Dresden: Carolabrücke, St. Petersburger Straße, Carolaplatz

  • Hast Du überhaupt verstanden, welche Fragestellung ich aufgeworfen hatte?

    Habe ich. Du hast die Zahl der Einwohner mit der Zahl der Brücken ins Verhältnis gesetzt und das ist Unsinn.


    Zu schlussfolgern, dass heute notwendig ist, was im 19. Jh notwendig war, ist auch nicht unbedingt richtig, um es nett auszudrücken. Nebenan wurde erst vor 10 Jahren eine neue Brücke gebaut, deren Kapazität nicht ausgeschöpft ist. Plus siehe die oben diskutierten Infrastrukturen für Umfahrungen und (nötigen) Veränderungen im Mobilitätsverhalten.


    Bekannt dürfte auch sein, dass Verkehrsinfrastruktur neue Verkehre induziert. Das Angebot schafft sich seine Nachfrage. Saysches Theorem nennt man das Phänomen in der Ökonomie, glaube ich.

  • Mehr Brücken bedeuten eben auch, dass der Verkehr stärker verteilt wird. Hypothese: Wenn man die Waldschlösschenbrücke um noch zwei Spuren verbreitert gebaut hätte, hätte man doch noch ein bis zwei weitere Brücken für den Autoverkehr sperren können. Was das aber für Folgen für die Verkehrsentflechtung hätte, dürfte jedem klar sein.

    Das mehr Spuren oder Straßen zu einer Verbesserung führen, ist ein lange widerlegter Irrglaube:

    https://de.wikipedia.org/wiki/…C3%A4tzlichen_Stra%C3%9Fe

  • Das mehr Spuren oder Straßen zu einer Verbesserung führen, ist ein lange widerlegter Irrglaube:

    https://de.wikipedia.org/wiki/…C3%A4tzlichen_Stra%C3%9Fe

    Unter einer Widerlegung stelle ich mir schon etwas mehr vor.

    Die Fallbeispiele sind eben genau das: Fallbeispiele. Also das Gegenteil einer systematischen Untersuchung. Dazu müsste man nämlich eine Vielzahl dieser Situationen untersuchen, und ich bin mir ziemlich sicher, dass man dort auch hinreichend Beispiele findet, bei denen der Bau zusätzlicher Straßen/Spuren tatsächlich zu einer Verbesserung führt (mir fallen aus dem Stegreif gleich mehrere ein).

  • Habe ich. Du hast die Zahl der Einwohner mit der Zahl der Brücken ins Verhältnis gesetzt und das ist Unsinn.

    Unsinn ist Deine Behauptung, ich hätte die Zahl der Einwohner mit der Zahl der Brücken ins Verhältnis gesetzt. Das habe ich nämlich überhaupt nicht getan.


    Meine Güte: VERSTEHENDES LESEN! IST DAS DENN SO SCHWER?

  • Unter einer Widerlegung stelle ich mir schon etwas mehr vor.

    Die Fallbeispiele sind eben genau das: Fallbeispiele. Also das Gegenteil einer systematischen Untersuchung. Dazu müsste man nämlich eine Vielzahl dieser Situationen untersuchen, und ich bin mir ziemlich sicher, dass man dort auch hinreichend Beispiele findet, bei denen der Bau zusätzlicher Straßen/Spuren tatsächlich zu einer Verbesserung führt (mir fallen aus dem Stegreif gleich mehrere ein).

    Sorry für die Doppelantwort, kam mit der Zitieren-Mechanik noch nicht ganz klar.


    Sicher mag es insbesondere auf kürzeren Strecken mit mehr Ampelschaltung eine Verbesserung geben, aber die Waldschlösschenbrücke speziell braucht doch keine 6 Spuren. Die Zahlen der passierenden KFZ's ist seit Jahren rückläufig, und ob sie bei der jetzigen Situation überhaupt ausgelastet sein wird, werden wir sehen.


    Momentan beobachte ich auch keine riesigen Staus in der Altstadt, sodass ich mir auch die Frage stelle, ob man wieder eine vierspurige Autobahn quer durch die Neu- und Altstadt legen will.

  • Momentan beobachte ich auch keine riesigen Staus in der Altstadt,

    BITTE?

    Heute vormittag ging auf der Wilsdruffer überhaupt nichts mehr. Schrittgeschwindigkeit wäre schon geprahlt.

    (Ich war dort zwischen ca. 10:45 Uhr und 13:30 zu Fuß unterwegs.)

  • Bei den ganzen durchaus interessanten Diskussionen hier, ist mir gerade der Dresdner Stadtrat in den Sinn gekommen. Da sitzen aktuell nicht gerade wenige Leute drin, für die selbst ein Verkehrsversuch für einen Radweg schon eine Zumutung ist. Diese Leute werden niemals einer Reduzierung der PKW-Spuren zustimmen.

  • Heute vormittag ging auf der Wilsdruffer überhaupt nichts mehr. Schrittgeschwindigkeit wäre schon geprahlt.

    Ich wohne seit 4 Jahren an der Willsdruffer Straße mit bestem Blick auf das Verkehrsgeschehen. Schrittgeschwindigkeit und ein Rückstau wie heute zu den Hauptverkehrszeiten unterscheiden sich in den letzten zwei Tagen nicht groß zu denen voriger Woche.


    Die Situationen an der Marienbrücke schien gestern zwischen 16 und 17 Uhr auch keinen riesigen Stau aufzuweisen. Leichter Rückstau und wenige Minuten Wartezeit empfinde ich durchaus als hinnehmbar.


    Wie es auf der Albertbrücke und Umgebung aussieht, entzieht sich noch meiner Kenntnis.

  • Ich reite mal noch etwas auf der Bundesstraßen-Verlegung herum, weil mich die Thematik schon länger interessiert. Ich habe mal etwas im Bundesfernstraßengesetz nachgelesen:


    §1 (1): 1Bundesstraßen des Fernverkehrs (Bundesfernstraßen) sind öffentliche Straßen, die ein zusammenhängendes Verkehrsnetz bilden und einem weiträumigen Verkehr dienen oder zu dienen bestimmt sind. 2In der geschlossenen Ortslage (§ 5 Abs. 4) gehören zum zusammenhängenden Verkehrsnetz die zur Aufnahme des weiträumigen Verkehrs notwendigen Straßen.


    §2 (3a): Eine öffentliche Straße, die die Voraussetzungen des § 1 Abs. 1 oder 3 erfüllt, ist zur Bundesautobahn oder Bundesstraße, eine Bundesstraße, die die Voraussetzungen des § 1 Abs. 3 erfüllt, zur Bundesautobahn aufzustufen.


    §2 (4): Eine Bundesfernstraße, bei der sich die Verkehrsbedeutung geändert hat und bei der die Voraussetzungen des § 1 Abs. 1 weggefallen sind, ist entweder unverzüglich einzuziehen, wenn sie jede Verkehrsbedeutung verloren hat oder überwiegende Gründe des öffentlichen Wohls vorliegen (Einziehung), oder unverzüglich dem Träger der Straßenbaulast zu überlassen, der sich nach Landesrecht bestimmt (Abstufung).


    Daraus könnte man auch folgern, dass durch den wohl langfristigen Ausfall der Carolabrücke die St. Petersburger Straße die Bedeutung für den weiträumigen Verkehr verloren hat und somit die B 170 ("unverzüglich") auf andere, (jetzt) dem weiträumigen Verkehr dienende Straßen zu verlegen ist. Inwieweit eine Widmung als Bundesstraße den Gestaltungsspielraum per se einschränkt, kann ich hieraus nicht erkennen, es bleibt eine Behauptung, die ich immer mal wieder lese. Einzig die Pflicht zur Planfeststellung (§17) könnte möglicherweise hinderlich sein, im Fall der St. Petersburger Straße würde das gesamte Verfahren aber eher über einen Bebauungsplan laufen, der die Planfeststellung für die Bundesstraße ersetzen könnte, sofern sie denn dort verbliebe.

  • ^ Ja, es wird die ganze Nacht durchgehämmert. Es ist selbst auf der Brühlschen Terrasse noch sehr laut, es sind bis zu 10 Bagger im Einsatz.

    Sie haben nur noch den morgigen Samstag, wobei der Wasserstand der Elbe schon jetzt immer näher kommt. Für festgefahrene Bagger im

    Schlamm stehen zwei Bundeswehr-Räumpanzer "Büffel" parat, denn wahrscheinlich wird man noch bis ins Wasser hinein Zeit brauchen.


    Die Elbe hat jetzt schon fast den gecrashten Mittelteil überflutet, aber das ist strömungstechnisch laut Umweltamt kein großes Problem für Rückstau.

    Hingegen wollte man gestern eigentlich die durchhängenden Gleis-Stahlstränge herunterholen, damit dort keine Baumstämme hängen bleiben.

    Das hat aber wohl nicht geklappt. Wie auch. Ich frage mich ohnehin, wieso man die Gleise und FW-Rohre gestern trennen mußte, das klärt sich doch beim Einsturz und folgendem Zerkleinern von selbst (oder nicht ?).


    Heute halb acht abends: bei strömendem Regen und Dunkelheit waren keine tollen Bilder möglich, aber ich zeige die beiden Fotos trotzdem:

    P1220897.jpg

    fotos elli kny

    P1220898.jpg

  • Ich frage mich ohnehin, wieso man die Gleise und FW-Rohre gestern trennen mußte, das klärt sich doch beim Einsturz und folgendem Zerkleinern von selbst (oder nicht ?).

    "Die THW-Mitarbeiter haben innerhalb einer halben Stunde die unter Spannung stehenden Teile, also die Straßenbahngleise und die Fernwärmerohre, voneinander getrennt. Jetzt laufen die Vorbereitungen für das Sprengverfahren, sagt die Einsatzleitung. [...] Wenn die Straßenbahnschienen und Fernwärmerohre voneinander getrennt sind, soll zügig mit dem eigentlichen Betonabriss begonnen werden, so der Plan der Einsatzleitung."

    https://www.mdr.de/nachrichten…briss-hochwasser-100.html


    Da die Metallteile unter Spannung stehen, wäre ein Abriss ohne vorherige Durchtrennung wohl zu riskant. Es ist ja alles statisch sehr wackelig.


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    Als die erste Carolabrücke gebaut wurde, hatte Dresden etwa halb so viele Einwohner wie heute

    Unsinn ist Deine Behauptung, ich hätte die Zahl der Einwohner mit der Zahl der Brücken ins Verhältnis gesetzt.

  • Sag mal Ziegel, ist Dir das nicht peinlich?

    Der von Dir zitierte Abschnitt zeigt doch deutlich, dass Deine Behauptung falsch ist (mal abgesehen vom Quotemardern).

  • Auch wenn die Ursachenforschung noch läuft befeuert der Einsturz die Diskussion um den Zustand der Infrastruktur, und insbesondere um den Investitionsrückstau in Deutschland. Und da knirscht es gewaltig - eine Studie veranschlagt einen Investitionsbedarf von 600 Mrd € in den kommenden 10 Jahren, nur um den aktuellen Rückstau aufzuholen. 149 Mrd € fehlen allein bei den Kommunen, während Verkehrsminister Wissing den Instandhaltungsrückstau bei der Bahn mit Sparmaßnahmen lösen will.


    Ich hoffe das die Diskussion um die Carolabrücke dazu führt, dass der mittlerweile sogar international für Verwunderung sorgende „Spar-Fetisch“ in Deutschland ein Ende findet, und wir endlich wieder in die Zukunft investieren. Vielleicht könnte ein zukunftsweisender Brückenneubau ein Symbol für diesen Aufbruch sein.

  • @ ziegel ^^^ Das erklärt es doch auch nicht. FW-Rohre und Gleise standen mE nicht unter Spannung, bevor dann die neustädter Brückenseite zum Einsturz gebracht wurde. ABER: NACH dem Einsturz hätten sie unter Spannung stehen können (mE v.a. die Gleise), und genau das ist wohl für die Baggerarbeit eine Vorgabe zur Risikominderung (Arbeitsschutz). Allerdings liegen die Spannungen auf der Längsachse und würden dorthin ausschlagen, die Abbrucharbeiten erfolgen aus der Querachse senkrecht dazu. So what. Wie eine Omi gestern in der Linie EV4 in Radebeul sagte: "Ich verstehs nicht, abor de wärn sich dabei scho was gedacht ham", so sagte man früher öfter und blieb entspannt, heute gibts angeblich überall besorgte Bürger, Wut- und Hutbürger, welche nicht mehr ruhig bleiben.


    Ja, der MDR hat auch einen guten Newsticker zur Carolabrücke. Dabei gabs gestern ein gutes Interview mit Massivbau-Guru Prof. Curbach - Link - mit Video und Text. Im Textteil wird neu ein durchlaufender Stahlträger als weitere Schwachstelle erwähnt. Curbach ist mit in der Gutachtergruppe und an der Aufklärung der Einsturzursachen mitbeteiligt - gut so. Falls auch Zug A fallen muss, verliert Curbach hier sein schönes Carbonbeton-Pilotprojekt.

    Curbach besagt im Video auch, daß man die Prozesse der Brückenerneuerung in Dtl. deutlich effektiver machen muß, neue Verfahren in Plangenehmigung und Bautechnologie einführen muss, sonst schafft es Dtl. nicht. Tja, wäre dann noch das mit dem Geld zu klären.


    Aktuell mag sich die Bundeswehr mal äussern, die "büffeln" da ja auch etwas herum, keine Ahnung was die Soldateska Relevantes mitzuteilen hat.

  • Es sind gerade gesicherte Arbeiter auf dem gemeinsamen Pfeiler zu Gange. Vermutlich erfolgt jetzt dort die Trennung der Gleise.

    Eventuell muss man auch noch die Fahrleitungsmasten und Laternen runterholen?(Schwemmgut)

    An dem in der Elbe liegenden Teil sollen Bojen angebracht werden, um zu wissen wo es sich befindet.

  • Da die Webcam keine gute Position hat, hier aktuelle Bilder von soeben.

    Derzeit sieht es gut aus, daß die Abfuhren der Schuttmassen am neustädter Ufer sogar schon bis abend abgeschlossen werden können. Mal schauen...

    Der eine neustädter Landpfeiler des Zug-C ist auch mit im Abriss (bis auf den grossen Strompfeiler hat man ja stets getrennte Einzelpfeiler je Brückenzug).

    Die Firma Hasse Transport (MEI) sowie LKWs mehrerer anderer Firmen (u.a aus Dipps) haben "Zeit" und bewerkstelligen den Abriss seit vorgestern abend.

    Weitere Spezialfirmen, zB für Hydrauliktechnik (aus Bautzen), sind gemäß der Fahrzeuge vor Ort. Angeblich wurde der Elberadweg vor den Kettenbaggern "verstärkt". Die zwei BW-Büffel-Räumpanzer stammen aus den Kasernen Marienberg im Erzgebirge sowie Bad Frankenhausen in Thüringen am Kyffhäuser.

    Die Elbe dürfte nunmehr den in Flußbett und Schifffahrtsrinne liegenden Abschnitt beginnend überströmen, der große Rest strömt erwartbar drumrum.

    P1220909.jpg


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    Bild: https://i.postimg.cc/7ZrcWx5t/P1220911.jpg   Bild: https://i.postimg.cc/9QPS3vTm/P1220913.jpg   Bild: https://i.postimg.cc/8cq3DGt5/P1220908.jpg


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    alle fotos elli kny

  • Pfeiler gleich mit pulverisiert, hui. Die Jungs machen kurzen Prozess. Soviel zu, "einfach neue Brücke drüberlegen, kein Hexenwerk" (Michael K.)