Dresden: Carolabrücke, St. Petersburger Straße und Carolaplatz

  • 34.500 x 7,8% = 2.691 Fahrzeuge pro Stunde.


    Zweistreifig: 1.400 bis 2.200 Kfz/Stunde x 24 Stunden

    Vierstreifig: 1.800 bis 2.600 Kfz/Stunde x 24 Stunden


    Damit könnt man hier bei einem Neubau gar für Sechsstreifigkeit argumentieren, weil der Bemessungswert für Vierstreifigkeit überschritten ist. Aber unter Beachtung der Kapazität der angrenzenden Straßen, unter dem Gesichtspunkt, dass es wirklich nur knapp darüber ist und dem Aspekt, dass es eine innerstädtische Brücke ist und dass man evtl. mit sinkenden Verkehrsströmen rechnet, kommt man dann zum Ergebnis: Vierstreifig.


    Anschließend deklariert man die Albertstraße zur B170 statt der Großen Meißner Straße und führt diese über den Albertplatz und über die B6 zum Neustädter Bahnhof und dann weiter ihrem ursprünglichen Verlauf folgend. Das ist mehr als ausreichend für den großen Umbau von Königsufer und Großer Meißner Straße und die B170 wird weiterhin ihrer tatsächlichen Bedeutung gerechnet (Verbindung vom Dresdner Stadtzentrum, d.h. den innerstädtischen Parkhäusern, mit dem Umland wie Dippoldiswalde und Kreischa oder Moritzburg und Ottendorf-Okrilla). Niemand würde die B170 als überörtliche Verbindung, etwa zwischen Moritzburg und Dippoldiswalde nutzen. Dazu gibt es die A17 und als Umfahrung bei Sperrung die Flügelwegbrücke - schon jetzt. Die B170 ist die regionale Verbindung der Dresdner Innenstadt mit dem Umland.

  • ^ nicht ganz, die Werte für Vierstreifigkeit beziehen sich auf eine Richtung, nicht den Gesamtquerschnitt mit beiden Richtungen. Ist etwas verwirrend, aber so stehen die Werte im Regelwerk.

  • Die DNN berichten, dass die Verwaltung damit rechne, dass der mittige Brückenzug B nicht zu retten sei, während man hoffe, Zug A "als Interimsvariante bis zu einer dauerhaften Lösung wieder in Betrieb" nehmen zu können. Das ist eine verständlicherweise vorsichtige Formulierung, aber ich lese daraus, dass man auch Brückenzug A höchstens noch zutraut, eine Interimsvariante zu sein.


    Das Landesamt sichert eine Leuchte und ein Stück des kostbaren Brückengeländers.


    Typisch DNN die verschwurbelten letzten Sätze zu den Petitionen. Zuerst wird jene für den Wiederaufbau der Brücke von 1971 genannt. Danach zwei der fünf anderen für einen "Wiederaufbau der Elbquerung nach dem 1945 von der Waffen-SS gesprengten historischen Vorbild". Weiter heißt es: "Diese Petitionen haben deutlich mehr Unterstützer gefunden als die Forderung nach einer Rekonstruktion der zu DDR-Zeiten erbauten Brücke."


    Man könnte im Artikel ja mal Zahlen nennen, damit sich der Leser ein Bild machen kann, was "deutlich mehr" heißt: 151 Unterzeichner wollen die Brücke von 1971 zurück. 8.000 bzw. 14.000 hätten lieber einen Neubau nach dem Vorbild von 1892.

  • Etwas habe ich noch:

    Hingegen könnte eines Tages auch wieder das Belvedere an seinen Platz finden. Mehrfache Bemühungen zum Wiederaufbau wurden unter anderem dadurch vereitelt, dass die DDR-Brücke die einst schöne Sicht verstellt hat.

    Das steht zwar in der WIkipedia so drin, aber es ist immer sinnvoll, das mal mit der Realität abzugleichen..


    So sieht das etwa von der Stelle aus, an der sich der Übergang vom Erdgeschoss des Belvedere zum 1. Obergeschoss befinden würde:

    Belvedere.jpg


    Die DDR-Brücke hätte also höchstens die Sicht auf den Abschnitt bis zur Albertbrücke verstellt. Die Hochhäuser rechts im Bild dürften ein größeres Problem darstellen.


    Die DDR-Brücke war schon sehr schlank und flach gehalten worden, so dass sie die Silhouette wenig beeinträchtigt. Das gilt dann natürlich auch für die Gegenrichtung.

  • Einen Blick auf die Albertbrücke empfände ich als schöne Aussicht und ebenso einen Blick auf rekonstruierte Stirnseiten der Königin-Carola-Brücke mitsamt passender Straßenlaternen.


    Ja, die DDR-Brücke hatte den Vorteil, dass Sie flache Stirnseiten hat, sich deren Hässlichkeit also auf eine relativ geringe Fläche verteilt. Eine Bereicherung für das Stadtbild war sie meines Erachtens aber nicht. Und erst recht nicht deren Laternen, die das Landesamt für Denkmalpflege jetzt so eifrig sichern will.


    Die Hochhäuser waren an dieser Stelle keine gute Entscheidung, sollten heute aber die Stadtentwicklung nicht hemmen. Irgendwann ist vielleicht auch deren Zeit gezählt. Das Belvedere wäre auf jeden Fall sehr gut besucht. Die Sache mit der Aussicht war damals auch eher eine Ausrede. Wenn ich mich richtig erinnere, sah man sich als Stadtrat angeblich nicht in der Lage, eine Rekonstruktion vorzuschreiben und hat dann lieber ganz von einer Bebauung abgelassen, bevor etwas Unpassendes von z. B. Knerer und Lang auf die Brühlsche Terrasse gesetzt wird.

  • ^ Der Podcast dürfte in Kürze eingestellt sein, für alle die es (wie ich) gestern nicht live schauen konnten.


    aktuelle Fotos:

    Am Carolaplatz wird quasi parallel zur Elbe ein neuer Ast gelegt, welcher zunächst bis etwa zur Hälfte des Finanzministeriums einzugraben ist (Fotopunkt).

    DSCF7803.jpg


    Unser 9/11-Memorial. Oder bald ein Kletterfelsen des Sächs. Bergsteigerbundes SBB namens Barbarine?

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    neustädter Schräge

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    Vermessungs-Schlauchboot am Flußrinnenteil. Und erstaunlich wenig Teibgut am Geländer.

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    am altstädter Ufer wird die Baggerzone mit Betonplatten ausgelegt. Vom "Fallbett" unter der Brücke ist nichts zu sehen.

    DSCF7801.jpg


    Schutthaufen in der Leipziger Vorstadt (hinter Globus) . Hier separiert man täglich die Abfallfraktionen, so sind auch die Eisen nun alle weg.

    Woher die hohen und eher erdigen Haufen vorn und vorn-rechts kommen, ist mir hingegen schleierhaft. Bei Abschluß der Arbeiten waren die nicht da.

    DSCF7804.jpg

    alle obigen Fotos von elli kny


    In der Deutschen Fotothek gibt es zwischendrin etliche Bilder vom Bau der damals neuen Brücke.

    zB: Blick vom neuen Hochhaus - Januar 1964 - auch hier nochmal zu sehen.

    df-hp-0050326-030-carolabr-cke-1964.jpg

    ^ quelle: http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70605273 , E.Höhne+E.Pohl: Dresden, Bau der Carolabrücke, Januar 1964


    Oder diese bezeichnende Aufnahme (Datierung 1967-71, mE eher 1968 rum). Als es fast fertig war, sah es an der Brücke so aus.

    df-hpm-0007769-009.jpg

    ^ quelle http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/70606430, Höhne & Pohl: Dr.- Rudolf-Friedrichs-Brücke

  • Spiegel-online berichtet über die Vorstellung der Einsturzursachen im Bauausschuss:


    Korrosion sei offenbar eine wesentliche Ursache für den Einsturz der Dresdner Carolabrücke vor drei Wochen, womit sich ein früher Anfangsverdacht erhärtet habe. Es gebe aber noch eine Menge anderer möglicher Einsturzursachen, die sehr genau geprüft und zumindest ausgeschlossen werden müssten.

    Es stehe fest, dass über 80 Prozent der Spannglieder schwere Vorschäden hatten, korrodiert und in Teilen schon gebrochen waren, was vorher nicht erkennbar gewesen sei; das System habe gerade noch so zusammengehalten und sei erst im Moment des Bruchs kollabiert.

    Auch das Wetter habe beim Einsturz offenbar eine Rolle gespielt. Die Brücke sei durch die Wärme in den beiden Wochen sehr stark aufgeheizt. Aufgrund starker Abkühlung in der Nacht des Einsturzes hätten sich Beton und Stahl im äußeren Bereich aber nicht zusammenziehen können, weil es innen noch heiß war. Dadurch entstünden zusätzlich große Zugspannungen und die sehr wahrscheinlich den Einsturz initiiert hätten; das erkläre das untypische Versagen ohne Verkehrslast.


    Messdaten zeigten, dass die Brücke kurz nach Überfahrt der letzten Straßenbahn einen Ruck bekommen habe. Durch die Verbindung der drei Brückenstränge in Querrichtung sei der Bereich von Strang C wohl nicht sofort eingestürzt, sondern habe sich noch eine Zeit lang über der Koppelstelle am Nachbarstrang festgehalten; es würden noch anderen Hypothese geprüft, um alles sauber aufzuklären.


    Ob die übrigen Brückenteile erhalten werden könnten, soll bis Ende November oder Anfang Dezember feststehen. Beide Züge sollen unter anderem mit Schallemissionsmessungen kontrolliert werden, die zerstörungsfrei sei; die Brücke würde nicht wieder in Betrieb gehen, wenn irgendwelche Zweifel bestünden.

    Einmal editiert, zuletzt von tunnelklick () aus folgendem Grund: Rechtschreibung

  • Es ist zwar außerhalb des Themas, kann aber durchaus die Bedeutung der Carolabrücke verdeutlichen.


    Als Student habe ich in der Südvorstadt und in Plauen gelebt. Am Wochenende aber wilde Nächte in der Äußeren Neustadt zelebriert. Zu früher Stunde irgendwie an einem Spätie noch etwas Bier besorgt und dann bis zum Carolaplatz gefahren.

    Hier bin ich ausgestiegen und mit dem Wegebier über die Carolabrücke gelaufen. Und dabei innergehalten. Der Blick von der Carolabrücke auf die illuminierte Altstadtsilhouette hat mich nicht nur damals fasziniert. Einige weitere Straßenbahnen hörte ich an mir vorbeirauschen, aber ich konnte meinen Blick nicht abwenden. Es ist zwar nicht der Canaletto-Blick, aber für mich ein ganz prägender und wichtiger Blick.

    Und manchmal stand ich dort sehr lange, bevor ich dann zum Rathenauplatz/Synagoge ging, um die nächste Straßenbahn in Richtung Zuhause zu nehmen.


    Und wenn ich mir jetzt vorstelle, dass die Brücke zumindest historisierend wiederaufgebaut werden könnte, träume ich mich gerade hier hin. Es wäre nicht nur eine touristische Bereicherung. Dies würde Dresden wieder einen Teil seiner Seele zurückgeben


    Mein Blick wäre zwar der gleiche, aber auf einer Brüstung, eventuell mit einer Figur, zu stehen und den Verkehr hinter sich zu lassen, wäre schon sehr phantastisch.


    Alle Brüstungen waren ja auch nicht mit Statuen besetzt. Man könnte hier auch zeitgenössische Skulpturen installieren.


    Eine Skulptur für das Jahrhunderthochwasser, eine Replik der Germania vom Altmarkt, die Tränen vergießt (als Erinnerungs- und Mahnsymbol zum Nationalsozialismus und den Folgen des Zweiten Weltkrieges) und, sorry - etwas makaber (aber ich liebe schwarzen Humor) eine Skulptur zum Einsturz der Brücke.

  • Der Podcast zur Ratssitzung ist online - klick. Nur ü3 Stunden... :sleeping:


    Und es gibt eine erste sehr gute Filmzusammenfassung über die Causa Carola vom MDR (30min) - klick 2.

    Darin viele Neuigkeiten, auch ein Video vom Einsturz von einem Schiff der Weissen Flotte. Und gute Prüfverfahren sind teuer und nicht flächig möglich.

    Dramatisch aber das Fazit: sollte man die Bauwerksunterhaltung (Instandsetzungsgelder) weiter durch die Politik zu knapp halten wie seit Langem schon,

    dann drohen deutschlandweit weitere Einstürze von Brücken und dergleichen. Denkt man diesen Aspekt weiter, wird man wohl dem Gesamtproblem dieses Bauerbes nicht mehr Herr werden, und kann nur noch um Gottes Gnade hoffen. :saint:


    OB Hilbert war ja mit den Kapellknaben beim Papst (DNN-Baumann-Hartwig war auch mit), und bat dort zumindest um des Pontifex' Segen für den

    Neubau der Carola. Der Pope erhielt übrigens ein Krümel Carola-Beton (mit einem Stückchen Frauenkirchstein) - als Symbole für Niedergang und Aufbau.

    Na, was ein Glück, daß der Papst nicht mehr Karola Wojtyla heisst... :D

  • Gemäß diesem unaufgeregten YT-Video (Titel: Carola Bridge Collapse Update Dresden, Germany, Dauer 18'58") könnten ggf. auch ausgewertete Satelliten-Messdaten, hier InSAR aus dem Sentimel-1 Programm der ESA, zur Beurteilung herangezogen werden.


    Diese Daten haben über einen Betrachtungszeitraum von ca. 3 Jahren bis Einsturz, so der Host und ab etwa 4'10" wird es relevant, für zwei Bereiche Bewegungen des Überbaues festgestellt. Im Bereich 1, der eingestürzt Teilabschnitt des Brückenzuges C, hat sich der Überbau, ab dem 10.10.2022 sogar "atypisch" bezeichnet, um bis zu 23,5 mm pro Jahr bewegt (in der Tendenz gesenkt). Im Bereich 2 hat sich der Überbau um bis 16,09 mm pro Jahr bewegt (in der Tendenz gehoben).


    Der zusammen mit der Grafik im Detail gezeigte Bereich 2 (nördlicher Uferbereich - OSM) weicht m.E. zum markierten Bereich 2 (Neustädter Widerlager - OSM) in der Totalen ab.


    Die Causa Carolabrücke wird m.E. eine Anpassung der Prüfnom DIN 1046 für Brücken nach sich ziehen, möglicherweise sogar Europaweit.


    Re - 'irgendwelche Zweifel': In Radebeul wurde vor kurzem eine Brücke aufgrund des aktuellen Prüfberichts für den Kraftverkehr solange gesperrt bis die Nachberechnung abgeschlossen ist. Ggf. erfolgt wieder eine komplette Freigabe, möglicherweise aber auch mit Einschränkungen (Q).

  • ^ Dort sind also Setzungen im Bereich 1 und Hebungen im Bereich 2 um je ü2cm gemessen worden, so würde ich es mal zusammenfassen.

    Ob das mit dem Schwingungsverhalten (zB bei Überfahrt zweier Trams) zu tun haben könnte, kann ich nicht beurteilen.

    Vielleicht lagen diese Unstimmigkeiten der Brückenabteilung im STA auch anderweitig in Kenntnis.

    Zumindest sollte man dieses Satelliten-Monitoring mal dem STA zur Kenntnis geben, wofür eine Verlinkung des Posts von "main1a" zureichen würde.


    Der Podcast von ü3 Stunden der Ratssitzung ist durchweg interessant, ein Anschauen lohnt sich. Lediglich die vielfältigen Auskunftswüsche seitens mancher Stadträte waren etwas überzeichnet, denn es nützt nichts wenn nur sie allein über manche Details bescheid wissen, besser wäre eine gute öffentliche Inkenntnissetzung aller über die städtischen Kanäle und die Lokalmedien.

    Richtig spannend wird es bei Prof. Marx, dem leitenden Ursachenforscher von der TUD, der schon detailliert über die Einsturzursachen Auskunft gibt.

    Kernaussagen sind zu sehen ab 2:13:20 (Link) bis 2:18 etwa. Krass dabei: die letzte Tram verursachte offenbar "einen Ruck" durch die Brücke, die Brücke ist dort quasi schon fast kollabiert, hielt sich jedoch noch paar Minuten am Querträger zu Zug B, wobei der Querträger dabei allmählig zerbröckelte und riss.

    Erst dann gab alles nach (Versagenskette) und der Zug C brach über der Elbe herunter. Die Tram samt Insassen hatte also vermutlich göttlichen Beistand.


    An der Schutt-Abladestelle an der Leipziger Strasse ergab sich nun doch eine viel grössere Masse an Betonschutt, auch noch inklusive Eisenresten und Erdmassen. Woher der Zuwachs kommt, ist seltsam, denn nach Beendigung der Abrissarbeiten über dem neustädter Ufer sah es noch deutlich anders aus (Fotos weiter oben^). Unten aktuelle Fotos. Manchen Stadträten schwebt eine Vermarktung von Trümmersteinchen vor - insbesondere auch von der rötlichen Granitschale der Pfeiler. Die Stadt steht solchen Ideen nicht im Wege, hieß es glaublich, sofern sich da jemand dem annehmen möge. Allerdings ging der Schutt qua Abrissvertrag ins Eigentum des Abrissunternehmens über, welches eine Verwendung als Auffüllmaterial andernorts beabsichtigt.

    neustadt-ticker berichtet über einen ersten Händler für Carola-Erinnerungssteine, welcher sich in Absprache eine Kiste voll Brocken holen durfte.

    Ob die Abladefläche auch für die noch anstehenden Massen ausreicht, ist unklar.


    DSCF7813.jpg


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    Vor vielen Jahren sah es hier schonmal ähnlich aus, als noch die Betontrümmer von den abgerissenen Baulichkeiten auf/von (?) Villeroy&Boch herumlagen.

    Dezember 2013

    leipz-vorstadt-15.jpg

    alle fotos elli kny

  • „Wir sind uns sicher, dass wir Brückenzug B nicht erhalten können“, sagt Prof. Steffen Marx in den DNN. 30 bis 50 Prozent des untersuchten Stahls hätte „gravierende Vorschädigungen“. Die Hälfte von diesen Vorschäden kam durch sogenannte Spannungsriss-Korrosion, "also aus dem Material selbst". Eingedrungene Salze hätten den anderen Teilen den Garaus gemacht.


    https://www.dnn.de/lokales/dresden/carolabruecke-dresden-keine-chance-fuer-brueckenzug-b-sagt-experte-marx-DVXSYDVB6NDPRBVXUW


    Falls Zug A überraschend doch ein Weilchen genutzt werden kann, verschafft das etwas mehr Zeit, um über die Art eines Neubaus zu diskutieren. Eine klassische Bogenbrücke mit einem zusätzlichen Strompfeiler ist und bleibt mit Blick auf Stadtbild und konstruktive Beständigkeit die beste Option. Die Proportionen der Königin-Carola-Brücke scheinen auch heute noch sehr tauglich zu sein.

    Einmal editiert, zuletzt von Ziegel () aus folgendem Grund: Link war inkorrekt

  • Wenn es eine Petition geben würde, die die Proportionen der alten Carolabrücke fordern würde, dann würde ich die unterzeichnen (das bezieht aber explizit nicht die historische Bautechnik und den Bauschmuck ein). Die Form der Brücke und die Kombination von Stahlbögen auf massiven Pfeilern war sehr elegant. Dass das einen Strompfeiler erfordern würde, ist mir bewusst. Aber außer unklaren Bedenken habe ich noch keine handfeste Quelle gesehen, die das wirklich verbieten würde. Eine solche Brücke würde vermutlich ein längeres Genehmigungsverfahren nach sich ziehen. Die Bedeutung für das Stadtbild rechtfertigt dies jedoch.

  • Wenn Brückenzug B aus den genannten Gründen abgerissen werden muss, fehlt mir jegliche Fantasie, wie man A auch nur temporär weiternutzen könnte. So wie ich das verstehe, könnte die Brücke morgen einbrechen oder noch 30 Jahre stehen.

    Ohne massive zusätzliche Abstützungen kann ich mir da keine Interimsnutzung vorstellen. Die Abstützungen müssten ja dann vor allem im Flussbett stehe, was schwierig werden dürfte.

  • Wenn Brückenzug B aus den genannten Gründen abgerissen werden muss

    Im Artikel wird vor allem darauf verwiesen, dass der Abbruch große Kräfte in den benachbarten Brückenzug eingebracht habe (durch die gemeinsamen Konsolen). Dem gegenüber stehen Vermutungen, dass die beiden verbliebenen Brückenzüge "weniger geschädigt" seien. Warum die Materialermüdung bzw. Korrosion bei A und B weniger stark ausfallen kann als bei C, erschließt sich dann vielleicht durch das Gutachten. Bisher handele es sich dabei nur um Vermutungen, so Marx, auf deren Grundlage man keine Brücke in Betrieb nehmen könne.


    Die Kombination aus Spannungsrisskorrosion und einer Brückenkonstruktion ohne Redundanzen klingt für mich jedenfalls potenziell tödlich. Sofern nicht überraschend bei den anderen Brückenzügen ein anderer Stahl verwendet wurde oder eine andere Konstruktionsart, spricht das stark für Totalabriss. Vielleicht kann man auch irgendwie zusätzliche statische Unterstützungen einbauen, aber ob das technisch, ökonomisch und mit Blick auf den Denkmalschutz möglich oder sinnvoll wäre, steht dahin.

  • Ich sag es noch einmal, falls die wirklich einen so dummen Gutachter finden der Brückenzug A freigibt, wird trotzdem kein Dresdner mit gesunden Menschenverstand über diesen fahren.

    Diese ganzen Untersuchungen sind so sinnlos, was den Erhalt angeht, lieber das Geld und die Energie in die Planung und Abriss stecken.

  • Ich kann mir ebenfalls nicht vorstellen, dass der östliche Zug erhalten werden kann (und hoffe auch nicht darauf). Allerdings gebietet es der Umgang mit öffentlichen Geldern, dass man sauber prüft, ob ein Erhalt möglich ist.

    Die Bedingungen im westlichen Brückenzug sind schon etwas anders, als bei den beiden anderen. Einerseits war der Aufbau mit Schienen und Mastverankerungen ein anderer. Die seit Jahrzehnten auf die Brücke einwirkenden Kräfte abbremsender Straßenbahnen waren auch erheblich.

  • Es gibt mit Sicherheit sehr viele Menschen, die eher eine abstrakte Lebensgefahr in Kauf nähmen als einige PKW-Minuten Umweg. Wahrscheinlich würden auch schon morgen tausende drüberfahren. :D


    Wenn eine Freigabe erfolgt, dann wohl nur als "als Interimsvariante bis zu einer dauerhaften Lösung" (siehe #204). Also, Feuer frei! Es darf über einen Neubau eifrig diskutiert werden. Große Spekulation ist es nicht mehr, davon auszugehen.


    Diese ganzen Untersuchungen sind so sinnlos, was den Erhalt angeht

    Das ist, glaube ich, nur eine Nebenfrage, die sich aus der Untersuchung der Einsturzursachen ergibt. Die Ursachensuche ist vordergründig und dient dem künftigen Umgang mit Brücken dieser Art.