Leipzig/Halle: Fassadenbegrünung, Stadtgärten & Co

  • Ich schlage diesen Strang vor, um einen lockeren Sammel-Thread zu allen Themen der Begrünung von Einzelarchitekturen zu haben. In den letzten Wochen war ich sehr überrascht, wie viel es in dieser Hinsicht zu sehen gibt, wenn man bewusst darauf achtet.


    Es wäre schön, wenn es einen Wandel zu mehr solchen kleinen, privaten, grünen Spots gibt. Vielleicht kann die punktuelle Dokumentation dazu beitragen.


    Ich möchte die Metropolregion Leipzig-Halle bei diesem Thema gern gemeinsam denken und nach Möglichkeit auch umliegende Orte einbeziehen. Vielleicht lässt sich das Label "Halle" auch für diesen Strang ergänzen? Das wäre dann m. E. der erste gemeinsame für beide Städte.


    Beginnen möchte ich auch mit Halle, und zwar mit einem eindrucksvollen Beispiel in der Torstraße 45 in Glaucha:


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    (eigenes Bild)

  • Das Thema ist in der Tat interessant, da es auch in Leipzig im Gestaltungsforum eine große Bedeutung hat. Mitunter wird aber das Verhältnis zwischen baulich machbarem, gewünschtem (siehe oben) und brandschutztechnisch möglichem nicht beachtet, was im nachhinein oft zu viel Diskussionen führt. Im Beispiel oben handelt es sich wohl um einen Altbau in Privatbesitz mit "wildem" gewolltem Bewuchs. Im Neubau unter Einhaltung der Brandschutzvorschriften undenkbar! Bauordnungsrechtlich ist das Thema auch mitunter aufgrund komplexer Gebäudestrukturen nicht klar geregelt und jeder schiebt die Verantwortung zum nächsten. Und da rede ich noch nicht vom regelmäßigem Rückschnitt und entfernen von trockener Brandlast.


    Wenn im o.g. Beispiel im Herbst unten jemand eine Mülltonne anzündet ist ganz schnell der Obergau eingetreten.

    - Die gesamte Fassade steht im Flammen

    - Der zweite Rettungsweg ist versperrt und der erste wohl auch!


    Der Hausbesitzer muss sich dann wohl warm anziehen.


    Lasst uns gern ein paar Bilder zusammentragen, dass ist sicher auch für Planer interessant was schon so gebaut wurde.

    Ich wühle demnächst auch mal in meinem Archiv.

  • Ist denn ein Fall bekannt, wo die genannten Probleme auftraten oder sind das bisher theoretische Befürchtungen? Bei Altbauten dürfte die Brandgefahr ja wesentlich höher sein als bei Neubauten, aber es stimmt, fast alle Beispiele, die ich in den letzten Wochen fotografiert habe, betreffen Altbauten. Der Studierendenkomplex am Wilhelm-Leuschner-Platz in Leipzig oder die Johanna-Moosdorf-Schule fallen mir ad hoc als Gegenbeispiele ein.


    Doch auch mit fensterlosen Flächen gibt es eine sehr große Spielwiese für Begrünungen. Das nächste Beispiel zeigt solche Flächen, und zwar das "Neustadt Centrum Halle", eingeweiht im Jahr 2000:


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    (eigene Bilder)


    Die gewählte Lösung mit einem vorgelagerten Gitter und Abstand zur Hauswand ist offenbar sehr kletterfreundlich. Ich habe das auch an anderer Stelle beobachtet, wo es ebenso gut funktionierte.

  • Wenn im o.g. Beispiel im Herbst unten jemand eine Mülltonne anzündet ist ganz schnell der Obergau eingetreten.

    - Die gesamte Fassade steht im Flammen

    - Der zweite Rettungsweg ist versperrt und der erste wohl auch!

    Interessant. Ich wusste gar nicht um die Problematik. Soweit ich mich aber schlau machen konnte, ist es stark von der verwendeten Pflanze abhängig (z.B. handelte es sich bei Bränden fast ausschließlich um Efeu) und auch von der Art der Fassadenbegrünung. Ich denke, je interessanter das Thema im Städtebau wird und je mehr es Einzug hält, desto mehr wird es brandschutzrechtlich relevant und dann auch entsprechend geregelt sein. Durchgehend einig ist man sich wohl, dass vitale und gepflegte Fassadenbegrünung nur schwer brennbar ist bzw. Feuer nur langsam, wenn überhaupt, weiterleitet.

  • Was die Moderne nicht geschafft hat schaffen dann die grünen Daumen in der Stadtgestaltung - wenn jeder anfängt seine Fassade zu begrünen sehen irgendwann alle Städte gleich aus... :S

  • Gerade Bauten im Stil der Moderne kann Begrünung etwas Flair verleihen, den sie nackt nicht haben. Hier in Leipzig die Josephstraße 22a:


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    Und die Josephstraße 16, geschickt als Graffitischutz eingesetzt:


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    (eigene Bilder)

  • Nun möchte ich noch Beispiele für Stadtgärten zeigen.


    2010 war die IBA (Internationale Bauausstellung) auch in Halle. Ein Projekt, das viel Beachtung fand, bezog sich auf den Stadtteil Glaucha, hier eine Karte mit den verschiedenen Spots. Drei Millionen Fördermittel zogen schon zwei Jahre später 30 Millionen privater Investitionen nach sich. Auch heute wird dort noch sichtbar instand gesetzt und gebaut.


    Die Schwetschkestraße wird in der Projektkarte als schönste Straße des Stadtteils genannt, was vor allem mit den Vorgärten zu tun haben dürfte. Während die privaten Gärten gepflegt und teilweise genutzt werden (hier im Bild), haben die öffentlichen Beete in der Straßenmitte mit Wildwuchs zu kämpfen.


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    In einem Vortrag zum GHND-Symposium in Dresden hat Christoph Mäckler sehr interessant ausgeführt, welche Vorteile private Garten- und Hofräume haben, gegenüber öffentlichen Flächen, für die sich keine konkrete Person verantwortlich fühlt. Und er beklagte, dass dies in der heutigen Stadtplanung zu wenig berücksichtigt werde.


    Mitte 2024 wurde auf der öffentlichen Fläche in der Straßenmitte der Spielplatz mit Rutsche, Wippe und Schaukel sowie Bänken installiert. So etwas ist mir in Leipzig nicht bekannt. Dass die Durchfahrbarkeit der Straße nicht gegeben ist, besteht mindestens seit DDR-Zeiten, ich konnte aber nicht herausfinden, seit wann. Die Beete sehen immer noch wenig beglückend aus.


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    (eigene Fotos)

  • Ein ganz ähnliches Beispiel, wenn auch ein ganz anderes Pflaster, findet sich in Halle-Neustadt. Dort wurde im Zuge der IBA eine der gleichförmigen Platten radikal umgebaut (Oleanderweg 21). Eines der typischen Probleme, das man beseitigte: "kaum unterscheidbare, viel zu nah an die Gebäude grenzende öffentliche Räume, dazu das erhöhte Erdgeschoss ohne Bezug zum umgebenden Grün und so ohne individuelle Nutzung durch Mieter".


    Der Link führt zu besseren Bildern der neu entstandenen privaten Gärten als ich sie machen konnte (hinten in der Galerie):

    Plattenbautransformation, Halle (Saale) — Architektenkammer Sachsen-Anhalt (ak-lsa.de)


    Ich konnte nur von weitem die aufgebrochene Kubatur des Kastens fotografieren:


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    Die Wohnungen waren schnell bezogen. Schräg gegenüber baute man daher nach der IBA auch einen anderen Bau nach diesem Vorbild um, zwar weniger radikal, aber auch mit privaten Gärten:


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    Für die offenen Stadtlandschaften der Satellitenstädte, auch z. B. für Leipzig-Grünau, halte ich dieses Konzept für sehr sinnvoll.


    Übrigens hieß es bei der Stadtteilführung, das üppige Stadtgrün gehöre zu den ganz wenigen Dingen in Neustadt, mit dem sich die sehr verschiedenen Bewohnergruppen unisono positiv identifizieren würden.


    Auch in dicht bebauten, gründerzeitlich geprägten Innenstadtquartieren würde ich, wenn Parkplätze nicht mehr gebraucht werden, inzwischen private Vorgärten gegenüber öffentlichen Flächen bevorzugen.

  • So ein Extrembeispiel habe ich auch noch auf der Festplatte. Heute mal ein Beispiel für städtebaulich fragwürdige Bauwerke, hier Schallschutzwände, die durch Begrünung ein richtiges Highlight werden können. Auch die Laternen sind berankt. Der Herbst ist natürlich eine tolle Jahreszeit, wenn der wilde Wein sich rot färbt. Im Winter sieht es dann umso trister aus, das ist der große Nachteil.


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    (eigene Bilder)