Baukollegium Berlin - der Diskussionsthread

  • Bezieht sich auf diesen Beitrag im CentralTower Berlin-Thread. Die Diskussion um das Baukollegium usw. bitte hier weiterführen.

    Das mit den zu vielen Köchen sehe ich genauso. Erst führt der Baustadtrat ein Werkstattverfahren und einen Architekturwettbewerb durch mit dem Ergebnis 115 Meter, dann sagen Landesdenkmalamt und Baukollegium max. 95 Meter und der Baustadtrat ändert seine Meinung. Das ist doch ein äußerst fragwürdiges Verfahren und als Investor käme ich mir veräppelt vor.

    Alles was Du sagst hat mit großer Unkenntnis der Sachlage zu tun. Fragwürdig ist eher das Du über Dinge schreibst - deren Sinn Du gar nicht hinterfragt hast oder kennst.


    Vielfältige Perspektiven: BZV, Baukollegium und Baustadtrat bringen verschiedene Interessen und Sichtweisen ein – von städtebaulichen bis hin zu sozialen Aspekten, was die Planung umfassender macht und ja somit auch für die Notwendigkeit zur Abstimmung führt. Genau das nennt man Demokratie.

    Bürgerbeteiligung und Transparenz: Durch mehrere Gremien und unterschiedliche Instanzen wird eine größere Bürgernähe und Transparenz sichergestellt, was in einer Stadt wie Berlin oft gefordert wird. Wenn das Proletariat ruft - "Nieder mit dem König - aber gleichzeitig Jahrelang genau diesen König wählt weil man nicht die Wahl hat"- tja - darüber denken wir jetzt mal nach.

    Fachliche Expertise: Jedes Gremium hat spezielles Wissen und Fokusbereiche (z. B. Denkmalschutz, Stadtplanung, Verkehrsführung), wodurch die Entscheidungen professioneller und fundierter sind. Das hängt natürich vom Personal ab, aber Politik ist ja eh nur was für Leute die keine Ahnung haben stimmt. Deshalb will ja auch keiner in die Politik stimmts?

    Qualitätssicherung: Mehrere Instanzen prüfen die Vorhaben, was Fehler, Risiken oder suboptimale Planungen reduziert und für eine höhere Qualität sorgt. Das ist das Ziel und das Anliegen. Aber wir wissen natürlich Alle, die Bauherren sind ja so gepeinigt durch die Politik, dabei wollen die doch nur das Beste für die Stadt und den Bürger. Die Bauherren- wirklich?

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    Nur so viel: das Baukollegium ist genau das Gegenteil von Demokratie. Es steht exemplarisch für das, was - und damit nehme ich mich selbst sogar aus - die Menschen mit einer fernen, nicht greifbaren und eben bewusst nicht legitimierten Elitenherrschaft meinen.

    Alleine das Land Berlin in seinem zweistufigen Aufbau mit gewählten BVV und dem Landesparlament steht für die Demokratie. Dazu gehört auch Herr Gothe als Baustadtrat. Das Baukollegium ist ein "nice to have", welches man sich gegönnt hat, um unter - und das meine ich ebenfalls nicht ideologisch - RRG eigene dauerhafte Akzente in der Stadtgestaltung zu setzen. Faktisch ist dieses Gremium schlicht beratend, verzögert aber allein durch die mediale Präsenz und die "Angst", dass Vorhaben vermeintlich von offizieller Seite abgelehnt werden, fast jedes Bauvorhaben.

    Du sprichst selbst davon, dass die fachliche Expertise von Denkmalschutz und Verkehrsplanung herangezogen werden müssen. Ersteres ist jedoch Baunebenrecht und eben nicht die Ultima Ratio, um über die Höhe einer Bebauung zu entscheiden. In welche perversen Szenarien das mündet, sieht man übrigens am Kinderkrankenhaus Weißensee oder der Brücke am Schloss Köpenick: Denkmalschutz heißt am Ende leider gar nichts. Es werden unter Schutz stehende Gebäude abgerissen und gleichzeitig neue Gebäude "gestutzt", weil willkürliche Sichtachsen nicht mehr bestehen würden. So, als wäre durch den Bau des Fernsehturms für alle Zeit die Berliner Stadtplanung determiniert. Ich meine es wirklich ernst und ohne Bewertung: Es ist Willkür, denn eine Abwägung unterliegt immer einer Ermessensentscheidung. Mit vermeintlicher Demokratie hat dies nichts zu tun, wie oben geschrieben im Gegenteil - Es führt dazu, dass Menschen sich von solchen Elitengremien abwenden und das Gefühl bekommen, dass es tatsächlich nicht klar ist, wer der Souverän ist und wie weit seine Befugnisse reichen.


    Was die "Qualitätssicherung" betrifft, kann man sich gerne alle Projekte anschauen, die vom Baukollegium beraten wurden und selbst ein Urteil bilden, ob andere internationale Metropolen ein weniger attraktives Stadtbild haben als Berlin oder ob nicht gerade durch die piefigen Diskussionen auf einem mittelmäßigen akademischen Niveau tatsächlich gute Stadträume und Architekturen entstanden sind.


    Die Verkehrsplanung wird, als eigenes Haus der SenMVKU, ohnehin obligatorisch herangezogen und hat einen großen Einfluss darauf, was verkehrlich möglich ist und was nicht (und wie Lösungen aussehen könnten, um es doch zu ermöglichen). Nebenbei, direkt vor der Tür befindet sich ein U- und S-Bahnhof sowie fußläufig der Regionalbahnhof Alexanderplatz mit weiteren U-Bahn-Linien und Straßenbahnen und Bussen.


    Hier wird einfach sehr viel vermischt. Und was wäre die Konsequenz, aus 115 Metern 95 zu machen? Der Turm würde seine Krone verlieren. Die BGF wäre vermutlich die gleiche, aber es wäre eine Kiste und keine abgestufter Turm. Entsprechend wären die Auswirkungen für die verkehrlichen Belange unabhängig von der Gebäudehöhe, es sei denn, man deckelt die BGF so, dass es auch am Ende eine 70-Meter-Kiste werden würde oder eben ein 95-Meter-Turm, den der Investor dann freiwillig in die Höhe baut, ohne Fläche zu gewinnen.


    Unabhängig von der verwaltungstechnischen Diskussion ist es absurd, in der aktuellen wirtschaftlichen Lage Deutschlands - gerade im Vergleich zu benachbarten Staaten - freiwillig in einer innerstädtischen Lage einem Investor das Leben schwerzumachen, anstatt die höhere Investition zu begrüßen. Wir reden hier weder von einem Burj Kalifa noch wird dafür ein Park vernichtet.

  • alexsb73 Was Du über das Baukollegium schreibst, könnte teilweise der Theorie nach stimmen. Da es mE aber gerade NICHT transparent arbeitet oder gar die Bevölkerung befragt (wäre durchaus möglich und zumindest selektiv auch sinnvoll) stellt es überhaupt keine Nähe zum Bürger her, wirkt eher wie ein willkürliches politisches Machtinstrument als wie ein Element der demokratischen Öffentlichkeit und auch der Beitrag zur Ausführungsqualität bleibt sehr im Ungewissen (ganz ehrlich: von dem wenigen, was man so mitbekommt, zweifle ich eher daran). Es liegt immer noch an der Ausführung und die ist mE nicht gut für demokratische Prozesse und Vertrauensbildung, sondern leider sogar eher komplett im Gegenteil.


    Auch der Denkmalschutz hat grundsätzlich seine Berechtigung, wird aber auch scheinbar willkürlich ausgehebelt und tobt sich dafür dann an anderer Stelle geradezu absurd aus (habe da zwei konkrete Beispiele vor Augen und noch mehr im Hinterkopf, passt hier aber nicht her).


    Das Argument mit dem Verkehrsaufkommen ist für sich genommen sicherlich stichhaltig, aber in diesem konkreten Fall erscheint es mir ebenfalls eher vorgeschoben. Was für einen Unterschied soll das ausgerechnet am Megaknoten Alex groß machen? Zumal wie gesagt die Nutzfläche relevanter ist als die Bauhöhe.


    Dass man den Investoren pauschal unterstellt, dass sie nicht den Interessen der Stadt dienen, halte ich übrigens für unangemessen. Das ist sicher nicht ihr primäres Anliegen und doch bereichern solche Investments extrem die Stadt und sind gerade in Zeiten der vernichtenden Baukrise unglaublich wichtig. Wollen wir wirklich lieber Baubrachen und Insolvenzen sowie noch mehr neue Transfergelder? Genau das ist leider aktuell die reale Gefahr in der Branche. Aber leisten wir uns ruhig noch mehr kostentreibende und nervenzehrende Bürokratie und zeigen den eigennützigen Investoren wo der Hammer hängt (geschwungen wird zumindest der Bauhammer dann halt im Zweifel nicht aber passiert ja alles im Sinne der Demokratie).

  • Also zunächst einmal scheinen hier einige dringend und zwar sehr dringend eine Führung durch die Stadt Berlin und Ihre Gremien zu benötigen und warum Demokratie so funktioniert wie Sie funktioniert. Das hat mit Bürokratie erst einaml gar nichts zu tun. So auch mein Vorwurf an die Vorredner, die von dem wie Demokratie funktioniert, nicht gut informiert, gebildet sind, anders kann ich mir den Vorwurf an Intransparenz nicht erklären. Ich will nur mal 5 Punkte von vielen nennen wo und wie der Bürger beteiligt wird und wo Transparenz hergestellt wird:


    1. Die BV Sitzungen sind öffentlich (Warst Du schon mal bei Einer?)

    2. Das Baukollegium überträgt alle Sitzungen oder viele auch auf youtube: https://www.youtube.com/@senstadtberlin

    3. Die Entscheidungen werden in den Ausschreibungszeitrum unter Bürgerbeteiligung gefällt.

    4. Die Stadt Berlin informiert die Bürger umfassend im Internet z.b. hier: https://mein.berlin.de

    5. Entscheidungen der Gremien obliegen der Gremien, denn dafür wurden Sie geschaffen.


    Was ist jetzt Dein Thema?

    Diese Dinge schaut sich halt keiner an und da wird lieber "vermutet" - ist ja gerade WOKE die Demokratie an den Pranger zu stellen - anstatt sich ordentlich zu informieren, was eine Hohlschuld des Bürgers ist, keine Bringschuld des Staates der SEHR WOHL für Transparenz sorgen muss, ABER der Bürger dann auch in der Pflicht ist sich die Meinung zu bilden.

    Darüber hinaus sind es die Investoren die häufig keine Öffentlichkeit wünschen wenn es darum geht zu zeigen wie Investoren wirklich arbeiten, sondern man verteilt an die Bürger lieber gefakte Renderbilder! Diese Form der Transparenz meinen wir wohl alle nicht, richtig?

    Was Du über Investoren schreibst, ist eine Idealisierung. Die Realität die Du beschreibst hätte ich gerne anhand eines Beispiels nachgewiesen. EIN Beispiel reicht mir.
    Wollen wir die Bauprojekte durchgehen in Berlin, wo die Investoren die Stadt belogen und betrogen haben? Vom Bürger wollen wir erst gar nicht reden. Von den unsäglilchen Bauverzögerungen, aus taktischen Gründen um die Preise nach oben zu treiben, die Renderbetrügereien bis hin zu Kosten die der Stadt auferlegt werden. Der Renditedruck ist so hoch das da allerhand Schindluder getrieben wird. Nicht alle, aber viele handeln NUR im Eigeninteresse, was auch sonst, es sind Unternehmen mit klaren Erlöszielen!




  • alexsb73 Ich schaue mir eine Menge an, wenn ich weiß wo ich es finde.

    Die Bezirksversammlungen und auch das Landesparlament dokumentieren/protokollieren bekanntlich u.a. ihre Sitzungen und Beschlüsse. Da habe ich aber auch noch nie behauptet, dass sie intransparent oder undemokratisch arbeiten. Vielleicht hast Du Dich da verlesen. Es ging bei diesem Vorwurf ganz konkret um das Baukollegium.


    Und wo ist dort in dem verlinkten Kanal denn die entsprechende Sitzung zum Central Tower (oder irgendeine Sitzung des Baukollegiums) zu finden? Ich sehe da zwar jede Menge Videos (manche kannte ich auch schon), finde aber zumindest beim Überfliegen nichts vom Baukollegium. Und wenn ich gezielt "Baukollegium" eingebe, kommen nur 4 Ergebnisse, die 3 bis 10 Jahre alt sind. Das hilft hier nicht weiter.


    Mir würden aber auch Protokolle völlig ausreichen, wie gesagt natürlich am liebsten konkret das zum Central Tower (da mich die über die Medien durchgestochenen Gründe nicht überzeugen und man so wenigstens zu höherer Wahrscheinlichkeit den Standpunkt des Baukollegiums nachvollziehen könnte).


    Habe nach meinem aktiven Gedächtnis generell noch nie ein Video oder ein Protokoll von einer Sitzung gesehen und auch nichts entsprechend Konkretes hier im Forum gefunden. Wenn das so gut zugänglich sein sollte, wäre das ja toll und eine sehr positive Überraschung. Nur wundert es mich dann, dass in einem solchen Forum offenbar niemand Kenntnis davon hatte bzw nichts darüber eingebracht wird. Auch nicht, wenn konkret die intransparente Vorgehensweise kritisiert wurde (übrigens auch schon mehrfach durch die Medien, die ja eigentlich überdurchschnittlichen Zugang zu Datenbanken u.ä. haben).


    P.S.: Zu den Investoren: Natürlich profitiert die Stadt von Investitionen und Bauprojekten und leidet, wenn sie ausbleiben/schrumpfen (falls Du das tatsächlich bezweifeln solltest). Lies Dir bspw nur mal die IHK-und HWK-Berichte zur konjunkturellen Situation durch. Idealisiert bzw dramatisiert wird da mE überhaupt nichts, nur in realistischen Zusammenhängen erklärt. Auch der Central Tower würde zunächst einmal der Baubranche etwas bringen und auch anschließend Arbeitsplätze bei Reinigung, Dienstleistungen, Händlereinnahmen etc bringen. Auch in dem Gebäude werden Menschen Arbeitsplätze finden, Wertschöpfung generieren usw. Davon profitiert jedes Mal auch die öffentliche Hand.

    Einmal editiert, zuletzt von jan85 ()

  • Die Protokolle zum Baukollegium sind hier zu finden:

    https://www.berlin.de/sen/baue…legium/sitzungen-ab-2017/

    Dort ist auch das Protokoll der 102. Sitzung am 27. Mai zu finden.

    Die Sitzungen werden als Livestream übertragen, die Videos stehen dann noch einige Tage im Netz. Warum sind nicht dauerhaft gespeichert werden, weiß ich nicht. Es wäre sicher gut, wenn sie dauerhaft präsent wären. Aber intransparent finde ich die Arbeit des Baukollegiums trotzdem nicht.

  • 1. Ich empfehle Google

    2. https://www.berlin.de/sen/baue…legium/sitzungen-ab-2017/ (Protokolle damit erledigt, nach meiner immerhin 2 Minütigen Suche)

    3. Investoren: Herrlich, habe ich einen Satz dafür verloren, die Investitionen in Berlin nicht gut wären oder erwünscht? Die These die Du in den Raum gestellt hast, war - dass Investitionen ausbleiben aufgrund von diversen Gründen die Du im angeblich nicht demokratischen Machtaneignenden Gremien siehst.

    Scheinst aber keine Idee zu haben was das Baukollegium ist. Denn genau da wird Parteiübergreifende Arbeit mit Experten geleistet. Schade wenn man so klare Positionen bezieht ohne sich auszukennen,, hier für Dich:

    Das Baukollegium Berlin stellt ein wichtiges Gremium zur Sicherung der Baukultur in Berlin dar. Im Baukollegium beraten sechs unabhängige Expertinnen und Experten gemeinsam mit der Senatsbaudirektorin einzelne Projekte und städtebauliche Planungen von gesamtstädtischer und außerordentlicher Bedeutung.


    Für mich stehen deine Beiträge für das baldige Ende dieses Landes. Maximale Kritik mit totaler verunglimpfung (du warst wirklich noch halbwegs gesittet) bei totaler Ahnungslosigkeit - aber Hauptsache wir leben in einem "Scheißstaat" - es ist wirklich ein trauerspiel wie wir nicht nur von Rechts überrollt werden - und gleich gefolgt von der Echauffierung einhergehend mit der Gleichgültigkeit ob der Fakten.

  • alexsb73 Dank Klarenbach habe ich nun auch schon festgestellt, dass das Baukollegium frühestens seit 2017 (oder dann immerhin doch schon ab der 61. Sitzung) Protokolle seiner Sitzungen archiviert oder ggf. auch erst seit einem späteren Zeitpunkt die Sitzungen bis zurück zu 2017 archiviert wurden (vorher also nicht - und nur ganz kurz davor war die mediale Kritik an der Intransparenz des Baukollegiums mE auch zufällig auf ihrem absoluten Höhepunkt, was ich schon interessant finde). Also touché: Ich hätte es finden können, wenn ich auf die Idee gekommen wäre, dass es solche Protokolle inzwischen womöglich gibt (indirekt gibst Du aber ja zu, dass Du es selbst erst mehrere Minuten googeln musstest, also vorher offenbar selbst nichts davon wusstest). Stattdessen wurde ich nun also positiv überrascht. Man hätte es ansonsten aber auch einfach direkt verlinken können statt dem (mE in diesem Kontext nicht hilfreichen) YouTube-Kanal. Aber dann erledige ich das Mal :

    Protokoll 102. Sitzung des Baukollegiums (ab S. 13 von 17 geht es um den Central Tower)


    Die zentralen Argumente:

    1) Primat/Dominante der Krone am Alex: Die (vertikale) Verdichtung solle sich unmittelbar auf die Krone am Alex konzentrieren. Im näheren Umfeld werden in dem Sinne Türme mit 60-70m noch als akzeptabel/nicht störend für relevante Höhendominanten und Sichtachsen erachtet, bereits etwas höher bis 90m komme es zu Beeinträchtigungen und darüber dann umso stärker (auf S. 8 hatte ich interessanterweise zudem noch überflogen, dass im Umfeld des Alex bereits die Mercedes Bank als zu hoch und Fehler/ negative Ausnahme betrachtet werde).

    2) Generell weise das Grundstück und weise auch das Umfeld auch für sich betrachtet nicht die notwendigen Attribute und Qualitäten für die geplante Bauhöhe oder aber die geplante Geschossfläche auf (für beides, insbesondere aber letzteres hätten mich nähere Begründungen interessiert).

    3) Ausnahmsweise könne man hier aber mit 85-95m leben, da die Umwidmung in einen Büroturm mit weiteren Mischnutzungen zu begrüßen sei und dies höhere Geschosshöhen bedinge.

    4) Die beiden ausgewählten Entwürfe an sich werden als hochwertig wahrgenommen.

    5) Mit der geplanten Erdgeschossnutzung (keine Ahnung, welche das war) zeigt man sich dagegen unzufrieden.


    P.S.: Ich kann Dir bezüglich Investitionen mehrere konkrete Beispiele nennen, dass sie aufgrund der Berliner Bräsigkeit unterblieben sind oder es sogar zu einer Abwanderung kam. Passt hier aber nicht her. Ansonsten ist die aktuelle Baukonjunktur eine Katastrophe und auch die Politik selbst beteuert gebetsmühlenartig, dass man die toxische Kombination aus strukturellen und konjunkturellen Problemen angehen muss (z.B. durch Bürokratieabbau oder weniger/niedrigere zusätzliche Baustandards - passiert ist nichts und die nackte Statistik spricht da für sich - keine Ahnung, was man da diskutieren will).

    Und dass ausgerechnet meine Posts für das Ende unseres Landes stehen, halte ich ehrlich gesagt für minimal übertrieben. Weder betreibe ich gerne Kritik um der Kritik willen noch erfreue ich mich an Fehlentwicklungen oder gar Untergansphantasien (im Politik- und Wirtschaftsthread wird mir dagegen regelmäßig Blauäugigkeit und Lobhudelei unterstellt, hier bin ich jetzt also schon umgekehrt ein Untergangsprophet).

  • alexsb73, ich finde deinen Tonfall und deine drastischen Unterstellungen unangemessen. Kannst du deine - durchaus interessanten - Argumente auch ohne persönliche Angriffe vorbringen? Die anderen schaffen das (meistens) doch auch.


    Es ist natürlich richtig, dass es politische Entscheidungsgremien geben muss und Expert*innen eine wichtige Stimme in Entscheidungsprozessen haben müssen. Aber macht es nicht das Wesen der Demokratie aus, in diese Verfahren auch als Laie einzugreifen und Kritik zu üben? Nach meiner Wahrnehmung wurde in diesem Strang durchaus sachorientiert diskutiert. Dass wir hier nicht alle Details sofort präsent haben, tut dem keinen Abbruch. Die Argumente, die im Protokoll des Baukollegiums vorgebracht werden, wurden hier im Strang jedenfalls schon vor Monaten genannt und beleuchtet, insofern ist der Erkenntnisgewinn des Links in Bezug auf den CentralTower nicht so groß.


    Es ist ein nicht aufzulösender Widerspruch,

    • den "historischen Kirchtürmen, dem Roten Rathaus und dem Alten Stadthaus", auch dem Fernsehturm eine Bedeutung als in ihrer Höhenwirkung schützenswerte "Landmarken" zuzusprechen und gleichzeitig
    • der "grundsätzlichen Idee einer Konzentration der herausstehenden Hochhäuser am Alexanderplatz" anzuhängen.

    Denn am Alexanderplatz sind neue Hochhäuser mit bis zu 150 Metern den genannten Denkmälern ebenso nah oder sogar näher als an der Jannowitzbrücke. Somit relativieren sie deren Wirkung als "Dominanten" mindestens ebenso stark. Daher wäre von Interesse, welche "wichtigen Sichtachsen" denn an der Jannowitzbrücke beeinträchtigt würden. Auch ist mir nicht klar, welche Beeinträchtigung ein Turm von 90 Metern darstellen soll, die ein Turm von 70 Metern nicht darstellen würde (S. 14). Auch die Befassung mit den anderen eingangs aufgelisteten Fragestellungen ist in dem Protokoll mindestens oberflächlich. Es ist für mich nicht nachvollziehbar, wie das Kollegium zu seinen Schlüssen gelangt ist.


    Davon abgesehen bleibt der Fakt bestehen, dass Herr Gothe den 115-Meter-Entwurf höchstselbst präsentiert hat, ihn dabei überschwänglich gelobt und dabei die Höhe und die Einpassung ins Umfeld explizit angesprochen hat. Und dann wenig später im Baukollegium und gegenüber der Presse das glatte Gegenteil und dabei auch noch so tut, als hätte er es nie anders gesehen. Das ist einfach nicht wegzudiskutieren.

  • Danke Ziegel, für die beruhigenden Worte.


    Ich finde die Diskussion um die Frage, inwieweit das Baukollegium demokratisch legitimiert ist schon interessant. Ich würde mich beileibe nicht als politikverdrossen sehen und bin eher ein Befürworter unserer repräsentativen Demokratie mit ihren wenigen direkten Einflussmöglichkeiten des Wählers. Trotzdem finde ich Kritik am Baukollegium durchaus berechtigt. Schließlich wird schon die Senatsbaudirektorin nicht gewählt und steht auch vor einer Wahl auf keiner Liste. Sie wird gegebenenfalls von einem neuen Senat übernommen, muss dies aber auch nicht. So kann es dazu kommen, dass trotz SPD-geführter Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, zwei Baudirektorinnen mit mutmaßlich sehr unterschiedlichem Blick auf Architektur und Stadtentwicklung eingesetzt werden (zuletzt Lüscher->Kahlfeldt). Die nicht gewählte Baudirektorin wiederum hat das Vorschlagsrecht für neue Mitglieder des Baukollegiums - über die der Senat dann entscheidet. Auch hier ist in keiner Weise abzusehen, wen der Wähler bekommt. Ich selber kenne zumindest Herrn Cepel noch selbst aus dem Studium und auch Frau Femmer ist mir geläufig; an Ihren Qualifikationen habe ich keine Zweifel und Ihr Urteil hat für mich Gewicht. Aber für einen Laien hat es selbstverständlich ein völlig anderes Gewicht, wenn sich ein Senator hinstellt und seine Meinung (als Vertreter des Hauses, nicht als Privatperson!) vertritt, als wenn er meint "das Gremium hat dies und das gesagt". Am Ende muss sich nämlich aus dem Baukollegium niemand verantworten. Es steht in fünf Jahren nicht wieder zur Wahl. Aus meiner Sicht ist die Öffentlichkeit des Kollegium eigentlich vorbildlich, aber "öffentlich" ist nicht gleichbedeutend mit "demokratisch".


    Vielleicht ist das einen eigenen Strang wert, kann also gern verschoben werden.


    Nachtrag:

    Hier kann man Projekte zur Besprechung im Baukollegium vorschlagen.

  • Wer wählen geht, weiß nicht mal genau, welche Personen nach der Wahl Senatorenposten bekleiden, warum sollte der Posten des Senatsbaudirektors dann wählbar sein und von wem tatsächlich? Ein Senator oder eine Senatorin sind gut beraten, dass Urteil ihrer Fachebenen ernst zu nehmen. Es gibt ja noch viele weitere Fachebenen im Senat, die aber nicht so prominent sind, wie die Senatsbaudirektorin. Auch diese Leute stehen nicht alle fünf Jahre zur Wahl und es ist kein Geheimnis, dass diese Posten auch nach politischen Vorlieben vergeben werden.

  • Weil es demokratisch wäre. Muss man nicht wollen, dann sollte man sich aber nicht daran stören wenn zurecht auf mangelnde Transparenz und Partizipation des Souveräns hingewiesen wird.

  • Ich glaube, hier läuft gerade etwas aus dem Ruder.

    Das Baukollegium hat eine rein beratende Funktion. Es hat keinerlei Entscheidungsbefugnisse. Die Entscheidungen werden weiterhin durch demokratisch gewählte Parlamente, also das Abgeordnetenhaus oder die Bezirksverordnetenversammlungen, getroffen. Hier ist also nichts undemokratisch.

  • ....

    Das Baukollegium hat eine rein beratende Funktion. Es hat keinerlei Entscheidungsbefugnisse. ....


    .... ganz so harmlos gebärdet sich das Kollegium allerdings nicht. Ich erinnere mich noch gut an diverse Sitzungen unter Frau L. der Dieses und Jenes an bestimmten Entwürfen nicht gefallen hatte und die Architekten in eine zweite oder gar dritte Veränderungsrunde ihrer ursprünglichen Entwürfe geschickt wurden. (z.B. beim Edge mehr “rauhen Esprit)“. Nicht immer zum Vorteil des schliesslich Gebauten. Auch gab es etliche Vorgänge von vorauseilendem Gehorsam, weil man ja wusste wie das Kollegium so tickt, und dann erst garnicht gewagtere Entwürfe eingereicht wurden.

    Also besteht hier doch Klärungsbedarf über die Befugnisse.

  • ^Ich denke auch, dass man etwas zwischen der zugewiesenen beratenden Funktion und der de facto zugestandenen oft spielentscheidenden Rolle unterscheiden muss (hier würde ja der eigentlich zuständige Politiker auch gewissermaßen "umgedreht"). Immerhin wissen wir ja jetzt, dass die Arbeit dokumentiert wird. Wobei die Protokolle schon etwas Aufschluss liefern, die Live- bzw Re-Live Aufzeichnungen aber sicher noch hilfreicher wären. Nur muss man dafür erstmal wissen, wann und wo man diese Aufzeichnungen findet.


    In diesem Fall hat es ja offenbar niemand hier live verfolgt und wir müssen jetzt mit dem Protokoll leben, wo zwar das Fazit festgehalten ist, leider aber wenig zu den näheren Hintergründen der zentralen Argumente...

  • Dass politische Entscheider sich Sachverstand hinzuholen, kann grundsätzlich nur begrüßt werden. Ein Demokratiedefizit entsteht dadurch eigentlich nicht. Inhaltlich sehe ich aber beim Baukollegium Probleme, wenn Entwürfe im dortigen Prozess verarmen, an Lebendigkeit oder Harmonie einbüßen und insgesamt vermindert werden, obwohl man sich das Gegenteil wünschen würden.