Kostensteigerungen bei Bauvorhaben - ärgerlich und zum Aufregen geeignet

  • In diesem Thread können Beiträge zu Kostensteigerungen und -explosionen bei BV gepostet und (möglichst sachlich) diskutiert werden, gern mit Aufregungspotenzial. Entsprechende Beiträge aus den Bauthreads werden ggfs. hierhin verschoben.



    Der Tagesspiegel berichtet unter dem Titel:

    Wer übernimmt die Verantwortung für den teuersten Museumsneubau?

    dass bei der von Backstein hier erwähnten Grundsteinlegung sich alle Beteiligten über die Kosten ausgeschwiegen hätten. Dabei würde der Museumsneubau, selbst wenn alles klappt, der teuerste mindestens der deutschen Geschichte sein. Ursprünglich wären die Kosten auf 150 Millionen geschätzt worden, jetzt wäre man schon bald bei 500 Millionen.


    Umgerechnet seien das rekordverdächtige 31.300 Euro pro qm. Dann kommen die Vergleiche: die "luxuriöse" Nationalgalerie in Oslo sei mit 13.000 Euro/qm geradezu preiswert. In Mannheim hätte der 2020 eröffnete Erweiterungsbau der Kunsthalle (Archichtekten GMP) (funktionsgleich mit dem Berliner Museum)pro Quadratmeter Nutzfläche nur etwa 5300 Euro gekostet.


    Weitere abschreckende Beispiele folgen: Pergamonmuseum, James Simon Galerie, der Lesesaal in der Staatsbibliothek, das neue Depot der Staatsbibliothek.

    Als Ausnahmen von der Regel werden das Neue Museum, die Neue Nationalgalerie und die Staatsbibliothek Unter den Linden erwähnt.

  • ^^ Der Tagesspiegel-Artikel ist wenig hilfreich, tendenziös und reißerisch. Die Kostensteigerungen wurden in sachlicher Form schon wiederholt begründet, teils auch in dem von mir verlinkten rbb Artikel (mit etwas geringeren Zahlen).


    Natürlich ist das ärgerlich und eine sehr unschöne Entwicklung. Man kann sich jetzt wieder sinnlos und jedes Mal neu aufregen, das unfähige Berlin bashen und Beispiele suchen, wo man kostengünstiger gebaut hat. Genauso gibt es aber zahlreiche andere Beispiele von prominenten BV, deren Kosten ebenafalls und teils noch weit mehr gestiegen sind (z. B. Elphi in HH, Stuttgart 21).


    Wir sollten uns bitte darauf besinnen, dass sowas möglichst nicht in den Bauthreads ausufern sollte. Für "Berlin kann nur immer teurer" und "skandalöse Kostensteigerungen" gibt es nun diesen Thread in der City-Lounge.

  • Einer der Gründe für hohen den Preis ist, dass man in die Tiefe statt in die Höhe baut. Das ist pro QM immer wesentlich aufwendiger als andersrum. Dass man in die Tiefe wollte, hängt an der Diskussion um Sichtbeziehungen zwischen Nationalgalerie, Philharmonie etc. Aus meiner persönlichen Sicht ein vollkommender Irrsinn - sowohl diese Diskussion an sich als auch die Tatsache, dass die Leute, die sowas entscheiden, die Kosten dieser Entscheidung ungefragt anderen aufbrummen (dh, dem Steuerzahler).

    Trotzdem können selbst 30.000 EUR/qm eine gute Inventionen sein. Das Gehry Museum in Bilbao ist dafür ein Beispiel. Es ist ein globaler Leuchtturm geworden; es hat die Stadt sichtbar und attraktiv gemacht. Damit das funktioniert muss man sich allerdings auch trauen, eine besondere Architektur hinzustellen.

    Ob das mit der "Scheune" in Berlin gelingt, muss man abwarten. Ich persönlich glaube es nicht. Insofern eine doppelt verpasste Chance. Viel Kohle ausgegeben - im Gegenzug keinen Leuchtturm bekommen - sondern nur einen der tiefsten Keller Berlins. Hoffentlich täusche ich mich.

  • Backstein : Die Frage ist halt, ob es, wie Du sagst "bashing" ist - also ungerechtfertigtes Herabsetzen - oder ob es nicht doch Substanz hat. Bauen steht immer im Verhältnis zu den Kosten und Einnahmen. Sich dem zu verweigern ist kindisch. Es gehört meines Erachtens in eine Architektur-Diskussion.

    Beispiele:

    Schon das Bauhaus hatte als zentrale Triebfeder des seriellen Bauens und des Arbeitens mit Farbe statt Ornament die Idee der Kostensenkung. Und damit die Idee dass Wohnraum für mehr Menschen zugänglich wird.

    Und wenn wir heute in Berlin oft einfachere Fassaden haben als bei vergleichbaren Bauten in London, liegt das nicht zuletzt am geringeren Einnahmepotenzial pro qm.


    Aufwand-Ergebnis ist eine entscheidende Überlegung im Städtebau und in der Architektur. Hätte man wie in Oslo für 15K pro QM gebaut statt für 30K, hätte man noch zusätzlich ein Museum für Gegenwartskunst in gleicher Grösse bekommen etc etc.

    Etwas polemisch: Kostendiskussionen möglichst zu verbannen ist auch typisch Berlin. Auch hier im Blog. Wir haben es ja begründet. Solange es jemand anderes zahlt. Kein Problem.

  • ^ Das "bashen" bezog sich mehr allgemein auf Beiträge (nicht explizit auf den von KaBa1) und es lässt sich nicht leugnen, dass das häufig auch hier im Forum gemacht wird. Und natürlich ist das Thema Kostendiskussionen (aber eben wie du es ja auch nennst "Diskussionen" und nicht einfach nur reine polemische "Aufregungsbekundungen") wichtig und erwünscht, daher gibt es ja nun auch einen extra Thread dafür.


    Nur zur Klarstellung: die City-Lounge ist kein B-Forum und ein Verschieben von Beiträgen hierhin stellt keine "Degradierung" dar. Im Titel der City-Lounge steht ja auch "Für übergreifende und nicht auf konkrete Bauvorhaben bezogene Themen". Natürlich gibt es da immer mal wieder Überschneidungen, aber es ist primär eine Abgrenzung zu den Bauthreads.


    "Verbannt" werden Beiträge in den Papierkorb oder in den BoS.

  • Bezieht sich hierauf


    Das Ding soll 2 Mrd € kosten?! 🤯


    Ich habe gerade ein Video gesehen, dass Mercedes in Dubai einen 341m hohen Wohnturm für die Hälfte baut. Klar, Berlin ist nicht Dubai, aber selbst das Humboldt-Forum hat am Ende nur 677 Millionen gekostet.


    Klar, die Baupreise sind gestiegen, aber das ist doch etwas arg - sind die Sanitärinstallationen da dann aus Massivgold?

  • ^... kurze Frage, weil es mich wirklich interessiert und ich es mir nicht ganz erklären kann: Warum baut Mercedes nicht einen 341m hohen Wohnturm in Berlin? Das würde einige Probleme lösen und würde vielleicht auch das etwas ramponierte Image von Mercedes in der Hauptstadt etwas aufpolieren.

  • ^Vermutlich weil man in Dubai mit wenig bürokratischem Aufwand renditeorientiert und prestigeträchtig bauen kann und auch nicht fürchten muss das einem schon kurz vor Fertigstellung die Fassade beschmiert wird.

  • also selbst mir als absoluter Laie in wirtschaftlichen Fragen fällt die Unsinnigkeit des Vergleichs - Mercedes-Tower in Dubai und Regierungsgebäude im Luisenblock - auf. Warum nimmt man nicht einen Flughafen oder ein Krankenhaus zum Vergleich?

    Welche Sicherheitsvorkehrungen müssen denn im Mercedes-Tower gebracht werden? Welche Arbeitskräfte bauen den Turm in Dubai und welche in Berlin?

  • … Das würde einige Probleme lösen und würde vielleicht auch das etwas ramponierte Image von Mercedes in der Hauptstadt etwas aufpolieren.

    Mercedes ist heute ein weltweit agierendes und produzierendes Unternehmen das gerade einmal 11% des Umsatzes in Deutschland generiert – den Anteil der davon in Berlin generiert wird dürfte sich dann wohl im Bereich von 1–2% bewegen. Warum genau sollte Mercedes jetzt 1 Mrd. € ausgerechnet in Berlin investieren?

  • ^... die Gründe warum Mercedes das tun sollte wären natürlich nicht auf Grund des Umsatzes in Berlin oder Deutschland zu suchen sondern eher auf der Ebene “Patriotismus“, “Loyalität“, und wie schon gesagt um das etwas lädierte Image in der Hauptstadt zu bereinigen. Abgesehen von der ungemeinen Signalwirkung, die so eine Initiative entwickeln könnte.

  • Mich würde auch mal interessieren ob die Miete in dem Gebäude halbwegs moderat ist oder auch nur teurer Wohnraum angeboten wird, hat da jemand Informationen zu?

    Kommt darauf an was man unter moderat versteht. Im Schnitt 30 Euro kalt halte ich für recht teuer.

    https://www.romigmbh.de/objekt/krautstrasse/

    Allerdings muss man sich auch fragen, wie günstiger Wohnraum enstehen soll, wenn Energiepreise und Baukosten gezielt immer weiter hochgetrieben werden.

  • ^ Energiepreise werden mittelfristig sehr stark sinken, wenn wir nicht dne WEg konsequent weitergehen, der jetzt eingeschlagen worden ist. Aber populistisch betrachtet hast Du Rechts.
    Quellen: https://strom-report.com/strom…iWWVDAhpGBX3WlWciGYjZuu9w


    https://scontent-ham3-1.xx.fbc…Kic1NF88IP06Q&oe=65DCB1EB


    Eingebundenen Screenshot des Textzitats aus urheberrechtlichen Gründen geurlt und unnötiges Zitat aus dem Vorpost entfernt.

  • Ich habe gerade ein Video gesehen, dass Mercedes in Dubai einen 341m hohen Wohnturm für die Hälfte baut.

    Nach der SZ .sueddeutsche.de/wirtschaft/immobilien-dubai-mercedes-benz-gibt-namen-fuer-luxus-wohnturm-in-dubai ist Mercedes Lizenzgeber für den Namen des Gebäudes und darf wohl beim Design innen und aussen mitreden. Bauherr ist eine Binghatti Properties aus Dubai.

    Also verdient Mercedes noch ein bißchen und darf sein Logo an dem Gebäude anbringen.

  • AlexB2507 : Es wäre ja sehr schön, wenn die Energiepreise in Deutschland mittelfristig wieder wettbewerbsfähig werden würden. Sie müssten dann auf 1/5 fallen. Oder auf 1/10 - je nach Vergleich. Das glaubt man in Deutschland in gewissen kommunikativen Silos. Von Aussen betrachtet sehen das die meisten vollkommen anders. Genau wie bei der Atomkraft.


    Camondo: Mercedes hat doch genau das getan, was Du forderst. Unter dem Berliner-Bürgermeister-Sohn Reuter hat Mercedes nach der Wiedervereinigung Milliarden auf Berlin gesetzt. Am Potsdamer Platz, am Salzufer. Und es bitter bereut. Es hat sich in Berlin weder imagemässig noch wirtschaftlich ausgezahlt. Da ein Konzern anders als grosse Teile der Politik rechnen muss und kann, wird denen das sicher nicht nochmal passieren. Wie oben schon erwähnt: Berlin macht nicht mal 1% des Umsatzes aus. Auch im politischen Berlin ist für Autokonzerne nicht mehr viel zu holen. Spätestens nach der politisch verkorksten Elektroauto-Förderung kann man nur hoffen, dass Mercedes rechtzeitig einen noch deutlicheren Rückzug aus Deutschland schafft. Die ganze Branche schaut sich obendrein das Tesla-Genehmigungs-, Nimby- und Produktivitäts-Desaster in Grünheide an. Das hilft alles nicht im Hinblick auf ein Engagement in Berlin....