Bethmannhof: Wettbewerb 2023 zu Abbruch und Neubau

  • Der Witz ist ja, dass der Bethmannhof praktisch das einzige (Privat-) Gebäude in der gesamten westlichen Altstadt ist, dass zumindest nach Altstadt anmutet und den ehemaligen Charakter des ganzen Viertels noch erahnen lässt (ansonsten gibt es nur noch 2 Gründerzeitler an der Bethmannstr. und die 3 östlichen Nachbarn von St. Leonard am Mainkai). Eigentlich müsste sich die komplette Umgebungsarchitektur an diesem Gebäude orientieren und nicht umgekehrt. Und genau dieses Gebäude will man nun zerstören und durch einen modernistischen Klotz ersetzen. Damit reißt man dem Viertel gewissermaßen das Herz heraus. In Ländern wie den USA, Großbritannien, Italien oder Frankreich würde man nicht im Ansatz auf diesen Gedanken kommen.


    Was ist denn auch so schwer daran, das Gebäude zumindest in seiner Kubatur zu erhalten (oder in gleicher Form neu zu bauen) und ihm einfach ein Mansarddach aufzusetzen - dann hätte man auch die nutzbare Fläche erhöht. Wenn das nicht reichen sollte, dann sollte man die Vorgaben ändern und nicht den Entwurf. Es kann einfach nicht sein, dass man direkt daneben den Langen Franz rekonstruiert und dann dieses historische Gebäude zerstört.

  • Die heutige digitale Spätausgabe der RMZ berichtet, dass ein positiver Bauvorbescheid erteilt wurde. Soweit, so bekannt. Die Eigentümerin, die Bethmann Liegenschafts KG, der Immobilie nennt dies einen "zentralen Meilenstein".


    Erhalten und restauriert werden die denkmalgeschützte Bauteile:

    - Keller entlang der Buchgasse;

    - Säulenportal an der Fassade in der Buchgasse;

    - Eingangstor an der Bethmannstraße.


    Im EG sind Flächen für ein Restaurant und Museum vorgesehen. Welches Museum diese Fläche bespielen soll wird nicht genannt, möglicherweise ist dies noch in Klärung. Weiterhin sind öffentliche Zugänge zum Innenhof von der Buch- und Blauhandgasse vorgesehen.


    Der Abriss soll in etwa 5 Jahren stattfinden und als ein zukünftiger Nutzer des Gebäudekomplexes ist die Bethmannbank vorgesehen.

    Mit dem Denkmalamt, der Stadtplanung und anderen Beteiligten ist nun eine "belastbare Entscheidung über das weitere Vorgehen" zu vereinbaren, da es "die exponierte Lage des Gebäudes in unmittelbarer Nähe zur Paulskirche und zum Römer" zu achten gilt.


    Vom überarbeiteten Entwurf von BGF+ Architekten und vom erteilten Bauvorbescheid hatte Adama bereits im Dezember berichtet.


    Daher ein kurzer Vergleich des Wettbewerbsentwurfes …

    IMG-4298.jpg


    … mit dem Entwurf der Bauvoranfrage.

    IMG-4299.jpg
    Visualisierungen: BGF+ Architekten PartGmbB, Wiesbaden


    Auffällig ist, das wohl aus Gründen des Denkmalschutzes die baulichen Ergänzungen am Gebäuderest an der Ecke Münz-/Buchgasse, aber nicht nur dort, sich stilistisch stärker abgrenzen müssen.

    Einmal editiert, zuletzt von main1a ()

  • So etwas wie ein Déjà-vu, ruft man sich das Wettbewerbsergebnis von 2005 für das Areal des Technischen Rathauses in Erinnerung. Wie marty-ffm ging ich davon aus, dass diese drohende Zumutung stillschweigend in der Schublade verschwindet. Wie sollten Versatzstücke "aus Gründen des Denkmalschutzes" einen derart unmaßstäblichen, plump-einfältigen Entwurf auch nur ein bisschen retten? Irrwitziger noch als die - leider realisierte - Planung für die Senckenberg-Gesellschaft, wäre eine Umsetzung Grund genug dieser Stadt den Rücken zu kehren. Ich bitte, die unsachliche Reaktion zu entschuldigen.

  • Ich bin entsetzt das diese Monströsität dort tatsächlich in unmittelbarer Nähe des bald rekonstruierten Langen Franz so hingeklotzt werden soll. Manchmal hab ich das Gefühl dass in sachen Denkmalschutz ein Schritt nach vorn und zwei Schritte zurück gemacht werden. Schmittchen erwähnte das Senckenbergmuseum. Ich kriege immernoch den kalten Hass wenn ich dran denke dass Fassadenelemente des ursprüngklichen Gebäudes einfach davor ins Blumebeet geschmissen wurden. Mir schwahnt Übeles wenn ich den Entwurf für den Bethmanhof sehe. Erwarten können wir wohl ähnlich Respektlosigkeiten gegenüber dem Werk früherer Architekten, Handwerker und Bauherren.

  • Mal abgesehen von dem Gebäudeentwurf ist die ganze restliche Visualisierung mit den breiten baumbestandenen Boulevards massiv irreführend (oder soll das etwa so umgestaltet werden?). Eher wishful thinking, da ist kein Grün, nirgends. Wenn man sich den Entwurf in die real bestehende Straße reindenkt, wirkt es ja noch klotziger als ohnehin schon.

  • Mit so einer Kleinigkeit wie einer Ampel oder Oberleitungsmasten und Fahrdraht beschäftigt man sich vorsorglich auch nicht,


    Man muss aber bei allem Verständnis dafür, dass dieser Entwurf alles andere als schön ist, auch konstatieren, dass der gesamte Bereich im Moment irgendwie komplett tot wirkt. Auch wenn nicht tagesaktuell, aber Status Quo:

    Link zu Google Maps


    Hier darf gerne etwas passieren, was für Leben und mehr grün sorgen würde, auch wenn ich nicht glaube, dass die Bäume durch den Bau Realität werden.

  • Dieser Bereich der Frankfurter Altstadt ist tatsächlich nur wenig frequentiert, obwohl nahe des Römers, und daher vielleicht touristisch vielleicht nicht so bedeutend. Gleichwohl ist der Bestand für einen Frankfurter und die Banken-Geschichte der Stadt ein wichtiges Monument (ich bin geboren und aufgewachsen in Frankfurt am Main). Schließlich ist der Name Bethmann mit diesem Gebäude fest verbunden und man kann darüber Geschichten erzählen. Gastronomie im Hof, wäre das eine Belebung?


    Bei allem Respekt, in jeder Hinsicht: Wenn man tatsächlich abreißen und dieses Gebäude dahin bauen will, kann man sich den Erhalt der wenigen denkmalgeschützten Teile aus meiner Sicht auch sparen. Erlebbar wird durch den Verbleib, z.B. des Portals, hier nichts mehr sein.


    Schade drum. Aus meiner Sicht wenigstens ein weiteres schönes, vielleicht sogar frappantes, Beispiel dafür, dass, wenn es denn schon sein muss, unsere heutigen deutschen Architekten uns im Vergleich leider keine stilvollen und begeisternden architektonischen Ideen und Entwürfe mehr bieten können.

  • Wie viele hier lese ich seit Wochen die vollkommen berechtigte Kritik zu diesen schrecklichen Planungen und frage mich, ob mit den 40+ Kommentatoren und zig Lesern hier sich nicht auch etwas bewegen ließe. Durch Bürgerinitiativen und Unterschriften wurde ja auch von der von Schmittchen erwähnten Planung zum technischen Rathaus 2.0 abgesehen und heute haben wir eine neue Altstadt. Ich würde sagen, das Denkmalamt liest hier nicht mit. Also sollte diese Kritik auch aktiv an sie herangetragen werden.

  • Ich bin normalerweise nur Leserin, aber in dem Fall bin ich absolut für den Vorschlag, die Kritik auch laut zu machen und zu versuchen, den unnötigen Abbruch und Neubau zu verhindern. Ich kenne mich damit leider nicht aus, wie genau hier das korrekte Vorgehen wäre, hat dazu jemand hier Vorerfahrungen? Lasst uns aktiv werden!

  • Bitte nicht in diesem Forum. Ich darf aus den Richtlinien zitieren:


    "Das Forum ist weder eine kostenlose Plattform für Werbung noch soll es der Bekanntmachung und Förderung von politischen Kampagnen, Bürger- und Anwohnerinitiativen oder Ähnlichem dienen."

  • Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen. Als kompletter Laie wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass der Bethmannhof kein schützenswertes Gebäude sein könnte. Es ist äußerst bedauerlich, was hier geschieht. Sicherlich mag eine miserable Wirtschaftlichkeit in extremen Ausnahmefällen einen Neubau rechtfertigen, aber warum wird hier so kurzsichtig gehandelt? Statt einer würdigen Nachfolgelösung entstehen völlig disproportionale, rein zweckmäßige Bauten.


    Die "trendige" Dachkonstruktion mag aktuell eine Handvoll Menschen begeistern, doch in ein paar Jahren wird sie höchstwahrscheinlich als hässlich und veraltet angesehen. Damit wiederholen wir die Fehler des vergangenen Jahrhunderts und schaffen Wegwerf-Gebäude, die in 20 Jahren niemand mehr vermissen wird.


    Zudem hätte ich erwartet, dass das Umfeld und die Historie des ursprünglichen Baus in angemessener Weise gewürdigt und zitiert werden. Doch Fehlanzeige: Die übrig gebliebene Mauer wirkt wie ein trauriges Alibi, das nur noch dabei stört, noch mehr Mietfläche herauszuholen. Ein respektvoller Umgang mit dem Erbe einer Stadt und nachhaltige Planung sehen anders aus. Sorry für den Rant, aber als Frankfurter ist der Frust groß ;).


    Wie bereits erwähnt, bin ich wahrlich kein Architekt, weswegen ich meine Gedanken nicht präzise genug formulieren kann. Deshalb habe ich einen dilettantischen Photoshop-AI-Golem zusammengezimmert, der meine Vorstellung visualisieren soll: nicht zu wuchtig, zeitlos-modern, im Einklang mit der Umgebung und die Formsprache/Materialien des erhaltenen Portals aufgreifend (Rundbögen, Stein, ...).

    bethmannhof-ds1801.jpg


    Ich bitte um Entschuldigung, sollte dies zu anmaßend sein oder gegen Regeln verstoßen. In diesem Fall gerne löschen.

    Einmal editiert, zuletzt von ds1801 ()

  • ^ Alle Achtung! Dein Entwurf gefällt mir um Längen besser als die monströsen Siegerentwürfe der Architekturbüros. Er nimmt die Formensprache und das Material der noch vorhandenen historischen Mauer auf und fügt sich auch bezüglich der Höhe besser in die Umgebungsbebauung ein. Mit deinem Entwurf würde zwar weniger Bürofläche entstehen, aber das sollte nicht das alleinige Kriterium für eine Neubebauung sein. Wenn schon der Bestand unbedingt weitgehend abgerissen werden soll, dann bitte keine Neubebauung mit "Brachial-Architektur" an dieser Stelle der Stadt, sondern lieber so etwas, wie es sich ds1801 ausgedacht hat.

  • Mit der neuen, roteren Farbgebung sieht das doch gar nicht mehr so verkehrt aus? Einzig die modische Dachgestaltung könnte in 20 Jahren angestaubt wirken. Ist die Fassade eigentlich aus Putz oder Naturstein geplant?


    Auch wirkt der südliche Teil jetzt viel eigenständiger und schon sehr ähnlich zum Ist-Zustand, bzw. fast traditioneller mit dem Giebel.


    "Als kompletter Laie wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass der Bethmannhof kein schützenswertes Gebäude sein könnte." - Witzig, mir geht's bei der Diskussion genau andersherum... Für mich hebt sich der aktuelle Bau nur deshalb positiv hervor, weil das Umfeld bis auf Rathaus und dem einen Altbau westlich davon echt übel ist. Aber gut, über Geschmäcker lässt sich streiten und Denkmäler ergeben sich ja nicht nur aus der Optik.


    Was den AI Entwurf angeht, hätte man den C.F. Møller Architects Entwurf weiterentwickelt, wäre das grob in die selbe Richtung gegangen und hätte gut werden können.

  • Das Problem mit Städten wie Frankfurt, die im Zweiten Weltkrieg schwer bombardiert wurden und in denen nach dem Krieg oft wenig sorgsam mit der verbliebenen Architektur umgegangen wurde (wie bis heute in Frankfurt), ist, dass viele der erhaltenen historischen Gebäude – wie etwa der Bethmannhof – heute optisch nicht ganz an ihr ursprüngliches Erscheinungsbild erinnern. Zahlreiche Bauten wurden stark verändert oder unvorteilhaft modernisiert. Ein Beispiel ist gerade der Bethmannhof: Ein Vergleich zwischen historischen Fotografien und seinem heutigen Zustand zeigt, dass das Gebäude heute eher eine modernistische Interpretation seines einstigen Erscheinungsbildes ist (siehe Foto unten von Beggi, ich konnte im Netz keine weiteren Fotos finden). Leider haben Modernisten bekanntlich oft wenig Sinn für Ästhetik. Dies macht es schwer, diese Gebäude in ihrem heutigen Zustand zu schätzen. Viele wirken weniger ansprechend, was dazu verleitet, sie gewissermaßen "unter den Teppich zu kehren". Sie haben schlicht den einstigen Glanz verloren.


    Wie man am Beispiel des Bethmannhofs hier deutlich sehen kann, haben die Modernisten – wie so oft – einfach mehr Fenster hinzugefügt und die strukturierte Aufteilung der Fassade entfernt. Dies hat dazu geführt, dass das Gebäude heute nicht mehr das ist, was es einst war. Es fehlt nicht nur der historische Charakter, sondern auch die einstige Eleganz, die das Bauwerk ausmachte.


    gf6tp46v.jpg

    Bild links vor 1910: gemeinfrei (urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen), Bild rechts von 2024: Beggi


    Meiner Meinung nach wäre die beste Lösung, den Bethmannhof in seinen ursprünglichen Zustand zu rekonstruieren. Sollte zusätzlicher Raum unbedingt benötigt werden, könnte man das historische Design respektieren und das Gebäude um ein oder zwei Stockwerke aufstocken, ohne den Charakter zu verfälschen. Warum gab es keine historisch treuen Wettbewerbsbeiträge oder Beiträge nach den Prinzipien der klassischen Architektur? Mittlerweile kennen wir die Antwort: Unsere heutigen Architekten meistern die alte Baukunst nicht mehr. Sie wird nicht mehr gelehrt, und der Modernismus mit seiner Prinzipienlosigkeit regiert völlig.


    Ein zentraler Punkt, um historische Bauten zu bewahren und Rekonstruktionen zu fördern, liegt darin, die breite Öffentlichkeit effektiver über das ursprüngliche Erscheinungsbild der Stadt zu informieren. Einige Städte verfügen über Webseiten, die den Zustand von heute und vor dem Krieg nebeneinander zeigen, sodass die Unterschiede und Verluste deutlich werden. Leider fehlt dieses Wissen oft den meisten Bürgern. Man hat sich an die heutigen Gegebenheiten gewöhnt, und viele können sich kaum vorstellen, wie schön die Stadt einst war oder wie sie wieder aussehen könnte.


    Ein zentraler Punkt, um historische Bauten zu bewahren und Rekonstruktionen zu fördern, liegt darin, die breite Öffentlichkeit besser über das ursprüngliche Erscheinungsbild der Stadt zu informieren. In den sozialen Medien werden solche Inhalte zunehmend geteilt, was wichtig ist. Doch es ist klar, dass hier noch deutlich mehr Potenzial besteht. Viele Menschen wissen inzwischen beispielsweise, wie die Zeil in Frankfurt vor dem Krieg aussah, aber solche Inhalte könnten noch breiter gestreut werden, um ein größeres Bewusstsein für die einstige Schönheit der Stadt und ihre architektonischen Schätze zu schaffen.


    Ich habe eben das im Netz gefunden. Hier kommt die einstige Schönheit besser zur Geltung.:


    Rn6KJL5.jpeg

    Gemeinfrei (urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen)

  • Optisch wäre eine Reko natürlich die ansprechenste Variante, aber damit wäre die vom Besitzer angestebe Nutzung als moderne Büro-Immobilie halt leider nicht im gewünschten Umfang möglich. Ich bin beileibe auch kein Freund der aktuellen Entwürfe (die zollen der Umgebung in keinster Weise den nötigen Respekt), aber der Bethmannhof ist nun mal leider nicht im Besitz der Stadt. Und man kann halt kein Unternehmen dazu verdonnern, dessen eigene Immobilie durch eine Reko zu ersetzten, mit der sie wirtschaftlich rein gar nichts anfangen kann. Wünschen kann man sich sowas natürlich immer, aber es ist unter den aktuellen Gegebenheiten nun mal sehr, seeeehr unrealistisch.

  • damit wäre die vom Besitzer angestebe Nutzung als moderne Büro-Immobilie halt leider nicht im gewünschten Umfang möglich

    Ach so, warum nicht? Weil damit weniger Nutzfläche generiert wird oder gibt es auch noch andere Gründe?

  • Wesentlich weniger Nutzfläche und die Ansprüche an moderne Büroflächen sind in einem rekonstruierten Altbau wahrscheinlich leider auch nur bedingt bis gar nicht umsetzbar.

    Der springende Punkt ist: Die Stadt und der Denkmalschutz hätten natürlich versuchen können, im Zuge der Ausschreibung engere Vorgaben bzgl. des Erhalts der Altsubstanz und der Gestaltung und der Kubatur des Neubaus zu machen. Aber sie kann eben niemanden einfach mal so zu einer Rekonstruktion verdonnern und vorallem nicht auf deren eigenen Grund und Boden, auf welcher rechtlichen Grundlage sollte das denn passieren.

  • Das stimmt. Deswegen wäre es die beste Lösung, wenn die Stadt oder eine mit ihr verbundene Gesellschaft den Bethmannhof erwerben würde.


    Solange Renditedruck besteht, kann nur so etwas wie jetzt geplant herauskommen. An dieser Stelle der Stadt muss, nein: soll keine flächenoptimierte Büroimmobilie entstehen. Dafür gibt es andere, passendere Bereiche. Der Bethmannhof ist, unter anderem durch seine Lage und seine historische Bedeutung, für ein Museum, eine andere kulturelle Einrichtung oder eben für das jetzt dort ansässige Kulturzentrum geeignet. Auch in der jetzigen Form.


    Bemerkenswert gelassen bleibt übrigens eine direkt von den Plänen betroffene Person, nämlich der Geschäftsführer der Massif Central Projektgesellschaft. Kürzlich äußerte er sich zu den Perspektiven, etwa hier bei Facebook. Unrecht wird er nicht haben, wenn er in den Vordergrund stellt, dass es mindestens fünf Jahre lang keine Veränderungen geben wird und im Verlauf einer solch verhältnismäßig langen Zeit die Karten oft neu gemischt werden.

  • sweet_meat Ich bin ebenfalls der Ansicht, dass keine Unternehmen nachträglich unter den Konsequenzen leiden sollten – ganz im Gegenteil. Die eigentliche Frage jedoch ist, warum diese Immobilie nicht durch die Stadt so reguliert wird, dass ein Erhalt in historischer Form oder eine Rekonstruktion zwingend erforderlich ist. Ich kenne weder die Verträge noch die rechtlichen Rahmenbedingungen, und das ist auch nicht entscheidend. Es ist in erster Linie Aufgabe der Stadt, sicherzustellen, dass solche historischen Gebäude auf jeden Fall bewahrt werden. Wie genau dies umgesetzt wird, ist aus der Perspektive der Öffentlichkeit weniger von Bedeutung, solange es rechtlich festgelegt und für die Investoren fair geregelt ist. Es wäre jedoch zu begrüßen, wenn die Investoren ein gewisses Gespür dafür entwickeln, was an diesen Standorten architektonisch sinnvoll wäre und bei der Bevölkerung auf Zustimmung stößt.


    Aber die Investoren werden hier kaum etwas anderes entwickeln als das, was die Architekten ihnen vorschlagen. Daher wiederhole ich das altbekannte Mantra: Die heutigen Architekten tragen maßgeblich dazu bei, dass nur solche modernistischen Entwürfe entstehen, wie wir sie in diesem Beispiel sehen – ohne jeglichen klassischen Beitrag. Die Architekten sind so tief in ihrem Modernismus verhaftet, dass sie weder an solche Themen denken noch zu denken in der Lage sind. Es geht nur darum, ein Gebäude zu schaffen, das Aufmerksamkeit erregt, um die eigene Profilierung voranzutreiben. Der eine pflanzt einen Baum an die Fassade, der nächste entwirft ein Gebäude, das aussieht, als würde es auf dem Kopf stehen. Niemand denkt daran, dass die Stadt schöner und harmonischer wirken sollte. Schönheit ist laut den Modernisten subjektiv – jeder hat seinen eigenen Geschmack und daher kann/darf man nichts kritisieren. Aber sie übersehen dabei, dass es trotzdem bestimmte Formen und Prinzipien gibt, die eine breite Mehrheit bevorzugt und als schön empfindet. Modernistische Architektur blickt nicht zurück in die Vergangenheit, um daraus zu lernen, sondern ist stets auf der Suche nach dem Neuen, dem Außergewöhnlichen, dem Modernen – etwas, das beeindruckt. Es gibt keine Prinzipien. Schönheit existiert nicht im Funktionalismus. Es geht nur um Funktion – die Funktion des Wohnens, Arbeitens, Produzierens. Daher fehlt es auch an einem Gespür dafür, ob ein Gebäude in das bestehende Stadtbild passt. Deshalb führen wir diese Diskussionen hier im DAF ständig. Schönheit, Konformität, Anpassung – alles ist irrelevant. Das ist der Kern des Modernismus, und so leben wir seit etwa dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Kein Wunder, dass heute keine schönen Städte mehr entstehen und kaum noch schöne Gebäude gebaut werden.

  • Ich weiß, Du wirst ja auch nicht müde deine „Moderne – vs – Klassik Kritik“ im Schnitt 1-2 Mal pro Tag zu wiederholden Fettucine .

    Und auch wenn Du bei einigen der Punkte sogar recht haben magst, wollte ich lediglich darauf aufmerksam machen, dass es hier aktuell leider gar nicht um Stilfragen geht.


    Die „Investoren“ sind in diesem Fall die Besitzer des Gebäudes, die Familie Bethmann und die Bethmann Liegenschafts KG – der Bethmannhof s

    teht auf Ihrem Grund und Boden. Laut einem Artikel der kürzlich in der FAZ erscheinen ist, ist die Immobilie laut Aussage der Eigentümer nicht mehr wirtschaftlich nutzbar und soll deshalb abgerissen werden. Der Denkmalschutz hat dafür einige Auflagen gemacht, die wurden in der Planung berücksichtigt. Ich finde das Ergebnis auch nicht toll, aber die Eigentümer haben sich nun mal an alle Vorgaben gehalten.
    Nun kann und sollte man natürlich drüber streiten ob die Vorgaben an der Stelle strikt genug waren, aber wir es macht wenig Sinn da jetzt über die Vorzüge klassicher Architektur zu resümieren oder gleich eine komplette ReKo zu fordern. Warum sollten die aktuellen Eigentümer sich daran orientieren oder das gar Umsetzen, wenn es ein massives Investment und finanzielle Einbußen bedeutet!?


    Wie Schmittchen bereits angemerkt hat, müsste die Stadt dafür das Gebäude erst mal selbst erwerben (sofern das überhaupt eine Option ist). Dann könnte man darüber nachdenken ob eine Reko an der Stelle machbar oder sinnvoll ist und wie man die nötigen Mittel dafür aufbringt. Aber das ist alles schon sehr viel könnte, wollte, hätte ...