Innenstadt und der Verkehr

  • Die Innenstadt von Braunschweig ist immer schlechter für Menschen aus dem Braunschweiger Land erreichbar, berichtet der Arbeitsausschuss Innenstadt e.V.


    Teure Parkkosten, zu wenige Parkplätze, Baustellen und Blockaden führten beispielsweise dazu, dass am 1. verkaufsoffenen Sonntag nur 22% aus dem Umland kamen.

    2019 lag diese Zahl noch bei fast 40%.



    https://regionalheute.de/braun…-braunschweig-1714724019/

  • Outsch! Was ist denn das für ein Unsinn?


    Ein TLDR vorweg: Jaeschke hätte in Sachen Aussagekraft auch die Außentemperatur mit seiner Telefonnummer vergleichen können. Dennoch zieht er daraus munter Schlüsse , die so nicht zu ziehen sind. Ansonsten reiht er die wohlbekannten und widerlegten Scheinargumente der Automobilideologen aneinander. Das hält Regional Heute nicht davon ab, Außentemperatur, Telefonnummer und Trugschluss (nota bene: in Anführungsstrichen) in die Überschriften zu packen. Am Ende wird uns dann in der Konklusio untergeschmuggelt, dass die neue Gebührenordnung das Problem ist. Blöd nur, dass von einem Sonntag die Rede ist, an dem diese gar nicht greift.
    Ohne unterstellen zu wollen, dass das bewusst passiert ist, bleibt festzustellen: Das ist hochgradig manipulativ.


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    Aber der Reihe nach:

    Was müssen wir da lesen:

    22 % Prozent aller Besucher das Stadtfrühlings kommen aus dem Umland. 2019 waren es noch 40 %. 1Ein Rückgang von 18%!!!111 Schlimm, dass!! Das bedeutet ja, dass 18 % aller Menschen aus dem Umland haben sich also entscheiden, nicht mehr... also... Hä?!? das macht ja gar keinen Sinn?!?

    Genau. Ohne absolute Zahlen ist das alles frei von jeder Aussage, sieht man davon ab, dass es schlimm klingt.
    Muss es aber nicht sein: Denn ohne Kontext können diese Zahlen sogar einen absoluten Zuwachs an Besuchern aus dem Umland besorgniserregend klingen lassen.


    Wie das funktioniert sehen wir uns mal an einem Beispiel: Nehmen wir an, 2019 wären 10.000 Menschen gekommen und dieses Jahr 18.000, so wären plötzlich 260 Menschen mehr aus dem Umland angereist.


    Rechnen wir mal nach:
    2019: 3.700 Menschen (= 37 % x 10.000)

    2024: 3.960 Menschen ( = 22 % x 18.000).

    Das ist, zugegeben, wild ins blaue geratener Kontext. Aber es geht dabei ja nur darum, zu zeigen, dass diese Prozentangaben vollkommen ungeeignet sind, die These aus der Überschrift zu stützen. Im Gegenteil.


    Dennoch: Dieser Zuwachs um 80 % seit 2019 klingt erstmal unrealistisch. Nimmt man jedoch die (tatsächlichen) 57% Zuwachs zu 2023, und rechnet das in das obige Beispiel der absoluten Zahlen ein, so wären es:

    2024 18.000 Menschen ( = 157% )
    also im Vorjahr gewesen, '
    2023 11.464 Menschen ( = 100%).
    Und das wäre von den 10.000 in 2019 nicht mehr so unrealistisch weit entfernt, nämlich rd. 11,5 % über 3 Jahre, um genau zu sein.

    Alles reines Gerate, meine angenommenen Zahlen können gar nicht stimmen, (s.u.) aber es bleibt, dass es durchaus sogar möglich wäre, dass uns Jaeschke da einen Zuwachs verschwiege. Wahrscheinlicher ist, dass er einen überschaubaren Rückgang dramatisiert ob nun bewusst oder unbewusst. Herausfinden können wir es nicht.


    Und damit habe ich ein Problem: Dass er aus den Ergebnissen der Kundenbefragungen, die sicherlich einiges mehr an Daten hervorbrachte, ausgerechnet Zahlen präsentiert, die zwar scheinbar seine weitere Aussage untermauern, aber auf den zweiten Blick nichts wert sind, wirft bei mir den Verdacht auf, dass er da Rosinenpickerei betrieben hat..

    An der Stelle möchte ich den Vorposter zur Vorsicht aufrufen: 37% um drei Prozentpunkte zu "fast 40" aufrunden, die 22 % aber nicht um ebenfalls drei Prozentpunkte zu "fast 25 " aufzurunden, mag eine kleine Nachlässigkeit sein, aber ist bereits geeignet, eine manipulative Wirkung zu erzielen.

    Aber es wird noch viel wilder:

    Selbst diese Beispielrechnung zu Anschauungszwecken krankt daran, dass sie die Vergleichbarkeit dieser 22 % vs. 37 % annimmt. Die es nicht gibt. Er vergleicht nämlich nicht den Stadtfrühling 2024 mit dem Modeautofrühling (sic!) 2019, sondern mit allen verkaufsoffenen Sonntagen in 2019, also auch dem vor Weihnachten. Das sorgt dafür, dass nicht erst die relativen 22 % vs, 37 % kein brauchbares Abbild der Daten zeigen. Nein: Es sorgt dafür, dass nicht einmal der Kontext in Ansätzen vergleichbar ist.
    So lässt sich zum Beispiel der Fakt ignorieren, dass 2024 der Stadtfrühling ein Tag am Ende des Monats April, der durch Ostern sehr teuer war, während das neue Gehalt bei vielen noch nicht auf dem Konto war. Je älter der Monat, desto geringer die Besucherfrequenz (mit Ausnahme des Dezembers), ein in Gastronomie wie Einzelhandel bekanntes Phänomen. Und dann der Zeitraum: Die Zahlen in den Überschriften beziehen sich auf Werte von vor 5 Jahren. Vor 5 Jahren?
    Ach ja. Das war ja vor der Pandemie, die insbesondere die Einkaufsgewohnheiten der Menschen massiv und nachhaltig verändert hat.
    Beide Faktoren haben einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Besucherzahlen des Stadtfrühlings, aber darüber redet Jaeschke nicht. Stattdessen: Parkplätze! Viele und kostenfrei! Und bitte keine Fahrradkundgebungen am verkaufsoffenen Sonntag.

    Aber es wird noch viel wilder:
    Wechseln wir mal die Perspektive: Uns wird suggeriert, dass Menschen, die unbedingt mit dem Auto kommen müssen, weniger Lust auf die Innenstadt von BS haben. Glauben wir das mal ganz kurz, müssen wir daraus zwei Dinge schließen:

    Entweder sind deutlich weniger Menschen insgesamt gekommen (was irgendwie nicht so klingt, sonst hätte Jaeschke diesen Rückgang betont und nicht den Besucherschwund aus dem Umland, wir erinnern uns an die 57 % ggber dem Vorjahr)

    Oder es haben sich mehr Menschen aus Braunschweig wieder auf den Weg in die eigene Innenstadt gemachet, obwohl die Verkehrssituation für MIV-Nutzende beschwerlich war.
    Oder aber die Überschneidung beider Szenarien.
    Daraus liesse sich nun wirklich nicht herauslesen, dass die Verkehrswende ein Schlag ins Wasser ist. Im Gegenteil lässt sich darauf auch die These aufbauen, dass die Verkehrswende denjenigen, die nicht darauf bestehen, dass Auto zu nutzen, mehr Lust auf die Innenstadt macht.
    Aber, so mein Eindruck, genau das will Jaeschke nicht. Er pickt, sei es bewusst oder unbewusst, aus der Menge an Zahlen, die aus dieser Erhebung hervorgeht, die dramatischste heraus, ungeachtet ihrer Aussagelosigkeit.
    Warum sollte er das tun?

    Nun, ich kann mich immer weniger des Eindrucks erwehren, dass er nicht von der Ratio geleitet ist, sondern eine ideologische Agenda verfolgt. So wird er im Letzen Teil des Artikels zitiert mit „Das neu eingeführte 24-Stunden-Ticket in Teilen der Innenstadt ist schon ein erster Schritt in die richtige Richtung, reicht aber als Ausgleich für die eingeschränkten Parkmöglichkeiten durch die neue Gebührenordnung noch nicht aus"
    Leider nämlich hat diese neu eingeführte Gebührenordnung mit dem verkaufsoffenem Sonntag nichts zu tun, denn eine Parkraumbewirtschaftung innerhalb der Okerumflut findet nur an Werktagen statt.
    Man könnte meinen, es gehe ihm darum, die Verkehrswende aufzuhalten. Dazu passt, dass der Rest seiner Aussagen ein Potpourie aus der Mottenkisten der Automobil-Ideologie ist:

    Ältere und Mobilitätseingeschränkte, also neben Kindern diejenigen, die von einer autozentrierten Stadt am stärksten benachteiligt werden, halten als Grund dafür her, dass man bloß nicht die Privilegien des Autos infrage stellen soll? Check!

    Das Wort "Miteinander" als getarnte Drohung, dass man nur dann bereit für eine friedliche Auseinandersetzung wäre, wenn man nicht an den Privilegien des Autoverkehrs rüttelt? Check!

    Irgendwas mit "realitätsfern" im Bezug auf Fahrradverkehr? Check!

    Irgendwas mit "Vernünftige Verkehrspolitik" im Bezug auf Autoverkehr? Check!

    Ich glaube, ich habe ein Bullshit-Bingo!

    Blödeleien beiseite.

    Die Verkehrswende ist ein Prozess, der enorm viel Fingerspitzengefühl erfordert. Dieses Poltern aufgrund vollkommen irrige Annahme ,dass die Verkehrswende der Todesstoß für die Innenstädte sei, verhärtet nur Fronten. Untermauert man das mit Zahlen, die jeden, der einmal kurz näher hinschaut, die Haare zu Berge stehen lassen, schadet man nur der eigenen Glaubwürdigkeit.

    Dabei will niemand verhehlen: Die Verkehrswende ist für die Innenstädte kurzfristig eine Herausforderung. Aber ebenso gilt: Langfristig ist sie die beste Chance, die sie hat. Der innenstädtische Einzelhandel hat gegenüber dem Internet den Vorteil des Erlebnischarakters des Einkaufens zu bieten und gegenüber dem Einzelhandel auf der grünen Wiese, dass er nicht nur mit dem Auto erreichbar ist. Witzigerweise sagt Jaeschke ja selber: "Die hohe Zentralität sei bisher immer ein besonderes Qualitätsmerkmal der Braunschweiger Innenstadt gewesen und gleichzeitig das zentrale Argument für die Ansiedlung attraktiver Konzepte in Handel und Gastronomie in der Innenstadt" zitiert ihn Regional Heute.
    Es ist aber nunmal nicht Zentralität, die potentielle Kunden interessiert, es ist einfache Erreichbarkeit.
    Das klingt, als wäre es das Gleiche.
    Ist es auch für alle Verkehrsträger, bis auf ausgerechnet das Auto, denn hier sind die Trümpfe ein direkter Autobahnanschluss und ein riesiger, ebenerdiger kostenloser Parkplatz. Da können das Gros der Innenstädte realistisch aber nicht mithalten. Und Braunschweig gehört dazu. Bedeutet für also auch Braunschweig: Für den Mensch, der kein Auto hat, sein Auto stehen lässt oder abschafft wird die Innenstadt attraktiver, weil plötzlich einfacher zu erreichen. Gleichzeitig lässt sich an Bohlweg, Hagenmarkt, Eiermarkt oder Neuer Straße sehr gut ablesen, dass Autos (fahrend oder stehend) und attraktive Umgebung einander ausschließen.

  • Zunächst müssen wir festhalten, dass Herr Jaeschke die Interessen der Braunschweiger Innenstadt und der dort ansässigen Geschäfte und Kaufhäuser vertritt. Das ist auch im Interesse der Braunschweigerinnen und Braunschweiger, denn dadurch sprudeln Gewerbe-und Steuereinnahmen. Das kommt Ihnen alle zugute.

    Herr Jaeschke betonte vor allem auch die Blockaden an dem verkaufsoffenen Sonntag im Bohlwegbereich.


    Wir können ihm auch nicht absprechen, dass er sich ein Miteinander aller Verkehrsteilnehmer wünscht.

    Das Braunschweiger Land ist stark vom Automobilbau geprägt!


    Interessant wäre es jetzt herauszufinden, warum einzelne Städte in Deutschland ihre Parkgebühren wieder abschaffen?

  • Welche Städte tun dieses denn ? Und welches sind deren spezifische Begründungen für das genannte Vorgehen?


    Ein paar konkrete Daten wären da schon erhellender als die einfache Aussage, dass andere Städte ihre ( offenbar im größeren Maßstab? ) Parkgebühren wieder abschaffen.


    Eine google-Suche ergab lediglich eine Stadt : Herzogenrath ! Und dort liegt der Hase in Form von 25 defekten Parkautomaten im Pfeffer, deren Reparatur 150.000 € kosten würde - die Stadt durch eben diese jedoch nur 40.000 € / Jahr einnimmt - bestenfalls.


    Stimmt der Stadtrat zu wird es künftig die Parkscheibe für 1 Std. kostenlos richten. Dieser Fall kann also mitnichten in irgend einer Weise vergleichend herangezogen werden !


    Ich bin überaus gespannt auf die Liste dieser Städte !

  • Und dies scheinbar erfolgreich und aus den oben genannten Gründen, u.a. Steuereinnahmen, Einkommen von Geschäften und Erhalt der innerstädtischen Arbeitsplätze. Von diesen Steuereinnahemn profitieren sie dann auch, Tarsis.


    Interessantes Beispiel ist St. Ingbert.


    Eine weiteres Hindernis für die Braunschweiger Innenstadt ist sicherlich auch das Südkreuz BS der A36/39, wo es ständig zu Verzögerungen kommt.

    Zwischen 6 und 8 morgens staut sich der Verkehr oft bis nach Nord-Wolfenbüttel. Zurzeit ist am Kreuz noch eine Baustelle, wobei Lastkraftwagen die lange Kurve auch nur zögerlich befahren können.

  • Zwischen 6 und 8 morgens staut sich der Verkehr oft bis nach Nord-Wolfenbüttel

    Genau das sind all die Einkaufswütigen die in die Innenstadt zum shoppen strömen und sich dann an der schlechten Parkplatzsituation stören.


    Lieber Braunschweiger, gefühlt geht es in 90% deiner Beiträge nur darum die Stadt wieder autofreundlicher zu gestalten. Auf belegbare Argumente reagierst du mit Polemik.

    Du bist das Abziehbild eines Internettrolls auch wenn ich denke dass du es sogar gut meinst.

    Wenn dem so ist, dann nimm dir doch die Argumente zu Herzen und versuche wenigstens mal darüber nachzudenken und die Sichtweise anderer zu verstehen bevor du wieder was absonderst.


    Das hier ist für mich das Forum mit dem höchsten Informationsgehalt pro Beitrag im mir bekannten Internet und du ziehst den Schnitt leider übel runter.

  • Es ist richtig, ich möchte die Innenstadt beleben und sowohl als leidenschaftlicher Fahrradfahrer als auch Autofahrer sehr gut erreichen können (möglichst natürlich kostengünstig. Über gutgehende Geschäfte in der Innenstadt freue ich mich selbstverständlich auch in der aktuellen Lage.

    Ich akzeptiere ihre persönliche Meinung, würde mir allerdings von Ihnen auch eine Reflexion wünschen.

    Vieles von dem, was sie da schreiben, ist nicht richtig.

    Außerdem wollte ich gerne die Frage beantworten.

    Autos, ob positiv oder negativ, wird es auch in 10 oder 20 Jahren geben. Und wenn sie das Automobil verbannen, wird es in Nordamerika oder China weiterentwickelt und Teil des Lebens sein. Das werden Sie, Teile des Forums und wir im Braunschweiger Land nicht wenden.

  • Die Innenstadt von Braunschweig ist immer schlechter für Menschen aus dem Braunschweiger Land erreichbar, berichtet der Arbeitsausschuss Innenstadt e.V.


    Teure Parkkosten, zu wenige Parkplätze...

    Hallo, Grüße an alle, bin neu hier und habe mich frisch registriert ;)


    Die Innenstadt der Stadt Braunschweig war schon immer gut und gleich gut erreichbar. Es gibt keine "Verschlechterung" der Erreichbarkeit. Es gibt zudem Untersuchungen, die aufzeigen, dass die Stadt Braunschweig im Vergleich mit Städten ähnlicher Größe überdurchschnittlich gut mit Pkw erreichbar ist, da sie über eine hohe Zahl innenstadtnaher Parkhäuser verfügt, die außer in der Vorweihnachtszeit nie ausgelastet sind und von wo aus man nahezu jedes Ziel der Innenstadt fußläufig in maximal 5-7 Minuten erreichen kann. Davon träumen andere Städte. Die Parkkosten sind unterdurchschnittlich niedrig, wer Gegenteiliges behauptet, kommt wohl nie mal aus der Stadt raus und kann sich gern mal die Parkgebühren im Rhein-Main-Gebiet oder anderen Ballungszentren ansehen ;).


    "... berichte der Arbeitsausschuss Innenstadt". Das ist ja wohl weitgehend die Privatmeinung des Vorsitzenden Herrn Olaf Jaeschke, der sich um seine Kunden sorgt und die Ursache von möglichen Umsatzrückgängen (wie auch andere Einzelhändler) unzutreffender Weise gebetsmühlenartig in fehlenden Parkplätzen sucht, ohne sich mal mit den tatsächlichen Gründen auseinanderzusetzen...


    Diese Gründe sind vielfältig und liegen natürlich woanders, was man nicht zur Kenntnis nehmen will. Es ist ja einfacher, die Schuld im Außen zu suchen. Ich verweise hierzu u. a. auf den kürzlich erschienenen Bericht in der BZ über Nils Komm und die Aufgabe seines Geschäftes am Kohlmarkt...


    Beste Grüße


    Richard L.

  • Interessant wäre es jetzt herauszufinden, warum einzelne Städte in Deutschland ihre Parkgebühren wieder abschaffen?

    Es ist seit Jahrzehnten gesicherte Erkenntnis aller Verkehrsforscher, -wissenschaftler und -planer, dass die Abschaffung von Parkgebühren dazu führt, dass sofort die Berufspendler, die in der Innenstadt arbeiten, in die Citys zurückkehren und dort kostenlose, aber kostbare Dauerparkplätze im Straßenbereich im Durchschnitt 9-10 Stunden belegen (Arbeitszeit plus eigener Einkauf). Heißt, Abschaffung der Parkgebühren führt NICHT dazu, dass Kunden kostenlose freie Parkplätzen für Kunden!


    Aus diesem Grunde hat die Stadt Brauschweig auch 1998 das Parkraumbewirtschaftungskonzept eingeführt, das Gebührenerhebung an allen im Straßenraum gelegenen Parkplätzen vorsah. Ziel von Parkraumbewirtschaftung nicht nur in Braunschweig ist, die kostenlos dauerparkenden Berufspendler aus den Innenstädten zu verdrängen und die frei gewordenen Parkplätze im Straßenraum den Kunden, Lieferanten und Bewohnern der City anzubieten. Was auch unmittelbar funktioniert hat.


    Die Erhöhung der Parkgebühren im Straßenraum soll Anreize schaffen, alternative Verkehrsmöglichkeiten zu prüfen und/oder Autofahrer dazu zu bringen, die nicht ausgelasteten Parkhäuser zu nutzen, wo das Parken in der Regel günstiger ist als am Straßenrand.


    Alle Großstädte versuchen seit Jahren, den Individualverkehr aus den Innenstädten zu verdrängen, der ökologisch und hinsichtlich Aufenthalts- und Wohnqualität ein Horror ist. Der kürzliche populistische Vorschlag der FDP, Parkgebühren abzuschaffen, kann vor diesem Hintergrund nur als politische und fachliche Ignoranz gewertet werden. ;)


    Viele Grüße


    Richard L.

  • Schön, dann können sie sich als nächstes damit beschäftigen, wie die Gewerbesteuereinnahmen stark verbessert werden können, damit die baufälligen Brücken saniert werden können und unser Schwimmbad im Osten erhalten bleiben kann.

    Ran an die Arbeit.

  • Hallo, Grüße an alle, bin neu hier und habe mich frisch registriert ;)

    Herzlich willkommen im Forum. :)

    ...und die Ursache von möglichen Umsatzrückgängen (wie auch andere Einzelhändler) unzutreffender Weise gebetsmühlenartig in fehlenden Parkplätzen sucht, ohne sich mal mit den tatsächlichen Gründen auseinanderzusetzen...

    Amen!

    Es war angenehm, mit Nils Komm mal von einem Einzelhändler zu lesen, der nicht dogmatisch, sondern analytisch an die Situation herangeht, auch wenn ich seine Conclusio "Für einen Laden wie diesen macht es keinen Sinn, weiterzumachen" etwa zu fatalistisch finde (gleichwohl ich seinen Standpunkt gut nachvollziehen kann). Der dazugehörige Artikel in der BZ (€ = hinter einer Bezahl/ Aboschranke) soll hier natürlich auch verlinkt werden.

    PS.: Es ist nicht immer leicht, Forenmitglieder, die auf der Trollgrenze balancieren, mit ihren Whatsaboutisms und ihren Autoritätsargumentationen links liegen zu lassen. Lassen Sie sich bloß nicht entmutigen. Da bellt hin und wieder mal ein getroffener Hund. ;)

  • Die Erhöhung der Parkgebühren im Straßenraum soll Anreize schaffen, alternative Verkehrsmöglichkeiten zu prüfen und/oder Autofahrer dazu zu bringen, die nicht ausgelasteten Parkhäuser zu nutzen, wo das Parken in der Regel günstiger ist als am Straßenrand.

    Ich habe gerade mal nachgemessen: Die Entfernung zwischen dem riesigen Parkhaus in den Schlossarkaden (Osten) und dem Parkhaus in der Steinstraße (Westen) beträgt gerade mal 850 Meter Luftlinie. Kein Ort im Zentrum, der von diesen Parkhäusern nicht in zehn Minuten zu Fuß erreichbar wäre. Die Probleme des lokalen Einzelhandels haben in Zeiten des Internets ganz andere Gründe – auch wenn die FDP das nicht wahrhaben will (dazu hat der Postillon alles Nötige gesagt).


    Die Frage ist, wie man Innenstädte attraktiv macht, auch wenn die Bedeutung der Geschäfte abnimmt? Wohnen, Kultur, Gastro, Aufenthaltsqualität wären meine Gedanken. Autos, Autos, Autos eher nicht.

  • Es ist schwierig, dass es immer so stark um das Auto oder eben kein Auto geht. Besonders, wie hier angesprochen, in einer Autoregion. Ich denke mal, hier wird keiner widersprechen, wenn ich schreibe, dass es Autos noch in 50 Jahren gibt. In anderen Teilen der Erde geht es mit dem Auto so richtig los. Es ist eben auch Ausdruck von Mobilität und Freiheit.

    Andererseits und das darf bei dieser ständigen Diskussion nicht vergessen werden, auch irgendwo Status.

    Oft wird genannt, wenn das Auto verschwindet, entstehen Plätze mit vielen Möglichkeiten und Zusammenkünften. Das ist sicher an einigen Stellen so, aber an den meisten nicht (z.B. Ägidienplatz und vor allem die gegenüberliegende Seite).


    Aber ein Hauptpunkt und den sollte man in BS ernst nehmen, sind auch die Preise und die schwierige Parksituation.

    Früher fuhr eine Familie aus dem Umland in die Innenstadt, fand einen Parkplatz und bezahlte (nur teilweise; nicht überall) eine Gebühr. Fahren sie heute in die Arkaden, weil es woanders kaum noch Parkplätze gibt, zahlen sie für ein paar Stunden schon fast 10 Euro. Das ist einfach zu viel für viele. Herumkurven will auch auch keiner. Diese Leute kommen definitiv nicht mehr und das wurde neulich schon gesehen vom Arbeitsausschuss Innenstadt, dass immer weniger das Zentrum von Bs ansteuern.

    Der Internethandel tut sein Übriges.


    Ein anderer wichtiger Punkt sind, z.B. Menschen, die Arzttermine im Zentrum von BS haben und keine Parkplätze in der Nähe finden. Das ist sehr, sehr unschön.


    Wie wäre es, die Arkaden und andere Parkhäuser zu öffnen und zum Nulltarif anzubieten bzw. auch an einigen anderen Stellen? Parken für 5 Std. kostenlos. Und der Ein oder Andere findet nach seinem Arztbesuch doch noch eine Hose beim Bummel.


    Sie sehen also, wir müssen uns auch über Attraktivität oder Anreize austauschen.

  • Schön, dann können sie sich als nächstes damit beschäftigen, wie die Gewerbesteuereinnahmen stark verbessert werden können, damit die baufälligen Brücken saniert werden können und unser Schwimmbad im Osten erhalten bleiben kann.

    Ran an die Arbeit.

    Das Problem ist nicht die Notwendigkeit der Erhöhung der Einnahmen, sondern die seit Jahren die städtischen Haushalte erdrückenden und ständig steigenden Kosten für Sozialausgaben. die zahlreiche Städte an den Rand der Zahlungsunfähigkeit treiben. Wer's nicht wahrhaben will, der Haushalt der Stadt (und andere) kann offen im Internet eingesehen werden, ebenso ist meine Aussage durch einen Vergleich mit den Haushaltszahlen der vergangenen Jahren leicht verifizierbar. Darüber hinaus haben der Deutsche Städtetag und viele Oberbürgermeister von Großstädten in den Medien seit Jahren dieselbe Aussage getroffen. Es gibt ein Problem der ständig steigenden Transferleistungen. Der Grund ist jedem bekannt.

  • ...

    Aber ein Hauptpunkt und den sollte man in BS ernst nehmen, sind auch die Preise und die schwierige Parksituation.

    Früher fuhr eine Familie...

    Nochmal: Es gibt keine schwierige Parksituation in Braunschweig.


    Ich fahre seit Jahrzehnten in die Stadt und bekomme IMMER einen Parkplatz im Parkhaus. In der Tiefgarage Eiermarkt kostet die erst Stunde 60 Cent, jede weitere 1,20 Euro. Da würden sich die Autofahrer in Mainz, Wiesbaden und Frankfurt kaputtlachen. Wie gut es uns hier in der Provinz geht, weiß man natürlich erst, wenn mal etwas in der Bundesrepublik herumkommt.


    Das kostenlose Parken am Straßenrand ist aus den genannten Gründen unrealistisch.


    Es fehlt mir immer die Eigenverantwortung aller Beteiligten, Kunden wollen kostenlose Innenstadtparkplätze, was aus den genannten Gründen (Berufspendler) unrealistisch ist. Ärzte jammern über fehlende Parkplätze für Patienten, müssen aber unbedingt in einer Fußgängerzone eine Praxis eröffnen. Vollkaskomentalität.


    Die Gründe für die sterbenden Innenstädte sind bekannt, werden aber ständig von Arbeitskreisen uminterpretiert. Wir haben heute eine völlig andere Bevölkerungsstruktur als 1980. Früher hatten die Arbeitnehmer eine hohe Kaufkraft, legten Wert auf Qualität, davon lebten die zahlreichen Einzelhändler und Fachgeschäfte (ja, auch Geschäfte mit Kunst und Gemälden, Herr J...). Dann kam der (T)Euro, dann die Kostenexplosionen für Wohnen, Nebenkosten etc., die Globalisierung, Öffnung für ausländische Arbeitskräfte mit Lohndumping etc. etc. Die Leute haben heute in der Masse eine geringere Kaufkraft als vor Jahrzehnten, viele müssen heute zwei Jobs annehmen, um „um über die Runden“ zu kommen. Das Ergebnis: Die Fachgeschäfte sterben (wer kennt nicht noch Störig, Langerfeld, Reinicke + Richau, Flebbe, Erdmann, Handschuh Röver, Spielzeug Zeh, Mast Schokoladen, Pressezentrum Salzmann etc. etc.) und weichen Billigmärkten.


    Früher gingen die Leute (oft in inhabergeführten Fachgeschäften) einkaufen und anschließend im Restaurant essen. Heute kaufen sie in Billigmärkten (Pri…, Deca…) und essen anschließend einen Döner.


    Ernsthaft: Wozu soll man noch in die Stadt? Es gibt dort nur die bekannten Drogerieketten, Systemgastronomie, Dönerläden, Bettler an jeder Ecke und Krawall (siehe Bericht Bohlweg in der BZ).


    Diese Entwicklung ist bundesweit zu beklagen und zum Großteil selbstgemacht, da wird leider auch kein Arbeitsausschuss Innenstadt etwas ändern, indem er als Kern des Problems fehlende Sitzbänke in der City identifiziert hat (so Bericht in der BZ). Das ist ja wie bei Loriot.


    Beste Grüße ;)


    Richard L.

    Einmal editiert, zuletzt von Richard L. ()

  • Ernsthaft: Wozu soll man noch in die Stadt? Es gibt dort nur die bekannten Drogerieketten, Systemgastronomie, Dönerläden, Bettler an jeder Ecke und Krawall (siehe Bericht Bohlweg in der BZ).

    Ja, und da müssen wir ansetzen und die Leute dringend zurückholen.

    Was haben sie gegen Berufspendler? Es ist doch gut für die Wertschöpfung in der Innenstadt und die Pendler gehen dort in der Mittagspause essen oder kaufen ein.

    Und mit Freiflächen lässt sich auch erstmal nichts verdienen! Wir müssen daran arbeiten, Konzepte zu entwickeln, wo auch wieder Wertschöpfung betrieben wird.

    Dann ist die Haushaltskasse von Braunschweig auch besser gefüllt und die sozialen Projekte etc. können erhalten bleiben.

    Es wäre doch schade, wenn das Schwimmbad oder der Lichtparkour nicht mehr stattfinden könnten!