Hbf-Empfangsgebäude inkl. HH Arnulfstr. (69m) [im Bau]

  • Ich gebe Dir Recht, auch ich finde den Entwurf für das neue Empfangsgebäude zu wuchtig, zu unförmig und ich habe Zweifel daran, dass sich die Wirkung auf den Bahnhofsplatz damit verbessert.


    Es gab damals noch einen alternativen Entwurf von GKK. Dieser Entwurf war deutlich dezenter und wurde von der Bahn favorisiert. Die Stadt wollte aber unbedingt Auer und Weber. Der GKK-Entwurf wäre wahrscheinlich schon längst gebaut worden, wenn man sich darauf geeinigt hätte und es wären nicht viele Jahre der Umplanung verstrichen. Momentan ist noch nicht mal ein konkreter Baubeginn in Sicht.


    Die Diskussion wegen des 70m Hochhauses finde ich persönlich total daneben. Wenn man sich mal die Gegend dort ansieht fallen doch zwei Dinge auf:
    1. Die Umgebung des Bahnhofs ist ziemlich heruntergekommen und braucht eine Aufwertung. Dies kann unter anderem erreicht werden durch hochwertige Büroarbeitsplätze (z.B. in einem modernen Büroturm) und weniger Spielhallen, Schnellimbisse und sonstiges fragwürdiges Gewerbe.
    2. Mit dem NH Hotel und dem Bayerischen Rundfunk stehen dort bereits zwei vergleichbar hohe Gebäude. Ersteres ist näher an der Altstadt dran, womit sich die Frage nach Sichtbarkeit eines weiteren Hochhauses eigentlich erledigt.

  • Mit meiner Kritik an der "Wuchtigkeit" des Auer/Weber Entwurf wollte ich nicht andeuten, dass ich einem in der Gestaltung "dezenteren" bis hin zu einem "langweiligeren" Entwurf den Vorzug geben würde. Das Eingangsgebäude des Hauptbahnhofs sollte schon einen Wiederkennungswert haben aber dennoch nicht die Umgebung und den Bahnhofsplatz erdrücken. Übrigens finde ich den Auer/Weber Entwurf auch ziemlich wenig aussagend bis langweilig. Er wirkt auf mich zudem unförmig, übereinandergestapelt und klobig und hätte in der Tat das Zeug, in ein paar Jahren als Bausünde zu gelten.


    Bezügl. des Hochhauses bin ich völlig Eurer Meinung, zwischen Stachus und Donnersberger Brücke verträgt die Stadt sehr gut weitere 50-80 Meter Hochhäuser, da die jetzige Situation schon sehr uneinheitlich ist, und entsprechende Hochhäuser bereits bestehen. Durch zusätzliche Hochpunkte kann die Gegend nur interessanter und städtebaulich aufgewertet werden.

  • Das Denkmalnetz Bayern kritisiert jetzt auch den aktuellen Entwurf zum Hbf und hat seinen eigenen vorgestellt, der den Entwurf von Auer/Weber mit dem aktuellen und den Resten des Bürklein-Bahnhofs kombiniert:


    http://www.abendzeitung-muench…0a-8cfb-b10b89d3fb38.html


    Äh, nee.


    Vermutlich müsste bei dem Entwurf ebenfalls der komplette Bau abgerissen und neu aufgebaut werden, so dass keinerlei historische Baumasse verbliebe. Dann wäre diese Art der Kombination völlig absurd.


    Für mich steht und fällt der Auer/Weber Entwurf mit der Qualität des Fassadenmaterials. Und das kann man beim Rendering am wenigsten einschätzen.

  • Mal ne Frage, ganz Nebenbei: Warum steht eigentlich der Münchner Hauptbahnhof unter Denkmalschutz?


    Da hab ich aber in D. und vor Allem Europa ganz andere Bahnhöfe gesehen.


    Dagegen ist der Münchner ja sowas von potthäßlich.


    Weg mit dem Ding und entweder Siegerentwurf oder der Andere.


    Nimmt sich ja nicht viel.

  • Nicht der Bahnhof selbst steht unter Denkmalschutz, sondern die Gleishalle. Und das zu recht in meinen Augen. Diese wird auch bestehen bleiben beim Neubau - für mich sieht der Entwurf von Auer/Weber auch so aus, als hätte man versucht die Form und Ästhetik der Gleishalle aufzugreifen.


    Letztlich spielt auch das ästhetische Empfinden beim Denkmalschutz nur eine geringe Rolle, es geht immer darum, ob es sich um ein herausragendes architektonisches Zeugnis einer bestimmten Zeit handelt. Das ästhetische Architekturempfinden ist zu sehr von Moden abhängig als das man das als Maß für den Denkmalschutz nehmen könnte.

  • Der Hbf. steht nicht per se unter Denkmalschutz. Das gilt nur für die Fassade über dem Haupteingang mit der Uhr, die Gleishalle (die für sich ja vor allem von innen ein beeindruckendes Bauwerk ist und (mir unverständlich) der Starnberger Flügelbahnhof, der ja quasi keinerlei Funktion mehr hat und meiner Meinung nach auch nichts herausragendes hat was schützenswert wäre. Wenn er denn nicht rot wäre, würde ihn nichtmal jemand wahrnehmen.

  • Beim Denkmalschutz spielt nun einmal nicht die Frage, ob etwas erhaltenswert ist, egal ob ästhetisch und/oder funktional, die zentrale Rolle. Es geht dabei ziemlich akademisch mehr um Fragen wie, repräsentiert ein Gebäude eine bestimmte Zeit als typischer Vetreter, ist es ein sonstiges geschichtliches Zeugnis des Alltagslebens in Ära X, wieviel Originalsubstanz ist noch erhalten, usw. Kants Ausspruch über Ästhetik, "Schön ist das, was allgemein ohne Begriffe gefällt", ist leider nicht der Kern des bundesdeutschen Denkmalschutzrechts.


    Der Hbf München ist ein ziemlich kurioses Gebilde. Es gibt Bauteile aus dem 19. Jahrhundert die den Krieg überstanden haben und vom Nachkriegsgebäude ziemlich "überbastelt" wurden, sodass der Nachkriegsbau den Gesamteindruck absolut dominiert. Dazu ist der Bahnhof nicht erst seit Jahren sondern seit Jahrzehnten sichtlich auf Verschleiß betrieben worden. Was eben auch bedeutet, dass sehr viel Originalsubstanz vorhaden ist. Die verschwindet ja nur im Rahmen von Sanierungen.


    Die Bahnhofshalle ist beispielsweise separat unter Denkmalschutz, weil es eben als ein besonderes Dokument von Wiederaufbauleistung und industrieller Hallenbauweise gilt. Schön ist die Halle deswegen natürlich trotzdem nicht, man kann sich höchstens an sie gewöhnen und versuchen mit wohlwollendem Blick ihren Reiz in Details zu suchen. Was natürlich immer etwas "gewollt" ist. Ja, sie ist keine Schönheit. Aber darum geht es beim Denkmalschutz wie gesagt nicht.


    Glücklicherweise wurde im eigentlichen Hauptempfangsgebäude aber in den Nachkriegsjahrzehnten soviel herumgeflickt, dass man beim besten Willen keinen Denkmalschutz dafür feststellen kann. Zuviel Sammelsurium. Nur einzelne Bestandteile des Gesamtkomplex Hbf stehen unter Denkmalschutz. Zumal, das ist gar nicht ungeschickt von den Denkmalfreunden, der Altentwurf von Auer/Weber sozusagen Bestandsschutz hat, weil dieses Wettbewerbs- und Planungsverfahren bereits begonnen wurde, bevor bestimmte Bestandteile des Gesamtkomplexes unter Denkmalschutz gestellt wurden.


    Wenn man jetzt den Auer/Weber Entwurf nochmal aufdröselt, dann geht der Bestandsschutz verloren und konsequenterweise müsste man dann einerseits mit der ganzen Planung wohl wieder bei Null anfangen, v. a. aber wäre ein Abriß der zwischenzeitlich unter Denkmalschutz gestellten Bauteile dann nicht mehr möglich.


    Meine Meinung dazu: es gibt zahlreiche Baudenkmäler in Deutschland die vor sich hin rotten, ganze Schlösser und Burgenanlagen in Ostdeutschland beispielsweise. Geschlossene Ensembles, deren Erhaltungswürdigkeit sich aufdrängt. Da muss man nicht in München um jedes Travertingesims verbißen kämpfen. Das Flickwerk muss endlich ein Ende haben. Zu Gunsten eines Bahnhofs aus einem Guß. Daher, Komplettabriß und Neubau für das Empfangsgebäude als einzig richtiger Weg. Selbst wenn man mit dem konkreten Auer/Weber Entwurf nicht in jedem Detail einverstanden ist, solange man nicht mindestens ein weiteres Jahrzehnt warten will, bis der Hbf München endlich modernisiert wird, dann kann man kein Interesse daran haben, den Wettbewerbsentwurf nochmal aufzuschnüren und in Frage zu stellen.

  • Unfreiwillig komisch finde ich das Gejammer, im AZ Artikel, wegen dem nicht besonders großen Büro-"Wolkenkratzerchen". Das scheint wohl so ein Routineargument in München zu sein, wenn man moderne Neubauten verhindern will, die mal vom sonst derzeit in München üblichen Provinzkaff-Style abweichen und etwas höher hinaus wollen. "Achja, was ich noch sagen wollte, das Hochhaus, das geht natürlich auch gar nicht, die Sichtachsen und so".


    Die armen, gequälten Sichtachsen. Haben die Herrschaften auch schon eine Bürgerinitiative gegründet, um den angrenzenden Koloss des Bayerischen Rundfunk abzureißen, der mit seinen knapp 70 m Höhe und enormer Breite die ach so wertvollen und sensiblen Sichtachsen im Hbf Umfeld schon seit Jahrzehnten "stört"? Und Sichtachsen worauf? Beton-Würfelhusten, Imbisse und Ramschläden? München ist zwischen Stachus und Hbf nun wirklich alles andere als ein Augenschmaus (Justizpalast ausgenommen).


    Die Frauenkirche sieht man ja schon nicht mehr, wenn man am Hbf aussteigt (ergo sieht man den geplanten 75 m Turm auch aus der Altstadt Münchens nicht, die Türme der Frauenkirche sind mit knapp 99 m nämlich wesentlich höher). Geschweigedenn wenn man noch weiter weg ist, welche Sichtachse soll also das Bahnhofstürmchen stören?


    Es gab mal eine Zeit, da war München architektonische Avantgarde, mindestens in ganz Mitteleuropa unerreicht.
    Da wurde der Olympiapark mit seinen Anlagen gebaut, der HVB Turm, das markante BMW Hochhaus und einiges mehr. Dieses alte München erscheint mir wesentlich fortschrittlicher als jenes von 2016.

  • Selbst wenn man mit dem konkreten Auer/Weber Entwurf nicht in jedem Detail einverstanden ist, solange man nicht mindestens ein weiteres Jahrzehnt warten will, bis der Hbf München endlich modernisiert wird, dann kann man kein Interesse daran haben, den Wettbewerbsentwurf nochmal aufzuschnüren und in Frage zu stellen.


    Ich befürchte, ein weiteres Jahrzehnt müssen wir so oder so mindestens noch warten, schon deshalb, weil bei der zweiten Stammstrecke nichts voran geht und die Bahn involviert ist, die chronisch finanzschwach ist (was sich aktuell durch den Wettbewerb im Fernverkehr eher noch verstärken wird). Da können wir also in aller Seelenruhe noch einige Jahre an dem Entwurf hin- und herüberlegen :)

  • Du denkst es geht nicht noch langsamer, auch wenn man nochmal bei Null anfängt?

  • Ich denke, es ist ganz einfach egal. Der Umbau ist noch so weit von einer Realisierung entfernt, da kann und wird in jedem Fall noch alles Mögliche passieren.

  • Das ist ja, zumindest architektonisch, auch kein Neubau mehr, sondern nur noch ein Umbau (auch wenn dies aufgrund der komplett maroden Bausubstanz des Gebäudes bautechnisch trotzdem einem Neubau gleichkommen dürfte, was diesen Vorschlag in meinen Augen besonders absurd macht).

  • Grünes Licht...

    Die Stadtgestaltungskommission hat in deutlicher Mehrheit für das Hochhaus und den HBF-Neubau grünes Licht gegeben. Das Stadtbild werde durch das Hochhaus nicht beeinträchtigt.


    Mathias Pfeil (SPD), Generalkonservator forderte darauf einen städtebaulichen Masterplan, der Auskunft gibt, wo in München genau Hochhäuser gebaut werden dürften und wo nicht.


    Walter Zöller (CSU) forderte einen Architektenwettbewerb für das Hochhaus, fand darin aber keine Unterstützung (was ich nicht unbedingt abgelehnt hätte).


    Kein Thema in dem Gremium war anscheinend der nur behutsame Umbau, wie er von den Gegnern gefordert wurde.


    Die Kommission wünscht allerdings, dass die oberste Etage des Hochhauses für die Öffentlichkeit zugänglich wird.


    http://www.sueddeutsche.de/mue…efung-bestanden-1.2846891

  • Hat es nicht schon (mehrere) Masterpläne in der Vergangenheit gegeben, die Hochhausstandorte untersuchen sollten?


    Die Idee, das oberste Stockwerk zugänglich zu machen ist gut.

  • Selbst das Vordach wollen sie erhalten.


    Naja aus dem könnte man aber wenigstens etwas machen. Vor allem mit einer künstlerischen LED Beleuchtung oder dergleichen, könnte man das Dach nach Sanierung und Veränderung der Zugangssituation zum Untergeschoss durchaus erhalten.


    Beleuchtung wäre allgemein mal ein Thema beim Hbf, vor allem in der Gleishalle. Man könnte dieses für die meisten langweilige Gebäude mit Licht von innen sicherlich super inszenieren und so zumindest nachts einen "Aha"-Effekt bei Reisenden auslösen. Leider wird die Bahn hier wohl nicht tätig werden.