Luxuskaufhäuser, Kaufhaussterben, Probleme des Einzelhandels

  • Aus dem Thread "Umbau des KaDeWe" hierhin verschoben.


    Unter den drei Luxuskaufhäusern scheint jenes in München besonders erfolgreich zu sein, so sagt es das Unternehmen selbst:


    https://www.merkur.de/wirtscha…g-insolvenz-92703437.html


    Diesem Segment wäre es ja fast zu wünschen aus der Insolvenzmasse herausgekauft zu werden. Und wenn die (neuen) Eigentümer dann analysieren und vergleichen, dann wird man ua sehen, dass das Oberpollinger in München architektonisch alles andere als hybrid oder avantgardistisch gestaltet ist, sondern sehr klassisch.


    https://de.m.wikipedia.org/wik…W_2017-03-13_16-53-56.jpg


    und auch in Hamburg geht es klassisch zu:


    https://de.m.wikipedia.org/wik…%3AAlsterhaus_Hamburg.jpg


    Eine Gruppe aus diesen drei Häusern dürfte als Markenkern zeitlosen Luxus heraus entwickeln und aus dem aktuellen Dachausbau, der ein ganz bestimmter Zeitgeschmack war und damals sicherlich genauso gelobt wurde, eher lernen, dass Anbauten im Zeitgeschmack sehr kurzlebig sind und der kurzfristige Zugewinn sich langfristig umkehrt. Und es stört bei der Ausbildung einer Ikonographie, wenn ständig am Haus herum gebaut wird.


    Das KaDeWe hatte nie so hübsche Dachlandschaften wie Alsterhaus oder Oberpollinger. Eine Rekonstruktion wäre eher ein Rückschritt zum aktuellen Zustand. Der aktuelle Entwurf ist aber viel zu viel Zeitgeschmack. Ich vermute daher, dass man sich das nochmal ganz neu überlegen wird.


    Ich persönlich würde ja eine eklektische Neuplanung vorschlagen. Ein filigranes, helles Dachgeschoss, aber im Stil einer wilhelminischen Bahnhofshalle. Das passt zur Entstehungszeit des Gebäudes, zum Gebäude und zum klassisch-zeitlosen Konzept. Mit modernen Materialien kann man ja ein bisschen schummeln und besonders filigrane und helle Konstruktionen realisieren, die vor 100 Jahren undenkbar gewesen wären. Das scheint auch die Grundidee hinter dem aktuellen Dachausbau gewesen zu sein. Leider hat man das dann aber als Hybrid im Zeitgeschmack ausgeführt, statt konsequent als Weiterbau im Stil der Entstehungszeit der restlichen Fassade. Und alles bisschen zu klein und inkonsequent.

  • ^Das würde ja den status quo ante wiederherstellen. Die thailändische Central Group besaß das Portfolio aus den drei deutschen Kaufhäusern und dem Schweizer Globus durch Akquisition über die italienischen Rinascente-Häuser. Nach der Akquisition der Selfridges-Gruppe gehören auch Illum (DK) und Bijenkorf (NL) zu der gemeinsamen Gruppe. Ob die CG aber genug Feuerkraft hat, um die Akquisition des 50%igen SignaAnteils zu stemmen, weiß ich nicht, da das gemeinsame Portfolio doch sehr viel größer ist als die drei deutschen Häuser und da die Signa-Beteiligung ja aus genau diesem Grund (CG zu finanziell zu schwachbrüstig) ursprünglich zustande kam. Ob es zudem für die Kaufhausstandorte wünschenswert wäre, bleibt eine ganz andere Frage: Einzelhandel und Immobilien sind dann doch sehr unterschiedliche Geschäftsmodelle.

  • Gerade bei diesen Häusern ist das Geschäftsmodell des Handels doch kongruent zum Betrieb der jeweiligen Immobilie. Niemand muss heutzutage noch für irgendwas in einen stationären Laden, die Generation meiner Eltern und Großeltern macht es halt weil sie so sozialisiert sind, wäre das Einkaufsverhalten meiner generell oder gar der nächsten die Norm, dann gab's nahezu keinen stationären Handel mehr. Und aus demografischen Gründen kommt das auch so.


    Was langfristig den Unterschied machen kann ist das was du als Immobilien bezeichnest. Gerade im gehobenen Bereich ist das Gerede vom Einkaufserlebnis durchaus nachvollziehbar. Ich kann mir ehrlich gesagt keinen anderen Grund vorstellen heutzutage noch in Handelsimmobilien zu investieren, als diese Nische zu besetzen. Beheizte Zwischenlager, wo nur Masse umgesetzt wird und "hamwa nich" das Konzept gegenüber dem Kunden ist, werden langfristig fast vollständig durch Bringdienste aller Art ersetzt werden. Der stationäre Handel hat ja unelastische Kosten und kann nicht proportional zum Nachfragerückgang schrumpfen, die retail Apokalypse kommt daher in Schüben, vermutlich jedes mal wenn die gesamtwirtschaftliche Lage zu Kaufzurückhaltung führt, so wie jetzt.


    Es wäre sogar denkbar, dass das Oberpollinger auch auf das Galeria Augsburg oder das Alsterhaus auf das Galeria Hannover ausstrahlt und einzelne Häuser als regionale Zentren unter die Fittiche genommen und entsprechend aufwärts entwickelt werden. Ein vergleichbares Erlebnis, ohne die lange Anfahrt. Und so wie Karl Lauterbach kürzlich ein Foto von seinem Besuch auf einer Ärztetagung im KaDeWe Wintergarten auf X gepostet hat kann so ein Kaufhaus dann hin Hinblick auf die gesellschaftlichen Bedeutung auch mehr sein als ein beheiztes Zwischenlager.


    Dazu wäre aber soviel Kapital notwendig, ich glaube da ist es einfacher und risikoloser sich auf diese drei Häuser zurück zu ziehen und den Rest unter dem Namen Galeria sukzessive, naja, abzuwickeln, sobald die jeweiligen Standorte ihre Kapitalkosten nicht mehr verdienen können, was durch Betrieb auf Verschleiß jeweils nur eine Frage der Zeit ist. Dann ist es ein Sterben auf Raten, selbst wenn sich der Staat nochmal unter Druck setzen lässt Geld zu versenken, denke ich.

    Fazit:

    Zwischen einer großen Lösung, einem Rundumschlag, und dem Sterben auf Raten sehe ich irgendwie keine ernsthafte dritte Alternative. Und das ist halt ganz eng mit den Immobilien verbunden. Durchwursteln hat man jetzt lange genug versucht, ich weiss gar nicht die wievielte Insolvenz das inzwischen ist. Irgendwann wollen ja die Lieferanten dann auch keinen Warenkredit mehr riskieren, die nächste Sanierung ist vermutlich die letzte Chance, meine ich.

  • Einzelhandel und Immobilien sind dann doch sehr unterschiedliche Geschäftsmodelle.

    Ich habe weder Ahnung vom Immobilienhandel noch vom Einzelhandel. Ich habe es so verstanden , dass Karstadt/Galeria horrende, man kann auch sagen völlig überzogene, Mieten bzw. Pachtzahlungen an Signa hat leisten müssen, also haben die Kaufhäuser Signa Geld zugescheffelt, damit Signa liquide blieb um weitere Immobilien ankaufen zu können. Im Gegenzug wurden die Warenhäuser unter anderem auch durch den Steuerzahler am Leben gehalten, als "Geiseln" funktionierten die Beschäftigten.

    Solches Geschäftsgebaren hat im Grunde mit dem Einzelhandel und seinen Problemen an sich doch gar nichts zu tun?

    Aber wie gesagt, ich bin wirtschaftlich ahnungslos...

    Beim Umbau des KaDeWe wurde ja Großes angekündigt, aber die Umsetzung schleppt sich gefühlt ewig hin und überzeugt auch nicht, allein die unterschiedliche Farbe der Steinfassade lässt das ganze Haus unfertig erscheinen und das wird sich auch nicht mehr ändern.

  • Du sprichst spezielle Probleme der Unternehmung in Deutschland an.

    Das "Kaufhaus-Sterben" ist ein internationales Phänomen, so dass man nicht davon ausgehen kann, dass es dem Unternehmen ohne die speziellen Probleme plötzlich blendend ginge. Das kommt dann lediglich erschwerend hinzu.

  • ^ .... TwistedRoad hat versucht das Thema einzufangen und wieder auf die architektonische Ebene zu begrenzen, ich denke das hat er nicht gemacht damit Du nun wieder ins “Kaufhaus-Sterben" abgleiten kannst. ;(

    Mich hat das KaDeWe noch nie überzeugt. Spätestens nach 5 Minuten habe ich die Orientierung verloren und seit es die Fress-Etage nicht mehr in dem bekannten Rahmen gibt, hat es für mich sehr an Attraktivität verloren. Als einzig verbliebens Luxus-Kaufhaus Berlins sollte man sich schleunigst auf die Hinterbeine setzen und etwas zustandebringen, dass Internationalen Standards in der Luxus-Warenhaus-Sparte entspricht.

  • Gerade bei diesen Häusern ist das Geschäftsmodell des Handels doch kongruent zum Betrieb der jeweiligen Immobilie. Niemand muss heutzutage noch für irgendwas in einen stationären Laden, die Generation meiner Eltern und Großeltern macht es halt weil sie so sozialisiert sind, wäre das Einkaufsverhalten meiner generell oder gar der nächsten die Norm, dann gab's nahezu keinen stationären Handel mehr. Und aus demografischen Gründen kommt das auch so.

    Das halte ich für eine sehr übertriebene Einschätzung, ähnlich wie die Stimmen, die das Büro als solches wegen der Einführung von Home Office für obsolet hielten. Die Realität ist dann doch etwas komplexer.


    Ich jedenfalls bin Generation Z und die Zukunftsvorstellungen vieler, das bald alles bequem von zu Hause aus gemacht wird, teile ich definitiv nicht. Auch in Zukunft will man seine eigenen 4 Wände mal verlassen, an die frische Luft gehen, in der Stadt etwas bummeln und die Atmosphäre genießen. Nur einsam zu Hause auf dem Bildschirm zu tippen wäre jedenfalls eine traurige Vorstellung und ich vermute mal, dass ich nicht ganz allein mit meiner Meinung bin.


    Dass der Einzelhandel insgesamt abnehmen wird und die Läden ein spannenderes Einkaufserlebnis bieten müssen, steht wohl außer Frage, doch langfristig wird sich eine Balance einstellen. Wer nur schnell was Spezielles kaufen möchte, findet das zügiger und bequemer im Internet. Wer sich mal gerne überraschen lässt und einfach mal stöbern will, auch die anderen Angebote der Stadt, zB Cafés und Restaurants, schätzt oder sich samstags mit Freunden in der Stadt treffen will, wird auch noch in 50 Jahren die Innenstadt aufsuchen.

  • Die meisten Menschen empfinden keinerlei Freude am sogenannten Shopping, ich kenne zwar solche Menschen aber sie sind die klare, kleine Minderheit. Für die meisten Menschen ist es lästige Notwendigkeit und dazu sind sie auch nicht den ganzen Tag an einem Bildschirm, sondern statt locker mal 2 Stunden (mit Fahrerei, egal mit welchem Verkehrsmittel, und Aussuchen und Kasse etc.) zu verbringen um eine neue Hose zu kaufen machen sie das schnell auf dem Klo nebenzu am Smartphone


    Die Größe und Lieblingsmarke ist bekannt, da gibt's einen guten Deal, bestellt, in 1-2 Tagen da und nebenzu angenommen oder auf dem Weg vom Supermarkt am Paketshop mitgenommen. Die Notwendigkeit der Beschaffung einer neuen Hose ist von früher 2h dafür aufgewendete Freizeit zu nahezu 0 Zeitaufwand geschrumpft.


    Und die 2h verbringt man dann lieber als quality time anderweitig außer Haus. Ich kann mir jedenfalls kaum einen Ort vorstellen an dem ich weniger meine Freizeit verbringen möchte als an einem Klamottenregal in einer fensterlosen Kaufhausetage.


    Kann sein, dass du zu den Ausnahmen gehörst und wirklich gerne einkaufen gehst. Aufgrund der unelastischen Kosten funktionieren die alten, riesigen Kaufhäuser, die für eine Gesellschaft geplant wurden in der es fast keine bequeme und schnelle Alternative zu ihnen gab, aber nicht für eine Minderheit der früheren Frequenz. Die Fixkosten können nicht elastisch mit schrumpfen.


    Was KaDeWe und Co machen können ist immer mehr städtisches Leben zu sich zu holen und die reinen Regalflächen zu verkleinern, eben beispielsweise sowas

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    Am Ende des Tages müssen einfachen zusätzliche Erlösquellen erschlossen und Gründe für Menschen das Kaufhaus zu betreten gefunden werden.


    Davon, dass du "in der Stadt" bist, verdient ein Kaufhaus auch kein Geld. Triffst du Freunde im Karstadt? Das KaDeWe hat da eine kluge Diversifizierung angefangen und das sollte es weiterführen is all I'm saying.

  • Im Karstadt treffe ich mich ganz sicher mit niemandem, habe ich auch nie behauptet. Doch sich einfach mal in der Spandauer Vorstadt zu treffen, sich die vielen Läden anzuschauen, ein neues Wohnaccessoire oder eine nette Keramiktasse zu finden, im Buchladen was zu kaufen und anschließend einen Kaffee zu trinken schon viel eher - und ich kenne viele, die das auch gerne machen. Ist ja auch eines von vielen Gründen, überhaupt in die Stadt ziehen zu wollen. Im Internet findest du zwar alles was du suchst, doch wo bleibt die Überraschung, das Spontane und Soziale?


    Wie gesagt, die Stadt muss wieder vielfältiger, durchmischter und lokaler geprägt sein - die anonymen Großhändler mit lieblosem Filialkonzept haben durchaus ausgedient, wenn ihnen nichts innovatives mehr einfällt. Doch den Einzelhandel als Ganzes in Frage zu stellen, halte ich für sehr gewagt.

  • Bisher werden weniger als 12% aller Waren online gekauft (Statista / Link). Es gibt also noch viel Luft nach oben - auch im Vergleich zu anderen Ländern. Das heisst umgekehrt: Der Kahlschlag im stationären Einzelhandel hat leider gerade erst begonnen.

    Interessant finde ich die These, dass auf Dauer stationär nur noch 2 Bereiche florieren werden:

    Einerseits Orte für sogenannten "Erlebniskauf". Also zB durch ein Luxuskaufhaus schlendern, sich inspirieren lassen, dabei einem Artisten zuschauen, die Kinder in der Super-Duper-Hüpfburg abgeben während die Eltern in der 6.Etage schlemmen.

    Und auf der anderen Seite: Sehr kleine, hochspezialisierte Fachgeschäfte mit exzellenter Beratung für ein Nischenpublikum / Fanpublikum. Für die breite Masse der Anbieter wird es dagegen schwierig. Feld-, Wald- und Wiesen- Bedürfnisse werden Online einfacher gedeckt.


    Mich hat auch immer gewundert, dass Investoren bis vor kurzem noch den Bau von Shopping Centern riskiert haben - in Berlin sind es wohl mittlerweile 64 Stück. Und die sind alle "Middle-of-the-Road". Ich würde die These wagen: Kein Betreiber ist in Berlin happy mit seiner Rendite. Bei Kaufhäusern ist es noch extremer. Hätte sich der Markt normal bereinigt, würde es ausser dem KaDeKe schon lange keines mehr geben. Die anderen gab es nur noch so lange, weil sie Teil von Immobiliendeals waren (damit Benko bauen durfte, musste er sie noch ne Weile erhalten)

    Was speziell das KaDeWe angeht, versucht man seit vielen Jahren den "Erlebniskauf"-Weg zu beschreiten. So wie wie ich es mitbekomme bisher allerdings nur mit mässigem Erfolg. So blieb zum Beispiel die teuer umgebaute Luxus-Herren-Etage weit hinter den Erwartungen zurück. Einzig die Shop-in-Shop Konzepte im EG und die Schlemmer-Etage im DG werfen gute Renditen ab. Aller dazwischen ist wohl eher mau.

  • Ich denke nicht, dass man das Aussterben der Malls aktuell schon so pauschal vorhersagen kann. Es sind vermutlich etwas zu viele, aber nicht alle müssen scheitern. Also zumindest die Gropius Passagen, als eins der größten EKZ der Stadt, brummen noch immer. Das Zentrum Schöneweide als kleinerer Vertreter schlägt sich trotz Dauerbaustelle ebenfalls recht gut. Bei beiden steht eigentlich auch nie länger ein Laden leer, obwohl es bei den Gropius Passagen bspw. mit Kaufhof und Spiele Max schon zwei größere Wegzüge gab. Beim Alexa als weiteres sehr großes EKZ und bei den Neukölln Arcaden als mittelgroßes EKZ war ich lange nicht mehr, beide waren aber bisher auch meist gut besucht.

    Das Wutzky Center als kleines EKZ läuft weniger gut mit viel Wechsel und sporadisch auch mal längerem Leerstand, das aber eigentlich schon seit Eröffnung vor zig Jahren. Den Rest kenne ich einfach nicht genug, manche Bilder sehen aber wirklich gruselig aus.


    Das KaDeWe habe ich im Gegensatz zum Karstadt Herrmannplatz ebenfalls selten von innen erlebt, seit dem angelaufenen Umbau noch gar nicht. Ich vermute, dass es vor allem bei (Deutschen) Touristen guten Klang besitzt und somit erstmal weiter laufen wird, dass es aber für eine deutlich erfolgreichere Bilanz schon in wirklich jeder Sparte positiv hervorstechen und vielleicht auch intensiveres Marketing betreiben müsste.

  • Ich vermute, dass es vor allem bei (Deutschen) Touristen guten Klang besitzt und somit erstmal weiter laufen wird, dass es aber für eine deutlich erfolgreichere Bilanz schon in wirklich jeder Sparte positiv hervorstechen und vielleicht auch intensiveres Marketing betreiben müsste.

    Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass vor allem die Obere "Fressetage" von deutschen Touristen frequentiert wird, während sich in den darunterliegenden Luxusetagen eher Touristen aus Asien, Russland und arabischen Ländern, sowie die Jugend der berliner Oberschicht und Neureiche tummeln – der klassische deutsche Tourist kann mit Balenciaga und Vetements halt auch eher weniger anfangen und kauft im Urlaub auch nichts bei Cartier. Das Problem ist das wir aktuell in einer Rezession sind, kaufkräftige Russen aus bekannten Gründen aktuell nicht zum shoppen einfliegen und Touristen aus Asien und arabischen Ländern – nach Corona – aktuell eher wieder die Klassiker Paris, Rom und London ansteuern – zumindest wenn es ums Shoppen geht.

  • ^... 100% Zustimmung was Deine Einschätzung und Beobachtung betrifft. Und da das Thema ja inzwischen in der Lounge gelandet ist, kann ich ja so richtig vom Leder ziehen .... ich würde noch weiter gehen beim Suchen und Nennen der Gründe. Berlin bietet seit Jahren einfach nicht genug an Attraktivität und Plaisir. Wer will ständig durch verstaubte Baustellen, unfertiges Ambiente und mittelmäßige Auslagen stöckeln? Es gibt kein Angebot für Kurzweil, keine großen Inszenierungen an Bühnen und Musical, wo man nach dem Shoppen sich abends vergnügen kann. Man kann keine Internationalen Stars erhaschen, zufällig..., höchstens Frau Merkel beim Ullrichs hinterm Holocaust-Mahnmal. Nicht das Schlechteste aber halt nicht das Ding dieser zahlungskräftigen Klientel.

  • Die Bild und Capital berichtet heute das sich die Anzeichen mehren, dass sich beim KaDeWe eine Insolvenz anbahnt. Die Informationen dafür kommen wohl aus internen Unternehmenskreisen. Ein für heute geplanter verkaufsoffener Sonntag wurde überraschend abgesagt, es wird vermutet das dafür eine Inventur im Haus als Vorbereitung für die Insolvenz durchgeführt wird. Als Retter könnte wohl noch ein thailändischer Investor einspringen.

  • Wie gestern auf der BZ erzähle wurde, droht es das KaDeWe insolvent.


    Laut B.Z.-Informationen reden die Mitarbeiter im Haus bereits offen über den bevorstehenden Insolvenzantrag der KaDeWe-Group, viele machen sich verständlicherweise Sorgen um ihren Job und die Fortzahlung des Gehaltes.


    Normalerweise wäre heute verkaufsoffener Sonntag wegen der Grüne Woche die in Berlin stattfindet. Den Grund ist : Der Sonntag könnte für eine Inventur genutzt werden.


    Hoffentlich wird es nicht der Fall sein.

    Der Herr Benko hat viele Spuren hinterlassen!


    Der Kaufhaus gehört zur singna Konzert ( 49 %)

    50,01 % seit 2015 zum thailändischen Konzern Central Group.


    Insolvenzverfahren nächste Woche


    Aus dem Bauthread zum Umbau des KaDeWe hierhin verschoben.

  • Als Retter könnte wohl noch ein thailändischer Investor einspringen.

    Haha, nee, die ( mit "die" meine ich die Central Group...)warten jetzt schön bis die Pleite da ist und kaufen die restlichen Anteile für n Appel und n Ei :P

    Einmal editiert, zuletzt von TwistedRoad ()

  • ^^ Ergänzung: der Tagesspiegel (und auch der rbb im Radio) berichtet dazu, dass vom von der KaDeWe Group vorbereitete Insolvenzantrag auch die Luxuskaufhäuser Alsterhaus (Hamburg) und Oberpollinger (München) betroffen sind.


    Es sei denkbar, dass der Mehrheitseigner Central Group aus Thailand die Insolvenz für eine günstigere Übernahme der Anteile der KaDeWe Group nutzen will. KaDeWe-Group-Chef Michael Peterseim geht allerdings nicht davon aus.

  • ^... 100% Zustimmung was Deine Einschätzung und Beobachtung betrifft.

    ...


    München ist die heimliche Hauptstadt Deutschlands aus Sicht der kaufkräftigen Klientel, das muss man ohne komische Reflexe des Regionalpatriotismus einfach feststellen. Egal ob aus dem Ausland oder dem Inland. Die ganze Atmosphäre ist ja auch eine andere. In der Oper in München sitzen alle in Abendgarderobe, in Berlin, weisste selbst.

    Berlin ist halt eine Stadt des Proletariats, das ist auch gar nicht schlimm oder so, das muss man nicht empört zurückweisen. Man sollte es halt bedenken.

    Das KaDeWe ist ein Überbleibsel einer ganz anderen Ära.


    Ich bleibe aber dabei, dass es als naja Fluchtburg, Kulminationspunkt, whatever der Oberschicht funktionieren kann. Durch Bundespolitik, Diplomaten, Lobbyisten usw. sind Nachfrage und Bedarf vorhanden. Das muss halt aus einem Guss sein, eine one stop shop, egal ob du deine Schuhe neu aufsohlen lassen willst, Beratung für Skikleidung für den Ausflug am Wochenende in die Alpen willst oder eine Konferenz im Dachgeschoss abhalten willst, du weisst im KaDeWe wird dir gediegen und gut in quasi allen Lebenslagen geholfen.


    Und wenn sie was nicht inhouse haben dann haben sie garantiert für alles einen Geschäftspartnern der einem weiterhelfen kann, die Organisation übernimmt man auch gerne für den Kunden. "Wir machen das gerne für Sie!" will die Klientel die mehr Geld hat, als sie Zeit hat, hören wenn sie was braucht. Und entsprechend kann man davon dann auch gut leben und sich das bezahlen lassen.


    Das muss man aufbauen und dann Geduld haben, bis Menschen ihren Alltag entsprechend darauf ausrichten und es annehmen. Das kann absolut funktionieren, wieso auch nicht.


    Sinnloses Vollzitat gekürzt.

  • Herr Benko soll ein wirklich unangenehmer Mensch sein - dass muss man wahrscheinlich zur Kenntnis nehmen. Aber er hat das Leben diese Kaufhäuser verlängert - und nicht verkürzt. Wären die Kaufhäuser nicht für ihn Hebel für - im Niedrigzins-Umfeld - hochprofitable Immobiliendeals gewesen, wären die Kaufhäuser schon seit Jahren zu. Auch das KaDeWe kränkelt seit schon viele Jahre.


    Trotzdem überrascht es mich, dass es nicht jetzt nicht nur kränkelt - sondern von der Insolvenz steht. Wenn ich die Central Group wäre, würde ich mir zweimal überlegen, jetzt nochmals viel Geld reinzustecken. Das Konsumklima wird durch die weiter fortschreitende Verarmung der Deutschen auf Jahre verhalten sein. Wohlhabende russische Touristen kommen so schnell auch nicht mehr zurück. Die Central Group macht das bestimmt nur, wenn's ein Schnäppchen wäre (oder wenn sie so etwas vom bereits für die ersten 50% darin versenkten Geld retten können). Aber vielleicht macht es ja im Paket Sinn - denn in München und Hamburg soll es ja besser laufen als in Berlin.


    Der Trost dabei - für mich: Wahrscheinlich wird sich niemand mehr dazu aufraffen das Geld in die Hand zu nehmen und dem KadeWe die eigentlich geplante Glashaube aufzusetzen.

  • Ich habe es so verstanden , dass Karstadt/Galeria horrende, man kann auch sagen völlig überzogene, Mieten bzw. Pachtzahlungen an Signa hat leisten müssen, also haben die Kaufhäuser Signa Geld zugescheffelt, damit Signa liquide blieb um weitere Immobilien ankaufen zu können. Im Gegenzug wurden die Warenhäuser unter anderem auch durch den Steuerzahler am Leben gehalten, als "Geiseln" funktionierten die Beschäftigten.

    Vergib mir, nicht ganz: Das mit den Mieterhöhungen stimmt, und das ließ sich aus zwei Gründen durchsetzen, nämlich 1. eine de-facto Kontrolle der unternehmerischen Entscheidungen bei den Kaufhäusern als Eigentümerin von Immobilie und Kaufhauskette und 2. ein 'kaptiver' Mieter: Das KaDeWe oder Oberpollinger kann nicht einfach in den Laden nebenan ziehen, selbst wenn er die gleich Größe und entsprechende Lage hätte, weil Marke und Mietobjekt verschmolzen sind. Wie mehrere Berliner Zeitungen heute berichten bereitet die KaDeWe Gruppe einen Insolvenzantrag vor. Richtig so, denn nur so kommt man da wieder raus.


    Die abgeschlossenen erhöhten Mietverträge ermöglichen es bei Gewerbeimmobilien den bilanziellen Ertragswert hochzuschreiben: Verdoppelt sich die Miete, verdoppelt sich auch der Ertragswert. Für finanzierende Banken erhöht sich damit der Beleihungswert, das heißt Signa konnte mehr Kredit aufnehmen, der dann zum Eigenkapital für den Erwerb der nächsten Immobile wurde. Bis hierher haben die Kaufhäuser erstmal noch keinen Pfennig beigetragen: Es findet alles auf dem Papier statt.


    Nun waren diese Mietverträge nicht nur erhöht sondern überhöht, und haben zu den mittlerweile drei Insolvenzen der KarstadtKaufhof beigetragen. Hier kommen jetzt die Mitarbeiter als Geiseln ins Spiel: Um politischen Druck zu erzeugen, damit Immobilien / Grundstücke umgewidmet werden können oder höher/anders zu bebauen - siehe Wertheimgrundstück. Benko hat das in Berlin brilliant gespielt.


    Er ist aber nicht der einzige Spitzbube in diesem Spiel - die Berliner Landespolitik muß sich mangelndes Verständnis oder zumindest billigendes Inkaufnehmen vorhalten lassen. Ein Kreuzberger Baustadtrat war zumindest auf der richtigen Fährte, hat aber politisch unbeholfen agiert. Man sollte daraus lernen: Bei der GSG und ihrer Eigentümerin läuft ja ein ähnliches Spiel, und es lassen sich sicher weitere Beispiele finden.


    Die Theorien zum Aussterben des stationären Einzelhandels, wie hier diskutiert, halte ich für Mumpitz: Es gibt eine Klientel für alles, und 'instant gratification' gibt es halt so nur beim Einkaufsbummel. Das ist sicher nicht nur eine Frage der Demographie, sondern das Resultat eines breiteren Spektrums von Faktoren.