Dresden: Kulturpalast

  • Ich habe bisher sachlich versucht zu argumentieren (hoffe ich!), aber solche Diskussionen was früher war, Frauenkirche oder Kulturpalast, sind komplett neben der Spur und zeugen von wenig Hintergrundwissen.

    Die Frauenkirche war zuerst da. Dann zweiter Weltkrieg: Zerstörung und anschließender Neuaufbau. Wäre die Ruine der Frauenkirche als Mahnmal erhalten worden, so hätte sich nach de Wende sicherlich der Wiederaufbau ganz anders gestaltet. Fixpunkte wären aber immer noch Polizeipräsidium, Frauenkirchruine und Kulturpalast gewesen.

    Mit dem Neuaufbau und der Randbebauung des Altmarktes und die Schaffung der Ernst-Thälmann-Straße mit der Blickachse Postplatz - Pirnaischer Platz und dem markanten Hochhaus am Pirnaischen Platz sowie der Straßenschneiße Sankt-Petersburger-Straße hat sich das Stadtbild stark geändert. Mann kann und sollte hier nicht diskutieren, was zuerst da war. Es geht um die zukünftige Stadtgestaltung.

    Dresden hat einen Ruf als Kulturstadt und als Elbflorenz. Diesem Ruf sollte Dresden wieder gerecht werden. Von daher finde ich historisierende Bauten und "DIsneyland" als positiv. Aber wie gesagt, meine Meinung.

    Architektur der DDR ist mit vielen bereits denkmalgeschützten Bauten vertreten. Die Randbebauung des Altmarktes und die Gestaltung der Wilsdruffer Straße (Ernst-Thälmann-Straße) ist DDR-Architektur.

    Die Eintönigkeit der Plattenbauarchitektur und deren Monströsität erschreckt mich jedesmal aufs Neue. Ebenso wie der Gigantismus von Le Corbusier. Sozialistische Utopie vermengt mit Bauhaus. Schrecklich.


    Jack000 scheint offensichtlich nicht in der Lage zu sein, hier differenziert auf einzelne Beiträge einzugehen. Obwohl ich teilweise seine Ansichten teile, distanziere ich mich von ihm als Person.


    Ich bin ein Freund von offenen und ehrlichen, respektvollen und fundierten Diskussionen. Deshalb liebe ich eigentlich dieses Forum, da man auch konträre Meinungen schätzt und mit diesen Arbeitet.


    Persönliche Diskreditierung (Ad-Hominem) verbitte ich mir. Man sollte sich in einem solchen Forum auf die Sachebene konzentrieren und nicht auf persönliche, ideologische oder Propagandaargumente eingehen.

  • Leider ist das Argument meines letzten Beitrages (siehe #1.494) ein wenig untergegangen. Daher wiederhole ich es: Der Kulturpalast wirkt flach und gedrungen.


    Die ganze Aufmachung erinnert mich fatal an das Terminal vom früheren DDR-Flughafen Berlin-Schönefeld. Und die Wilsdruffer Straße ist dann vermutlich die Landebahn, wo die Flieger von Aeroflot landen. Echt schick! ;)

  • Damit es hier mal wieder etwas runterköchelt und wir zum eigentlichen Thema zurückgelangen...
    ...wie sieht es eigentlich mit dem Hotel Stadt Rom aus? Liegt das im Moment komplett auf Eis?
    Nachdem in diesem Jahr das letzte große Quartier fertiggestellt wird (außer vielleicht das Palais Hoym, an dem man noch länger werkelt), bleibt das HSR als letzte Fehlstelle am Neumarkt übrig.

  • Da passt es ja gut, daß sich manch Stararchitekten im Elfenbeinturm der Sächs.Akad.d.Künste (SAdK) vor Tagen zum Podium trafen.

    Während der Kulti gelobt blieb, regte sich vielmehr Kritik an versemmelten oder großklotzigen Innenstadtentwicklungen sowie am gewerblich-einzelhändlerischen Flächenfraß samt dortigem baulichen Murx an den Stadträndern fast aller ostdeutschen Städte nach 1990.

    Sonst gibt es durchaus Videomitschnitte von SAdK-Veranstaltungen (meist vimeo), hier aber gelangt ein Google-Treffer wieder zur Veranstaltungsseite.

    Die SäZ exklusiv berichtete über die kritischen und besänftigenden Highlights der Diskussion.


    Also wieder eine "ausgebuchte" Veranstaltung für die Aktenablage, welche Draussen so gar keine Rolle spielen wird. Seltsam auch, daß hierbei ü80-Hochbetagte und jahrzehntelang Verantwortliche über Dresdens Zukunft debattieren - garniert mit immergleichen Externen wie Jörn Walter.

    Kulka lobte immerhin den Neumarkt als einzig gelungene Mischung in DD, sieht den Postplatz als versemmelt an, das neue Verwaltungszentrum wird "eine Kathastrophe" und an der Lingnerstadt kann er inzwischen kaum noch seine Handschrift ablesen. Volkwin Marg besänftigte, man lebe doch hier wie ein "Fettauge auf der Bouillon", in der DDR sei armutsbedingt der Denkmalbestand viel besser überkommen, die nun im Inneren herrlich sanierten Städte in Ostdeutschland hätten aber viel Zerstörung durch Flächenfraß und Zersiedlung an den Rändern und Umländern erfahren.

  • Damit es hier mal wieder etwas runterköchelt und wir zum eigentlichen Thema zurückgelangen...
    ...wie sieht es eigentlich mit dem Hotel Stadt Rom aus? Liegt das im Moment komplett auf Eis?
    Nachdem in diesem Jahr das letzte große Quartier fertiggestellt wird (außer vielleicht das Palais Hoym, an dem man noch länger werkelt), bleibt das HSR als letzte Fehlstelle am Neumarkt übrig.

    Ja, das würde mich auch mal interessieren. Vor Corona wurde in der Presse ja mitgeteilt, dass das Hotel Stadt Rom Baurecht genieße und man bald mit dem Bau begänne.


    Und wie sieht es mit dem Narrenhäusl aus?

  • Die eigens geschaffenen Missstände anzuprangern, ist das ÖD-Tagesgeschäft. Diese Veranstaltungen dienen nur der Beschäftigung, auch als circle jerk bekannt.

  • Inwieweit Urbanität durch Kleinteiligkeit erzeugt wird, will sich mir nicht so recht erschließen - dann wären Baumassen wie Bahnhöfe z.B. komplette Urbanitätskiller - aber interessanterweise wird für gewöhnlich genau das Gegenteil empfunden.

    ich bin dir zu deinem Beitrag noch einige Antworten schuldig:


    zum Thema Urbanität durch Kleinteiligkeit:

    Ein großer Bahnhof stellt ein Landmark dar, genauso wie eine Kirche, ein Rathaus oder ein Schloss usw. Ein großer Bahnhof ist etwas Besonderes, das aus einem Meer von hunderten von Häusern heraus sticht. Ein großer Bahnhof kann - wenn ein guter Stadtplaner am Werk ist und keine anderen störenden Faktoren negativen Einfluss haben - den krönenden Abschluss einen Stadtteils oder Stadtquartiers darstellen. Insofern ist ein großer Bahnhof natürlich kein Urbanitätskiller. Wenn du aber zehn große Hauptbahnhöfe direkt nebeneinander stellst, dann ist das ganz sicher ein Urbanitätskiller.


    Daher empfinde ich deine Aussage leider als wenig differenziert und damit auch als nichtssagend. Es kommt letztendlich immer auf die jeweilige Situation an. Entscheidend ist die städtebauliche Mischung bzw. die städtebauliche Abfolge, die aus Häusern, Wegen, Quartieren, Grenzlinien und Rändern, Bereichen und Quartieren, Knotenpunkten sowie den Merk- und Wahrzeichen besteht. Die Mischung aus diesen Bestandteilen ergibt die Stadt.


    Siehe hierzu das Standardwerk:

    Kevin Lynch, The Image of the City (1963)

  • Was z.B. den "Wechsel von Bebaung und Grünflächen" im unmittelbaren Zentrum betrifft: Das sah historisch eher mau aus. Die großen Plätze waren alles andere als Grünflächen.

    Da hast du natürlich recht. Ich habe mich hier falsch ausgedrückt. Ich meinte nicht Grünflächen, sondern Freiflächen.

  • Nutzungsmischung: Hier sollten wir uns mal ernsthaft fragen, ob wir das heute so wollen bzw. heute wieder/noch so machen würden wie damals. Bäckereien, Schuhmacher, Glaserwerkstätten, Teppichreinigungen, Druckereien und so weiter und so fort. Wie viele Schneider gab es früher, wie viele gibt es heute? Und da kommen wir dann zum "elephant in the room", nämlich zur Einwohnerdichte. Ich vermute, heute wird sich niemand mehr die Belegungsdichte der damaligen Zeit zurückwünschen.

    Du verquickst hier zwei Themen miteinandner. Zum einen die Nutzungsmischung, zum anderen die Belegungsdichte. Natürlich war es früher so, dass diese beide Dinge Hand in Hand gegangen sind. Das heißt aber nicht, dass das heute auch so sein muss. Um eine Nutzungsmischung zu erreichen, ist nicht automatisch eine hohe Belegungsdichte notwendig.


    Aber daraus (und aus einer prinzipiell geringeren innerstädtischen Mobilität) ergab sich erst die Notwendigkeit der Mischnutzungen.

    Diese Aussage ist schlichtweg falsch. Früher gab es ausschließlich nur Mischnutzungen. Die monofunktionale Nutzung ist eine Erfindung des 20. Jahrhunderts. Insofern ergab sich auch keine "Notwendigkeit von Mischnutzungen" (wie du es nennst), weil Mischnutzungen die ursprüngliche bzw. natürliche Standardform gewesen ist.


    Ein Beispiel:

    Selbst das Handelskontor aus dem Mittelalter und Renaissance wurde nicht rein monofunktional genützt. Im Kontorhaus wurde nicht nur Handel getrieben, sondern auch gewohnt. Das Kontorhaus war Büro, Speicher und Wohnhaus in Einem. Das erste moderne bzw. monofunktionale Bürohaus auf dem europäischen Kontinent ist das Chile-Haus im Hamburger Kontorhausviertel, welches erst in den 1920er Jahren erbaut wurde. Erst in den 1920er Jahren haben sich in Europa die ersten monofunktionalen Lagen für Büros oder Einzelhandel (City-Lagen) herausgebildet, und dann zumeist nur in großen Städten. Das war damals eine spektakuläre Neuheit, weil es monofunktionale Nutzungen vor den 1920er Jahren schlichtweg nicht gegeben hat. (Die US-Amerikaner waren in dieser Entwicklung schneller, wo sich insbesondere in Chicago und New York bereits 20 oder 30 Jahre früher diese Entwicklung vollzogen hat.)

  • Der Kulturpalast ist sehr wohl ein Beispiel für eine gelungene Mischnutzung (Philharmonie, Kabarett, Bibliothek, Gastronomie).

    Das er in seiner Wirkung nicht mit dem "New Urbanism", den aktuell wohl viele begrüßen, zusammenpasst, kann aber auch an dem in der Nachkriegsbebauung viel zu groß geratenen Altmarkt liegen, wo leider derzeit wieder eine ganze Menge Geld "vergraben" wird, ohne diesen städtebaulichen Fehler wirklich zu beheben.

  • Wie sollte denn die Behebung dieses „städtebaulichen Fehlers“ aussehen und sollte man die Entwässerung der Tiefgaragendecke nicht in Ordnung bringen?


    Himmel, was ist hier los?

  • ... kann aber auch an dem in der Nachkriegsbebauung viel zu groß geratenen Altmarkt liegen, ...

    Das ist jetzt der Versuch, den Schwarzen Peter vom Kulturpalast auf den Altmarkt zu schieben.

  • Dach des Kulti erhielt eine PV-Anlage


    Wie eine kurze Meldung auf Seite 5 im aktuellen Amtsblatt (6/2025 vom 6.2.2025) berichtet, wurde durch das Projekt Culture for Future (eine Initiative der Kultureinrichtungen) mit Partnern und der KiD ein Schritt gen nachhaltige Gebäudewirtschaft begangen.

    580 PV-Module von Solarwatt wurden auf dem Dach montiert - mit 200 MWh Leistung jährlich. Der Strom geht direkt in den Kulti und deckt dort ca 11% vom Gesamtverbrauch ab.

    Weitere Infos gibts auch auf der KiD-Webseite nicht, somit bleibt unklar was es kostete und woher überhaupt die Gelder kamen.

    Die flache Dachfläche des Kulti um das kupferbraune Bühnenhaus ist riesig, 11% Anteil hört sich nicht gerade viel an, und einen wahren Blick von oben hat noch keiner (zeigen wollen). G.maps zeigt es noch im Vorzustand, und man sieht die weiten schwarzen Dachbahnen (?Bitumenabdichtung?), welche geradezu ein Glutofen im Sommer sein müssen. Daher wäre interessant, wieviel Fläche nun ggf weniger aufglüht, und ob da später noch mehr geht.


    Bitte dort hinschauen, wenn jemand mal wieder auf einem der Türme drumrum ist. 8| =O 8)

    Einmal editiert, zuletzt von Elli Kny ()

  • Die Dresdner Philharmonie informiert per PM. Radio Dresden berichtet, u. a. mit diesem Foto, ebenso Tag24.


    Eine Anfrage von Stadtrat Wirtz (Die Linke) hatte 2023 ergeben, dass eine (damals in Planung befindliche) leicht größer dimensionierte Solaranlage mindestens 450.000 Euro kosten würde, zzgl. "Planungskosten, mögliche Kosten einer Dachertüchtigung, Aufwendungen im Haus zur Leitungsführung und Kosten, die sich aus der statischen Berechnung ergeben können". Die Einsparung beim Bezug von Strom wurde auf ca. 57.000 Euro p. a. geschätzt.

  • Ich hab mir ja immer ein Gründach für diesen, wie elli ja richtig schreibt, Glutofen gewünscht. Aber eine PV-Anlage ist sicher ein Schritt in die richtige Richtung.

  • Ok, haben also doch etliche Medien berichtet, das hatte ich nicht gedacht und sonst schreiben alle meist das Gleiche. Ich habe es oben leicht korrigiert.

    Anhand der Bilder und der Fläche von 1160 m² gehe ich mal davon aus, daß nur die südliche Hälfte des Flachdaches mit PV-Modulen belegt wurde.

    Die Fläche ist laut TSP-Messung 6300 - 2400 (Bühnenhaus) = 3900 m² Flachdachfläche (schon mit Randabzügen). Ca 1200 m² sind also etwa nur ein Drittel.

    Mal abwarten, wie es von weiter oben aussieht, und was der Blick von FK oder Hausmannturm zeigt. Keine Ahnung, wann ich da wieder mal oben bin.

    Warum man sich nicht gleich für eine Kombi mit Gründach entschied, bleibt unklar. Gründe dafür wirds geben, aber besser wäre es evtl. schon gewesen.

    Was man aber definitiv machen kann, und was ich in Deutschland mit Erstaunen vermisse, ist, daß man es nicht einfach hell anstreicht wie in den US-Städten, wenn man schon nichts weiteres umsetzen kann. Im Gegensatz zum Gründach, kann man sowas aber noch nachträglich aufbringen.

  • übrigens: Das grosse Kulti-Flachdach war nach Baufertigstellung einstmals schön weiss.

    Vielleicht hat jemand Lust zu recherchieren, wann sich die Metamorphose zum Schwarz vollzog.