Stuttgart 21 (Verkehrsprojekt, Teile I & II)

  • Tiefensee will doch abwarten, bis der BRH alles nochmal durchgerechnet und seinen Senf zum Verfahren vor dem EBA gegeben hat.
    Quelle: EZ-Online


    Im Februar läuft damit definitiv nix, alles andere wäre eine Überraschung.


    Selbst ein Termin im März würde m.E. eng, auch wenn Herr Bopp da aus mir nicht durchschaubaren Erwägungen zuversichtlich ist.
    Quelle: EZ-Online

  • Vielleicht sollte man das Projekt wirklich lieber begraben. Ganz offensichtlich ist man in Deutschland zur Zeit nicht in der Lage so ein Projekt zu verwirklichen. Es ist schon ein Armutszeugnis sondergleichen was zur Zeit abgeht!:Nieder:

  • Seitdem man die Magnetbahn beerdigt hat, war mir klar das man bei uns nur noch Radwege durch bekommt. Das mag so sicherlich nun nicht über all so sein. Aber besonders am Beispiel München kann man gut sehen, dass man mittlerweile kaum noch Großprojekte durch bekommt. Das schöne in München ist, dass man nun versucht für die gleichen Kosten die Express S-Bahn zu bekommen. Aber da sich nun auch die Anwohner gegen selbige stellen.


    Fortschritt ja, aber bitte nicht vor meiner Haustür.


    Aus diesen Grund bekommt man bei uns auch kaum noch ein Großprojekt durch, da man ja alles bis ins kleinste tot Diskutieren muss.


    In Frankreich läuft das dann doch besser ab, zugeben der Staat mag da ein wenig mehr Macht haben, aber wenn die Allgemeinheit dadurch mehr Vorteile hat, dann ist sowas okay.


    Mal sehen vielleicht schaft man es in Stuttgart ja doch noch das Projekt um zusetzen.

  • Dein Beitrag spricht mir eigentlich aus der Seele, auf Stuttgart übertragen. Nachdem ich in der Vergangenheit immer wieder ne Lanze für S21 gebrochen habe möchte ich mal kurz auf K21, dem Alternativkonzept (modernisierter Kopfbahnhof) eingehen, aus meiner persönlichen Sicht!


    Es kommt gut und kann gefallen und auch in vielen Punkten überzeugen! Das Problem bei der ganzen Sache ist aber deren Öffentlichkeitsarbeit und deren Wirkung auf Leute, die nicht automatisch schon deren Wählerschichten sind. Während S21 sich visionär und zukunftsorientiert gibt, mit neuen Ideen kommt, die der Stuttgarter Seele gerne schmeicheln und an progressive Phasen in der Vergangenheit dieser Stadt erinnern, stellt sich K21 gerne nur als Anti-Bewegung lautstark dagegen. Während S21 z.B. von der Erschließung neuer attraktiver Stadt- und Lebensgebiete träumt, kommen K21-Befürworter mit abgedroschenen Basisdemokratie-Phrasen daher wie "Wir sind das Volk" und bilden effekthaschende Lichterketten unter steigenden Ballons mit "Wir lassen S21 in die Luft gehen"-Schriftzügen. Gestern auf dem Karnevalsumzug kam sogar ein K21-Wagen vorbei mit den Köpfen der Verantwortlichen für S21 auf Pappe gedruckt, mit Zitaten, die jene Personen mal gesagt haben sollen. Sogar mit Wink-Funktion! etc.


    Sprich: die Werkzeuge von K21 schöpfen aus der allgemeinen Politikverdrossenheit, der entsprechenden oftmals störrischen und simplen "Null-Bock-Anti"-Stimmung an den Stammtischen, aus der pseudo-revolutionären Gymnasial-Mentalität junger Erstwähler und dem Idealismus grüner Kreise, der am liebsten jeden Einzelnen im Garten seine Erdbeeren selbst züchten sieht. Mehr und mehr scheint das "Nein" selbst im Mittelpunkt zu stehen, als die Absicht, Stuttgart auf einer anderen Schiene besser voranbringen zu können. Klickt man z.B. aktuell auf deren Homepage wird auf Anhieb stolz davon berichtet, wie die S21-Gegner ihren Karnevalswagen gestern durch Stuttgart gezogen haben. Toll! Und weiter? Man muss suchen, um zu einer anderen Ebene der Auseinandersetzung zu gelangen.


    Und wenn man Stuttgarts Errungenschaften aus der Vergangenheit betrachtet, gab es sie immer: diese notorischen Nein-Sager, und K21 sollte verdammt aufpassen, nicht in diese Ecke abzurutschen, wenn es das nicht schon ist. Denn das nähme ihnen auch noch die letzte ernsthafte Glaubwürdigkeit bei den "Anderen". Klar, notorische Nein-Sager, die es gibt, geben diesem K21-Projekt automatisch die Stimme, entsprechende rebellische Erstwähler auch, "Grüne" auch, wenn sie schon das BUND-Logo auf den Plakaten sehen. Aber es geht doch auch darum neue Schichten zu erreichen, und von den lockenden Visionen eines S21-Projektes abzuwerben. Dabei haben sie doch ein stabiles Programm, das zu überzeugen vermag. Aber sich auf Dinge einzulassen entscheidet man nunmal sehr oft spontan und im "Vorbeigehen". Und wenn Vorurteile im Spiel sind, wird die Sache noch schwieriger.


    Ich traue es K21 darüber hinaus nicht gerade zu, über das evtl. Erreichen des Scheiterns von S21 hinaus, noch etwas auf die Reihe zu kriegen. Ich denke, das Nein vereint sie, und sobald sie es durchgedrückt haben zerbröckelt ihre Gemeinschaft und von den K21-Punkten ist plötzlich keine Rede mehr. Der OB wäre beleidigt, die Gegner hätten gesiegt und es bliebe alles wie es war, ausser dass Stuttgart einen Imageschaden erlitten hätte, auch vor sich selbst. Das sehe ich sehr kritisch. Da traue ich der S21-Bewegung nun mal mehr zu.

  • @C-O-L
    Engagierter Beitrag, und in der Summe sehe ich das ähnlich.
    Dennoch, die politischen Motive und Gefechte der S21-Gegner (die keinesfalls automatisch K21-Befürworter sein müssen) haben wir hier meine ich bislang ausführlich genug diskutiert. Lass uns mehr nach vorne schauen und auf die aktuellen Entwicklungen in der Sache reagieren :)

  • @ C.O.L


    Volle Zustimmung, kenne selbst ein paar der S21 Gegner persöhnlich (unfreiwillig!). Hauptargument gegen S21, "Ich bin dagegen"! Warum? "Tja, ähh, so halt, irgendwie". Scheitert S21, kommt auch kein K21! Am Ende bleibt nur ein maroder Bahnhof und ein Image-Schaden sondergleichen! Da Nein-sagen bekanntlich leichter ist als Ja-sagen wirds wohl auch so kommen :Nieder:

  • Tiefensee will doch abwarten, bis der BRH alles nochmal durchgerechnet und seinen Senf zum Verfahren vor dem EBA gegeben hat.
    Quelle: EZ-Online


    Im Februar läuft damit definitiv nix, alles andere wäre eine Überraschung.


    Selbst ein Termin im März würde m.E. eng, auch wenn Herr Bopp da aus mir nicht durchschaubaren Erwägungen zuversichtlich ist.
    Quelle: EZ-Online


    Ich würde das so kommentieren:


    Also das ist schon sehr seltsam. Tiefensee scheint das Projekt wirklich noch kippen zu wollen. Dass er dagegen ist, war ja schon immer eindeutig klar. Der Osten hat bei ihm bei sowas nunmal Vorrang. Ich finde es eine Frechheit. Tiefensee kanns doch eh egal sein, wieviel es am Ende kostet, da der Bund-Anteil gedeckelt ist. Dann braucht er auch auf keine Rechnungen mehr warten. Zudem soll er aufhören solche Lügen, wie "im Januar ist der späteste Zeitpunkt für die Unterzeichnung" (STZ-Forum im November u.a. Quellen) zu verbreiten. Es sei denn es heißt:
    Keine Unterzeichnung im Januar ==> überhaupt keine Unterzeichnung.


    Erstmal wartet er also auf "neue" Argumente dagegen. Der BRH wird ihm diese nochmals geben. Diese Aufgabe hat er ja nunmal. Der BRH kommt wohl wieder auf den Wert von 5,3Mrd. Euro (warum auch anders...) Und Tiefensee möchte eine Risikoabsicherung für diese Summe sehen.


    Bevor diese aufgestellt wird, begraben Stadt, Land und Bahn aber das Projekt. Bzw. es kommt zu weiteren Verzögerungen, die am Ende dazu führen, dass das Projekt scheitert. Und Tiefensee kann dann wieder sagen, er hätte es ja gewollt...


    Vielleicht läufts auch anders, aber im Moment schauts leider wirklich danach aus.

  • Regent


    Ja das wäre möglich, aber das Problem ist dann eher das kaum noch Banken da sind, die Kredite für so ein Projekt mal ebend locker machen. Sprich man hat dann weniger Geld für die gleiche Menge an Baustoffen und das ganze Kostet am Ende doch das selbe oder wie üblich wieder mehr.

  • Also ich denke, dass Projekt kommt.


    Erstens: Das Projekt ist schon mehr oder weniger lange in den verschiedenen Haushalten verankert (Ba-Wü schon seit ende 2007 und Bundeshaushalt seit 12/2008). Da Bedarf es schon mehr "Sprengkraft" als den Bundesrechnungshof, der ja nur "beratenden Charakter" hat. Sonst würde er ja nicht so oft "maulen" ;)


    Zweitens: Wäre es nicht der Politische Supergau für viele Politker ? Die Bahn hat ja so gut wie keinen Einfluss, da sie ja 99% der Kosten aus den verschiedenen Haushalten bekommt. Wäre nicht schlau auf das Ganz Geld zu verzichten.
    Also Öttinger, Schuster und Tiefensee (und auch die Merkel) wären schön geschmiert, dass Projekt jetzt gegen die Wand zu fahren.


    Drittens: Neben der Rückverlegung der Gleisvorfeldes (siehe oben) ist mittlerweile (14. Februar ) auch die Baustellenüberwachung eben dieser Maßnahme ausgeschrieben worden (Ausführungsbeginn April 09), und eine weitere Überwachung bezüglich "abreißender Gebäudeteile" (welche auch immer gemeint sind) mit Beginn 15.5.09 (Ausschreibung vom 22. Februar).
    (Könnt ihr alles unter http://ted.europa.eu/Exec?Temp…=ShowPage.dfl&StatLang=DE nachlesen. Einfach nach "Stuttgart 21" suchen.)


    Ich nehme an, der Tiefensee wartet noch den Rechnungshof ab, dann wird unabhängig vom Rechnungshof der "Füller gezückt" und dann sehen wir im Juni schon den ersten Bagger.


    Gruß Havi

    2 Mal editiert, zuletzt von Havi83 () aus folgendem Grund: Daten korrigiert


  • Kenne selbst ein paar der S21 Gegner persöhnlich (unfreiwillig!). Hauptargument gegen S21, "Ich bin dagegen"! Warum? "Tja, ähh, so halt, irgendwie".


    Es gehört schon einiges dazu, über ein solch umstrittenes Projekt die Kritiker derartig schlicht zu verleumden. Die Gründe gegen S21 wurden hier in der Tat bereits mehr als genug diskutiert und wenn du deine Scheuklappen etwas lockerst, wirst du auch welche von mir dabei finden.


    So wäre ich mehr als froh, wenn das Projekt endlich begraben würde.
    Stuttgart hat etwas besseres verdient. :)

  • Drittens: Neben der Rückverlegung der Gleisvorfeldes (siehe oben) ist mittlerweile (14. Februar ) auch die Baustellenüberwachung eben dieser Maßnahme ausgeschrieben worden (Ausführungsbeginn April 09), und eine weitere Überwachung bezüglich "abreißender Gebäudeteile" (welche auch immer gemeint sind) mit Beginn 15.5.09 (Ausschreibung vom 22. Februar).
    (Könnt ihr alles unter http://ted.europa.eu/Exec?Template=T...fl&StatLang=DE nachlesen. Einfach nach "Stuttgart 21" suchen.)


    Das ist aber interessant. Diese Website kannte ich noch nicht.


    Zu 1.) und 2.): Man wird sehen. Bin mal gespannt ob es wirklich wie in der Ausschreibung beschrieben im April los geht. Davor glaub ich jedenfalls nix.

  • Ach ja? Und was stellst Du Dir dabei vor? Das Projekt wäre für die Bauwirtschaft ja schon ideal. Ausserdem geht es dabei auch um Prestige. Willst Du allen Ernstes, dass der Bahnhof mit seinen gegenwärtigen Handicaps so bleibt?
    Ich bin der Überzeugung, dass S21 ein Beispiel dafür sein kann, dass auch in diesem unserem Vaterlande ein Projekt mit derartigen Ausmaßen vollzogen werden kann, was der Allgemeinheit dienen kann. Warum soll nachher wieder der Vorwurf entstehen, dass in Deutschland wg. dem Föderalismussystem wieder nur ein Notbehelf entsteht? Kann mir das einer mal erzählen?


  • Stuttgart hat etwas besseres verdient. :)


    Auch diese Aussage bestätigt mich, mich REGENT anzuschließen. Gerne ließe ich mich auch für K21 begeistern, aber hinter dieser Contra-Bewegung, die sich K21 auf die Fahnen schreibt kann ich niemals stehen, weil sie vornehmlich auf's Verhindern programmiert ist. Mit dieser Bewegung kann man nichts erschaffen, sie hat ihr Ziel mit der Verhinderung erreicht.


    Stuttgart hat was besseres verdient, genau richtig. Und zwar Leute, die etwas verwirklichen und gestalten wollen, ob S21 oder K21, und keine Bremser aus Prinzip, die Freudensprünge springen, wenn etwas verhindert wurde.


    Ihr "Kritiker", zeigt mir Eure Visionen, wie Stuttgart mit Euch aussähe, das stolze Glasdach über den Gleisen, das es für mich doch nicht nötig machen würde, mich von meiner geliebten Gleis-Atmosphäre zu verabschieden. Zeigt mir positive Lösungen für eine Flughafen-Anbindung und kommuniziert das! Redet davon, zieht mich in Euren Bann und formuliert nicht irgendwelche Bücher, in denen Ihr von Erfolg spricht, weil S21 so lange verschleppt wurde. K21 geht erst richtig los, wenn S21 gekippt ist und endet nicht damit.

  • Glaubt ihr ernsthaft, die Bahn würde sich hier auf irgendwelche besonderen architektonischen Besonderheit einlassen, die für Stuttgart einen Prestigegewinn einbringen? Hier geschieht nur, das man die Bahngleise dreht und ein paar Lichtpunkte drauf setzt. Das dabei der komplette Bahnhof verrissen wird und Stuttgart für die Zukunft einen gigantischen Bunker bekommt wird gerne mal vergessen. Architektur ist da nichts mehr, einfach nur ein Platz mit einem verkümmerten Gebäude.


    Für das Geld könnte man etwas wirklich schönes verwirklichen... ein schickes Ensemble, welches eine Verbindung zwischen Königstraße und Europaviertel schafft. So etwas braucht Stuttgart. Aber doch bitte keine Buckelpiste mit dem traurigen Überrest eines Bahnhofs.

  • Klar, "Mr. Neall" - über die Architektur kann man streiten. Ich persönlich finde das mit der Buckelpiste gar nicht so übel - es hat was. Das Arrangement A1 würde so oder so kommen und die Bebauung der anderen Gebiete und die direkte Verbindung von Nord- mit Ost-Stuttgart ist auch reizvoll.


    Aber das Bestehen der Gleise in ähnlich-jetziger Form, mit einer großen, lichtdurchfluteten Glaskuppel - auch geil! Warum nicht? Flankiert mit den anderen Optimierungen, bei denen von K21 in der letzten Version die Rede ist. Könnte ich mir auch vorstellen.


    Aber ich nehme der Bewegung hinter K21 einfach nicht ab, dass sie diese Ideen auch umsetzen will und kann, denn sie kommuniziert sich nach aussen vor allem als Verhinderer. Und entweder ist man Verhinderer oder Gestalter, kaum beides.


    Als Stuttgarts Ex-Oberboss einst das Stuttgarter Rathaus durchdrückte, hatte er nach dem Krieg die Vision das modernste Rathaus Europas zu bauen. Verstehste? DAS ist der Stoff, der mich auf meine Stadt stolz sein lässt. Eine Stadt der Visionäre, der Gestalter, der Voranbringer und nicht der Bremser. Um diese Energie geht es.


    Ansonsten kann mich der Rotz hier im Neckartal gern haben und ich suche mir in Hamburg, Berlin oder Köln andere Ecken, an denen der Wind weht. Aber hier bin ich nun mal aufgewachsen.

  • Von K21 bin ich übrigens auch nicht begeistert, da hier ebenfalls nur die Bahnsteige verändert werden sollen, ohne auf den Baubestand Rücksicht zu nehmen. Ich rede hier von einem Bauwerk, das wirklich _einen_ zusammenhängenden Bahnhof schafft. Im Zentrum, kein Bunker oder Bau mit Kuppeldach. Von mir aus mit den unterirdischen Gleisen dann, für mehr Platz.


    Selbst wenn das Träumerei ist, wäre so etwas richtig toll. :)
    Insofern sollte ich jedoch wohl auch zumindest auf S21 hoffen.

  • Über S21 kann und MUß man streiten! Ich würde mir persöhnlich auch eine andere Architektonische Lösung wünschen (wobei der Entwurf schon was hat!). Fakt ist aber, wenn S21 nicht kommt bekommen wir gar nichts! Wer glaubt denn ernsthaft das wenn S21 scheitert, am nächsten Tag mit der modernisierung des Bahnhofs begonnen wird? Man kann sich ja mal z.B. die Situation in Dortmund anschauen.