Im Gegensatz zum Erhalt des Hutmacher-Hauses möchte ich auch eine Lanze für den Ernst-Reuter-Platz brechen und bezweifel, dass ein Neubau anstelle des Telekomhauses den Platz aufwerten wird, ja überhaupt theoretisch kann, so sich dieses nicht an die Umgebung anpasst. Eigentlich wird jedes Gebäude das Ensemble zerstören, welches nicht im Geiste der Ursprungsbebauung entstehen wird - und das sage ich als Freund des "alten" Berlins, zumindest da, wo es noch steht oder wieder enstehen könnte. Hier sicher nicht.
Ich finde den Vergleich mit dem Strausberger Platz sehr interessant. Auf den ersten Blick würden wahrscheinlich alle den monumentalen Kreisverkehr in Friedrichshain "schöner" da klassisch anmutend bezeichnen. Vergleicht man beide aus der Fußgängerperspektive, so funktioniert der Ernst-Reuter-Platz erstaunlich gut. Ja, sicher auch wegen der Uni und dadurch der Belebung, aber trotz der weite und des Autoverkehrs fühle ich mich dort wohler als am fast noch toter wirkenden Strausberger Platz.
Die Mittelinsel ist wirklich eine Art Oase, die man erst glaubt, wenn man sie einmal erlebt hat. Es ist dort, fünf Meter neben der Fahrbahn, merkwürdig leise und idyllisch.
Es wäre wirklich schade, wenn der Platz durch den Abriss eines oder irgendwann mehrerer Bestandsgebäude seine Wirkung verliert. Ich stimme zu, dass man hier mit einer ordentlichen Sanierung sehr viel herausholen könnte und er wie kein zweiter Platz für den Aufbruch des freien Berlins nach dem 2. Weltkrieg steht.