Architektur im Konflikt: Modernismus gegen Klassik

  • In der aktuellen Debatte über Architektur stehen sich zwei Welten gegenüber: der Modernismus und die klassische Architektur. Während der Modernismus oft für seine funktionale, aber ästhetisch als unbefriedigend empfundene Gestaltung kritisiert wird, wird die klassische Architektur für ihre zeitlose Schönheit und Harmonie geschätzt.


    Wir befinden uns immer noch im Bann des Modernismus – eines Architektur- und Stadtplanungsansatzes, der in der Nachkriegszeit entstand. Seit der Geburt des Modernismus, die eng mit den turbulenten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg verknüpft ist, scheinen ästhetisch ansprechende Städte und Stadtteile weitestgehend ausgeblieben zu sein. Während einige neuere, klassische Projekte wie Poundbury in Großbritannien oder „Le Plessis-Robinson“ in Frankreich positive Beispiele darstellen, sind die meisten modernen Bauprojekte eher unauffällig und unattraktiv.


    Die Modernisten behaupten oft, dass Schönheit eine subjektive Angelegenheit sei, die letztlich im Auge des Betrachters liege. Zwar ist es richtig, dass Geschmäcker variieren, doch zahlreiche Untersuchungen bestätigen eine breite Unzufriedenheit mit der modernistischen Architektur. Dies zeigt sich auch in alltäglichen Beobachtungen: Während Touristen sich eher in die historische Altstadt von Paris begeben als in das moderne La Défense, ziehen auch Bewohner von Frankfurt bevorzugt Stadtteile wie Nordend oder Sachsenhausen dem modernen Europaviertel vor. Klassische Viertel sind inzwischen rar geworden und erfreuen sich großer Beliebtheit, während das Angebot an modernen Bauprojekten oft in der Kritik steht.


    In den letzten Jahren hat die Kritik an der modernistischen Architektur und dem Städtebau eine neue Dimension erreicht, vor allem durch soziale Medien. Plattformen wie „Architekturaufstand“ ermöglichen es Bürgern, sich gegen die oft als gesichtslos empfundenen modernen Gebäude auszusprechen. Als Ergebnis nähern sich viele moderne Projekte heute immer mehr den klassischen Prinzipien an, obwohl sie sich oft nur als Kosmetik entpuppen. In den 1970er Jahren waren hohe, funktionale Bauten das Ideal; heute sind viele neue Projekte bereits besser in ihre Umgebung integriert und weisen menschlichere Proportionen auf. Dennoch bleibt diese Annäherung an klassische Prinzipien oberflächlich und gezwungen. Das Bemühen, modernistische Prinzipien mit klassischen Elementen zu vermischen, erinnert an den Versuch, Feuer und Wasser zu kombinieren – es wird einfach nicht funktionieren. Die einzige Möglichkeit, um wieder ästhetisch ansprechende Städte zu schaffen, ist eine Rückkehr zu den klassischen Architekturprinzipien. Das bedeutet jedoch nicht, dass wir einfach wieder im Stil des 19. Jahrhunderts oder mit barocken Fassaden bauen sollten. Vielmehr sollte ein moderner Stil entwickelt werden, der die zeitlosen Prinzipien der klassischen Architektur respektiert und integriert.


    Kritikpunkte an der Modernistischen Architektur


    Ein zentrales Problem der modernen Architektur ist ihre oft monotone und eintönige Gestaltung. Besonders nervig ist z.B. die Gewohnheit der Modernisten, Fenster in langen, ununterbrochenen Reihen anzuordnen – eine Praxis, die zu einem Mangel an Abwechslung und besonderer Symmetrie führt. Dieses Design mag praktisch und einfach zu entwickeln sein, doch es fehlt jegliche Variation oder ästhetische Tiefe. Die Reaktion der Modernisten auf diese Kritik ist ebenso bemerkenswert wie ungenügend. Häufige Tricks, um die Monotonie zu kaschieren, erscheinen oft eher wie naive Versuche, als wirkliche Lösungen: Versetzte Fenster: Ein Trick besteht darin, einzelne Fenster leicht zu versetzen. Diese Technik soll die monotone Reihenfolge durchbrechen, führt jedoch oft zu einem chaotischen und unruhigen Gesamteindruck. Das Resultat ist selten eine echte Verbesserung, sondern oft ein undurchschaubarer Mix ohne harmonische Wirkung. Fassadenelemente: Ein weiterer Trick besteht darin, zwischen den langen Fensterreihen durch unterschiedliche Materialien oder Farben zu variieren. Diese Absetzer sollen den Eindruck erwecken, dass die Fassade auf verschiedene Weise konzipiert wurde. In Wahrheit handelt es sich jedoch meist um oberflächliche Änderungen, die die grundsätzliche Eintönigkeit der Architektur nicht wirklich aufbrechen. Diese Tricks erscheinen mir oft eher komisch und unzulänglich. Die Art und Weise, wie Modernisten auf Kritik reagieren, wirkt manchmal fast lächerlich, da die Verbesserungen nicht wirklich überzeugen.


    Doch wie können wir diese Auseinandersetzung konstruktiv vorantreiben? Die Antwort liegt im offenen Dialog und Austausch. Um die Schwächen der modernen Architektur zu verstehen und zu verbessern, ist es wichtig, dass wir unsere Beobachtungen und Analysen teilen. Nur durch Kommunikation und Diskussion können wir Lösungen finden und Wege entwickeln, um die Architektur sowohl funktional als auch ästhetisch ansprechend zu gestalten. In diesem Beitrag lade ich Sie ein, Ihre eigenen Erfahrungen und Meinungen zu teilen. Posten Sie Fotos von missratener moderner Architektur, analysieren Sie, was schiefgelaufen ist, und diskutieren Sie, wie wir gemeinsam zu besseren Ergebnissen kommen können. Ihre Beiträge sind der Schlüssel zu einer konstruktiven Debatte und letztlich zu einer Architektur, die sowohl unseren funktionalen Bedürfnissen als auch unserem ästhetischen Anspruch gerecht wird.


    Ein paar Beispiele


    Schönhofviertel: Hier wird das neue Frankfurt gebaut. Meiner Meinung nach stellt diese Ansicht nicht das dar, wofür ich stehe. Der Trick, der hier verwendet wird, ist, die einfallslose Architektur durch markante Farben zu kaschieren. Ein kostengünstiger Trick, der in der modernen Architektur oft genutzt wird, um Mangel an Kreativität zu verbergen. Leider wirkt die Kombination dieser Farben oft sehr kitschig. Für mich stellt dieser Teil des Projektes einen klaren städtebaulichen Misserfolg dar. Einziger Pluspunkt ist die Konformität mit der Blockrandstruktur.


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    Quelle: https://postlmg.cc / credit: Serendip



    FAZ-Tower


    And the prize goes to...FAZ-Tower. Der FAZ-Tower nutzt zahlreiche Tricks, um die Monotonität der Fassade zu verschleiern. Die Fenster sind eigentlich in langweiligen Reihen angeordnet, doch um das sofortige Erkennen dieser Monotonie zu verhindern, wurden die Reihen versetzt. Zusätzlich wurde über die Fassade ein Gitter angebracht, das die Fensterstruktur verdeckt und den Eindruck erweckt, als wären die Fenster fast ungleichmäßig verteilt, was einen Chaos-Effekt erzeugt. Als weiteres Mittel zur Verschleierung wurde der Tower selbst versetzt und in Teile gegliedert, da zwei gerade Blocks nebeneinander einfallslos wirken würde. Das Endergebnis macht das Gebäude nicht unbedingt schöner, sondern es wurde eher nur eine komische Struktur erzeugt. Wie immer wollten die Architekten auch, dass das Projekt einfach anders aussieht. Nur so können die sich profilieren.


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    Quelle: https://www.abloads.eu / credit: Beggi

  • Naja, Strömungen zur Stadtbildreparatur gibt es schon seit längerem. Die bekannteste wohl die Postmoderne, die Ende der 70er Jahre - als die auf dem Bauhaus basierende "Moderne" an ihrem negativen Höhepunkt angelangt war - entstand und sich teils wieder deutlich mehr traditionellen Baustilen zugewandt hat. Gut gedacht war aber nicht immer gut gemacht, und so ist auch unter der Bezeichnung Postmoderne einiges Kritikwürdiges entstanden. Sieht man ja auch in Frankfurt, wirklich gelungen kann man die meisten Gebäude in der Saalgasse nun auch nicht gerade bezeichnen, wird teils auch nicht ganz zu Unrecht als "Jahrmarkt der Eitelkeiten" verspottet, und die benachbarte Schirn-Kunsthalle passt allein schon mit ihrem Grundriss als langgestreckter überdimensionierter Solitär überhaupt nicht in die Altstadt. Wohingegen der Messeturm sich unbestritten zu einem der bedeutendsten Wahrzeichen der Stadt entwickelt hat.


    Neuklassische Architektur bzw New Urbanism ist meines Wissens dann irgendwann ab ca den 90ern groß geworden, diese Strömung geht aber an Frankfurt bisher leider fast völlig vorbei. Düsseldorf, Hamburg und vA Berlin (Krier, Patzschke) profitieren da deutlich stärker von Neubauten solcher Architekten. Und nicht nur einzelne Gebäude sondern sogar ganze Stadtteile sind auf den Grundsätzen des New Urbanism entstanden. Poundbury hast du schon erwähnt, Beispiele gibts aber auch einige weitere vA in den Niederlanden (am berühmtesten wohl Brandevoort), und sogar in Deutschland (Potsdam-Kirchsteigfeld). Und die sind alle schon entstanden bevor Social Media irgendeine großartige Rolle gespielt hat. Derzeit scheint da leider eher sogar wieder Flaute zu einzukehren.

    Recht beliebt aber auch bis heute in den USA. Da entstehen ganze Uni-Campi im New Urbanism, und auch im Hochhausbau sind neuklassische Türme von Architekten wie Robert A.M. Stern längst etabliert (Türme wie letztere würden sich übrigens auch hervorragend in einigen Teilen des Frankfurter Bankenviertels machen, vA rund um den Frankfurter Hof).


    Großes Problem wohl halt immer noch die Ausbildung an den Universitäten. Da hört man ja öfter, dass klassische Entwürfe von den Professoren per se schlecht bewertet werden. Schulung in traditionellen Baustilen und Baumaterialien kommt wohl oftmals auch überhaupt nicht erst im Lehrplan vor. Da war Mäcklers Institut für Stadtbaukunst wohl einer der wenigen Leuchttürme. So rein von den Grundgedanken hat ein Mäckler ja auch recht viel begriffen, dies seinen Studenten vermittelt und auch für uns Laien niedergeschrieben (persönlich empfehlen kann ich sein Buch "Lehre 1998 - 2018"). Keine Ahnung warum seine eigenen Entwürfe demgegenüber architektonisch oft gar nicht so prickelnd sind und sich oftmals eher an den 50ern orientieren.

  • Nicht nur Professoren bewerten klassische Arbeiten schlechter; es gibt eine weitreichende, gezielte Propaganda gegen die klassische Architektur, die an den Universitäten beginnt und sich bis zur Entwicklung von Projekten erstreckt. Die Modernisten haben seit Langem die Oberhand gewonnen und setzen alle Mittel ein, um klassische Strömungen zu unterdrücken. Diese Haltung habe ich selbst erlebt, obwohl ich nicht aus der Branche komme. Als ich Architekten für ein klassisches Projekt engagieren wollte, sagte mir einer: „Nein, so etwas machen wir nicht. Wir wollen doch keinen Historismus betreiben.“ Ein anderer Architekt, dem ich klar mitteilte, dass der Bau klassisch sein sollte, legte als erstes einen Entwurf vor, der einem Bauhaus-Klotz mit bunkerartigen Fenstern glich. Solche Aussagen und Verhaltensweisen zeigen deutlich, wie viele Architekten denken, und dabei habe ich nicht einmal mit besonders vielen zu tun gehabt. Ich habe gehört, dass es in vielen anderen Fällen ähnlich läuft. Ein extremes Beispiel ist der Bau der neuen Altstadt in Frankfurt, bei dem viele Gegner auftraten. Selbst diejenigen, die nicht grundsätzlich dagegen waren, lehnten historische Kopien ab.

  • Fettucine


    Man weiss gar nicht, wo man anfangen soll. Deine Auslasssungen sind eine Aneinanderreihung von Behauptungen und persönlichen Empfindungen. Objektiv richtig ist daran doch sehr wenig.



    Wir befinden uns immer noch im Bann des Modernismus – eines Architektur- und Stadtplanungsansatzes, der in der Nachkriegszeit entstand


    Seit Menschen Lehmhütten gebaut haben, waren sie immer im Bann der gegenwärtigen Moderne. Es ist doch völliger - sorry - Blödsinn zu behaupten, dass dies erst seit der Nachkriegszeit so sei. In jeder Zeit wurde überwiegend im Stil der vorherrschenden Moderne gebaut, die es zu dem Zeitpunkt gab.


    Jede Zeit, jeder Fortschritt und soziale Veränderungen haben Auswirkungen auf die Architektur gehabt.

    Klar ist ein Altbau vielleicht für manche ansprechender als Gropiusstadt. Allerdings ist es völlig unrealistisch, dass diese Form der Architektur mit den damit verbundenen Kosten die Standartform des Bauens sein kann. Darum hat sich doch das Bauen nachdem ersten Weltkrieg verändert und auch schon vorher mit der ersten Industrialisierung.

    Demokratisierung hat eben als Konsequenz, dass man Menschen nicht in Löcher pferchen kann und für sich selbst mondäne Stadtpalais baut. Und Kosten sind nun mal ein wichtiger Faktor und das waren sie immer.


    Ebenso ist es immer so gewesen, dass jedes neues Stadtprojekt und das Europaviertel ist da keine Ausnahme, immer eine gewissen Zeit braucht bis es angenommen wird und erstmal abgelehnt wird.

    Ob Haussmanns Paris, Londons Barbican, ob München mit dem Olympiadorf oder Neuperlach oder die ganzen neuen Wohnformen in Berlin in den zwanziger Jahren. Victor Hugo hat den Eiffelturm gehasst. Alles braucht seine Zeit, um wert geschätzt zu werden und meist funktioniert, das dann ziemlich gut.

    Heute sind es extrem beliebte Areale zum Wohnen. Das ist nämlich auch so eine Mär. Dass die Leute dort alle todunglücklich wären. Das ist einfach nicht wahr. Viele Menschen leben sehr gerne dort und ziehen es aus verschiedenen Gründen Altbauwohnungen vor.

    Aber die sind halt nicht Tag und Nacht in Foren unterwegs um das kundzutun und jagen keinen Chimären hinterher.


    Paris ist nur deshalb so beliebt weil es die Franzosen verstehen, Gegensätze zuzulassen und viel provokativer und radikaler das auch umsetzen als wir es je tun würden. Mitterands grands projets darunter auch La Defense hat eben sichergestellt, dass die Stadt enorm aufgewertet wurde, sie nicht in Schönheit gestorben ist, gleichzeitig ist sie unbezahlbar geworden und die sozial wurde Paris zweigeteil, innerhalb und aussserhalb der Péripherique.

    Ebenso sind deine Traktate voller Widersprüche. Einerseit klagst du die Monotonie von Moderner Architektur and beschreibst sie als gesichtslos, aber Projekte der Moderne haben immer Gewohnheiten gebrochen und sind dadurch aufgefallen, ob Kaufhof am Marienplatz in München, über die Neubauviertel oder die Frankfurter Hochhäuser. So gesichtslos können sie also nicht sein, wenn sich viele darübe echauffieren.

    Und was ist bitte der unterschied zwischen einer endlosen monotonen Front von Altbauten - wie in Berlin Prenzlauer Berg oder Kreuzberg zu sehen und einer Front von Neubauten? Da ist keiner. Das ist rein subjektiv.

    Und objektiv betrachtet, ist die Variabilität in welchen Formen und welchen Materialien gebaut wird niemals so gross wie heute.

    Deine geliebten Altbauten, alles nach dem gleichen Stiefel gebaut. Unterschiedlichkeit findet man vergeblich, klar gab es damals auch nicht.


    Deine Anklage, es würde nur nocht funktional gebaut, ist wirklich Wolkenkuckucksheim. Was nützt der schönste Altbau wenn es keine Toilette gibt, das Heizen sauteuer ist, weil 3 Meter hohe Decken und überall der Wind durchpfeift und man in den fünften Stock die Kohlen hochschleppen muss. Deshalb sind viele gerne nach Marzahn gezogen oder in andere von dir verachtete Neubaugebiete.

    Dieses völlige Ignorieren, dass Architektur in erster Linie für Menschen das sein soll und ihr Leben angenehmen zu gestalten, stösst bei mir auf völliges Unverständnis.


    Und wenn man sich objektiv die Bestandsarchitektur ansieht, dann gibt es nach wie vor einen enormen Anteil an Gebäuden die hundert Jahre und älter sind, der Denkmalschutz in diesen Land ist eher zu streng als zu lax, es kann keine Rede davon sein, dass die Moderne alles verdrängt. In keiner Epoche wurde mehr Rücksicht auf vergangen Entstandenes gelegt als heute. Sicherlich liegt die Ursache daran in der enormen Zerstörung des zweiten Weltkriegs. Aber Veränderung ist einfach Teil der Entwicklung und keiner kann sich dagegen stemmen und warum auch?


    Und damit zum letzten und für mich immer wichtigsten Punkt

    Von den Befürwortern von Rekonstruktionen und Bauen à l´ancienne wird immer wieder Architektur auf angebliche Ästhetik reduziert. Und mit Verlaub und nebenbei, Ästhetik manifestiert sich nicht daran, dass eine reale oder irreale Mehrheit diese Wahrnehmung teil. Das ist nicht das Entscheidungskriterium.

    Es ist aber so, dass die Argumentation was Ästhetik betrifft vorgeschoben ist. Dahinter verbergen sich - genauso wie bei Befürwortern der Moderne - immer Grundüberzeugungen von Menschen, wie sie politisch, sozial oder gesellschaftlich verordnet sind. Diese ganzen Überzeugungen, Werte oder was auch imer, werden auf Architektur projiziert. Architektur ist deshalb soviel mehr als Stuck oder Raster.

    Die Gleichung, dass alle links sind, die die Moderne bevorzugen und alle Nazis die Rekonstruktionen wollen, ist bestimmt extrem zugespitzt. Aber Korrelationen zu leugnen, wie es diese ganzen Vergangenheitsverklärer und Rekonstruktionsbefürworter tun, ist genauso falsch.


    Und ein weiteres Grundübel unserer Zeit ist auch, dass viele nur noch in ihrer Blase - ob Foren, oder sozialen Netzwerken und Freunden - unterwegs sind und von daher in ihrer Meinung bestätigt werden und glauben die Wahrheit gepachtet zu haben und alle so denken. Man bestärkt sich nur selbst in seinen ÜBerzeugungen. Lies mal eine Stunde im Stadtbildforum und du bist kuriert. Da findet kein Austausch mehr statt sondern ist nur noch ein gegenseitiges Hochschaukeln. Das führt dann auch zu deinen ganzen Behauptungen, dass die Mehrheit Altbauten liebt, Rekonstruktionen befürwortet und alles Stadtplaner absichtlich hässlich bauen und Ästhetik hassen, naja das ist jetzt überspitzt. Und zur Bestätigung liest oder hört man selektiv nur negative Berichte über vernachlässigte Wohnsiedlungen oder sozialen Problemen, die es zweifellos gibt. Die Ursachen liegen allerdings nicht in der Architektur sondern es liegt am Geld oder der Sozialstruktur, was ja auch einander abhängt.

  • Theseus532


    Natürlich hat jede Epoche ihre eigene "Moderne" hervorgebracht, aber der Bruch, den der Modernismus nach dem Zweiten Weltkrieg verursacht hat, ist nicht zu übersehen. Die radikale Abkehr von traditionellen Gestaltungsprinzipien hin zu rein funktionalen und oft seelenlosen Strukturen hat Städte hervorgebracht, die viele Menschen als unattraktiv empfinden.


    Du sprichst davon, dass Architektur für den Menschen da sein sollte, um das Leben angenehmer zu gestalten. Genau das ist der Punkt: Ästhetik ist nicht nur "schöner Schein", sondern ein wesentlicher Faktor für das Wohlbefinden. Klassische Architektur, die auf Harmonie, Proportion und Schönheit setzt, hat sich über Jahrhunderte bewährt und trägt maßgeblich zur Lebensqualität bei. Klar sind Kosten und Funktionalität wichtige Faktoren, aber sie rechtfertigen nicht die völlige Aufgabe ästhetischer Prinzipien. Es geht nicht darum, die Vergangenheit zu verklären, sondern darum, warum wir uns mit einer Architektur zufriedengeben sollten, die viele Menschen als unbefriedigend empfinden. Dass es Alternativen gibt, zeigen Projekte wie Le Plessis-Robinson, wo moderne Technik mit klassischen Gestaltungsprinzipien verbunden wird, und die Menschen fühlen sich dort wohl. Auch der Eiffelturm wurde anfangs abgelehnt, aber er widersprach nicht den Prinzipien von Harmonie und Schönheit, die heute so oft vernachlässigt werden. Wenn moderne Architektur wirklich so vielfältig und "gewohntheitsbrechend" ist, wie du sagst, warum erzeugt sie dann so häufig Widerstand?


    Du sprichst davon, dass neue Vierteil Zeit brauchen, jetzt fast 80 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, stellt sich eine entscheidende Frage: Welche neuen Städte oder Stadtteile kannst du nennen, die bei einer breiten Masse echte Zustimmung finden? Wenn der Modernismus so erfolgreich und beliebt ist, dann nenne mir doch bitte konkrete Beispiele. Ich bin gespannt zu hören, welche modernen Projekte deiner Meinung nach das Herz der Menschen wirklich erobern. Berlin-Marzahn und La Defense gehören definitiv nicht dazu.

  • Ergänzend zu Theseus532 Beitrag sei auf den Artikel "Mehr Frankfurt wagen" (7 Minuten Lesezeit, keine Bezahlschranke) in der FAZ verwiesen. Hier wird die soziale Komponente des Bauens insbesondere zu Zeiten Ernst Mays dargestellt.

    Auch diese Wohnungen haben trotz oder vielleicht auch wegen ihres 'Modernismus' ihre Fans.