Bethmannhof: Wettbewerb 2023 zu Abbruch und Neubau

  • Bethmannhof wird "House of Creativity and Innovation"

    Seit der frühen Nachkriegszeit war der Bethmannhof Sitz einer Bank. Zunächst war das die Bethmann-Bank, bis zur Übernahme durch die niederländische ABN Amro im Jahr 2004. Der Umzug in das Marienforum erfolgte 2018. In Beiträgen im Altstadt-Salon ging es im selben Jahr bereits um die folgende Nutzung der neobarocken Dreiflügelanlage, die überwiegend aus dem Jahr 1895 stammt und unter Denkmalschutz steht.


    Bild: http://www.deutsches-architektur-forum.de/pics/schmittchen/bethmannhof_(c)_stadtplanungsamt.jpg Bild: http://www.deutsches-architektur-forum.de/pics/schmittchen/bethmhof.jpg


    Bild: http://www.deutsches-architektur-forum.de/pics/schmittchen/bethmhof2.jpg Bild: http://www.deutsches-architektur-forum.de/pics/schmittchen/bethmhof1.jpg

    Erstes Bild: © Stadtvermessungsamt Frankfurt, andere Bilder (von 2005): Schmittchen


    Vorerst befristet soll nun ein Teil der seitdem leer stehenden Räume der Kreativwirtschaft zur Verfügung gestellt werden. Bis zum Jahresende sollen zahlreiche Veranstaltungen stattfinden, mit dem Ziel, genügend zahlende Mieter für eine dauerhafte Nutzung zu finden. Angesprochen werden unter anderem Werbetreibende, Musiker, Designer, Software- und Spieleentwickler und Architekten. Entstehen soll ein Ort der Begegnung der Kreativbranche, in der in Hessen 127.000 Menschen tätig sind.


    Eigentümer des Bethmannhofs ist die Familie Bethmann. Vorhanden ist eine Fläche von mehr als 8.000 Quadratmetern. Für die Zwischennutzung stehen seit Anfang des laufenden Monats 2.100 Quadratmeter bereit, darunter der Innenhof des Gebäudeanlage. Vorhanden ist auch ein Weinkeller, außerdem frühere Tresorräume und Schließfächer der Bank.


    Die Zwischennutzung wird über die Wirtschaftsförderung organisiert, der die Räumlichkeiten mietfrei zur Verfügung gestellt werden. Einbezogen ist auch der 2011 gegründete hessischen Kreativwirtschaft-Cluster "Cluk", in dem einzelne Verbände der Branche organisiert sind. Ein Betrieb über die erste Phase hinaus gilt als möglich, wenn etwa 70 bis 80 Prozent der zukünftigen Kosten über Mieten gedeckt werden können.


    Weitere Einzelheiten in einem aktuellen Onlineartikel der FAZ.

  • Wahrhaftig wird damit für jeden sichtbar, dass ein Stück Frankfurter Wirtschaftsgeschichte zu Ende geht. Denn vor kurzem wurde auch bekannt, dass die Bethmann-Bank zum Ende des Jahres - nach 273 Jahren - ihre Banklizenz zurückgibt. Das war nach der Übernahme durch ABN Amro zwar absehbar, aber jetzt ist es sozusagen amtlich: klick

  • Massif Central übernimmt den Bethmannhof

    Ein paar news aus der Innenstadt, die FAZ berichtet dass das Massif Central ab April in den Bethmannhof einzieht und die gesamte Fläche dort bespielt (Artikel hier, hinter Bezahlschranke). Was mit dem House of Creativity and Innovation passiert sei demnach noch nicht geklärt, aber eine Integration laut Wirtschaftsdezernentin denkbar.

    Massif Central gibt selbst auf der eigenen Website einiges an Details, auch zum weiteren Ablauf (findet sich hier)
    - Mietlaufzeit 5 Jahre, Gesamtfläche ca. 7.000m2
    - Umzug/Umbau Bethmannhof ab April, Neueröffnung für Ende August geplant
    - Schließung aktuelles Massif in der Eschersheimer Landstraße nach Ostern, dann Nutzung durch das Lichter Filmfest bis Abriss

  • Eine sehr vielversprechende Neuigkeit und eine große Bereicherung für diesen besonders vernachlässigten Teil der Innenstadt. Das Massif Central war schnell zu einem Hipster-Anlaufpunkt im Nordend geworden und vollzieht nun den logischen nächsten Schritt. Der traurige Anblick Bethmannhof sieht besseren Zeiten entgegen. Bin sehr gespannt auf das was sich hier tun wird.

  • Kreativzentrum "Massif Central" im Bethmannhof

    Der Bethmannhof war lange Sitz Bankensitz, zuletzt der Bethmann Bank / ABN AMRO. Die Bank zog 2019 in das Marienforum. Im Frühjahr 2023 übernahm das Projekt "Massif Central" den denkmalgeschützten Bethmannhof. Das Kreativzentrum musste den alten Sitz in einer ehemaligen Buchdruckerei im Blockinneren der unteren Eschersheimer Landstraße räumen, weil das Gebäude und eine benachbarte Autowerkstatt für ein Wohnbauprojekt abgerissen werden.


    Derzeit läuft der Architekten- und Stadt­planer­kammer Hessen zufolge ein Wettbewerb für die "Neu­ge­staltung des Bethmannhofs", dies "unter Einbeziehung denkmalgeschützter Bausubstanz". Die Entscheidung soll im kommenden September fallen. Demnach ist zu erwarten, dass der Bethmannhof früher oder später ein Fall für einen Projektstrang wird. Vorerst ist das "Massif Central" aber etwas für diesen Thread.


    5867_bethmannhof.jpg


    5868_bethmannhof.jpg

    Bilder: Schmittchen

  • Bethmannhof (Neuentwicklung)

    Der traurige Anblick Bethmannhof sieht besseren Zeiten entgegen. Bin sehr gespannt auf das was sich hier tun wird.


    Dieses Zitat von Golden Age aus dem März 2023 lässt sich nun teilweise beantworten, ob nach der hervorragenden gegenwärtigen Zwischennutzung allerdings wirklich bessere Zeiten für das Gebäude Areal bevorstehen, urteilt selbst.


    Bisher gab es, soweit ich das überblicken konnte, noch keinen Bericht über die Ergebnisse des von Schmittchen hier erwähnten Architekturwettbewerbs zur "Neugestaltung des Bethmannhofs". Auch Medien und Pressemitteilungen war bisher nichts zum Ergebnis zu entnehmen, dafür bin ich allerdings auf den Websites einiger Architekturbüros fündig geworden. Und was soll ich sagen, ich bin latent entsetzt. Denn von der in Schmittchens Beitrag erwähnten "denkmalgeschützter Bausubstanz" die integriert werden soll ist wohl nicht sonderlich viel vorhanden und dementsprechend gestallten sich auch die Entwürfe. Versteht mich nicht falsch, ich mag moderne Architektur und finde gerade einen der Entwürfe hervorragend, doch möchte ich an diesem Ort eigentlich den historischen Bethmannhof sehen oder nur eine Anpassung des Bestands. Zu nah der Römer, zu wenig "historischer" Bestand in der Frankfurter Innenstadt.


    Doch der Reihe nach. Diesem Artikel (Link) der FNP ist zu entnehmen, dass die Bethmann Bank gerne das Gelände selbst nutzen möchte, dazu allerdings mehr Platz benötigt. Dies macht einen Neubau unter Integration von denkmalgeschützter Bausubstanz nötig, auch da sich das Bestandsgebäude nicht an die Anforderungen eines zeitgemäßen Bankbetriebs anpassen lässt. Auch wird mehr Platz gebraucht, was eine höhere Bebauung erfordert.


    Der Architekturwettbewerb hat keinen ersten Platz hervorgebracht und so wird gegenwärtig der zweite Platz auf Wunsch der Stadt Frankfurt modifiziert. Eine abschließende Beurteilung ist daher noch verfrüht, doch ein guter Eindruck des sich anbahnenden zukünftigen Bethmannhof lässt sich trotzdem gewinnen.


    2. Platz (ein erster wurde nicht vergeben): BGF Architekten aus Wiesbaden

    Visu und ausführliche Beschreibung gibt es: hier

    wy55zeao.jpg

    Quelle: BGF Architekten (Link)




    3. Platz: Max Dudler (Berlin)

    Visus und ausführliche Beschreibung gibt es: hier

    b72leub8.png

    Quelle: Max Dudler (Link)


    qwq8kvia.png

    Quelle: Max Dudler (Link)


    wiqrr8ih.png

    Quelle: Max Dudler (Link)




    4. Platz: C.F. Møller Architects (Aarhus, Dänemark)

    Visus, Grund- und Querschnitte und eine ausführliche Beschreibung gibt es: hier (dieser Entwurf gefällt mir mit Abstand am besten, könnte gerne an anderer Stelle verwirklicht werden)

    lgicfh7v.png

    Quelle: C.F. Møller Architects (Link)


    sp9zfdkt.jpg

    Quelle: C.F. Møller Architects (Link)


    4soh6ajs.jpg

    Quelle: C.F. Møller Architects (Link)


    ydmglvyb.jpg

    Quelle: C.F. Møller Architects (Link)


    Hoffe die Einbindung der Bilder passt so, ist das erste Mal mit directupload für mich

  • ..., ich bin latent entsetzt. ...

    Es geht mir genauso! Alle drei gezeigten Entwürfe sind für diesen Ort völlig unpassend, so nah am Römer. Lediglich das Erdgeschoss des 4. Platzes (C.F. Møller Architects) zeigt ein wenig den Willen zur Herstellung einer stimmigen Gebäudezeile. Aber die extrem hohen Glasanteile der 5 Geschosse darüber, machen den ersten positiven Eindruck wieder kaputt. Die anderen beiden Entwürfe sind in Kombination mit dem Bethmannhof-Portal eigentlich unerträglich.

  • Mit den grotesk anmutenden Wettbewerbsbeiträgen mag ich mich nicht näher befassen. Bereits der Gedanke an einen Abbruch dieses bedeutenden Kulturdenkmals ist meines Erachtens ganz und gar indiskutabel. Hier muss der Denkmalschutz durchgesetzt werden. Eine andere Möglichkeit sehe nicht.

  • Grässlich.

    Einfach nur grässlich, und fast schon obszön, es nur in Erwägung zu ziehen den historischen Bethmannhof abzureissen und in unmittelbarer Nachbarschaft des Römers solche grotesken Monströsitäten hochzuziehen.

    Sanieren oder, wenn das nicht möglich ist, ein Neubau nach historischen Vorbild. Alles andere ist schlich und ergreifend inakzeptabel.

  • Sehe es absolut wie Schmittchen. Lasst uns DORT aufs Dach gehen! Ziviler Ungehorsam (den ich ansonsten verachte) funktioniert ja mittlerweile gut in Frankfurt...

  • Ich bin mit den Frankfurter Gegebenheiten nicht vertraut, aber einigermaßen erstaunt. Wenn ich das mit den Querelen um das Potsdamer Rechenzentrum vergleiche, das weder geschichtlich ähnlich bedeutsam ist, noch in einem auch nur vergleichbar guten Zustand.


    Ich kann es gar nicht glauben, wenn ich die Fotos von der letzten, offenbar sehr schönen Sanierung sehe. Soll das alles abgerissen werden oder wird "nur" aufgestockt, angebaut und die Fassaden überformt?

    Bethmannhof, Frankfurt • BGF+ Architekten Wiesbaden (bgf-plus.de)


    Und von den Kreativen, welche die Zwischennutzung genießen durften, ist auch kein Rabatz zu erwarten? Die ziehen einfach brav wieder aus? Nicht nur in Potsdam, auch in anderen Städten werden solche Zwischennutzungen nicht so leicht wieder hergegeben.


    In einem Artikel vom Oktober wird der Sprecher der Grünen im Ortsbeirat, Alexander Mitsch, zitiert: „'Nach meinen bisherigen Informationen vom Landesdenkmalamt handelt es sich hierbei um ein Kulturdenkmal', sagte Mitsch. Möglicherweise sei die Bauaufsicht von anderen Voraussetzungen für den Architektenwettbewerb ausgegangen."


    Diesen Satz verstehe ich nicht. Es muss doch vor Ausrufung eines Wettbewerbes klar sein, ob das Gebäude als solches denkmalgeschützt ist oder nur Teile davon.


    Hier steht, u. a. im Bethmannhof sei das Grundgesetz verfasst worden. Denkmalwürdigkeit definiert das Hessische Denkmalschutzgesetz so, dass aus "künstlerischen, wissenschaftlichen, technischen, geschichtlichen oder städtebaulichen Gründen ein öffentliches Interesse" an einer Erhaltung bestehe. Hier sind doch mindestens geschichtliche und städtebauliche Erhaltungsgründe gegeben, meiner bescheidenen Ansicht nach auch künstlerische. Wie gesagt, ich habe nur einen sehr oberflächlichen Blick darauf.

  • Schreckliche Entwürfe. Dass man innen nach 20 Jahren mal wieder umbauen müsste, ist erwartbar, aber am Äußeren sollte nichts bis wenig verändert werden.


    Das eigentliche Problem liegt mMn aber im Umfeld. Obgleich so nah am Römer, ist die Ecke absolut tot. 80% der Fläche ist asphaltiert, man sieht kaum Fußgänger. Ich hatte gehofft, dass sich das mit den Kornmarkt-Arkaden ändern würde, aber bis auf das Motel One ist immer noch recht wenig los. Die Straßenbahnhaltestelle wird auch kaum genutzt. Man sollte den Verkehrsraum der Bethmannstraße zwischen Karmeliterkloster und Paulsplatz komplett umgestalten, breitere Bürgersteige, Radwege, Stellplätze weg, Autoverkehr nur für Anlieger/Lieferverkehr, Straßenbahn wo möglich auf Rasengleis.

  • Wenn ich es recht verstanden habe, schützt der Denkmalschutz die originale Bausubstanz. Da der Bethmannhof nach dem Krieg wiederaufgebaut wurde, steht daher viel Substanz für den Abriss zur Disposition.


    Dieses Argument fand auch Anwendung beim Senckenberg-Museum, sodass die unselige Umbauplanung mit dem uns bekannten Ergebnis realisiert wurde.


    Nebenbei: Warum Familienmitglieder der Familie Bethmann sich an die Rekonstruktion des benachbarten Langen Franz finanziell beteiligen, ist mir unter diesen Umständen nicht begreiflich.

    Einmal editiert, zuletzt von main1a ()

  • Absolut schreckliche Entwürfe, besonders der höchst platzierte Entwurf. Wundert mich allerdings nicht! Null Bezug zur Umgebung oder dem existierenden historischen Gebäude. Frankfurt opfert also seine wenigen historischen Fassaden die den Krieg überstanden haben, für billigste Investoren Kisten, die überall auf der Welt stehen könnten. So geht langsam jegliche Identität verloren, ausserhalb der wieder aufgebauten Mini Altstadt/Römerberg. Aber die Architektur passt wunderbar zum modernen Deutschland: Ideenlos, Identitätslos, geschichtsvergessen und banal.

  • Ich bin auch schockiert. Wobei mich weniger die Entwürfe an sich stören, sondern viel eher die Tatsache, dass sie vom Original ja äußerlich kaum etwas übrig lassen. Gibt es einen speziellen Grund dafür, dass man das Gebäude so massiv strukturell überarbeitet?

  • Da der Bethmannhof nach dem Krieg wiederaufgebaut wurde, steht daher viel Substanz für den Abriss zur Disposition.

    Die historische Bedeutung, dass in dem Gebäude das Grundgesetz erarbeitet wurde, bezieht sich aber auf genau diese Zeitschicht nach dem Krieg. Aber auch davon abgesehen wäre es natürlich kein stichhaltiger Einwand, nach dem Krieg in vereinfachter Formensprache erneuerte Bauten seien nicht denkmalwürdig. Wenn ich mich recht erinnere, hat man sich bei der Paulskirche bewusst für die Nachkriegs-Version entschieden, als es um die Restaurierung ging. Und auch das Pellerhaus in Nürnberg ist ein "Denkmal von nationaler Bedeutung", nicht owohl, sondern weil es Vorkriegs- mit Nachkriegs-Bausubstanz verbindet.


    Was ist los mit dem hessischen Denkmalschutz und der Frankfurter Politik? Oder ist der Wettbewerb nur ein Testballon, um das Empörungspotenzial zu testen oder die eigene Verhandlungsposition zu stärken oder den Verkaufspreis hochzutreiben?

  • Nichts soll "strukturell überarbeitet" oder "überformt" werden. An Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lässt die Aussage auf der Website der BGF+ Architekten, ein Link steht in Beitrag #6: "... das [...] Gebäude [wird] in circa fünf Jahren abgebrochen und neu erstellt". Dies zu #15 und zu #11. Wenn ein paar ausgewählte Fassaden-Bauteile zuvor abgenommen und später an den Stahlbeton geschraubt werden sollen, ändert das nichts.


    Auslober des Realisierungswettbewerbs war die Bethmann Liegenschafts KG. Auch das steht hinter dem erwähnten Link. Unverständlich daher die Aussage in Beitrag #14, Frankfurt opfere seine wenigen historischen Fassaden. Man wird davon ausgehen können, dass der Stadtpolitik die Absichten weder dienlich noch willkommen sind. Es sind die Eigentümer, die dem Anschein nach rücksichtslos versuchen, derzeit wirtschaftlich kaum werthaltigen Grundbesitz beträchtlich in seinem Wert zu steigern. In diesem Kontext ist das von main1a erwähnte Engagement der Familie für die Rekonstruktion der benachbarten Rathaustürme in der Tat zynisch zu nennen.

  • Ich geb's zu, ich hatte den Text zum Siegerentwurf nur oberflächlich gelesen. Und da steht es: "Der bestehende Bethmannhof soll zurückgebaut werden. Wieder verwertbare Bauelemente und -teile werden in einer Datenbank katalogisiert und als Sekundärbauteil im Neubau wieder eingebaut. Alternativ werden die Bauteile über eine Bauteilbörse marktfähig gemacht. Historische Bauelemente wie zum Beispiel das Eingangstor werden gesichert, restauriert und wieder eingebaut."


    Das finde ich unglaublich, zumal es ja das selbe Büro ist, welches die Sanierung verantwortete. Im Beitrag auf der Unternehmensseite schrieb man damals: "Die Umorganisation der Unternehmensarchitektur machte jetzt – im Rahmen des Denkmalschutzes – eine grundlegende Sanierung und Umstrukturierung des Gebäudeinneren notwendig."


    Beim schnellen Googeln finde ich diverse Presseartikel, welche von "teilweisem" Denkmalschutz schreiben. Beim Blick auf die Datenbank des Landesamtes ist hingegen die gesamte Anlage als denkmalwürdig nach §2 (1) markiert. Da es keine einschränkende textliche Erläuterung gibt, sondern die "Dreiflügelanlage" beschrieben wird, wäre doch anzunehmen, dass damit tatsächlich die Gesamtheit geschützt ist.


    t89u2n8n.jpg


    https://denkxweb.denkmalpflege-hessen.de/


    Ich finde, der Verweis auf die Politik ist schon nicht ganz verkehrt, denn die Untere Denkmalschutzbehörde ist Teil der kommunalen Verwaltung und die Presseartikel zeigen, dass eine gewisse Unsicherheit über den Denkmalstatus herrscht.


    Dem Bauherrn geht's ums Steigern von Geschossfläche, das muss, glaube ich, nicht weiter diskutiert werden.


    Dass aber auch die Architekturbüros und die Jury als Mitverursacher dieser sich anbahnenden misslichen Lage genannt werden müssen, ist klar. Hätten alle teilnehmenden Büros mit ihren Entwürfen den Bestand respektiert, gäbe es kein Problem. Ebenso, wenn die Jury die Courage gehabt hätte, keinen Entwurf zu prämieren. Man ist Rücksichtslosigkeit, Kulturlosigkeit, Selbstherrlichkeit und moralische Flexibilität aus diesen Kreisen ja gewohnt, aber drüber ärgern kann ich mich trotzdem jedesmal.

  • Der Bethmannhof ist in „der“ Frankfurter Denkmaltopographie aufgeführt (erschienen 1986). Leider ist gerade diese Ausgabe die inhaltliche schlechteste aller bundesweiten Ausgaben, sodass der Bethmannhof mit 4 Fotos und zwei Halbsätzen wie folgt beschrieben wird: „Neobarocke Dreiflügelanlage von 1895 mit dekorativem Hoftor; urspr. Mansarddächer vereinfacht ersetzt. Nach Osten barockes Säulenportal um 1680.“


    Ich gehe davon aus, dass das Erdgeschoss einzig noch neobarocke Gestaltungselemente aufweist. Hofseitig eher typisch frankfurterisch Barock (Fenstereinfassungen mit Segmentbögen in Mainsandstein und Ziergitter) und straßenseitig mit Hoftor, deutlich mehr „neobarock“ mit Bandrustika in Gelbsandstein und daher gründerzeitlicher. Ab dem 1.OG, scheint bis auf die Südostecke (mit genannten Barockportal), der ganze Komplex in den 50ern stark überformt worden zu sein. Die Gestaltung der Südostecke mit zweiteiligen Fenstern und Eckquaderung über 3 Geschosse, wohl eher Neorenaissance. Soweit meine weitere Vermutung zur Denkmalsubstanz.

  • Was im Wettbewerb anscheinend als erhaltenswert vorgegeben wurde ist schön auf einem der Bilder von C.F. Møller Architects zu sehen (erstes Schema). Anscheinend nur die Außenmauer der Ecke oben links, der Innenhof und die Hofmauer mit ihrem schönen Tor. Meiner bescheidenen Meinung nach ist dies an Lächerlichkeit schwer zu überbieten. Als jemand der unter anderem in einem sehr alten Gebäude aufgewachsen ist, in dem kein Teppich ausgerollt werden durfte ohne Rücksprache mit dem Denkmalamt, ist das Vorgehen in diesem Fall für mich nicht verständlich. Ich hoffe das Thema wird medial aufgegriffen. Zumindest scheinen mit Ausnahme der Architekturbüros keine der beteiligten Akteure besonders stolz auf das vorläufige Ergebnis zu sein. Anders kann ich mir das dröhnende Schweigen (keine Pressemitteilungen, wenig bis keine Berichterstattung) nicht erklären. Vielleicht verschwinden diese Pläne ja auch einfach auf dem Grund einer Schublade. Mein Bedauern würde sich in Grenzen halten.


    eojukm4l.jpg

    Quelle: C.F. Møller Architects (Link)