Hbf-Empfangsgebäude inkl. HH Arnulfstr. (69m) [im Bau]

  • Ich denke, dass eine in der Öffentlichkeit geführte Debatte in Bezug auf eine Teilrekonstruktion des Bürkleinbaus durchaus nochmals Pfeffer in die Sache bringen könnte.


    Das hier ist aber ein privates Forum und nicht die Öffentlichkeit. Wenn ihr so vehement hinter einer Rekonstruktion steht, dann solltet ihr direkt ein Bürgerbegehren starten (dafür ist das DAF aber definitiv die falsche Plattform). Anders wird sich das eh nicht mehr durchdrücken lassen, schließlich gab es auch in der Entwurfsphase noch hochrangige Fürsprecher einer Rekonstruktion - die konnten sich aber ebenfalls nicht durchsetzen.


    Im Rahmen dieses Forums beschränken wir uns deshalb darauf, die verbleibenden noch realistischen Varianten zu besprechen. Und solange keine Pro Reko-Bürgerinitiative daherkommt, ist diese Variante eben NICHT realistisch.

  • Ich persönlich bein absolut kein Feind von Rekonstruktionen, aber den alten münchner Bahnhof find ich einfach nicht schön. Und zudem sollte man nicht immer an Rekonstruktionen denken, sondern auch mal daran, dass moderne Architektur ja nichts verwerfliches ist, sondern ein Teil modernenr Kunst, die Ausdruck unserer Zeit ist.

  • Dvorak


    ...wenn die gezeigten Vorschläge Ausdruck unserer modernen Zeit sind, dann muss das eine verdammt beschissene Zeit sein. Ein Blick auf die ach so modernen Bauten der letzten Jahre lässt jedenfalls durchaus den Rückschluss zu, dass genau diese Monsterbauten der Grund für den Ruf nach mehr Rekonstruktion sind.


    münchner.


    P.S.
    Wie bereits in einem anderen Beitrag erwähnt wurde denke ich nicht, dass die modernen Bauten lange Bestand haben werden. Unverwechselbare architektonische Schönheit sieht jedenfalls anders aus. Das ist mein einziger Trost, dass in 20 oder 30 Jahren der ganze Mist einfach wieder weggerissen werden kann, da gesichts- und einfallslos, unproportioniert und hässlich.

  • Ich sehe wie Dvorak das größte Problem eher darin, dass auch der alte Bahnhof nicht unbedingt ein Meisterwerk ist. Das Potential zu einem Wahrzeichen München hat der Bau nicht und darum wird sich für die Rekonstruktion auch nur schwerlich eine starke Lobby aufbauen lassen.


    München hat das "Problem" dass nahezu alle wichtigen Bauten erhalten bzw. rekonstruiert wurden. Der Bedarf an "neuem Alten" ist darum deutlich geringer als in Städten wie z.B. Dresden oder Frankfurt.

  • So schön München sonst auch ist - mit ihren Bahnhöfen scheint die Stadt Pech zu haben. Ich finde weder das Vorkriegsgebäude schön, das für mich den Charme einer alten Fabrikhalle hat, noch den jetzigen Bau noch die Planungen. Em ehesten könnte ich noch der ersten der drei geplanten Varianten etwas abgewinnen, aber besonders charmant finde ich auch die nicht. :(

  • Das Problem mit den drei neuen Entwurfen ist, dass sich die Architekten scheinbar in keinster Weise mit dem Standort auseinandergesetzt haben. Wie der berühmte Münchner Architekt Theodor Fischer (Polizeipräsidium, Mitarbeit am Reichstag) schon sagte :
    "Alles, was die Umgebung liefert, soll nicht verwischt, sondern ausgebildet und gesteigert werden."
    Diese drei Glaskästen habe überhaupt nichts mit Münchner Architektur zu tun und auch nichts mit der Umgebung des Hauptbahnhofes. Sie könnten genausogut in London, Berlin oder Tokio stehen. Lediglich ein Entwurf, der die Glasfassade mit Hilfe bayerischer Rauten gliedert, weist wenigstens daraufhin, dass der Bahnhof in Bayern steht.
    Der Bürkleinbau erinnert dagegen an Bauten der Umgebung, sei es St. Bonifatius, den Erweiterungsbau des Justizpalastes, die Klinik zwischen Sendlinger Tor und Stachus, die Salinnendiretion in der Ludwigstrasse, die Bauten der Maximiliansstrasse. Eine Ähnlichkeit des Bahnhofes mit einer Fabrikhalle ist zurückzuweisen, da hier an italienische Bailiken (z.B. Fensterrossette, Rundbögen) erinnert wird - der Bahnhof als "Kathedrale der Technik" wird hier sichtbar. Als einzige Ähnlichkeit ist hier wohl das Material (Backstein) zu nennen.
    Die Säulenhalle sind zudem problemlos den Entwurfen 1+2 vorzublenden - bei einer Tiefe von gerade 6 Metern.
    Auch in den 50er Jahren, als man die jetzige Fassade erstellte meinte man, mit Glas und Stahl etwas Großartiges zu schaffen - und zum Ergebnis kann man nur Otto zitieren: "Da wurde sogar mir schlecht".
    Für eine Rekonstruktion des Bahnhofes spricht:
    Teile des alten Bahnhofes sind noch erhalten – darunter auch die Ostmauer der Querhalle
    Der Bahnhof Bürkleins prägte für fast 100 Jahre das Stadtbild Münchens
    Die Halle des Bürkleinbaus war das erste Monument des technisch-industrielles Zeitalters in München
    Was könnte München besser repräsentieren als eine Mischung aus Altem (Bürkleinbau, Querhalle und Flügelbauten) und Neuem (Neubauten in den Droschkenhöfen)


    PS: Ich denke, dass dieses Forum nicht nur dazu da ist beschlossene Bauvorhaben vorzustellen, sondern auch um Alternativen zu diskutieren.

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    So gut mir der Bürklein-Bau auf schwarzweiß gefällt, wenn ich wählen müsste, zöge ich eine moderne, gelungene (!) Lösung einer reinen Wiederaufwärmgeschichte aus Omas Zeiten bei einem Vorzeigebauwerk wie dem neuen Hbf vor. Dennoch: auch eine Kombinationslösung hätte ich vielleicht gut finden können, der Zug dafür ist aber doch abgefahren ;)


    Sie könnten genausogut in London, Berlin oder Tokio stehen
    Na, das wäre dann doch mal was Anderes: weltstädtisch-modern statt Voralpenlandsmetropole ;)

  • die reko (ist eh nur die ostseite) fände ich in diesem fall besser, da die moderenen alternativen zu schwach sind und auch schon der zeit hinterherhinken. bis die einer der "modernen" entwürfe steht sind diese entwürfe möglicherweise schon wieder 10 jahre alt, heisst veraltet. tatsächlich kann man von einer max. nutzungsdauer heutiger zweckbauten von 30 jahren ausgehen, dann abriss (jedenfalls findet oft ein abriss in den köpfen der menschen, auf die die architektur losgelassen wird schon viel früher statt).


    egal wie man zum alten bürkleinbau steht, bürkleinbauten sind typisch für die münchner architekturlandschaft, deswegen sind sie auch so wichtig und jeder weitere bürkleinbau macht daher die stadt ein stück unverwechselbarer.


    für die moderne architektur gibt es in einer großstadt wie münchen genügend andere möglichkeiten, sich zu beweisen.


    jai-c hat im übrigen recht: man braucht in münchen für die zukunft eine organisierte initiative, die sich nicht nur für einzelne projekte sonderen fortlaufend für rekonstruktion, denkmalschutz und ensembleschutz einsetzt und somit auch ein politisches gewicht bildet.

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    Das BMW-HH oder das Olympiazelt haben ja auch nix Bairisches und beide sind trotzdem unumstrittene Wahrzeichen Münchens. Warum sollte es mit dem neuen Hbf nicht auch gelingen...Ich bin da in diesem konkreten Fall eher optimistisch (erster Entwurf) :)

  • "Das BMW-HH oder das Olympiazelt haben ja auch nix Bairisches und beide sind trotzdem unumstrittene Wahrzeichen Münchens. Warum sollte es mit dem neuen Hbf nicht auch gelingen...Ich bin da in diesem konkreten Fall eher optimistisch (erster Entwurf)"


    Beide Beispiele befinden sich aber nicht in der Stadt, sondern wurde auf der grünen Wiese (oder Schutthügeln) errichtet. Zudem sind sie architektonisch hervorragende Bauern, etwas was man von den Bahnhofsentwürfen nicht sagen kann.
    In der Münchner Innenstadt kenne ich keinen vernünftigen Neubau seit den 2. Weltkrieg (Ausnahme ist die Staatskanzlei - sie orientiert sich am Vorgängerbau, übernimmt die vorhandenen Reste und ergänzt diese (Kuppel), die Seitenflügel haben die Ausmaße des Armeemuseums, die Flügel sind zwar aus Glas, werden aber von steinernen Eckbauten abgeschlossen. Die Glaskörper erinnern an eine Orangerie und passen sich somit der Umgebung [Hofgarten der Residenz] an).

  • PaBr hat die Antwort teilweise vorweg genommen: Daraus folgt, dass der Neubau das Vorhandene zu beachten hat. Alle drei Entwürfe tun dies aber in keinster Weise.

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    Nun, ich bin sogar äußerst froh darüber, dass sich die Entwürfe gerade nicht am Bestand des eher schäbigen Münchner Bahnhofsviertels orientieren. Anderseits wüsste ich auch gar nicht, wie man dies bewerkstelligen sollte: Da mal ein Hochhaus, da ein Shoppingcenter, Sexshops in 50er-Kästen, Dönerbuden...Eine klassische Gemengelage in einem Kerngebiet. Dort die Kopie eines Kleinstadt-Bahnhofs aus dem 19.Jahrhundert hinzupflanzen...Das wäre für mich mehr UFO als 3DO ;)

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    Wobei man auch sagen muss, dass der maßgebliche Bahnhofsvorplatz mit den Gebäuden von Hertie, Post und Elisenhof schon eine ganz ansehnliche Nachbarschaft hat, die mit den Lenbachgärten im Norden noch weiter aufgewertet wird. Münchens "Little Istanbul" befindet sich dagegen eher südlich des Bahnhofs in der Gegend um die Schwanthalerstraße.


    Übrigens: Ein aktueller Artikel der Süddeutschen Zeitung zur baldigen Großbaustelle http://www.sueddeutsche.de/muenchen/artikel/638/67571/

  • "Nun, ich bin sogar äußerst froh darüber, dass sich die Entwürfe gerade nicht am Bestand des eher schäbigen Münchner Bahnhofsviertels orientieren."


    Wie Jai-C schon gesagt hatte: die schäbigen Häuser befindet sich südlich der Bayerstrasse. Auch sollen sich die Entwurfe nicht nur an der direkten Umgebung, sondern auch an der Münchner Architektur orientieren.


    Zur Umgebung des Bahnhofes:

    Diese Karte zeigt den Bahnhof (A) mit den beiden Flügelbauten (B)(C) und den beiden Flügelbahnhöfen (D)(E). In einem dunkleren rot sind die noch erhaltenen Teile des Vorkriegsbahnhofes markiert.
    In Gelb sind Neubauten markiert, in blau sind (teils umgebaute) ALtbauten markiert.
    Die Neubauten sind in meinen Augen zum größten Teil sehr niedriges architektonisches Niveau:
    I

    Der Vorgängerbau:

    II


    Ein Neubau auf dem Areal des ehemaligen Verkehrsministeriums:
    III


    Der bayerische Rundfunk:
    IV

    V


    Die Altbauten
    Ein Teil des Holzkirchner Flügelbahnhofes:
    E


    1

    2. Das Dorint Bayerhotel, das im Sommer 2004 eröffnet wurde, einst "Kgl Hauptpost"

    3

    4. Das ehemalige "Telegraphenamtsgebäude" - in verändeter Form wiederaufgebaut.

    5. Das Warenhaus Hermann Tietz (Hertie), 1905 eröffnet

    6. Das einstige Hotel "Deutscher Kaiser"

    7. Reste des ehemaligen Verkehrministeriums, dass einst mit einer 72 Meter hohen Kuppel das Areal dominierte. 1990 bebaute man das Areal zum Teil mit einem Funktionsbau (Aldi, siehe III) ohne an einen Wiederaufbau der Kuppel zu denken, die den Krieg überstanden hatte. Das Areal wird heute unter dem Namen "Hopfenpos" vermietet.

    nach dem Krieg

    8. EIn weiterer noch stehender Teil des Ministeriums. Dieser war einst mit dem Kuppelbau durch einen Torbau verbunden.

    9. Ein Teil des BR

    10. Der Augustinerkeller

    11. Das "Renaissance Haus"

    12. Gebäude der Post

    13. Gehört auch zur Post - ich schätze mal 3. Reich

  • ^
    PaBr, vielen Dank für die engagierten Erläuterungen/Bilder :daumen:
    Ich habe bis vor Kurzem selber in München gelebt und weiß, wie es um den Bahnhof ausschaut, nämlich: insgesamt nicht gut, egal ob Goethe-, Schiller-, Schwanthaler-, Bayer- oder Arnulfstraße.
    Die allermeisten Neubauten sind billig und ordinär, da stimmen wir sicher überein. Aber auch die Altbauten (vielleicht mit Ausnahme der renovierten "Bayerpost") hauen mich nicht um. Sie wirken auf mich düster, breit und sind ohne den vornehm-heiteren Charme, den München imo in manch anderen Vierteln ausstrahlt.
    Und: Was verstehst Du denn unter Münchner Architektur? Mir würde vielleicht gerade noch der Maximilianstil einfallen (der mir gut gefällt), ansonsten wüsste ich nicht, was man darunter verstehen könnte. Oder meinst Du damit, dass man alte Baudenkmäler am neuen Hbf zitieren oder kopieren sollte?


    Jai-C
    Der Bahnhofsplatz ist ein Platz, der mir nun gar nicht gefällt - und als Empfangspforte einer attraktiven Millionenstadt schlicht unwürdig.

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    "Der Bahnhofsplatz ist ein Platz, der mir nun gar nicht gefällt - und als Empfangspforte einer attraktiven Millionenstadt schlicht unwürdig."


    Genau deswegen sollte ein Neubau des HBf die alten Säulenhallen von Bürklein wieder aufgreifen. Niemand hier spricht von einer Totalrekonstruktion. Aber ein neugestalteter Platz würde mit den bereits angesprochenen 6 Metern Säulenhalle eine wunderbare Ergänzung zu Hertie, dem Telegraphenhauptamt, und der Bebauung im Rahmen der Lenbachgärten ergeben.


    Ich bon froh zu sehen, dass sich doch einige für diese Teilrekosntruktion erwärmen können. Nun die entscheidende Frage: Wie kann man diese Teilrekonstruktion noch in den laufenden Vorgang einbetten? Welche Stellen müssten dafür aktiviert und für das Vorhaben gewonnen werden?


    münchner.

  • Wagahai: Ich stimme mit dir überein dass das Bahnhofsviertel nicht gerade Vorzeigecharakter für München hat. Allerdings ist doch gerade das Grund eine Aufwertung des Viertels anzustreben.


    PaBr: Die Verknüpfung zu irgendeiner Münchner Baukultur, die du hier herzustellen versuchst, kann ich nicht so ganz nachvollziehen. Es gibt in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs zwar einige Reste historischer Bebauung, der Großteil ist aber tatsächlich eher schlechte Nachkriegsarchitektur. Für eine nachhaltige Aufwertung bedarf es im Prinzip eines größeren angelegten Vorhabens, das die gesamte Bahnhofsgegend miteinbezieht.


    Zitat von münchner

    Nun die entscheidende Frage: Wie kann man diese Teilrekonstruktion noch in den laufenden Vorgang einbetten? Welche Stellen müssten dafür aktiviert und für das Vorhaben gewonnen werden?


    Im Prinzip ist das nahezu aussichtslos. Der Abriss soll ja bereits im Sommer sein! Da kannst du dir ausrechnen wie viel Zeit noch bleibt um das Ruder herumzureißen.

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    Jai-C, ich stelle fest, dass nach Meinung aller Experten hier im Forum ;) das Bahnhofsviertel generell einer Aufwertung bedarf, da es schlicht mittelmäßig bis hässlich ist, von einem Konzept müssen wir gar nicht reden - ein stilistisches Durcheinander, nahezu ein japanisches Stadtbild ;)


    münchner
    Dat wird wohl nix mehr, dennoch lass uns träumen:
    Die Teilrekonstruktionsvariante fände ich interessant, vorausgesetzt, dass auch die moderne Architektur einen würdigen Stellenwert erhielte (Kombinationslösung).