Halle (Saale) - Weinberg Campus

  • Da ich zum ersten Mal ein Thema erstelle, bitte ich um Nachsicht, sollte ich etwas falsch gemacht haben.


    Mit dem Theoretikum plant die Universitätsmedizin, ihre beiden Standorte zusammenzulegen. Forschung und Lehre sollen in den Nordwesten der Stadt ziehen, wo die Uniklinik ihren Sitz hat. Der Standort Magdeburger Straße soll aufgegeben werden. Dort hatte das Klinikum seit 1876 seinen Sitz, der aber seit Mitte der 1980er sukzessive nach Kröllwitz verlegt wird, wo heute mit dem Weinberg-Campus der zweitgrößte Wissenschafts- und Technologiepark in Ostdeutschland (nach Berlin) liegt. Dieses Jahr wurde ein Bettenhaus in Modulbauweise für 50 Millionen Euro eingeweiht. 108 Millionen Euro werden im nächsten Bauabschnitt für Radiologie, Endoskopie und Funktionsdiagnostik ausgegeben.


    Architektonisch spannender könnte nun (vielleicht) das Theoretikum werden.


    2019 Projektstart, Strukturelles Konzept, Kreativworkshop

    2021 Studentischer Ideenwettbewerb

    2023 Wettbewerbssieger Städtebauliche Idee

    2024 Wettbewerbssieger Architektonische Idee


    2025 Baufeldfreimachung, Baubeginn Baufeld 1

    2026 Entwicklung Baufeld 2 und 3

    2027 Eröffnung Pilotgebäude


    Ich habe den Eindruck, dass man bei diesem Projekt ambitioniert und tatkräftig zu Werke geht. Zuerst möchte ich die Ergebnisse des studentischen Wettbewerbes von 2021 zeigen, die (natürlich) nicht umgesetzt werden. Zwei 1. Plätze gab es für Shubham Thakur...


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    ... und Alexander Zemtsov:


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    Quelle: https://www.umh.de/news/neues-…taeres-lernen-theoretikum


    Letzterer ist von der Grundidee gar nicht so weit weg vom Sieger des städtebaulichen Wettbewerbes, der letzten Monat gekürt wurde. Osterwold°Schmidt Architekten aus Weimar konnten sich zusammen mit „lohrer.hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner“ aus München gegen 9 Konkurrenten durchsetzen:


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    Der Entwurf hebe sich "durch den Vorschlag eines einzigen Gebäudekomplexes, einer 'zentralen baulichen Spange'" von den Mitbewerbern ab. Anders Platz 2 und 3, die freistehende Gebäude vorsahen (und für mich auf den ersten Blick nach Städtebau im Zufallsprinzip aussehen): https://www.umh.de/news/ausstellung-theoretikum


    Die Jury lobte, dass vor allem bereits versiegelte Flächen (ein Parkplatz) genutzt und Baumbestand erhalten würden. Auch die verdichtete Bauweise, analog zur Uniklinik, mit deren Gebäude man offenbar zufrieden ist, gefiel.


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    Quelle: http://www.osterwold-schmidt.de/


    Oben links im Bild, an der Kreuzung, als "Gelenk" und "sichtbarer Auftakt" das Pandemieresilienzzentrum (Baufeld 1). Interessant, dass dort zu Beginn der Planungen noch ein Zentrum für E-Learning und Digitalisierung angedacht war. Auf Baufeld 2 plant(e?) man ein Forschungszentrum mit Laboren und Biobank, auf Baufeld 3 ein Kommunikationszentrum u. a. für Konferenzen.


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    Quelle: https://www.umh.de/fileadmin/E…schuere_220629_online.pdf


    Im Sommer nächsten Jahres sollen die Ergebnisse des Architektur- bzw. Realisierungswettbewerbes bekanntgegeben werden. Es wird von "Planungsbüros und Teams aus ganz Europa" geschwärmt. Mal sehen.


    "Die Gesamtfinanzierung des Projektes steht jedoch noch aus."

  • Es stehen auch noch eine Reihe anderer Bauvorhaben auf dem Weinberg Campus an, von dem es hier ein schönes Luftbild zu sehen gibt:

    https://www.chemanager-online.…berg-campus-halle-waechst


    Bereits im Rohbau befindet sich das Max-Planck-Institut (MPI) für Mikrostrukturphysik. Investitionsvolumen rund 64 Mio. Euro. Geplant waren 2020 noch rund 50 Mio. Euro. Zum Vergleich: für das Institut für Länderkunde in Leipzig stiegen die Kosten von 37 Mio. (2018) auf voraussichtlich 48 Mio. Euro.


    Woran am MPI geforscht wird, ist wirklich sehr spannend, etwa photonische Bauteile, die mit Licht statt Elektronen rechnen, oder elektronische Implantate für medizinische Zwecke. Wer weiß, vielleicht kommt das nächste große Ding aus Halle? ;)


    Hier eine Pressemitteilung mit Bildern: https://www.mpi-halle.mpg.de/forschungsneubau

    Ich binde sie zur Sicherheit hier ein:


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    Drei Baukörper spiegeln Grundfunktionen wider (Reinraum, Bio- und Chemielabor, Verwaltungsräume) und nehmen mit ihrer Höhenstaffelung die Hanglage am "Weinberg" auf. Neben den drei experimentellen Abteilungen gibt es noch eine eine theoretische Abteilung. Die Fassade soll mit Keramikplatten verkleidet werden. Dieses Material mag ich sehr und stelle es mir schwierig vor, die gebogenen Elemente zu fertigen.


    Der Entwurf stammt von Burckhardt+Partner, die ihre Ideen sachlich, detailreich und ohne die übliche Architektenprosa erklären. Angenehm!

    https://burckhardt.swiss/proje…ikrostrukturphysik-halle/


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    Baustellenbilder gibt hier zu sehen: https://www.mpi-halle.mpg.de/neubau


    Meiner Ansicht nach kein spektakulärer, aber ein liebevoller Entwurf, der das Ziel verfolgt, auf die Mentalität und Arbeitsweisen von Wissenschaftler/innen einzugehen und auch auf den Ort Bezug nimmt.

  • Pandemieresilienz-Zentrum als Teil des neuen Theoretikum der Universität, siehe Baufeld 1 in Post #1.


    Drei Entwürfe wurden im Wettbewerb gekürt. Aus den Bewerbungen von 76 Architektur- und Landschaftsarchitekturbüros wurden zwölf Wettbewerbsteilnehmende ausgelost, von denen elf der Ausgewählten einen Beitrag eingereicht haben. Wettbewerbsgedanke und Lostrommel konterkarieren einander, finde ich.


    Die drei Sieger stammen von:

    Zwei namentlich nicht genannte Anerkennungen gab es auch.


    Die gewählten Planungsbüros sind groß und etabliert und verfolgen ähnliche Architekturauffassungen. Man ahnt, in welche Richtung es gehen wird. Die Gestaltung wird zurückhaltend sein, aber ich hoffe trotzdem auf etwas Ausdrucksstarkes.


    "Im Nachgang des Wettbewerbs folgen nun entsprechende Verhandlungsgespräche, die dann in die Entscheidung für einen Siegerentwurf münden sollen. Deshalb können die Entwürfe erst nach Abschluss dieser Gespräche gezeigt werden."


    Es wird mit den Architekten also erstmal um den Preis für deren Ideen gefeilscht.


    Quelle

  • Neubau Innovation Hub (2024-25) und Neubau "Business Development Center" (bis 2028) in der Campusmitte


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    Quelle: Technologie- und Gründerzentrum Halle GmbH im Amtsblatt


    Das Innovation Hub richtet sich an neu gegründete "Start-ups", der zweite Neubau an Unternehmen, die bereits wachsen und Flächen für Labore im Bereich Biotechnologie, Pharmazie, neuen Materialien etc. benötigen.


    Der Weinberg-Campus startete 1993 mit einem Gebäude, das wie ein zu groß geratenes Einfamilienhaus wirkt. Das war der Nukleus für Folgeinvestitionen von bisher rund 1,2 Milliarden. Euro. In dem 90er-Haus ist seit einigen Jahren das Innovation Hub untergebracht.


    Der ergänzende Neubau soll so aussehen:


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    Quelle: Neubauten im Technologiepark | Weinberg Campus - Technologiepark (technologiepark-weinberg-campus.de)


    Für das Innovation Hub werden rund 15 Millionen investiert. Ungleich teurer wird das "Business Development Center" mit 66 Millionen Euro. Visualisierungen habe ich aber keine gefunden.


    Pressemitteilung: 74 Millionen Euro für Innovations- und Gründerzentren in Halle (sachsen-anhalt.de)

  • Nicht unerwähnt bleiben soll auch der Neubau eines Sportzentrums der Universität auf deren Teilbereich Heide-Süd für 23 Millionen Euro. Der Tiefbau läuft bereits, 2027 will man fertig sein. Das Dach ist mit Photovoltaik ausgerüstet, geheizt wird mit Erdwärme.


    Der Entwurf stammt von Behzadi + Architekten und Ingenieure aus Leipzig, die das Projekt auf ihrer Website leider nicht listen.


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    Quelle: „Wir brauchen Orte mit Aufenthaltsqualität“ (campus-halensis.de)

  • Danke, tolle Eindrücke. Ich habe bisher davon noch nichts mitbekommen. Sollen die Projekte einen Bebauungsplan bekommen? Ich dachte der Weinberg Campus ist voll und es gibt keine großen Erweiterungen mehr. Da habe ich mich wohl getäuscht. Sieht aus als, ob zweitgrößte Wissenschafts- und Technologie-Park weiter wächst. Ich sehe gerade, dass es zum Theoretikum einen städtebaulichen Wettbewerb gab und dieses Jahr noch ein Architektur Wettbewerb folgen soll.

  • Elyse Keaton


    Der Weinberg-Campus hat noch enormes Erweiterungs- und auch Nachverdichtungs-Potenzial. Den kürzlich eingeweihten Wacker-Neubau für 100 Millionen (mRNA-Kompetenzzentrum) habe ich hier zum Beispiel gar nicht erwähnt, weil er architektonisch ziemlich uninteressant ist.

  • Nächsten Mittwoch ist Spatenstich für den Innovation Hub.


    Inzwischen ist auch für das Pandemieresilienz-Zentrum (siehe Beitrag #3) ein Entwurf zur Umsetzung bestimmt. Atelier 30, einer der drei ersten Preisträger, hatte zurückgezogen. So hat sich WTR Architekten/Rehwaldt Landschaftsarchitektur gegen Georg Scheel Wetzel durchgesetzt.


    Es ist ein durchaus interessanter Auftakt für das Theoretikum:


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    Quelle: https://www.umh.de/news/sieger…pandemieresilienz-zentrum Rechte: WTR und Rehwaldt


    Viel Glas und Stahl. Mit anderen Materialien wäre vielleicht Spannenderes möglich gewesen. Was das ganze kosten soll, habe ich erstaunlicherweise nicht gefunden.


    Schade finde ich, dass die anderen Preisträger nicht präsentiert werden. Mal schauen, ob da noch was ans Licht kommt. Eine Anerkennung war zu finden, die aber unangenehm an das ehemalige Galeria-Kaufhaus am Markt erinnert:


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    Quelle: https://sc34.de/projekt-halle-saale/