Schöneberg-Nord (nördlich der Hohenstaufen-, Pallas- und Goebenstraße)

  • Brunnenanlage am Nollendorfplatz

    Mir ist heute zufällig das Buch "Bahnhöfe in Berlin" von Max Missmann in die Hände gefallen.


    Darin Fotos des sog. "Nickelmann-Brunnens", 1904 von Ernst Westphal im Auftrag der Hochbahn-Gesellschaft am Nollendorfplatz geschaffen. Missmann erwähnt im Buch, dass 1993 die Wiederherstellung der Brunnenanlage in die Wege geleitet worden sei. Auf Google kann ich da leider nichts davon erkennen. Weiß jemand darüber Bescheid? Ben ;)?


    Hier ein Foto, das ich gegoogelt habe: #1
    Und hier abfotografiert vom Buch (hab keinen Scanner): #2, #3, #4

  • Ja, diese Missmann-Bücher sind sehr interessant, es macht tierisch Spass darin zu blättern ;)


    Als die Hochbahn gebaut wurde war die Gegend zwischen Wittenbergplatz und Bülowstrasse eine der feinsten Adressen Berlins. Die aufwendige Gestaltung mit der Brunnenanlage unter der Hochbahn am Nollendorfplatz hat man gewählt, um die ästhetische Beeinträchtigung dieses „edlen“ Stadtplatzes durch die Hochbahn zu kompensieren. Viele Hauseigentümer hatten natürlich Angst, dass der Wert ihrer Immobilen durch die Hochbahn sinken könnte. So weit ich gelesen habe, hat sich diese Sorge aber nicht bestätigt und der Nollendorfplatz blieb eine sehr vornehme Adresse.


    Nach dem Krieg wurde der U-Bahnhof ja im oberen Bereich modern wiederaufgebaut, dieses runde Dach, dass an den Vorkriegszustand erinnern soll, wurde glaube ich erst in den 90er Jahren daraufgesetzt. Mittlerweile ist die ganze Gegend ja ziemlich heruntergekommen – selbst wenn man den Brunnen rekonstruieren würde, würde er heute wohl kaum wahrgenommen werden bzw. ziemlich schnell wieder verwahrlosen.

  • Na jetzt weiß ich endlich was das für ne Figur unter den Gleisen ist :D das war mal ein brunnen verstehe... ach da is doch noch einiges übrig, ich denk das wär kein problem den wieder in betrieb zu nehmen.. aber mein vorredner hat schon recht! Das würde garnicht dem charme der gegend entsprechen :) Wobei ich ja für ne Aufwertung des Nollendorfplatzes wäre.. Vom leben her ist es doch da echt ganz nett, architektonisch halt nur nicht tragbar =P

  • Ich muss sagen, dass es mir gefaellt. Sowohl die Aufteilung des Baukoerpers als auch Farbe und Konzept sind meiner Meinung nach gelungen. Wichtig ist bei der Ausfuehrung hochwertig zu arbeiten. Wird die Fassade ordentlich verarbeitet und ist die Farbe ein wirklich sattes, strahlendes grau, kann ich sehr gut mit solch einem Gebaeude, dass Transparenz und Verschlossenheit vereinbart, leben.


    Eine Frage habe ich aber noch. Auf den Darstellungen kann man erkennen, dass an der Rueckwand des Gebauedes sowohl in der Front- als auch der Rueckansicht ein Fensterband entlang laeuft. Auf dem Rendering wird das allerdings nicht visualisiert. Wie genau kann man sich das vorstellen? Meiner Meinung nach ein gewaltiges Mittel, um die "zu-grau-Fraktion" umzustimmen.


    Einziger Kritikpunkt meinerseits ist wie auch schon von Bato angesprochen, die Ausrichtung des Gebaeudes. Natuerlich waere das ganze gestalterische Konzept ueber den Haufen geworfen wuerde man das Gebaeude um 90 Grad drehen, aber ich sehe zum einen das Problem mit der Aussicht auf die nebenstehende Westplatte. Zum Anderen sehe ich aber auch ein meiner Meinung nach schwerer wiegendes Problem. Gerade diese Strassenkreuzung hat durch Kriegseinwirkungen (?!) ihre urspruengliche Blockrandbebauung verloren. Indem man quer zum Strassenraster baut, wird diese Verwaesserung des eigentlichen Stadtbildes weiter betrieben und manifestiert. Das solche Entwuerfe ueberhaupt das Bauamt des Bezirks positiv durch laufen koennen, verwundert mich schon. Man wuerde meinen, in solchen doch recht homogenen Ecken gaebe es eine Art Gestaltungssatzung.

  • Für einen Blog der sich deutsches-architektur-forum nennt finde ich "subjektiv, ästhetische Wahrnehmungen" als Qualitätskriterium etwas dürftig.


    Gute Architektur bedeutet für mich nicht eine "gefälligen" Fassade zu bauen, zur architektonischen Qualität eines Gebäudes gehört auch der städtebauliche Bezug, eine gute Funktion des Gebäudes und ein ästhetischer Anspruch.


    Man darf gespannt sein ob die Vermutung, dass der rechte Gebäudeteil nach Fertigstellung "unangenehm auffallen" wird, zutreffend sein wird. Wer die Goltzstraße in Schöneberg kennt weiß, dass die geschlossenen Blockrandbebauung an diesem Grundstück durch einen Kriegsschaden unterbrochen wurde. Der massive Baukörper bildet in meinen Augen einen neuen Endpunkt des Blocks. Der gläserne Teil, der von der Straße zurückgesetzt ist bildet einen Übergang zu dem bestehenden Gebäude aus den 1960er Jahren. Städtebaulich finde ich die Reaktion des Neubaus auf die Gegebenheiten sehr gelungen.
    Über die Lage der Balkone auf der Südfassade lässt sich sicher vortrefflich streiten, sie könnte aber auch etwas mit der Himmelsrichtungen zu tun haben.
    Letztendlich konzentriert sich die Kritik dann wieder einmal auf die Farbe Grau....


    Man sagt immer, das Leben sei farblos, alles grau in grau. Aber ist grau nicht auch eine Farbe? Damaris Wieser *1977 deutsche Lyrikerin und Dichterin

  • Also das sich das Gebaeude staedtebaulich gut einfuegt, indem es bewusst auf die vorherrschende Blockrandbebauung pfeift, kann doch nicht ernst gemeint sein. Es widerstrebt sich der staedtischen Struktur und wird somit wohl eher als Fremdkoerper erscheinen.
    Das die Tage der Westplatte irgendwann mal gezaehlt sein werden, ist ja eigentlich absehbar - somit waere auch ein kompetenter Lueckenschluss des Blockes zu favorisieren. Wie gesagt: Sowas sollte meiner Meinung nach nie durch die Baubehoerden geschleust werden duerfen.


    EDIT:
    @Anonymen Bewerter (habe da aber eine starke Vermutung! ;))
    So wie das Wetter habe halt auch ich so meine Schwankungen.

  • #68
    Zwar nichts neues, aber wieder mal was hübsches. Langsam wirds aber auch mir zu langweilig und ich kann die Kritik der Gründerzeit-Gegner etwas nachvollziehen (auf solche Neubauten bezogen, nicht auf damaliges !). Immer dasselbe ausm Katalog.


    HAHA! Aber der Name ist ja echt mal wieder der Hammer :lol5:! "Dorotheas Place" klingt zwar wien Edelpuff, bezieht sich aber wenigstens auf den Standort. Aber was hat ne Queen dort zu suchen? Weder heißt die Gegend "Königinnen-/Königin-XYZ-Stadt", noch stehts in der Königinnen-/Königin-XYZ-Straße. Die einzigen Queens in der Ecke dürften ein paar Dragqueens sein :rcain:. Und "Palace" ist ja wohl leicht übertrieben. Auf die Idee, es "Königinnenpalast/-palais" zu nennen würde ja schließlich keiner kommen, weils unangemessen und übertrieben ist. Wieso dann son pseudocooler Mist? Man macht sich damit doch nur lächerlich :achso:! Zumindest für die Bau- und Vermarktungszeit. Nach Abbau des Bauschildes dürfte der Name wohl eh wieder vergessen sein...

  • Selbstähnlichkeit bei einer ausreichenden Zahl von Bauten macht sie erst zum Baustil. Auch Gründerzeithäuser, zum Beispiel, waren einander sehr ähnlich. Nur deswegen erkennen wir sie im Nachhinein als Epoche und Baustil - und manchmal auch noch mit regionaltypsichem Touch, was Berlin angeh, von Grundriss bis Erkerformen. Städtebau funktioniert mE nur durch die Relation aus Regel und Regelbruch. Ohne Strasse gibt es keinen Platz. Und ohne Regelbauten keinen Solitär.


    Ich finde daher im Gegenteil, dass diese hier kritisierten, immer wieder ähnlichen Bauformen richtig und wichtig für Berlin sind.

    2 Mal editiert, zuletzt von Oranien ()

  • Das sehe ich genau so wie Oranien. Zumal man da eine Architektursprache gefunden hat, die sich mit den historischen Gebäuden des Umfeldes verträgt, die einen guten Kompromiss aus hochwertiger Erscheinung und maximaler Nutzfläche darstellt und die in sich gesehen auch viele Gestaltungsmöglichkeiten für die Architekten mitbringt. So entsteht langfristig gesehen eine schöne Sammlung an Mietshäusern der 2010'er Jahre, mit Wiedererkennungswert und Charakter.
    Gewissermaßen seit ihr Berliner darum ja zu beneiden.

  • Gerade letztgenanntes Gebäude passt sich doch recht gut mit der klassischen Gestaltung an die ähnlich wirkende Altbausubstanz an. Da kann ich gerne auf Experimente verzichten.

  • Also ich freue mich über jeden dieser Neubauten mit kassischer Gestaltung.
    Besonders wenn durch sie eine Baulücke mit hässlichen Brandwänden verschwindet oder sonst wie der Blockrand wieder hergestellt wird.

  • Ich finde die Nachkriegsbauten ganz schlimm, die sich bis in die 80er-Bauten hinzogen. Die Neubauten, die in den letzten Jahren entstanden sind, gefallen mir im Durchschnitt sehr gut. Die Neubauten, die jetzt an die Gründerzeit erinnern sollen sind ein super mix zu den aktuellen Neubauten und passen super in das stadtbild rein. Einfach nur Klasse! Es geht in die richtige Richtung.

  • Queens Garden

    Ich finde die Visualisierung ästhetisch ansprechend. Mir gefällt die klassische Form, die irgendwie zeitlos und freundlich wirkt, wesentlich besser, als der geplante Bau in der Winterfeldstraße mit seiner eher nichtssagenden Fassade.


    Ich schließe mich insbesondere Oranien an, was Regel und Regelbruch im Städtebau betrifft. M.E. sollte die Wiederherstellung des Blockrandes in solchen Vierteln in aller Regel maßgebend sein. Damit sind Höhe und Breite quasi vorgegeben. Ansonsten finde ich, dass die Fassaden der heutigen Lückenfüller in Berlin äußerst vielfältig sind (auch in der Qualität). Manche sind angenehm zurückhaltend (wie dieser), andere eine echte Bereicherung (z.B. m Prenzl. Berg oder Friedrichshain, teilweise mit kontrastierenden Materialien wie Holz, Glas oder Stahl), wieder andere sind hässlich und man sieht, dass an den Fassaden nur gespart wurde. Wenn die Grundform repariert wird, freue ich mich jedoch über fast jeden Lückenbau.


    Zum Namen: vielleicht ist der Victoria-Luise-Platz hier Patron. Etwas dämlich, aber auch ziemlich egal letzten Endes.

  • zum Queens Garden und ähnlicher Projekte. Langeweile lass nach.Gerade einer szenigen Gegend wie dieser hätte ein unkonventionelleres Äusseres gut getan.
    Traufhöhen und Rasterfassadeneinerlei,Blockranddogmatismus,überall hervorwabender Pseudoklassizismus,all das fesselt die Berliner Stadtgestaltung.Großstädtische Moderne und trotzdem gut integriert und nicht 0815,das geht.Gute Beispiele hierfür sind sicherlich das eher beschauliche Kopenhagen,dass Berlin architektonisch um Längen voraus ist.Oder Wien,da kann sich Berlin ne Scheibe abschneiden.Es gibt auch hier gute Projekte,z.B.sämtliche Baller Bauten,aber wenn ich mir z.B.die Rosengärten oder jetzt Queens Garden und viele ähnlich gelagerte Projekte ansehe,dass ist bei der architektonischen Aussengestaltung IMHO der grosse Sprung nach Hinten.


    Dabei sind die Ansprüche gar nicht so riesig.So ein Haus wie nachfolgend verlinktes,hinter dem Humbold oder Osthafen,modern und großstädtisch,ist in Berlin z.Z.leider die absolute Ausnahme.Vielleicht klappt es ja an der Schadowstrasse in Mitte,dort sehen die Visualisierungen sehr vielversprechend aus.
    http://herrmanns.files.wordpress.com/2010/08/p10403761.jpg

  • Ach du Feuerwehr, so unterschiedlich kann die Wahrnehmung sein o_O.
    Verlinktes Beispiel von dir halte ich für absolut unterirdisch und einfallslos, eher passend zu einer Messehalle und für Wohnbebauung absolut nicht geeignet.


    Der Rest deines Beitrages klingt auch sehr polemisch. "Pseudoklassizismus" was soll das sein? Man bedient sich älterer Gestaltungselemente in neuer Kubatur das hat und wird es immer geben, Pseudo ist da das völlig falsche Wort.