Vom 06.11.-15.11. werden im Stadtbüro die Ergebnisse des Wettbewerbs zur Gestaltung des neuen Stadtquartiers "Bahnbogen Leutzsch" ausgestellt.
Bahnbogen Leutzsch
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^ Die LVZ mit einem Artikel dazu: https://www.lvz.de/lokales/lei…CS2FE3TDNNZEOUDA7UEU.html
Im Zuge der Revitalisierung besteht evtl. auch für die unsanierte Altbausubstanz im Plangebiet eine Chance.
Nachfolgend die einzelnen Objekte:
Starten wir mit ehem. Bahninfrastruktur Am Ritterschlößchen
von der anderen Seite
Vorgründerzeitler Leipziger Str. 2
Ehem. Pianoforte-Mechaniken-Fabrik Flemming Franz-Flemming-Straße 41
Ehem. Bogenlampenfabrik Körting & Mathiesen Franz-Flemming-Straße
Georg-Schwarz-Straße 222
Ehem. OMEGA Metallfadenlampenfabrik Georg-Schwarz-Straße 185
Eigene Bilder
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Nur der Wasserturm und der Lokschuppen liegen in dem Gebiet des aktuellen nichtoffenen städtebaulichen Ideenwettbewerbs mit Realisierungsteil „Östliche Flächen des Bahnbogens Leutzsch in Leipzig“ (= Teilbereich 1). Alle anderen Gebäude liegen in den Teilbereichen 2 und 3, für die die Planungen noch nicht begonnen wurden, oder sogar außerhalb des Bereiches des Bebauungsplans Nr. 452 „Bahnbogen Leutzsch“,
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Übrigens:
Ruinöser Zustand von ehemaligen Bahngebäuden entlang der S-Bahnstrecke Plagwitz-Leutzsch
schriftliche Antwort zur Anfrage - VII-F-08411-AW-01
https://ratsinformation.leipzi…DNR=2010158&refresh=false
1. Sieht die Stadt Leipzig hier ihre Interessenlage berührt oder verweist sie aufgrund der Eigentumsverhältnisse auf Nichtzuständigkeit?
Der Großteil der Grundstücke entlang der S-Bahnstrecke Plagwitz-Leutzsch befindet sich nicht im Eigentum der Stadt Leipzig. Auch die in der Anfrage aufgeführten Gebäude befinden nicht in städtischem Eigentum. Die sich entlang der Strecke in der Fachamtszuständigkeit des Liegenschaftsamtes befindlichen Grundstücke sollen im Sinne der integrierten Stadtentwicklung einer Nutzung zugeführt werden.
Der Bahnhof Leutzsch (Am Ritterschlößchen 3) ist ein Kulturdenkmal im Sinne des Sächsischen Denkmalschutzgesetzes, das sich in Privatbesitz befindet. Die Verwaltung hat in den vergangenen Jahren hinsichtlich der Erhaltung und des Schutzes des Kulturdenkmals entsprechende Maßnahmen zur Sicherung eingeleitet. Gleichzeitig wurden auch aus bauordnungsrechtlichen Gründen Maßnahmen zur Wiederherstellung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung ergriffen.
2. Hat sich die Verwaltung bereits bei der DB bzw. den eventuell anderen Eigentümern für eine zufriedenstellende Handlungsperspektive engagiert bzw. hat die Stadt Leipzig dies vor? Wenn ja, mit welchen Ergebnissen ist zu rechnen?
Bezüglich des Leutzscher Bahnhofgebäudes bemüht sich die Verwaltung seit 2013 um dessen Sicherung und den Erhalt mit dem Ziel einer Entwicklung und Sanierung des Gebäudes. Vorrang hatte die Sicherung der Bausubstanz und der Schutz vor unberechtigtem Zutritt. Nach einem Eigentümerwechsel in 2017 konnten einige Maßnahmen zum Erhalt umgesetzt werden. Konkrete Entwicklungsabsichten der privaten Eigentümerschaft, die langfristig auch zu einer Verbesserung des Erscheinungsbildes führen, sind hingegen nicht bekannt.
Die unmittelbar östlich der Georg-Schwarz-Brücke gelegenen ehemaligen Wohngebäude der Deutschen Bahn werden im Zuge des Brückenneubaus abgerissen.
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...oder sogar außerhalb des Bereiches des Bebauungsplans Nr. 452 „Bahnbogen Leutzsch“,
Laut dem verlinkten Bebauungsplan liegen alle von mir geposteten Objekte in einem der drei Teilbereiche und damit innerhalb des Plangebietes.
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Stimmt, ich dachte, die Franz-Flemming-Straße 41 wäre nicht mehr dabei, aber das B-Plangebiet geht im Süden bis an die Franz-Flemming-Straße 39 und 39a heran.
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Der Siegerentwurf für den Bahnbogen Leutzsch kommt von den Berliner Büros "Franz Reschke" und "Stadt, Land, Fluss".
Das ehemalige Straßenbahndepot Leutzsch soll dabei zu einem Innovationscampus umgebaut werden (laut heutiger LVZ gibt es dafür bereits einen interessierten Investor), außerdem soll die LEWO verschiedene Wohngebäude mit ca. 230 Wohnungen bauen. Darüberhinaus entsteht noch eine Schule und der Park der Goerdeler Villa soll öffentlich werden. Außerdem ist ein Fußgängertunnel von Hellerstr. zur Pettenkoferstr. angedacht.
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Der Siegerentwurf wird in den kommenden Monaten nach den Empfehlungen der Jury überarbeitet und bildet dann die Grundlage für den Bebauungsplan Nr. 452 „Bahnbogen Leutzsch“, der derzeit erstellt wird.
https://www.leipzig.de/newsarc…leutzsch-kommt-aus-berlin
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Der Grundstückeigentümer der für den Schul- und Wohnungsbau vorgesehenen Teilbereiche B und C ist die LEWO AG bzw. die LEWO Vierte Südprojekt AG & Co. KG.
Im Teilbereich B sollen die Flächen durch Grundstückstausch mit städtischen Flächen auf dem 4,4 Hektar großen Areal neben der Luisenbrücke (Lützner Str. über den Karl-Heine-Kanal) der ehem. Jutespinnerei Tränkner & Würker, später VEB Texafol, das die LEWO zu einem Wohngebiet entwickeln will, in das Eigentum der Stadt Leipzig kommen.
Im Teilbereich C wird die LEWO selbst bauen. Hier sollen etwa 230 Wohnungen mit 23.000 bis 24.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche entstehen. In der Wettbewerbsauslobung heißt es dazu:
"Zur Förderung des kostengünstigen und flächensparenden Bauens sollen die künftigen Wohnbauten möglichst kompakte Grundrisse aufweisen, um ein langfristiges „Sich-leisten-können“ auch für Familien‐ und Seniorenhaushalte gewährleisten zu können. Die Geschosswohnungen werden einen Anteil von ca. 30 % mietpreis- und belegungsgebundenem Wohnraum besitzen.
Avisiert ist derzeit folgender Wohnungsschlüssel:
- § 50 % sehr kleine und kleine Wohneinheiten (Ein- und Zweipersonenhaushalte)
- § 30 % mittelgroße Wohneinheiten (Dreipersonenhaushalte)
- § 20 % große und sehr große Wohneinheiten (Vierpersonenhaushalte und mehr) ..."
https://static.leipzig.de/file…h_Auslobung_compr_8MB.pdf
Die anvisierte Wohnungszahl kann nur realisiert werden, wenn das Areal des Kleingartenvereins „Eisenbahn Leipzig-Plagwitz“ im östlichen Bereich des Flurstücks 291/43 (ca. 3.330 qm) überbaut wird. "Die Fläche ist durch den Grundstückseigentümer gemäß den Bestimmungen des Bundeskleingartengesetzes verpachtet. Diese Nutzung soll künftig aufgegeben werden." Das sorgt bereits jetzt für Unmut vor Ort.
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Sind die Empfehlungen der Jury irgendwo zu lesen?
© Stadt Land Fluss/Renderwolf
Die Nachnutzung der ehemaligen LVB-/Bahn-Gebäude für Ateliers, Kultur und "Co-Working" (rechts oben im Bild, gelb und blau) wird sicherlich spannend und kann einen sehr guten Impuls geben.
Die Kleinteiligkeit der Gebäude in diesem Bereich (unten, rot markiert) finde ich auch gut. Die Anordnung der mittleren Wohnquartiere (rot) überzeugt mich nicht so recht, ist aber auch nicht schlecht. Die Höfe sind halböffentlich, wofür es eigentlich keinen Bedarf gibt, da rundherum genug öffentliche Grünfläche besteht. Private Gärten hätte ich besser gefunden.
Die Schule finde ich gut eingeordnet. Der Hof öffnet sich zur Straße und wird von den Schulgebäuden gut eingefasst. Andererseits könnte man argumentieren, dass der Schulhoflärm ungehindert zu den gegenüberliegenden Wohnbauten schallt.
Der Block Philipp-Reis-Straße mit Supermarkt im Erdgeschoss, "Sonderwohnen" darüber und Garage Richtung Park und Bahnanlagen ist ok. An ungefähr dieser Stelle steht aktuell ein NORMA-Markt, nachdem NETTO vor einigen Jahren aufgegeben hatte und leer stand, was auch nicht so oft vorkommt. Allerdings hätte ich das Parkhaus lieber Richtung LVB-Gleisschleife als am Park angeordnet.
Ganz blöd finde ich das (optionale) Eckgebäude Georg-Schwarz/Philipp-Reis-Straße. Wenn das so gebaut würde, wäre die Chance dahin, dieser städtebaulich prominenteren Ecke eine angemessene Fassung zu geben. Die Dominanz der Gleisschleife mit einem weiteren Parkhaus in deren "Auge" würde sogar noch verfestigt.
Was ich auch unmöglich finde, ist die Fixierung auf Flachdächer. Das Viertel ist durch Schrägdächer geprägt! Lediglich die LWB-Neubauten und die LVB-Gewerbebauten machen hier Ausnahmen. Wie wurde bei der Infoveranstaltung auf die Bürgereinwände, welche die dichte Bebauung durch die LWB kritisiert hatten, reagiert:
"Bei der Darstellung der Wettbewerbsaufgabe und der Beurteilung der Entwürfe wird in starkem Maß der Charakter der unmittelbaren Umgebung berücksichtigt. [...] Aus ggf. Fehlern bei der Umsetzung von Vorhaben in der Vergangenheit kann grundsätzlich nicht auf eine unmittelbare Fortsetzung in der Gegenwart geschlossen werden."
Man mag heutzutage ja blind geworden sein für Charakterzüge wie Schrägdächer. Sie gehören trotzdem dazu! Besonders wenn die LEWO baut, die nicht durch besonders gelungene Architektur auffällt, sind solche architektonischen Vorgaben wichtig. ich hoffe, hier wird im B-Plan noch nachgesteuert.
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Nachfolgend die Schautafeln und das Modell vom Wettbewerbssieger aus der Stadtbüro-Ausstellung:
Eigene Bilder
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^ Hier scheinen mir einige wesentliche städtebauliche Grundprinzipien missachtet zu werden. Gebäude sollten mit ihren Fassadenfronten dem Straßenverlauf folgen, auch und gerade bei gebogenen Straßenverläufen. Sie sollten eine klare Dreiteilung aus Erdgeschosszone, Mittelstück und Dachabschluss aufweisen, Funktionsmischung aufweisen, sich ins Quartier nach Art und Maß einfügen, bestehende Fluchten aufnehmen und die bestehende Typologie und städtebauliche Form klug weiterführen, horizonatl und vertikal gegliedert sein, etwaige topographische Höhenunterschiede nachvollziehen, insgesamt auch bei Sonderbauten in einen Dialog mit ihrer Umgebung eintreten usw. Hier fehlt ja alles. Keine Konturen, keine Orientierung im Raum, keine Adressbildung.
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Mit dieser Rundumkritik bin ich nicht einverstanden.
Gebäude sollten mit ihren Fassadenfronten dem Straßenverlauf folgen, auch und gerade bei gebogenen Straßenverläufen
Dieses Kriterium erfüllt ein Großteil der Gebäude. Lediglich der Schulbau schert aus, da dessen Schulhof sowie ein Vorplatz zur Straße hin angeordnet werden, sowie das optionale Gebäude an der Gleisschleife, das wirklich schlecht platziert ist.
Sie sollten eine klare Dreiteilung aus Erdgeschosszone, Mittelstück und Dachabschluss aufweisen
Das ist in einem städtebaulichen Wettbewerb nur sehr eingeschränkt darstellbar. Schrägdächer hätte ich, wie gesagt, auch befürwortet. Abstufungen bzw. Staffelungen im Dachbereich sind bei einigen der Wohngebäude aber angedeutet.
Funktionsmischung aufweisen
Drei der Blöcke weisen im Erdgeschoss öffentliche Nutzungen (Einzelhandel, Nachbarschaftszentrum, Bäckerei) und darüber Wohnen auf. Mehr kann man kaum erwarten, wenn selbst ein Discounteres nicht vermochte, dort seine Filiale zu halten. Auch die Freiräume sollen verschiedene Funktionen für diverse Nutzergruppen erfüllen.
sich ins Quartier nach Art und Maß einfügen
Die Körnung ist im Osten, der eher durch Einfamilienhäuser geprägt ist, kleinteiliger. Südwestlich davon erinnert die monotone Bestandsbebauung aus den 1950ern trotz der Anordnung der Wohnblöcke um Höfe eher an Zeilen- als an Blockrandbebauung. Hier könnten die vorgeschlagenen neuen Blöcke mehr Kleinteiligkeit ins Quartier bringen, was der Gegend sehr gut tun würde. Eine Schule lässt sich schlecht nach Maß und Art an Wohnbauten orientieren, gleiches gilt für eine Quartiersgarage. Den "Dialog mit der Umgebung" sehe ich bei den Sonderbauten darin, dass sie kleine Vorplätze entstehen lassen. Ob das nötig oder sinnvoll ist, lasse ich dahingestellt.
etwaige topographische Höhenunterschiede nachvollziehen
Ich kann nicht behaupten, dass mir derartiges dort mal aufgefallen wäre.
Hier fehlt ja alles. Keine Konturen, keine Orientierung im Raum, keine Adressbildung.
Der Entwurf hat sicher seine kritischen Momente und wirkt nicht wie ein großer Geniestreich. Am meisten zweifle ich noch an den Wegeverbindungen und dem Schulhof. Aber der Beitrag hat auch Stärken und könnte diesen Raum sehr aufwerten. Ich empfinde die Gegend als eine der deprimierendsten in Leipzig. Insofern habe ich nicht wirklich die Erwartungshaltung, dass der Zipfel an den Gleisen ein großartiges, quirliges Quartier voller Flair wird. Aber wenn ich das zum Beispiel mit dem Städtebau im viel bedeutenderen Löwitz-Quartier vergleiche, sehe ich für den Bahnbogen Leutzsch deutlich mehr Einfühlsamkeit und Abwechslungsreichtum am Werk.