Auch von mir noch mal ein herzliches Willkommen an Arnulf P., ich finde die Meinung eines Bewohners aus dem Arnulfpark ist für die Diskussion insgesamt sehr wichtig.
Städtebaulich finde ich die Vorgaben für das Gebiet gar nicht mal schlecht. Trotz absoluter Innenstadtnähe ging es hier immerhin darum, verschiedene Nutzungen auf einem komplexen Areal vernünftig unterzubringen. So ist die südseitige Abriegelung der Bahntrassen durch nicht zu hohe Bürobauten vernünftig, der Park schafft den nötigen Raum, damit die Wohnbebebauung entlang des Nordstreifens nach Süden orientiert werden kann, entlang der Arnulfstrasse wiederum sind neben einigen Wohnhäusern weitere Büro- bzw. Hotelneubauten zum Lärmschutz der Innenhöfe vorgesehen. Das eigentliche Problem ist die Architektur der Einzelbauten. Warum schaffen es Investoren in anderen Großstädten wie Hamburg oder Düsseldorf, ja teilweise inzwischen auch in kleineren Städten oder sogar im finanzschwachen Berlin, spannendere Einzelarchitektur zu verwirklichen als die Investoren im wirtschaftsstarken und finanzkräftigen München? Arnulf P.’s ablehnende Meinung gegenüber innovativer Architektur scheint sich mit der Meinung der rot-grünen Rathausmehrheit zu decken – und zeigt, dass das dramatische Scheitern der Werkbundsiedlung kein Zufall war. Offenbar hat sich unter Münchner Bürgern, Politikern und Investoren inzwischen eine Sichtweise etabliert, nach der Bauprojekte, die in den Verdacht geraten könnten repräsentativ und/oder ungewöhnlich zu sein, grundsätzlich abgelehnt werden. Ich höre Ude in etwa sagen: „...wir müssen mit den Gebäuden in unserer Stadt wichtigere Probleme lösen, als mit spannender Architektur herumzuprotzen.“ – Als ob man das eine nicht mit dem anderen verbinden könnte (wie es doch andere Städte, die ebenso unter Wohnungsknappheit etc. leiden, vormachen). Dass man auf wertvollen innenstadtnahen Baugrundstücken durchgehend architektonische Langeweile entstehen lässt, halte ich für einen fatalen Fehler, der auch nicht so leicht rückgängig zu machen sein wird.
Nun noch kurz zum Thema „gut integrierter sozialen Wohnungsbau“: Es ist schon bemerkenswert, dass praktisch bei allen großen Wohnungsneubauprojekten in München ein spürbarer Anteil Sozialwohnungen realisiert wird. Als Beispiel fallen mir spontan die Messestadt Riem, aber auch zentrale Neubauviertel wie Theresienhöhe, Ackermannbogen, und eben auch der Arnulfpark ein. Wenn man als mittel- bis gutverdienender potenzieller Käufer eine der teuren Eigentumswohnungen in diesen Vierteln besichtigen will, reagiert man auf die mit Alditüten und Einkaufswagen beladenen Großfamilien und die Satellitenschüsseln auf nahezu jedem zweiten Balkon etwas verwundert – das ist nicht diskriminierend gemeint, reine Beobachtung. Grundsätzlich ist es natürlich zu begrüßen, dass auch in begehrten stadtnahen Gegenden Wohnraum für sozial Schwache erhältlich ist. Dennoch würde mich wirklich mal interessieren (entschuldigt mein Unwissen), wie diese Sozialwohnungen überhaupt finanziert/zugeteilt/vermietet werden. Kauft die Stadt die Wohnungen dem Investor ab oder zahlt die Stadt nur einen Teil der Miete/Baukosten, oder wie läuft das? Und: wer bekommt solch eine Wohnung in München?
Und, ich wage hinzuzufügen, wenn die Architektur nicht so „wohnschachtelmäßig“ aussehen würde, dann würden Alditüten, Einkaufswagen und Satellitenschüsseln vielleicht auch weniger stören....