspitzt hätte ich mir damals sparen können.


    Zum Bau selbst wurde über mir schon alles wichtige erwähnt und was ich darüber denke, kann man sich denken :-).



    Wie eryngium schon mehr oder weniger meinte: jetzt sind WIR gefragt. Auf Stadtverwaltung und Investoren können wir uns nicht verlassen, die verarschen uns, wo Sie nur können, um ihre Profitmaximierungsarchitektur in die Gegend zu ballern oder ihre Vita zu verbessern.


    Mails oder Briefe schreiben ist gut, bringt aber gar nichts, weil diese nicht an die Öffentlichkeit kommen, wohl eher im analogen oder digitalen Papierkorb landen.


    Jetzt wird es Zeit, seinen Unmut über die Dinge laut zu äußern. Es ist Zeit für eine Demo. Aber wenn ich schon sehe, wie viele Leute gegen "Pegi" auf die Straße gehen, kann ich mir nicht vorstellen, dass bei unserem Anliegen mehr kommen würden!


    Vlt. sehe ich das hier zu eng, seht ihr das anders? Falls ihr das ähnlich seht, was kann man dagegen machen? Wie bekommt man die Leute dazu den Arsch zu heben, mal freitags nicht zum shoppen oder saufen, sondern mal für gesellschaftliche Themen einstehen (ihr seht schon, wie doof es klingt!).


    Wie kommt man hier am besten weiter???

  • Also mit negativer Presse hatte man zumindest in Dresden schon öfters Erfolg. Ist ja nicht der erste Versuch, den Neumarkt zu ruinieren. Man denke mal an das Gewandhaus. Ein shitstorm auf Facebook wäre doch mal was. Die haben bestimmt eine Seite. Ich bin da leider nicht. Kann mal wer nachsehen?


    Ansonsten Mails an sz, dnn, Politiker und den Investor. Wenn der Druck zu groß wird, knicken sie irgendwann ein.

  • Ich denke, es liegt ein deutliches Medienecho vor - mit klarem Stimmungsbild. Vielmehr kann/sollte man zunächst nicht machen. Mit einer "Demo" wäre ich vorsichtig - das könnte nach hinten losgehen (guck mal, nur 12 Nasen, ha ha). Natürlich kann man Briefchen schreiben, aber das wird nur wahr- bzw überhaupt ernst genommen, wenns sachlich, unaufgeregt und von gewisser Kenntnis ist. Wie im APH könnte auch hier eine - bestenfalls auch mal begründete - Position formuliert werden. Das könnten die Lokalmedien demnächst zitieren - zusätzlich, und wenns verwertbar ist, was hier geschrieben wurde. Ein "find ich blöd" reicht da nicht aus. Nungut.


    Jetzt gibts also erstmal ein "Reset" in der Planung. Eigentlich wollte man anhand des Neu-Entwurfs weiterplanen. Nach dem erst kurzen, aber wohl bei jedem als heftig angekommenen, Medienecho (inkl. soz. Netzwerke + Foren), dürfte man nun nicht einfach "weiterplanen". Ein "Reset" bedeutet keinen Ausschluß einer Altbauvariante. Im Prinzip steht tatsächlich der Henke-Entwurf mit Verzerrung als Gegenbasis schon zur Verfügung. Klar muss jetzt sein, dass es kein Problem darstellt, die Jury-Abwertung des Henke-Entwurfs in Frage zu stellen (schwache Argumentation) und folglich fürs Weiterplanen zu übergehen. Mal sehen, wie der Mediennachhall der nä. Tage sein wird (ob man am Thema dran bleibt), aber es darf nun einer offenen Planung (also keine Fixierung mehr auf Neu-Riesch) nichts mehr im Wege stehen. Gleichsam muß sich diese Gestaltungskommission als mehrheitlich gerügt ansehen. Ihr öffentliches Bild ist nun vollends im Keller. Sie hat ohnehin nur "empfehlenden Charakter", auch wenn die Voten gern als "verbindlich" betrachtet werden sollen.


    Meine Idee wäre, man sollte die alte Rieschfassade - wenns nicht anders geht - in der Art baunutzungsrechtlich anpassen, dass alle Nachweise erbracht werden können. Gleichsam besteht damit die Chance, alle Invest-Vorgaben unterzubringen. Dadurch käme es quasi zu einer "verzerrten Retortenfassade" (oder wie nennt man das?), was im archi-akademischen Diskurs eigentlich vehement unbeliebt ist (analog Translozierungsverbot). Zur Kompromissfindung könnte es hier aber nunmal unausweichlich sein. Wichtig wäre, dass die Proportionen stimmig sind. Ich vermute, einen solchen Entwurf würden die meisten Dresdner begrüßen.
    Oder man versucht einen Entwurf mit der Gliederung und Materialität des alten Riesch, welcher aber stucklos und von schlichterem Erscheinungsbild wäre.


    In der heutigen Print-Mopo taucht (auch zum 80. Geburtstag) Ex-BauBM Gunter Just (BM 1994 - 2001) halbseitig auf - "Seine Abrechnung mit Dresdens Architekten". Vormals selbst "Modernist", kämpfe er nun an der Seite der GHND für historisches Bauen und auch gegen das Stadtplanungsamt. Das SPA hält er für "ausserordentlich verfilzt" - "immer wieder kämen dieselben Archi-Büros zum Zuge". Wie wahr, wie wahr. Das wiederum führe zu "Buden" wie an der Haupt-/Heinrichstraße usw. Er bemängelt, daß wir es abseits des Neumarkts "nicht geschafft haben, neue Stadträume zu schaffen". Niemand spräche über genau dieses Defizit - weder Modernisten noch Traditionalisten. Auch spräche man nie über "Städtebau" in Dresden. Man scheue "Dächer" in der Kollegenschaft und baue überall Würfelhäuser. Das Schlimmste seien für ihn aber "die vielen weißen Gebäude". Mopo Ende.
    Es gibt eine Annekdote aus seiner Amtszeit: da legte Just eines Tages fest: Ab jetzt ist kein neues Gebäude mehr weiß! Basta. Da kam der damalige SPA-Chef Jörn Walter und fragte: Auf welcher rechtlichen Grundlage denn diese Festlegung beruhe? Just: Die rechtliche Grundlage bin ich!!! Das wars und es gab folgend keine weißen Fassaden mehr.

  • Natürlich kann man Briefchen schreiben, aber das wird nur wahr- bzw überhaupt ernst genommen, wenns sachlich, unaufgeregt und von gewisser Kenntnis ist. Wie im APH könnte auch hier eine - bestenfalls auch mal begründete - Position formuliert werden. Das könnten die Lokalmedien demnächst zitieren - zusätzlich, und wenns verwertbar ist, was hier geschrieben wurde. Ein "find ich blöd" reicht da nicht aus. Nungut.


    Mit dieser Aussage von Elli stimme ich zu 100 Prozent überein. Ich versuche selbst mal eine Einschätzung vorzunehmen.


    Zunächst würden mich die anderen Entwürfe, die bei der Bewertung vorlagen, sehr interessieren. Womöglich hat man sich sogar wirklich für den geeignetsten Entwurf entschieden, obwohl dies wiederum ein deutliches Armutszeugnis für alle Beteiligten wäre. Ungeachtet der Bedeutung des historischen Palais Riesch und der Entscheidung für einen "modernen" Entwurf, die man bei den straffen Vorgaben hätte voraussehen müssen, weist der Gewinnerentwurf deutliche Defizite auf, die sich bei Dähne Architekten schon in der frühen Entwurfsphase ergeben haben müssen.
    Die Frage lautet: Was hat die Architekten dazu bewegt, private Außenbereiche an die Rampische Straße zu verlegen, die zugleich die Nordseite und daher für Balkone oder Loggien gänzlich ungeeignet ist. Eventuell waren es sogar Vorgaben der Auslobung. Die weiteren Entscheidungen der Architekten gleichen einer ständigen Kompromisssuche. Wahrscheinlich waren Balkone an der Rampischen untersagt, ergo plant Dähne/Pfau Loggien. Diese würden die Fassade aber zu stark öffnen, also legt der Architekt eine dünne Schicht aus Betonfertigteilen vor den Baukörper. Diese architektonische Halbherzigkeit wird schließlich durch die Fassadengestaltung komplettiert. Die Architekten legen eine Rasterung auf die zu gestaltende Fläche und entscheiden nun, wie man eine einigermaßen gute Proportion erreichen kann. Wie breit können die Betonlisenen sein, wie weit auseinander werden sie platziert, wo sind große Öffnungen, wo eher kleine oder gar keine?
    Ich frage mich, hat das noch etwas mit Architektur zu tun?


    Und dabei kann man dem Entwurfsverfasser nicht wirklich die Schuld geben. Der Investor hat irgendwann entschieden, dass der eigene finanzielle Umsatz Priorität hat vor der Wiederauferstehung eines Palais Riesch, was aus wirtschaftlicher Sicht total nachvollziehbar ist. Niemand hat am Neumarkt ein Gebäude rekonstruiert, ohne ein schlüssiges Nutzungskonzept in der Tasche zu haben.
    Aber warum hat man für den Fassadenwettbewerb keine weiteren Büros eingeladen, die sich verstärkt auf eine klassische Architektursprache festgelegt haben (wie bereits Kahlfeldt Architekten aus Berlin, etwa Mäckler Architekten aus Frankfurt), die eventuell Entwürfe hätten liefern können, die viel stärker auf die Umgebung eingegangen wären? Hier liegt der Hase im Pfeffer. Ein Nein zum Riesch, okay. Aber dann auf vermeintlich Zeitgenössisches zu setzen, das nun offensichtlich nicht überzeugen kann, ist sicherlich falsch gewesen. Dabei hätte sicher auch ein moderner Entwurf überzeugen können. Der Entwurf von Dähne/Pfau tut dies leider nicht. Es gibt keine Punkte, an denen sich das Auge orientieren kann, keine Klarheit oder wenigstens ein grundsätzliches Verständnis von Fassade. Es ist schlicht und einfach eine aufgelöste Struktur ohne Anfang und Ende, die weder den Ort berücksichtigt, noch für sich selbst einen bleibenden Wert erschaffen kann. Das ist sehr schade.
    Ein deutliches Zeichen wäre es auch gewesen, bei der Jurysitzung keinen Siegerentwurf festzulegen.


    Wenn nun der Prozess neu aufzogen wird, ist das meines Erachtens der beste Weg, hier doch noch zu einer attraktiven Fassade zu kommen, die selbst in 100 Jahren noch Bestand hat.
    Und mal ganz im Ernst. Das kann doch wohl nicht so schwer sein.

  • Jetzt muss ich auch noch meine Meinung zum Thema Riesch loswerden.
    Bisher ist noch niemand auf die von Elli Kny dankenswerterweise eingestellten Zeichnungen (Grundriss und Schnitt) für eine Wohnnutzung hinter der rekonstruierten Riesch- Fassade eingegangen. Wenn das Ergebnis der Präsentation der CG sein sollte, zu zeigen, dass Wohnungen hier nicht sinnvoll integriert werden können, hat man jedenfalls bei mir das Gegenteil erreicht! Das wären doch wirklich großartige Wohnungen: die Haupträume zur Straße mit fürstlicher Raumhöhe und die Neben- und die Schlafräume nach Süden zum Innenhof mit geringen Höhen - verbunden durch interne Treppen. An der tatsächlichen Raumhöhe dieser Bereiche ließe sich sicher noch etwas drehen (vielleicht durch ein Absenken der Höhenlage in der unteren Wohnebene). Der Wohnqualität insgesamt wäre es nicht abträglich, wenn man im WC keine drei Meter lichte Raumhöhe hätte.
    Entscheidend ist letztlich doch nur die Bereitschaft des Investors an dieser Stelle auf das Maximum an vermietbarer Fläche zu verzichten. Diese sehe ich leider nicht. Die planenden Architekten erfüllen nur die Aufgabenstellung ihres Auftraggebers.
    Die jetzt vorgestellte Fassade halte ich an dieser Stelle für extrem problematisch. Ich hoffe sehr, dass es zu einer Lösung kommt die sich verträglicher ins Straßenbild integriert. War schon das Hotel gegenüber ein Störfaktor durch seine Höhe und Länge (bei einer eigentlich guten Fassade) so wird das neue "Riesch" ganz übel. Bei einem weiteren Beharren auf einem radikal modernen Ansatz, sollte die Fassade zumindest in zwei Abschnitte gegliedert werden.

  • Danke für eure bisherigen Anmerkungen.


    @RianMa...Kahlfeldt war wohl dabei, ist aber aussortiert worden.


    Im APH war ein Foto zu sehen...Mit Adlerblick kann man es links erkennen. Macht zugegeben auch nicht wirklich nen gelungenen Eindruck, aber der "gestreckte Henke" (Mitte) muss doch möglich sein!

  • Gestreckte Fassade als Kompromiss

    Warum baut man das Palais Riesch nicht einfach, wie auf dem fünften Bild in Beitrag #623 gezeigt, mit der gestreckten Fassade wieder auf? Dies wäre doch sowohl im Interesse des Investors, der eine gewinnbringende Nutzung anstrebt, als auch der Öffentlichkeit, die eine historische Fassade wünscht. Außerdem würde man so das Schlimmste, eine modernistische Schießschartenfassade in unmittelbarer Nähe zur berühmten Frauenkirche, verhindern.

  • ^ siehe Bild 6 des von dir zitierten Posts 623 - das ist die Wertung der Jury.


    Kahlfelds Vorschlag war in der Präsentation sofort weitergezappt - so schnell konnte ich gar nicht hinterherknipsen. Die Fotos sind auch nur eine kleine Auswahl der Menge der gezeigten Bilder zu allem Möglichen. Kahlfeld hat sich hier offensichtlich kaum Mühe gegeben. Das sah mehr nach Legoplastik aus - einfach ein lächerlicher Brezelbau.
    Aber im Prinzip ging Kahlfeld schon auf eine (meine o.g. zweite) Idee ein und entwarf was Neues in einer ähnlichen Gliederung wie das Alt-Riesch - allerdings nicht anhand des Alt-Rieschs. Egal.
    Die Frage wird sein, welche 2 weiteren Architekturbüros nun eingeladen werden. Die Auswahl wird doch erneut von denselben bestimmt (Investor oder/und SPA ). Von daher sollte dahingehend zwar politisch Druck gemacht werden (Bauausschussmitglieder), aber wen man einläd bleibt eine wohl schwierige Sache. Wichtiger ist sogar, was die weiter im Rennen stehenden Architekten nun aus ihren Vorlagen entwickeln - alle sollen nochmal kräftig nachbessern. Mal sehen ob da ne vernünftige Lösung dabei ist.


    Balkone zur Strasse sind natürlich ausgeschlossen. Wohnräume zur Rampischen zu orientieren, halte ich aber nicht für abwegig. Was die Vermietbarkeit angeht, hörte sich Gröner so an, als meine er, dass Maisonetten nicht gut laufen würden - aber das hatte ich nicht ganz verstehen können, wie er es meinte. Er hatte da jedenfalls was begründet. Ich würde die Architekten hier auch nicht vollends in Zweifel ziehen - im Prinzip versuchten alle nur die sehr hochgeschraubten Vorgaben zu erfüllen. Und hier liegt das Übel begraben.


    Es wird mE am meisten darauf ankommen (arwed hats schon gesagt), inwieweit sich Gröner bewegt und - da er nicht allein entscheidet - bewegen darf. Ausser Wohnen wurden bisher alle anderen Nutzungen verworfen. Das müsste CG-intern nochmal revidiert werden - allerdings auch mit den Vertragspartnern wie Kreditgebern. Dass kein weiterer Hotelbetrieb kommen soll, ist verständlich. Externe Nutzer blieben aus. Bisher war mE sogar eine Büronutzung nicht gangbar - wohl aus der heutigen Marktlage betrachtet. Hier muss ein Zugeständnis kommen, ebenso wie bereits seitens der GHND das Zugeständnis auf Verzicht von Garten und Gartenhaus des Hoym sowie Tolerierung von Wohnungen an der Polizei-Brandwand kam. GHND-Chef Kulke sah sich daher auch enttäuscht, denn das sollte der Deal sein: Geschossfläche an der Brandwand (inkl. kein Gartenhaus und Garten), aber dafür Zugeständnisse (Flächenreduktion) am Riesch. CG und Partner müssen sich bewegen - weniger die ausführenden Architekten. Ich denke: das ist eine Frage des Wollens.


    Abgesehen davon, dass ich den Dähne-Entwurf an sich für gut halte - er aber wie erwähnt hier nicht "funktioniert" - und man sich durchaus in seine Absichten reindenken kann, sehe ich mal wieder eine verkürzte Debatte darin, dass man sich allein auf diese eine Fassade stürzt, jedoch den ganzen Neubau-Hofbereich nicht mal zur Kenntnis nimmt. Dort stehen banale Staffelgeschosse und gar schlichte Allerwelts-Wohnpark-Fassaden zu befürchten. Diese Optik wird mE Großteile des Innenhofes (auch der Dachlandschaft) ausmachen, welcher als Mehrfachpassage geplant wird. Zwar gibt es dort keine verbindlichen Baufestlegungen, aber zumindest sollte hier auch nochmal durch alle "Kräfte" hingeschaut werden. Vielleicht kann die Gestako gerade hier nochmal ihr Modernepotential nachfordern. Vermutlich sind die Hofbereiche aber ausser Reichweite. Für die Dachlandschaft ist mE eine Regelung in der Satzung verbindlich.
    Gröner meinte ja, dass es bei seinen Fassaden nicht um etwas mehr oder weniger Baukosten ginge und schlug eine Wette an die Kritiker vor, welche ihm "billiges Bauen" vorwerfen: "Sollte mir jemand - egal wer - nachweisen, dass die Neu-Riesch-Fassade auch nur irgendwie "billiger" war als theoretisch die fürs Alt-Riesch, dann spende ich diese Differenz ohne Wenn und Aber einem (?) Kinderhilfswerk." (sinngemäß). O la la. Die "Billigbaukritik" zieht hier tatsächlich nicht.
    Fazit: Gröner (CG) kann sich hier bewegen - er ist ein alter Fuchs - das sollte möglich sein. Ansonsten: Warum nicht Büros im Riesch oder einen angepassten und aber wohlproportionierten Alt-Riesch-Entwurf? Regisseur, Klappe die Zweite bitte!

  • Die auf dem sechsten Bild in Beitrag #623 angeführten Argumente gegen eine gestreckte Fassade des Palais Riesch sind nicht sonderlich überzeugend. Zum einen ist sie schon auf dem gezeigten Plan mit bloßem Auge kaum erkennbar, zum anderen dürfte sie auch in gebauter Realität keinem Betrachter aus der schmalen Rampischen Straße auffallen.

  • Bei einer Verzerrung der Fassadenproportionen des Palais Riesch hätte ich Bauchschmerzen. Entweder man kann die Fassade genau rekonstruieren (was ich denke) oder man lässt es und baut statt dessen eine Fassade, die eindeutig keine Kopie ist. Als Beispiel fällt mir hier die Fassade des Hotel de Saxe ein, die zwar stark an den Vorvorgänger erinnert, ihn aber eben nicht nachbaut.
    Mir ist klar, dass für den überwiegenden Teil der künftigen Betrachter das wohl absolut egal wäre. Für mich, als am Detail interessierten, sind derartige Ungenauigkeiten aber ärgerlich.

  • Naja, Arwed...deine Bauchschmerzen seien dir ungenommen, aber für Otto-Normalbetrachter ist das sicher nicht auffällig, gerade, was die Dachstreckung bei Henke betrifft und sind wohl eher akademischer Natur, auch wenn ich sie gut verstehen und nachempfinden kann.


    Außerdem haben wir am Neumarkt schon größere "Vergehen", siehe verdoppelte Fassade vorne im QIII, Am Neumarkt 4, das eingefügte Geschoss am Haus "Zur Glocke" usw. Auch im USD-Quartier QVI wird noch so manche Kröte zu schlucken sein. Wie das eben so ist beim Ausloten der Waage zwischen Rendite und Ästhetik, leider. Da dürfte der bisherige Gang über den Neumarkt schon zu manch Grummeln in deiner Magengegend führen. ;)


    Klar wäre ich noch lieber für die originalgetreue Reko, aber auch den Kompromiss nähme ich mit Kusshand.

  • Quartier VI


    Die Ausgrabungen werden fortgesetzt am Chiapponischem Haus


    und an Blobels Grundstück auch.


    Weiter hinten werden Keller schon wieder eingerissen


    Der vom Regimentshaus ist noch abgedeckt