NMA: Arnulfpark (1.000 WE, 4.500 AP) [fertiggestellt 2017]

  • Aber mich würde interessieren: Beim Bayerischen Landeswettbewerb "Modellhafte Stadt- und Ortssanierung 2006" hat der Arnulfpark einen Preis gewonnen. Werden solche Preise von Ahnungslosen vergeben?


    Ja.
    Oder genauer gesagt nach dem Motto: eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus.
    Auch die Messestadt Riem samt Park hat Preise gewonnen und beides ist unerträglich häßlich.

  • Wobei ein städtebaulicher Preis für die Messestadt zumindest noch vorstellbar ist. Aber der Arnulfpark... :nono:


    Die Messestadt ist halt eine homogene Neubausiedlung an der Peripherie. Wer will kann dort hinziehen. Ich persönlich finde Manches nicht soooo schlecht (z.B. Landschaftspark Riem). Die Siedlung hat insgesamt etwas Melancholisches und passt sich in die Heidelandschaft relativ gut ein.


    Im Gegensatz dazu wirkt das gesamte Areal des Arnulfparkes wie ein Fremdkörper mitten in einer gewachsenen Stadt deren Kernentwicklung vor 100 Jahren war. Die Architektur der Einzelobjekte ist dem Standort unangemessen (vergleiche dazu Hafencity, Düsseldorf Handelshafen, Spreebogen oder Potsdamer / Pariser Platz....).

  • Ja, ein Fremdkörper mitten in einer "gewachsenen Stadt".


    So, ich denke es wird jetzt interessant, deshalb, weil ich mir die Frage erlaube, ob München denn eine "gewachsene" Stadt ist ?


    Gewachsen im Sinne einer kontinuierlichen, ungestörten und "natürlichen" Weiterentwicklung doch sicherlich nicht. Dazu waren die Kriegszerstörungen und der notdürftige, unnatürliche Wiederaufbau zu umfangreich. Verständlicherweise kümmerte man sich um "schöne Architektur" nach dem Krieg erst einmal wenig. So kommt es, daß die Stadt München zu einem erheblichen Teil aus "architektonischen Provisorien" besteht.


    Eigentlich beweist diese Stadt, daß die Idee, Neues in einen harmonischen Kontext zu Altem zu setzen, in den meisten Fällen scheitert. Fast immer vertragen sich Funktion, Konstruktion, Dimension, Gestalt und Material von Neubauten nicht mit den Attributen von daneben existierenden Altbauten, geschweige denn mit dem städtebaulichen/stadträumlichen Kontext.


    Vielleicht liegt es auch daran, daß das sog. "Rekonstruieren" auch zu meiner Studienzeit belächelt und verspottet wurde, es wurde sozusagen durch "Notenzensur" sogar verboten. Ich selbst bin der Meinung, daß an vielen Orten eine Rekonstruktion von Altbauten besser gewesen wäre, als das implantieren eines "modernen" Neubaus.


    So kommt es, daß München zu einem großen Teil aus architektonischen Unverträglichkeiten und Widersprüchen besteht. Wie soll da ein Architekt eine Linie verfolgen, wenn es gar keine gibt ?


    So entstanden und entstehen Objekte wie Kaufhof/Kaufingerstr., Hauptbahnhof, Neuperlach, und tausende andere entsprechend, das neueste ebenfalls, der Arnulfpark....


    Der einzige "Trost" ist, daß z.B. Paris trotz weitgehend intakter Altstadt es auch nicht geschafft hat, eine "gesunde" Peripherie zu schaffen.


    Zu dieser Problematik kommt noch hinzu, daß Architektur zu einem großen Teil den "kapitalistischen Sachzwängen" unserer Zeit unterworfen wird und nur noch repräsentativ, also eiskalt, für dieses Gesellschaftssystem ist. ;)


    Dies wäre eine Erklärung für die Architektur unserer Zeit, sie ist, wie die Menschenwelt ist, um sie zu änderen müsste sich die Menschenwelt ändern. Umgekehrt funktioniert es wohl nicht. Architektur ist nur die "Wirkung", und nicht die "Ursache".

  • Im Gegensatz dazu wirkt das gesamte Areal des Arnulfparkes wie ein Fremdkörper mitten in einer gewachsenen Stadt deren Kernentwicklung vor 100 Jahren war. Die Architektur der Einzelobjekte ist dem Standort unangemessen


    Klar ist der Arnulfpark NOCH ein Fremdkörper. Die Fläche besteht ja noch zur Hälfte aus Baugruben und Baustellen. Dass das Areal von Gleisstrang, Donnersberger Brücke und Arnulfstraße abgeschottet wird, dafür kann der Park nun wirklich nichts. Deshalb wäre es wichtig, wenn die 2 Fußgängerstege ins Westend bald gebaut werden, um hier eine Öffnung in bestehende Stadtviertel zu bekommen. Wobei, wenn ich das richtig mitbekommen habe, wird nur der an der Donnersbergerbrücke umgesetzt. Kennt jemand den Planungsstand?

  • @Jaguar-XKSS


    hallo erst mal,


    der meinung bin ich auch, und frage mich warum die stadtplanung nicht die beste münchner prachtarchitektur also z.b. der ludwigstraße bis zum siegestor (rokoko) als 'design-vorbild' oder als leitfaden übernommen hat und so die kriterien für die weitere entwicklung und bebauung vorgegeben hätte.


    ich könnte mir bauwerke gut vorstellen die im z.b. das main plaza in frankfurt, aber nur halt mehr in richtung rokoko stil.


    die größe wär für mich in dem fall nicht einmal maßgebend, unter hundert meter ließen sich auch hochpunkte schaffen die einfach nur wunderschön sind.


    aktuell sind die münchner glasmonolithen alles andere als wunderschön, sie sind lediglich geometrisch , klobig und verglast aber das wars auch schon.


    ich denke einfach den architekten und städteplanern fehlt es einfach an thematisch orientierter phantasie.


    my 20 cent :)


    Überflüssiges Zitat entfernt.

  • ^^ Die Architektur der Ludwigstraße ist astreiner Klassizismus.
    Und diese Architektur hätte auch nicht wirklich an die Donnersberger Brücke gepasst. Dürfte auch schwer sein nach Vorlage der Ludwigstraße ein praktisches Wohnquartier zu kreieren.

  • ZwischbL
    naja an der donnersberger brücke direkt natürlich nicht so (gehört für mich eh untertunnelt und begrünt), eben so wenig direkt am eingang der großmarkthalle oder ähnlichen loctions, schon klar, aber um auf die ludwigsstraße zurückzukommen... klassischer rundbogenstil & rokoko ist halt dennoch ein stil und folgt somit einer designlinie oder einem optischen konzept, und das kann man schon überall anwenden da eine fassade eine rein optische angelegenheit ist, aber das was zzt in münchen gebaut wird ähnelt weniger einem stil sondern eher an buntem kümmelwurstsalat mit paprika :)


    Überflüssiges Zitat entfernt.

  • Nochmal, ein sehr gelungenes Beispiel aus TIRANA (Albanien!!!) was moderne Architektur leisten kann.






    Man braucht keinen Kitsch - allein mit der Geometrie lässt sich vieles erreichen. Dazu noch eine entsprechende Auswahl der Baustoffen und - perfekt! Urban, spannend und wahrscheinlich extrem zeitlos... :)

  • Nun, ich denke die von Isek geposteten Zeichnungen sind doch eine hervorragende Gesprächsgrundlage. Deshalb, weil sie meiner Meinung nach gelungene und mißverstandene "Moderne" beinhalten.


    Vorweg jedoch will ich bemerken, daß der Begriff "Kitsch" oft nur im Zusammenhang mit klassischer oder altertümlicher Architektur angewendet wird, um diese in die Lächerlichkeit zu ziehen. "Kitsch" zieht sich jedoch durch alle Architekturepochen bis in die Gegenwart und ist nicht die spezielle Eigenschaft einer dieser Epochen.


    Doch zurück zu den 3 Zeichnungen. In Nr. 2 und 3 läßt sich durch filigrane, differenzierte Gestaltung der Fläche eine gelungene Auflösung einer großflächigen Fassade erkennen. Innere Funktionen und spezielle Räume innerhalb des Gebäudes werden von außen sichtbar, dadurch daß sie wortwörtlich "hervorgehoben" werden. Der äußerlich beschriebene Raum, also der negierte, erhält dadurch die gleiche Qualität. So erscheint der Freiraum zwischen den Gebäuden als ebenfalls filigran und differenziert, also spannend und abwechslungsreich. Eine "besondere" Gestaltung der Freifläche wäre noch möglich, ist aber nichteinmal zwingend erforderlich.


    Bild 1 jedoch beinhaltet jenen vorweg erwähnten modernen "Kitsch". Zwar wurde der Baukörper graphisch in seiner Länge gut aufgelöst, interessante Zwischenräume entstehen ebenfalls, doch wirkt durch Mangel an Vor- und Rücksprüngen die Längsseite wieder monoton. Dann wurde anscheinend versucht durch einen konstruktiven/statischen Klimmzug dies zu kompensieren. Die Stirnseite besteht aus einem schon fast furchteinflößenden Überhang, gegen das statische Gefühl.
    Als "unnatürlich" langer Kragarm ausgebildet, droht dieser Überhang abzubrechen. Auch baukonstruktiv dürfte dies nur mit einem unnützen, erhöhten Aufwand machbar sein. Wozu also? Die Bandfenster wirken abweisend, die darunter liegende Freifläche kalt und schattig, kein Ort, an dem ich mich gerne aufhalten würde. Moderner, weil überzogen stilisierend, "Kitsch".


    Dabei wäre es so einfach. Gerade die Stirnseite dieses Komplexes würde sich hervorragend zur Erschließung des Gebäudes eignen. Z. B. könnte die fehlende Stützen/Säulenkonstruktion dazu verwendet werden, Freiflächen auf unterschiedlichen Ebenen mit unterschiedlicher Funktionen einzuhängen, von denen durch äußerere Erschließungswege (z.B. Laubengänge) viele Räume des Gebäudes eine "öffentliche" Erschließungsmöglichkeit erhalten würden. So könnte man sogar Läden und Geschäfte o.ä. in der zweiten, dritten oder vierten Etage unterbringen. Die Stirnseite wäre damit der primäre öffentliche Raum, einladend, abwechslungsreich und dann zweifelsfrei belebt. Ein "urbanes Highlight" wäre geschaffen, von welchem man sich auch in die ruhigeren, modern-romantischen, inneren Höfe zurückziehen könnte.


    Vieleicht habe ich mich in meinem vorherigen Beitrag mißverständlich ausgedrückt. Ich finde es keine gute Lösung, eine Stadt in einem bestimmten "Stil" zu erbauen. Die Zeiten ändern sich, die Architektur auch. Das ist OK.
    Aber nicht jeder "Gebäudestil" passt an jeden Ort. Der Ort, an welchem ein Gebäude entsteht, sollte die Art des Gebäudes mitbestimmen. Nur an einem Ort, an welchem "Nichts" ist, also keine Architektur ist, kann ein neues Gebäude einen neuen Ort schaffen. Dann ganz unabhängig vom Stil.

  • Die Stirnseite besteht aus einem schon fast furchteinflößenden Überhang, gegen das statische Gefühl.
    Als "unnatürlich" langer Kragarm ausgebildet, droht dieser Überhang abzubrechen. Auch baukonstruktiv dürfte dies nur mit einem unnützen, erhöhten Aufwand machbar sein.


    Ähnliche Gedanken hatte ich auch, obwohl ich absoluter Laie bin.

  • Update 12.05.08

    Zwischendurch einige aktuelle Bilder aus dem Arnulfpark


    Büro City, Bauschilder


    Was fährt da für eine futuristische Tram?!


    Das Verkaufsbüro sieht wirklich klasse aus


    Drinnen steht dieses Modell


    Westfassaden im Modell


    Hier entsteht bald das Wohngebäude "Dreiklang"


    Vivico's neue Kampagne für die "konzentrierte Stadt"


    Wohngebäude "Stadtoase" von Pandion


    Westfassade


    Noch unverbauter Blick von der Arnulfstrasse in den zukünftigen Innenhof


    In der Arnulfstrasse, direkt angrenzend an das Arnulfpark City Wohnhaus, soll wohl bald dieses Hotelprojekt in Bau gehen


    Bürgebäude "Atmos"


  • Nochmal, ein sehr gelungenes Beispiel aus TIRANA (Albanien!!!) was moderne Architektur leisten kann.


    Au weia, die armen Albaner. Wer will ernsthaft in solchen Häusern wohnen? Wird das tatsächlich so gebaut oder ist das nur ein abgeschlagener Wettbewerbsbeitrag?
    Das sieht mir auch nicht nach sozialem Wohnungsbau aus. Innerstädtische Wohnviertel sollten so gestaltet sein, dass sich nicht nur eine bestimmte Käuferschicht dort einkaufen kann und zwangsläufig zu Mietwucher und Ghettoisierung führt.
    Der Arnulfpark bietet für alle sozialen Schichten etwas. Dort findet man eben auch gut integrierten sozialen Wohnungsbau. Hier entsteht ein gut durchmischter, funktionierender Kiez. Die homogene Architektur des Viertels leistet dabei einen nicht unwesentlichen Anteil.

  • ^^


    tja wie die Geschmäcker auseinander gehen... Ich empfinde es als großen Glücksfall, dass in Ländern wie Albanien sehr viel ungezwungener mit Architektur umgegangen wird. Der Markt ist dort weniger von Geld schöpfenden Bauträgern gesättigt.


    Für mich ist DAS sozialistischer Wohnungsbau - Ghettoisierung pur. Nur im überzüchteten München wird ein Bauträger so einfach reich.


    http://img87.imageshack.us/img87/9008/p3140037ik6.jpg


    http://aycu21.webshots.com/ima…006043174758824668_rs.jpg


    Bilder in Links umgewandelt, da keine Quelle angegeben. LugPaj

  • Mich würde interessieren, ob "Herr und Frau Bauträger" oder die Architekten dort wohnen wollen.

  • Schönen guten morgen,


    frage: habe gestern gesehen, dass bei dem schwarz-weißen büroeckhaus (arnulfstraße-hackerbrücke) sämtliche Fensterscheiben an den Ecken ausgetauscht werden. weiß jemand genaueres? haben die sich so mit der bauphysik vertan?
    lg
    stefanie


    Wenn sich Jemand in der "Bauphysik" vertan hätte so wäre es wohl notwendig sämtliche Gläser ersetzen.


    Viel mehr ist es wohl so, dass sich das Gebäude noch in der Bauphase befindet,
    demnach sind die Regelfelder, also die Hauptfassadenflächen, bereits komplett bestück da diese sich leicht im voraus ermitteln und abrufen lassen. Denn man hat hohe Stückzahlen mit identischen Abmaßen.


    Aber die Sonderbereiche weisen sicher andere Maße vielleicht zusätzlich Siebdruck usw. auf werden nachträglich verglast um die Montage nicht zu bremsen.


    Das ist ja das klassischen Problem wenn man die Sonderbereiche zum Schluss bearbeitet ;)


    Ja, ist wohl alles Aluminium. Aber seit wann hat man bei Elementfassaden (alle 3-4 Meter 10mm Stoßfuge i.d.R) Probleme mit der Längenausdehnung? Das waage ich mal stark zu bezweifeln.


    Grund für dieses Bild dürfte demnach eher sein das zu spät mit der Planung begonnen wurde. Dann rotzt man eben erstmal die Regelbereiche raus um Massenmäßig soviel wie möglich zu bewegen und muss bei den Sonderfeldern dann eben bissl basteln :)


    Gruß ... Oridori

  • Wenn sich Jemand in der "Bauphysik" vertan hätte so wäre es wohl notwendig sämtliche Gläser ersetzen.


    Ja, ist wohl alles Aluminium. Aber seit wann hat man bei Elementfassaden (alle 3-4 Meter 10mm Stoßfuge i.d.R) Probleme mit der Längenausdehnung? Das wage ich mal stark zu bezweifeln.


    Gruß ... Oridori


    war ja nur eine Vermutung. Ich war mir sicher, dass an vielen Stellen die Eckfenster schon eingebaut waren - und eine Woche später waren alle wieder weg. Kann mich aber auch täuschen.


    LG
    Stefanie

  • Mh hab ich garnicht mitbekommen, immerhin bin ich der lustige Vogel welcher sie bestellt hat :lach:


    In den meisten Bereichen war und ist es so das die Eck- bzw. Sonderelemente nachträglich verglast wurden.
    Also keine Angst, niemand hat sich in der Bauphysik vertan ;)