Dresden: Neumarkt

  • ^Ich hoffe wirklich das hier noch viel geplant wird und die Optik sich noch ändert.


    Okay, deine Bemerkung zu den CAD Bildern war keine Wertung von dir aber ich hab es mir rausgegriffen weil ich finde die CAD Plannungen sehen den modernen Bauten des "Juwel am Neumarkt" doch sehr ähnlich. Und ich kann mir bei den Erfahrungen am NM kaum vorstellen das sich daran noch viel ändert.


    Das ist von meiner Seite aus etwas Druck auf den Bauherrn, mag ja sein das er freundlich ist und auf der Veranstaltung nen guten Eindruck macht aber bei dem was bis jetzt gezeigt wurde bin ich skeptisch das hier wirklich eine bessere Quali als bei den anderen modernen Füllbauten am NM rauskommt. Ich will Herr Görner hier nicht beleidigen oder etwas unterstellen aber wir wissen doch das uns hier etwas verkauft werden soll und damit es wenigstens etwas an unseren Intressen dran ist sollte man hier mehr Kritik am Projekt äußern schließlich dienen Informationsveranstaltungen ja grade dazu um eben auch Kritik zu äußern. Und ein Unternehmen was bei etwas Druck aus der Öffentlichkeit gleich sein ganzes Projekt zurückzieht ist mir eh suspekt und würde ich am Ende auch nicht schlimm finden weil man es dann ja vlt. mal mit der kleinteiligen Verkaufsstrategie probieren könnte.

  • ^ man sollte es abwarten, denn zu jeder Einzelfassade wird es einen Entwurf in Proportion, Materialität, Details usw geben, dann wird diskutiert (intern) und sicher auch überarbeitet oder verworfen. Es ist mE nicht raus, dass alles wie sonstige Füllbauten ausschauen muss. Die schauen aber auch nicht ohne Grund so aus sondern formen sich im Rahmen der Satzung möglicherweise gerne so aus - auch um nicht allzuviel zu stören. Ich meine damit nicht die Kontrastheimer-Beispiele, die ja eigentlich gegen die GestaSA verstoßen, vielmehr diese Machart a la Frieseneck, die mir bisher gut zu gefallen scheint. Die Machart Frieseneck könnte derzeit auch ein Maßstab für Architekten sein (ich verweise auf das Interview mit den Projektentwicklern im Tagungsband der GHND "Wie bauen wir Stadt") und kann mir gut vorstellen, dass man da mal schnell was für die Visus adaptiert hat. Wenn die Füllbauten so oder so ähnlich aussehen, dann hätte zumindest ich nichts dagegen. Aber hier wären wir wieder bei den Geschmacksfragen über die Einzelarchitektur. Falls sich da jemand was völlig anderes vorstellt, würde mich natürlich das sehr interessieren, wie solche Fassaden denn dann aussehen sollen?


    Nun berichtet auch die DNN - auch ganz gut.


    Wegen der Fassadenkosten für Historisches: Gröner hat ja erwähnt, dass für seine Gruppe speziell die Kostenunterschiede begrenzt sind, weil er auf eigene Stuckateure, Bildhauer oder wie auch immer zurückgreifen und damit preiswerter arbeiten kann. Bei Kimmerle schlug die Dinglinger-Fassade ein wie Blitz: ein erster Kostenvoranschlag seines Projektleiters (am Beginn der Planung) sprach von ca 1/3 Mill. Euro. Als die spätere vollständige Baukalkulation dann 1,0 Million auswies, wollte Kimmerle es nicht glauben und lies erstmal weitermachen wie bisher. Jetzt muss er zugeben, daß es tatsächlich diese Million wird und sie komplett vom Gewinn abgeht. Er tut es wohl dennoch gerne. Aber man darf jetzt nicht pauschalisieren: am Dinglinger liegt eine sehr teure sandsteinreiche Fassade an, was an anderen einfacheren historischen Bauten mit zB Fenster-Putz-Fassaden mit Stuck schon wieder nicht so ist. Also das ist immer aufs Einzelhaus bezogen.

    Einmal editiert, zuletzt von Elli Kny ()

  • Bei der gestrigen Veranstaltung war gefühlt die große Mehrheit pro Rekos, was in vielen Redebeiträgen ersichtlich wurde.


    Die kleinsten Randgruppen sind ja auch meist am lautesten und medial präsentesten, ob nun Dresdner/Freitaler Neo-Nazis, Radfahreraktivisten oder Pro-Rekos eben. :)
    Mit dem ganzen Geld, was hier verbaut wurde, hätte man ein modernes Areal bauen können, welches in 30 Jahren weltweit exemplarisch und einzigartig für die 2000er/2010er/2020er Jahre gewesen wäre. Man hätte einen eigenen Stil erschaffen können und wenn man 2050 die Geschichtsbücher der Architektur angeschaut hätte, dann wäre dort der Dresdner Stil der 20xxer Jahre drin gewesen.
    Nein, man hat Pseudo-Fassaden auf Beton-Klötze gebaut damit etwas alt aussieht, was nicht alt ist. Es ist nicht der Eiffelturm, es ist der Eiffelturm von Las Vegas. Dresden als das europäische Las Vegas mit Phantasie-Historischen-Fassaden.
    Ich mag es ja, wie Rotterdam mit der Zerstörung des zweiten Weltkriegs umgegangen ist. Heute sind dort mehrere weltbekannte Architektur-Büros angesiedelt, weil man eben kein buntes Disneyland aufgebaut hat, sondern zukunftsgewandt und nicht rückwärts gerichtet und rückständig gedacht hat. Andere mögen Disneyland... ja mei, dann ist das so.


    Die Frauenkirche möchte ich davon natürlich explizit ausnehmen. Es steht außer Frage, dass man die Frauenkirche hätte rekonstruieren müssen. Aber die Pseudo-Beton-Klötze daneben zwischen Pseudo-Modernes Gedöns mit Pseudo-irgendwas und alles in allem... Disneyland.
    Die historisch rekonstruierte Frauenkirche direkt umgeben mit authentischer moderner Bebauung (sicherlich hätte sich für solches authentisches Anti-Disneyland-Projekt ein Architekt vom Rang Norman Foster, Rem Koolhaas oder ähnliches hergeben und es wäre nicht alles von den angestellten Jung-Architekten in Ausbildung der Baywobau/FIRA/etc. gezeichnet worden) wäre ein weltweit einzigartiges Projekt... naja, jetzt hat man pseudo-historische Betonklötze... auch schön. Wenn es die Erzkonservativisten aus Dresden mögen. Ist jetzt halt ne 08/15-Shopping/Touri-Meile wie in jeder x-beliebigen anderen Stadt auch. also ausgenommen natürlich die zahlreichen schönen europäischen Städte. (Mein Geheimtipp: Lyon... ein durch und durch authentische Stadt ohne pseudo-historisierende Betonklötze)...

  • Die kleinsten Randgruppen sind ja auch meist am lautesten und medial präsentesten, ob nun Dresdner/Freitaler Neo-Nazis, Radfahreraktivisten oder Pro-Rekos eben.


    Stimmt, sehen wir auch anhand der FDP in Gestalt von Herrn Zastrow ;)


    Mit dem ganzen Geld, was hier verbaut wurde, hätte man ein modernes Areal bauen können, welches in 30 Jahren weltweit exemplarisch und einzigartig für die 2000er/2010er/2020er Jahre gewesen wäre. Man hätte einen eigenen Stil erschaffen können und wenn man 2050 die Geschichtsbücher der Architektur angeschaut hätte, dann wäre dort der Dresdner Stil der 20xxer Jahre drin gewesen.


    Wie kommsten du darauf, dass hier irgendetwas rausgekommen wäre, was nicht so in anderen Städten schon massenhaft herumsteht und Dresden irgendein Alleinstellungsmerkmal eingeräumt hätte? Schon den Workshop "Atelier Neumarkt 2000" vergessen? Außerdem, was geht dich denn das Geld von Investoren an, die hier ihr Geld verbauen? ;) Dass die Häuser so aufgebaut wurden, wie sie wurden, lag an ihnen selbst und an einer GeStaKo, der an der Qualität und Ausführung der Rekos weniger gelegen war, als das Durchdrücken möglichst massiver modernistischer Brüche innerhalb der Quartiere. Dass überhaupt noch soviel Qualität herauskam, ist dem unermüdlichen ehrenamtlichen Handeln der GHND zu verdanken. Klar kann man die Betonkerne bemängeln und die großformatigen Nutzungen. Dem hätte man allerdings mit Parzellenverkäufen vorbeugen können, was wiederum einen Tiefgaragenbau erschwert, wenn nicht unmöglich gemacht hätte. Wie man es dreht und wendet, ein Idealbild im Ganzen ( innen wie außen ) bei derart vielen Akteueren ist unmöglich. In Leipzig gibt es übrigens (soviel zum Thema Authenzität) etliche Gebäude, bei den man bis auf die Fassade alles weggeknuspert hat, dahinter dann völlig neu baut und mitunter ebenfalls großformatig nutzt.


    A propos Rotterdam: Dresden hat einen Teil aufgebaut nach Rotterdamer Vorbild - nennt sich Prager Straße... Vielleicht haste davon ja mal gehört? Und mal ganz ehrlich. Um den Neumarkt herum ist das alte Dresden in weitem Boden bis weit in die Johannstadt, die Friedrichstadt, die Wilsdruffer Vorstadt usw. aber sowas von ausgelöscht und überall wird nun modern gebaut und wegen dem bissl Neumarkt macht die FormFollowsFunction-Fraktion einen Terz...unfassbar.


    Vielleicht mögen ja noch andere auf dein "Pamphlet" eingehen, in dem du wieder Äpfel mit Birnen vergleichst? Ausgerechnet das im 2. WK unzerstörte Lyon mit Dresden vergleichen zu wollen, entbehrt nicht einer gewissen Komik.

  • Die kleinsten Randgruppen sind ja auch meist am lautesten


    Leider oft der Fall, wie man auch bei bestimmten Nutzern in diesem Forum sieht.



    ob nun Dresdner/Freitaler Neo-Nazis, Radfahreraktivisten oder Pro-Rekos eben. :)


    Gut, dass du verlässliche Informationen hast, wie die Mehrheit der Bevölkerung bezüglich Rekonstruktionen eingestellt ist. So lasse uns doch bitte an deiner Weisheit teilhaben. Bis dahin sei nur beispielhaft an die fast 70 000 Stimmen des GHND-Bürgerbegehrens erinnert. Eine "kleine Randgruppe" hätte die wohl kaum sammeln können.


    Ansonsten giel für den restlichen Beitrag wohl:


    Vielleicht mögen ja noch andere auf dein "Pamphlet" eingehen

  • Also auf das "Pamphlet" will ich nicht unbedingt eingehn, aber es hat mich auf eine Idee gebracht, vlt. mal was zum schmunzeln ;)


    Na wer kennt es ... :D


    "Wir befinden uns im Jahre 2015 n.Chr. Ganz Germanien wird von modernistischen Betonklötzen besetzt... Ganz Germanien? Nein! Ein von unbeugsamen Germanen besetzter Platz in Dresden hört nicht auf den Betonklötzen Wiederstand zu leisten. Und das Leben ist nicht leicht für die modernistischen Betonklötze, die als gepriesene moderne Architekten ihre Klötze schon in den Vorstädten Wilsdurffer Vorstadt, Friedrichstadt, Seevorstadt und Pirnarische Vorstadt geklotzt haben..." :lach:

  • Danke, Elli Kny, für den aufschlussreichen Beitrag. :OK30:
    Ich schwanke zwischen Hoffnung und Skepsis. Herr Gröner scheint mir ein "Verkaufstalent" zu sein, also warten wir mal ab.


    Auf den albernen Beitrag von efhdd will ich gar nicht erst eingehen, ich schaudere immer noch, wenn ich mir die Beiträge zum "Atelier Neumarkt" anschaue, da hätte uns ein Sammelsurium skurriler Solitäre geblüht, welches im Leben kein "Stadtraum-Ensemble" ergeben hätte.


    Drücken wir mal die Daumen. :)

  • Die Verwendung des alles nivellierenden Totschlagbegiffs "Disneyland" wird vornehmlich von oberflächlich urteilenden Personen verwendet und solchen, die den Diskurs um Rekos nicht verfolgt haben. Es zeugt von Unsachlichkeit und erschreckender Unkenntnis, was aber nunmal überall vorkommt. Andernorts oder einzelbaubezogen durchaus berechtigt, ist der polemisch verwendete Kampfbegriff am Neumarkt weitgehend nicht begründbar. Es sind eben nicht nur die Fassaden, die wiederkamen. Zahlreiche Bauten sind Ziegelbauten - manche zum Großteil. Fassaden waren zu allen Zeiten nur Aussenkleid der Bauten - was innen abging bestimmte die Zeit. Das illusorische Überinterpretieren, als wären die Innereien der Häuser eine Einheit mit dem Äusseren, halte ich für einen der Fehlschlüsse der Reko-Gegner. Hätten die damals Beton gehabt und fänden es toll, dann wäre schon damals alles aus Beton gewesen.
    Der Neumarkt besteht aus viel mehr Altem bzw historisch Angelehntem, als es die gehetzte Oberflächlichkeit heute wahrhaben kann und wahrzunehmen in der Lage ist. Vor dem Aufbau wurde überlegt, wie man den Bereich wieder entwickeln kann: man entschied sich für ein machbares Leitfassaden und Leitbautenprinzip als Grundlage. Daraus wurde eine gute Gestaltungssatzung, die Anzahl der Leitbauten und -fassaden wuchs von Anfangs 15, dann 30, dann 60 auf jetzt fast 80. Die Frauenkirche als authenischer Mittelpunkt wurde schon erwähnt. Aber auch abseits bekam der Platz seine alte Oberfläche, alte Laternen, die alten Denkmäler zurück. Zahlreiche Bauten weisen im Inneren vielfältige Bemühungen um Historisches auf, es gibt Barockhöfe, Brunnen, manche schöne Treppe, alte Gewölbekeller, viele Figurendetails (teils aus dem Lapidarium) und vieles mehr. Das ist beachtlich, auch wenn anderes leider verschwand oder nunmehr mit Neuen durchsetzt ist. Das Neue hat sehr häufig bezug zur Historie - zB Ausstattungsdetails oder moderne Wasserspiele als Reminiszenz an den Barock (geht mal ins Hotel Suitess).
    Vor der Zerstörung war der Neumarkt verfallen - seit Langem. Längst nicht alles war wertvoll - besonders in den Hoflagen. Auch ohne Krieg hätte sich dieses Quartier überformt. Ggf stünden heute ein oder zwei Riesenkaufhäuser über ganze Quartiere. Eine Weiterentwicklung gibt es immer - gerade in Großstadtzentren. Das wurde nun im Zeitraffer nachgeholt und von Null aus dem Nichts gestemmt. Die Mischung mit Neuem kommt bei den meisten gut an, ist fast 1:1 auch in anderen weniger zerstörten Städten (Leipzig wurde genannt) zu sehen, diese Mischung zeigt die Überformung. Sie sagt dem Betrachter allerdings erst auf dessen Nachfrage, warum das eigentlich so ist. Reko-Gegner behaupten immer, man sieht krassen Neubauten eben an, dass das Vorige mal zerstört wurde. Hä..? Welcher Betrachter weiß denn ohne Kenntnis, was irgendwo gelaufen ist - allein aus der Betrachtung geschichtsloser Neubaufassaden? Auch das eine Fehleinschätzung. Den Neumarkt begrifflich mit "Las Vegas" gleichzusetzen, ist ebenso nicht begründbar. In Vegas ist alles ahistorische Plastik. Am Neumarkt nimmt nahezu alles Bezug auf die Historie, der Stadtbereich entstand auf historischem Stadtgrundriß. Wie zahlreich die Bemühungen waren und wie froh viele Menschen über den neuen Neumarkt sind, zeigt im Übrigen - ich wiederhole mich - der Tagungsband "Wie bauen wir Stadt" der GHND. Was die fehlende Parzelligkeit angeht, kann durch Weiterverkäufe durchaus eine künftige Eigentümervielfalt erreicht werden. Aber interessiert das die Bürgerschaft wirklich? Heute erstreckt sich Eigentum (also die Parzelle) mitunter über Geschosse und weniger zwischen Brandwänden - so what. Der Neumarkt wurde ein Hybrid, welcher durch seine Mischung aus Alt und Neu - und das Beachten heutiger Ansprüche und Bedingungen - authentisch IST. Man sollte ihn jetzt in Würde altern lassen. Und er ist noch längst nicht fertig. Allein Kimmerles Q7.2 zeigt, wieviel Raumqualität und Eindruck noch hinzukommen wird. Grundlage ist immer noch das Leitbautenprinzip. Und man baut immer in gesellschaftlichen Bedingungen. Das sollte man bedenken, wenn man Dinge fordert wie Parzelligkeit, Nutzungsvielfalt usw. Das mag alles gut und richtig sein - dann müsste man aber auch bereit sein, die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die das verhindern, zu ändern. Da habe ich so meine Zweifel, ob das dann mit allen Konsequenzen (zB Verlust von Eigentumsrechten und Demokratie) gewollt sein will.

  • Der Vollständigkeit halber ein ziemlich erbärmlicher MOPO-Artikel nebst launigem Hilscher-Kommentar


    https://mopo24.de/nachrichten/…-dresden-hoym-palais-9878


    Hallo, schon mal vom Stadtratsentschluss zum Palais Riesch von 2008 gehört, Herr Hilscher? Leider oder sollte ich sagen skandalöserweise vom SPA nicht umgesetzt (ebenso wie Auflösung/Absetzung der Gesaltungskommission) und seit wann sind EINE Leitbau-Reko und 5 weitere Fassadenrekos bei der Größe des Areals und der Zahl der Einzelgebäude "fast flächendeckende historische Bebauung"? Dann wird von zugebauten Hinterhöfen von Vorkriegszeiten fabuliert und Nutten, die auf Freier warten? Hallo? Erwartet man derartige Zustände wieder oder dass man diese rekonstruiert? Ich denke nicht. Lächerlich.

  • Mal eine Frage an die Leute, die dem Neumarkt einen Disneyland-Stempel aufdrücken wollen.


    Sind Teile von London, Barcelona oder weiteren europäischen Großstädten dann auch Disneyland für euch?
    Denn dort werden reihenweise, die alten Gebäude hinter den historischen Fassaden abgerissen und "modern" mit Stahlbeton und neuen Grundrissen wieder aufgebaut.


    Bis auf die Reihenfolge ist da kein Unterschied zu einer Fassadenrekonstruktion am Neumarkt.


    Bei uns wird halt zuerst das Gebäude aufgebaut und dann kommt die historische Fassade wieder dran.
    Dort stehen die Fassaden noch und es wird das innerlich "moderne" Haus dahinter gesetzt.

  • Mal eine Frage an die Leute, die dem Neumarkt einen Disneyland-Stempel aufdrücken wollen.


    Sind Teile von London, Barcelona oder weiteren europäischen Großstädten dann auch Disneyland für euch?
    Denn dort werden reihenweise, die alten Gebäude hinter den historischen Fassaden abgerissen und "modern" mit Stahlbeton und neuen Grundrissen wieder aufgebaut.


    Der Gedanke ließe sich auch um die vielen polnischen Städte erweitern, die nach dem Krieg wieder aufgebaut wurden. Auch hier ist logischerweise nicht 1:1 alles wieder exakt aufgebaut worden. Man nehme als Beispiel nur die zerstörten und neu errichteten Krämerhäuser auf dem Marktplatz von Poznan/Posen. Die gaukeln nicht nur die frühere Kleinteiligkeit vor, auch sind die Fassaden zum Teil schlichtweg erfunden. Dennoch ist mir persönlich in Bezug auf Posen oder auch Breslau, Warschau, Danzig usw. nie der Begriff "Disneyland" untergekommen, obwohl hier bei vermeintlichen Rekonstruktionen weit weniger auf historische Authentizität geachtet wurde.

  • Mir kommt die Disneyland- bzw. Las-Vegas-Assoziation immer noch beim Anblick der unsäglichen Pastellorgie des "Quartier F". Das sieht nicht historisch aus, sondern wie eine Filmkulisse. Leider wird man das wohl auch nicht in Würde altern lassen, sondern "rechtzeitig" wieder überpinseln.
    Ansonsten ist am Neumarkt wirklich so viel Sehenswertes entstanden, dass ich mir kaum vorstellen kann, dass das jetzt nachträglich noch jemand ablehnt.

  • Vermutlich wird auch das leider seit Jahren laufende "Büroklotz anstelle Altbauquartier - aber teils mit Fassadenerhalt" (zB London) als - und das teilweise zu recht - "Disney" oder "Vegas" bekritelt, wobei letztere eben Plastik sind und nunmal nicht "echt". Es ist schon schlimm, was zB an der Londoner Regent Street passiert: ganze Quartiere werden hinter der victorianischen Prunkfassade abgerissen und dann meist ein monofunktionaler Büro- und Shopping-Klotz reingebaut - mit moderner Glasdachlandschaft über Staffelgeschossen. Das entfremdet das jahrhundertealte Weichbild Westminsters wohl stark, aber Städte - gerade Zentren entwickeln sich weiter, wollen anders genutzt werden, das globale Kapital will angelegt sein. Also es geht immer weiter. Viele unzerstörte Städte wandeln sich heute quasi zum "Disneyland" zurück - eigentlich ohne Zwang, aber es ist Zeitgeist, in Wahrheit ist der Druck enorm - großteils leider.


    Das mit internationalen Rekovergleichen kann man wohl weitgehend bestätigen, es gibt zwar gewisse Unterschiede, aber sowas wie eine Altstadt von Warschau ist heute wohl auch in Polen undenkbar - vermute ich. Den Begriff "Disneyland" gabs damals noch nicht, weil ja auch noch kein solches existierte. Natürlich wird der Begriff als Diffamierung benutzt, hat aber selbstverständlich seine Berechtigung, wenns um wirkliche Fehlgriffe geht. Ja, es wurden auch am Neumarkt Fehler gemacht - besonders in der Anfangsphase. Man muss eben differenzieren, welches beim Wunsch des sich Kurzfassens in "sozialen Medien" nicht einfach ist.


    Mit Dresden gings doch nicht um irgendeine Stadt in Südamerika oder der Sahelzone, wo man mal einen "Burj al Arab" hinstellen kann. Es ging und geht um eine alteuropäische Stadt(landschaft) - und gar eine mit Schönheitshistorie. Ich stelle mir beim "Burj" eher den Mekkaer Clocktower vor, der nahezu die ganze Altstadt einnehmen würde, da wäre der einstige "Sowjetpalast" a la "Lomonossow-Uni" am Altmarkt geradeso das Foyer dieses Megabaus gewesen. Na tolle Wurst. Nein, es geht um die Reparatur einer europäischen Stadt, die gar kein Zentrum mehr hatte. Ich sehe es ziemlich einfach: die meisten Menschen mögen die alten Fassaden - egal von wann die sind. Das Neuere oder "Moderne" empfinden die meisten als kalt, unmaßstäblich oder gar häßlich. Man mags eben "behaglich" und nicht "unwirtlich", wie Mitscherlich in der "Unwirtlichkeit unserer (modernen) Städte" einst aufzeigte. Vielleicht kann mans mit der "guten Stube" vergleichen, die auch jede Stadt haben sollte und braucht: manche stellen sich Blumen rein und andere halten Blumen für Kitsch oder zu popelig. Dresdens Genius Loki - ein europäisch-südeuropäisch anmutendes Stadtweichbild mit Stromwindungen und Grünauen bis zur unverbauten historischen Stadtsilhouette - in Teilen gar florentinisch-venezianisch anmutend - schreit geradezu nach historischer Stadtheilung, hat doch die "Moderne" noch nie Vergleichbares zustande gebracht. Es kam am Neumarkt als Mischung, aber das ist gesellschaftlich bedingt. Eigentlich bräuchte die gesamte Innenstadtzone Unmengen an Rekos, was nicht mehr möglich scheint. Man sollte, anstatt seit 25 Jahren Nachwendezeit gar nichts zu machen, wenigstens hier und da noch was auf die Reihe bekommen. Deswegen wäre ja auch eine adaptive Architektur zu den Vorgängerbauten - inklusive/oder der Neuausformung von Grundmerkmalen eines neuen dresdner Bürgerhauses - von großer Bedeutung.

  • Die GHND bezieht in Ihrem August-Newsletter Stellung zum Quartier Hoym. Besonders interessant ist Seite 3: an einem Werkstattverfahren wolle man sich nicht beteiligen, wenn das Palais Riesch darin Bestandteil sei. Der Stadtrat habe schließlich die Wiederherstellung durch die Aufstellung einer Gestaltungssatzung eindeutig empfohlen. Ist konsequent, schließlich würde man sowohl mit einem Fassadenwettbewerb als auch einem Werkstattverfahren sowohl das Bürgerbegehren als auch der Beschluss des Stadtrates (Element der repräsentativen Demokratie) negieren.


    Auf mich wirkt die Strategie der CG und der Reko-Gegner so, dass man die Energie der GHND und der Reko-Befürworter auf den "Nebenkriegsschauplatz" Riesch ("Nebenkriegsschauplatz", weil dieser eigentlich schon pro Reko entschieden ist) lenken will, um so die anderen Fassaden "modern" durchzusetzen.

  • DNN schreibt über CG und das Palais Riesch.
    Die GHND bietet alle ihre Fachkräfte auf, sollte CG das Riesch wiederherstellen wollen.
    CG-Sprecherin sagt, es sei noch nichts entschieden.


    Derweil sorgen Äußerungen des Architekten Pfau für Wirbel: er soll bei einer Führung vor Tagen - zumindest sinngemäß - gesagt haben: „Wir haben bereits genug Knusperhäuschen am Neumarkt, da hat es sich hier endlich ausgeknuspert.“ Mit dem wohl gefallenen Begriff "Knusperhäuschen" liegt eine klare Haltung zur Diffamierung von Rekonstruktionsbemühungen vor. Das sei ein Affront und ein solcher Architekt nicht mehr am Neumarkt tolerabel, kam die Rückschelte. Auch im APH-Forum gabs Entrüstung.
    Die SäZ geht dem heute (leider exklusiv) nach:
    der Ton zwischen GHND und Architekten wird härter, das Stadtbild-Forum wird erwähnt, das Angebot der GHND (siehe DNN) ebenso.
    Auf SäZ-Nachfrage beim Architekten (es handelt sich wohl um Herrn Pfau selbst) bestreitet er diese Vorwürfe als Verleumdung. Er habe das nicht gesagt, beteuert er. Er räumt jedoch ein, dass eine historische Fassade bei der angedachten Nutzung Wohnen schwierig ist. Wohnungen seien heute mit einer Höhe von 4,35m nicht mehr "zeitgemäß".
    Die Webseite von Pfau Archis Dresden ist seit Tagen gesperrt (Ausrede: "Wartungsarbeiten"), die Mailadresse sollte aber funktionieren. Wer mal Bilder seiner Knusperschachteln sehen will, muss eben mal googeln.
    Ich hoffe, der Vorfall klärt sich durch weitere Zeugen auf. Hier den Begriff "Verleumdung" zu gebrauchen, also einen Straftatbestand, halte ich für hier erfolgte zunächst neutrale Wiedergabe einer Äusserung für übertrieben, was aufgrund solcher Drohgebärde auf eigenes Getroffensein verweist. Sollte es sich bestätigen, müsste CG diesen Architekten entlassen und einen anderen beauftragen. Ein Architekt, welcher bewusst gegen hier demokratisch legitimierte Rechts- und Beschlusslage entwerfen möchte, ist im Satzungsbereich des Neumarktes nicht mehr haltbar.


    Auf einer gestrigen Führung der GHND mit Akademikern älteren Semesters wurde nochmals erläutert, dass man CG quasi einen Deal vorgeschlagen habe, wonach ein GHND-Mittragen des Wegfalls des Gartenhauses und Weiterem nunmehr ausgeglichen werden soll und muss, indem eben das Palais Riesch sowie etwa 3 weitere Leitfassaden zu rekonstruieren sind. Dieser Deal sei fair und ausgeglichen, gar etwas zum Vorteil von CG. Eines solle nicht gehen: CG braucht wesentlich weniger rekonstruieren und gleicht es anderswo NICHT aus.
    Dann wurden abseits weitere Beispiele von Neubauten am Neumarkt erläutert, wo die Bauherren einst tatsächlich auch historische oder historisierende Entwürfe eingereicht haben - so zB am Hotelklotz Rampische Strasse: da gabs 2 moderne und 2 alte Entwürfe. Das hat dann aber Ex-BauBM Feßenmayer verhindert, anderes wurde wohl vom "Engelein" (Ex-Sachgebietsleiterin Innenstadt) manipuliert. Also der Kampf der GHND war schon immer hart und konditionsfordernd. Das nur nebenbei.



    Derweil wird auch das CG-Quartier III-2 im Stadtmodell neu modelliert: wohl genau in der ja nahezu feststehenden Kubatur. Ob bereits einige Fassadendetails einmodelliert werden, ist unklar - man plane ja noch. Allerdings bekommt die Modellwerkstatt eigentlich erst dann Auftrag, wenn etwas festzustehen scheint. Lustigerweise liegen in der Modellwerkstatt Pläne vom Greifvogel Pfau herum (das ist immer streng geheim), wie im Bild unten zu sehen. Es ist der Baukörper des Riesch, den man da verzerrt sieht. Also da geht SPA-Amtsleiter Szuggat doch nicht etwa wieder eigene Wege? Und so schön abgeschottet, juristisch auf Auskunftssperre zum Schutz Dritter sich berufend, bekommt ja auch niemand was mit.
    Dazu noch eine Feststellung von der o.g. GHND-Führung: das SPA sowie die "Gestako" sind keine demokratisch legitimierten Anordnungsorgane. Dieses wäre hier allein der Stadtrat. Legitimierung der GHND kommt zwar aus dem Bürgerentscheid zum historischen Neumarkt, jedoch muss hier am "Riesch" notfalls der Stadtrat entscheiden, wo es ja auch noch um den Verkauf des Grundstückanteils geht. Dazu hatte sich die CDU bereits klar positioniert. Sollte Herr Gröner keine deutlichen Zusagen machen, muss der Stadtrat das Riesch beschließen und den Verkauf ggf mit diesem Zusatzantrag untersetzen. Die gewissen "Schwierigkeiten" bei hoher Deckenhöhe halte ich für lösbar. Sie sind kein Ausschlußkriterium. Entweder man lässt die Wohnungen so ("Adelswohnungen") oder man hängt die Decken ab oder wie oder was auch immer. Der Verlust eines Vermarktungsgeschosses ist ebenso verkraftbar. Ich denke CG bleibt bei seiner Ankündigung und wird erstmal - wie sie selber sagen - moderne Interpretationen eines "Palais" entwicklen und auch präsentieren. CG scheint darauf zu hoffen, dass ein guter Entwurf eines "Palais des 21.Jh." vielleicht auch durchkommt. Wie das bei Pfau-Dähne ausschauen könnte, siehe unten.




    ^ Ansicht Rampische am Polizeigebäude