Hbf-Empfangsgebäude inkl. HH Arnulfstr. (69m) [im Bau]

  • ^^reden wir vom selben Bahnhof? Ich rate dir diesen bei deinem nächsten Münchenbesuch mal ganz genau -mit dem offenen Blick eines Architekturinteressierten! - anzuschauen, auf planerische Qualitäten, Substanz und v.a. sein Potential dabei abzuklopfen.


    Und nein, meines Wissens wurden solche Gebäude in Westdeutschland nach dem Krieg eben nicht "hin geklopp[f]t", sondern man hat sich gerade bei sowas erstaunlich viel Mühe gegeben (vgl. die vielen Rekonstruktionen in München, die ziemlich unmittelbar nach dem Krieg in Angriff genommen wurden, obwoh sie natürlich teurer und mit mehr Aufwand verbunden waren; man wusste genau, dass aus Provisorien nämlich einmal dauerhafte Einrichtungen werden und wollte München just jenen piefigen Wiederaufbau ersparen, den zB Stuttgart unter Einheimischen meines Wissens den Spitznamen "Kaputtgart" eingebracht hat).


    Das großzügig dimensionierte Eingangsgebäude, mit seinen hohen Hallen, sowie die riesengroße Gleishalle, die in dieser Raumwirkung einmalig in Deutschland ist, legen nicht gerade falsche Sparsamkeit nahe. Und auch die Substanz der Flügelbahnhofe wie zB des Starnberger Bahnhofes, der inzwischen schon zurecht unter Denkmalschutz steht, ist absolut erhaltenswert und eine tolle Grundlage für eine liebevolle Sanierung.

  • In anderen Städten (z.B. Frankfurt, Leipzig, Hannover, Göttingen, Nürnberg, Hamburg, Schwerin, Erfurt, Dresden, Mannheim, Wiesbaden, Mainz, Bonn, Weimar, etc...)
    => Alles durch die Bank gelungene Projekte und es geht ja nicht darum, dass ein Bahnhof möglichst "billig" sein muss, denn es ist eine Visitenkarte von Städten.
    (lt. Planung).


    Satire, oder verstehe ich hier etwas nicht? Das sind alles Vorkriegsbauten! Wie bekommst du hier den Münchner Hauptbahnhof in die Reihe?


    Ich war schon oft genug im Münchner Hauptbahnhof! Er mag von Innen besser aussehen wie von Außen, das wars dann aber auch schon. Herrausragend ist die Raumwirkung aber sicherlich nicht. Da spielen doch ander Bahnhöfe in einer ganz anderen Liga, z.B. Frankfurt oder Leipzig.

  • Natürlich wäre ich unter einer Bedingung ganz Feuer und Flamme für einen Abriß:


    Detailansicht: http://commons.wikimedia.org/w…BCnchen,_Hauptbahnhof.jpg


    Totale: http://www.br.de/themen/bayern…ten-bildergalerie128.html


    Wenn es darum gehen würde den historischen Bahnhof zu rekonstruieren. Der "kleine Bruder" dieses Empfangsgebäudes, ebenfalls vom Architekten Bürklein entworfen, im benachbarten Augsburg gibt den Münchnern einen Eindruck davon, was dies für eine Aufenthaltsqualität und eine positiv stadtbildprägende Wirkung mit sich brächte:


    Säulengang der Front: https://flic.kr/p/fsW24w
    Totale: http://www.projekt-augsburg-ci…iten/webcam-hauptbahnhof/ (Webcam eines Umbauprojektes, nicht von der Baugrube ablenken lassen, das Empfangsgebäude ist schön zu erkennen)


    Und für Rekonstruktionen ist ja zunehmend ein historisches Fenster geöffnet, nachdem die Erfahrungen zuerst in Dresden, dann in Potsdam, Berlin und nun auch in Frankfurt zeigen, dass das sehr wohl breite Zustimmung der Menschen quer durch alle Schichten finden kann und - im Gegensatz zu den meisten Ergebnissen moderner Architekturwettbewerbe - nicht nur Liebhaberobjekt des architektonischen "Elfenbeinturmes" sind, die keinerlei breiten Rückhalt in der Bevölkerung haben.

  • Satire, oder verstehe ich hier etwas nicht? Das sind alles Vorkriegsbauten! Wie bekommst du hier den Münchner Hauptbahnhof in die Reihe?


    Ich war schon oft genug im Münchner Hauptbahnhof! Er mag von Innen besser aussehen wie von Außen, das wars dann aber auch schon. Herrausragend ist die Raumwirkung aber sicherlich nicht. Da spielen doch ander Bahnhöfe in einer ganz anderen Liga, z.B. Frankfurt oder Leipzig.


    Fassaden kann man ziemlich einfach ein komplett anderes Aussehen verpassen, das ist nun wirklich kein Problem. Und du glaubst doch wohl nicht ernsthaft, dass es nochmal gußeiserne "Verkehrskathedralen" als Neubauten gibt? Wie gesagt, ich denke viel mehr, dass München da vom "Regen in die Traufe" kommen würde. 0815 grau in grau Corporate Identity und vollgepackt mit Läden, das lehrt nun einmal die Erfahrung. Frankfurt usw. haben einfach denkmalgeschützte Bestandsgebäude gehabt, an deren behutsamen Sanierung kein (rechtlicher) Weg vorbei geführt hat. Was hier gefordert wird, ist ein kompletter Neubau.

  • Also ich hatte die Planungen so verstanden dass die Gleishalle erhalten bleiben soll und nur die Kopf- und Flügelbauten ersetzt werden sollen.

  • Also ich hatte die Planungen so verstanden dass die Gleishalle erhalten bleiben soll und nur die Kopf- und Flügelbauten ersetzt werden sollen.


    +++


    Die Gleishalle ist unbestritten architektonisch gelungen und ich wüsste keinen Grund, warum man diese ändern sollte.
    Aber die Bauten an der Straße auf der Ostseite (wo früher der Bahnhofplatz war) sind in jeder Hinsicht marode und schmuddelig und die dunklen Seitengänge der Eingangshalle waren schon vor Jahrzehnten nicht sehr einladend. Auch das erste OG mit dem Burger King finde ich in keinster Weise einladend zum längeren Verweilen.
    Der östliche Teil gehört auf jeden Fall grundlegend erneuert und der Bahnhofplatz wieder hergestellt, ansonsten kann man sich die Mühe und das Geld sparen.

  • ^natürlich sind die Fassaden aktuell grau. Das wäre auch der gepriesene Neubau in 40 Jahren, wenn man zwischenzeitlich nur noch das allernötigste daran gemacht hätte - würde das die unzweifelhaft vorhandenen ästhetischen Qualitäten dieses Entwurfes "ungeschehen machen"? Natürlich nicht, nach einer Sanierung würde er wieder was hermachen.


    Habt doch bitte mal etwas Fantasie und vergleicht nicht immer den natürlich sanierungsbedürftigen Ist-Zustand mit irgend einer Computervisualisierung. Das ist doch ein Architekturforum.

  • Ich weiß beim besten Willen nicht von welcher Qualität du hier sprichst? Dieses Flickwerk hat doch mit Architektur nichts zu tun. Was soll denn hier Herrausragend sein?

  • ^Erstens ist gerade das, was du "Flickwerk" nennst, ein außergewöhnliches Zeitzeugnis. Von den Resten des Bürklein-Bahnhofes über die Nachkriegsmoderne des Wiederaufbaus bis zu diversen Umbauten in der Nachkriegszeit sind quasi alle Zeitschichten der Industriegesellschaft, von ihren Anfängen bis zur Gegenwart, vorhanden. Das macht es rein kulturhistorisch tausendmal interessanter und relevanter als zB der cleane Hbf in Berlin (sowas hättest du vermutlich lieber in München?), bei dem ich mir gewünscht hätte, dass man den alten Lehrter Bahnhof irgendwie mit einbaut in die Planungen, statt (trotz Denkmalschutz!) "Tabula Rasa" zu machen. Das sollte München eine Lehre sein. Will man wirklich ein Glas-Stahl-Beton Gebäude im "internationalen Stil" haben, wie es auch in Singapur, Seattle oder Zürich stehen könnte? Ohne lokalen und geschichtlichen Bezug, wie ich finde?


    Zweitens ist konstruktive Qualität auch evident, alleine die große, nahezu freitragend erscheinende Gleishalle mit ihrer Raumwirkung und vergleichsweise filigranen Statik (sowas hat Berlin zB nicht!).


    Und wenn man das Empfangsgebäude untersucht, dann ist das einfach ein ganz klassischer Bahnhof, wie ihn die Kindergartenkinder noch in ihren dicken Pappbilderbüchern kennenlernen, wie es ihn in der Realität aber immer weniger gibt. Eine große Schalterhalle, Gänge mit Schließfächern, beheizter Warteraum (ohne Verzehrpflicht, einfach nur ein Warteraum für Kunden der Verkehrsunternehmen), usw. Kommerzielle Zusatznutzung findet nur am Rande statt und beschränkt sich auf minimalen Reisebedarf bzw. Imbisse. Aus meiner subjektiven und ganz persönlichen Fahrgastsicht sind solche Bahnhöfe meine absoluten Lieblingsbahnhöfe (versuch mal bei Wartezeiten einen ruhigen Sitzplatz zB im Hbf an der Spree zu finden, wo keine Verzehrpflicht herrscht, mir nicht bekannt; am Bahnsteig zu sitzen ist ja nicht nur nicht ruhig sondern dank der sparsamen Möblierung auch selten möglich).


    Das Gebäude wirkt auch an keiner Stelle beengend, "schallert" nicht unangenehm...was will man denn mehr? Großzügig wirkt auch alles, keiner der in dieser riesigen Gleishalle aus dem Zug steigt zweifelt daran, dass er nun in einer Metropole ist.


    Das Gebäude muss einfach nur kernsaniert und modernisiert werden. Bei den weiteren Argumenten will ich mich nicht wiederholen. Kann ja sein, dass du einfach andere Präferenzen hast - fein. Aber dann spreche doch nicht gleich dem ganzen Bauwerk jegliche Qualitäten ab.

  • Die historischen Gebäudeteile kann man ja erhalten und in den Neubau integrieren. Die Gleishalle kann man ebenfalls erhalten und sanieren, bzw. in ähnlicher Form neu errichten. Auf die unsäglichen Flügelbauten würde ich allerdings verzichten! Das Empfangsgebäude würde ich komplett Neu errichten, wie gesagt unter Einbeziehung der historischen Teile. Warum es im Neubau keinen beheizten Warteraum und Schließfächer geben soll und kann erschließt sich mir überhaubt nicht, das ist ja alles eine Frage des Konzepts. Ich gehe allerdings davon aus das bei dir die Angst grassiert, ein Neubau würde nur nach rein kommerziellen Interessen gestaltet werden.

  • ^^Das stimmt natürlich in dieser apodiktischen Form nicht. Die Einstufung als Baudenkmal bedeutet (verfahrens-)rechtlich erst mal, dass neben den bau- und planungsrechtlichen Anforderungen auch eine denkmalpflegerische Erlaubnis für Umbau oder Abbruch nachgewiesen werden muss. Eine solche ist aber stets eine Einzelfallentscheidung und es ist eine Ermessensentscheidung, in die alle sachgerechten Belange, also auch die Interessen des Eigentümers und auch der Allgemeinheit einzustellen sind.


    Wie es einem denkmalgeschützten Hauptbahnhof ergehen kann, zeigt das Beispiel des Stuttgarter Hauptbahnhofs, der seit dem 20. August 1987 als Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung (nach § 12 DSchG) ins Denkmalbuch eingetragen war.

  • Das ist zweifellos richtig. Allerdings steht in München ja kein übergeordnetes Magistralenprojekt wie in Stuttgart an, sondern es ginge ausschließlich um die Aufhübschung des Bahnhofs. Ein Denkmal abzureißen, um nur aus optischen Gründen etwas Neues zu errichten wäre ja paradox. Da dürfte der Denkmalschutz der Bahn schon einen Strich durch die Rechnung machen wollen. Und nachdem die Bahn in der Gleishalle durch Um- Und Neubau auch kaum Vermarktungsflächen schaffen kann, ist für sie vor allem der Umbau des Gebäudes, aber nicht der Gleishalle attraktiv. Mit Bahnsteigen verdient man kein Geld, das gibt es nur wenn man, wie in Augsburg, alles voller Läden stopft und Serviceeinrichtungen wie den Warteraum oder Schließfächer auf die Bahnsteige planzt

  • Frage:


    Was sollte an der Gleishalle Eurer Meinung nach geändert werden ?


    Noch eine Frage :


    Hypothetisch:


    Wär´s möglich beim Neubau die Innenhöfe aufzulösen, den Baukörper aufzustocken und dadurch kompakter zu gestalten,
    sodass man eine repräsentative Fassade und einen breiteren Bahnhofsvorplatz bekäme ?

  • ^das wäre sogar eine super Idee. Allerdings steht dagegen sicherlich das wirtschaftliche Interesse Verkaufsflächen auszuweiten. Und in Etagen über dem Erdgeschoss fällt die Kundenfrequenz rapide ab, zumal an einem Bahnhof, wo man ja auf wortwörtliche Laufkundschaft setzt.

  • Auch innen wirkt er einfach abgenutzt und verbraucht. In den Ecken sammelt sich Dreck und die verschiedenen Einbauten für Geschäfte und Infostände versprühen den Charme eines ewigen Provisoriums. Natürlich ist der HBf als solches schon Kult pur und weckt wahrscheinlich bei Millionen von Menschen Erinnerungen.

  • ^reißt du dein Eigenheim auch ab, wenn es dreckig ist und mal wieder eine Renovierung vertragen könnte? Vermutlich nicht. Aus den selben Gründen sollte man auch mit "Volksvermögen" (letztlich ist und bleibt es Staatseigentum) möglichst schonend umgehen. Und umgekehrt wird man über einen Neubau dann genauso sagen müssen "in den Ecken sammelt sich Dreck" wenn man an der Instandhaltung nichts ändert. Der Staat setzt da IMHO auch die ganz falschen Anreize.


    Er gibt, sehr sehr hohe, Einmalbeträge für Neubauten. Aber Substanzerhalt und -pflege wird nicht unterstützt. Wenn man dann auch noch solch ein semiprivatwirtschaftliches Betriebskonzept eingeführt hat in den 1990ern braucht man sich über den Ist-Zustand der Betriebsanlagen im Eisenbahnbereich in Deutschland nicht mehr wundern.


    Und auch wenn du andauernd Bahnhöfe abreißt und neu baust, du wirst mit jedem neuen Gebäude dann immer und immer wieder die selben Probleme haben mit der Zeit. Das kann doch nicht die Lösung sein und ist daher für mich auch kein Argument für "Tabula Rasa". Bitte habt doch etwas mehr Fantasie bezüglich dessen, was man daraus machen könnte. Habt ihr denn noch nie zB einen fast schon auseinandergefallenen Fachwerksbau gesehen, der schon gar kein Dach mehr hatte und der für das ungeübte Auge nur wie ein großer Schrotthaufen ausgesehen hat und der einige Mühen später eine einzige, romantische und liebevoll restaurierte Augenweide ist? Architektur ist Architektur, Gebäude sind Gebäude, egal aus welchem Zeitalter. Etwas mehr Fantasie!