Regierungsviertel und Hbf: Alte Beiträge 2005 - 2006

  • Hmm! Also so spät war es ja noch nicht, kurz nach freischalten der online-Ausgabe . . . ? Ich kann ja Fehler meinerseits durchaus eingestehen, aber in diesem Falle denke ich mal wurde der redaktionell nochmals korrigiert;)

  • Ich war gestern auf einer hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion zum Lehrter Stadtquartier, hier meine nicht ganz so kurze Zusammenfassung:


    Hans Kollhoff, Meinhard von Gerkan, Michael Burrack (von der Vivico), der nette Herr Stimmann, noch ein Architekt Mark Jordi, sowie ein Publizist namens Gert Kähler.


    Es kam zwar insgesamt nicht viel bei rum, wobei der Vortrag von Gerkan, der mehrmals auf die Baulichen Eingriffe der Bahn hinwies (allerdings relativ subtil und amüsant) obwohl ihn Stimmmann drum gebeten hatte, dies zu lassen, sehr interessant war. Er sprach zwar hauptsächlich über den Bahnhof, was natürlich trotzdem sehr interessant war. Eigentliches Gesprächstheme war ja das Bahnhofsquartier, der Ausgangspunkt in etwa die Ungers Planung.


    Kolhoff referierte über den Humboldt-Hafen, da er wohl im Auftrag der Charité die möglichkeiten untersucht hat, die "Rückseite der Charité", durch die baulichen Änderungen im Umfeld ( Kanzleramt, Lehrter Bahnhof etc.), plötzlich zur Vorderseite zu machen.Er schlug dabei hauptsächlich vor, den Humboldt-Hafen näher am Ufer zu umbauen, um die von Lenné vorgegeben Strukturen nicht noch weiter zu zerstören. Wiederholt sprach der Publizist den Potsdamer Platz an, den Kolhoff immer wieder verteidigte "er sei sicher nicht perfekt, aber er funktionier als Stadtquartier".
    Der Publizist hätte gerne, wenn die Umfeldbebaung des Bahnhofs eher schlicht ausfiele, damit die Solitäre Hauptbahnhof und Kanzleramt(bzw. Band des Bundes) und Reichstag alleine zur Geltung kommen können.


    Jordi referierte über andere Bahnhöfe in Europa und kam zu dem Schluss, das fast alles sonderfälle seien. Zudem wurde allgemein deutlich, das ein urbanes Stadtquartier nicht mehr heißen kann, das massen von leuten zu finden sind, das sei einfach nicht mehr zeitgemäß.


    Michael Burrack, von der Vivico sprach mehrmals um den heißen Brei herum, da er weder künftige Nutzer nennen konnte,wollte, sollte. für die Bebaung war zu hören das eine Nutzung durch "Büro-Gewerbe-Hotel" vorgesehen sei. Wohnnutzung sei durch die Verkürzung des Daches des Bahnhofs durch die Bahn eher schwer umzusetzen (Lärm). (--> Gerkan sagte zu diesem Thema, das er frohen Mutes sei die eingelagerten Dachteilen noch an ihren eigentlich Platz bringen zu lassen;)) Die Vivico sieht als erstes vor, die südlich des Bahnhofs, befindlichen Baufelder zu verwirklichen, dort zuerst die drei östlicheren Bauten, damit diese dem Washington-Platz eine Begrenzung bieten können. Auch nach mehrmaliger Nachfrage vom Publikum antwortete er nicht auf die Frage nach dem Bahn HH, bzw. schaffte er es mit Pallavern aus der Situation herraus.


    Mein persönliches Highlight des Abends war allerdings ein kleines Handgemenge zwischen Burrack und Stimmann. Burrack war überzeugt, er wolle jetzt auf eine vor zehn Minuten gestellte Frage aus dem Publikum antworten. Stimmann wollte das mit der Aussage, "Sie werden sich inwzischen ja nichts neues überlegt haben!" verhindern, Burrack schaltete frecherweise trozdem sein Mikrofon ein und redete los, Stimmann daraufhin "Nein, sie reden jetzt nicht!", Burrack"Doch, ich werde diese Frage beantworten" (Stimmann hatte bloß nicht mehr im Sinn das es diese Frage gab. Da Burrack weiterredete, hielt Stimmann seine Hand über Burracks Mikrofon um diesen am reden zu hindern, daraufhin zog Burrack am Mikrofon, Stimmann auch, aber von der anderen Seite. Stimmann rief dabei: "HERR DR.BURRACK, sie sind ein unhöflicher Mensch, sie reden jetzt NICHT!" "Sie waren wohl noch nie auf eine Podiumsdiskussion, ich bin hier der MODERATOR, ich VERTEILE die REDEZEITEN." dann gab Burrack das Gerangel um das Mikrofon auf. Stimmann setzte zum Finalen Schachzug an:"Nur weil ihr Chef ihnen gerade zugeflüster hat, dass sie noch redezeit brauchen, wollten sie schnell noch ein bißchen was erzählen."...
    Naja, frage mich welcher Chef, habe Pannwitz nicht gesehen, und Burrack selber wird ab April Niederlassungsleiter in Berlin. Aber sonst war das mein absolutes Highlight des Abends-
    auch der Streit von Kollhoff und Gerkan über dessen Brücke über den Humboldt-Hafen hätte witzig werden können ( Kollhoff: "Was auch immer die Bahn mit dieser Brücke angestellt hat", Gerkan:"MOMENT..:" "Kolhoff:"DU findest die DOCH WOHL NICHT SCHÖN, jetzt hör aber auf.") würde von Stimmann leider im Keim erstickt.


    Zudem wurde mehrfach eingeräumt, das dieser Dialog über das Stadtquartier leider zu spät kommt. Stimmt zwar, bot mir jedoch trotzdem Abendfüllende Unterhaltung (19-22 Uhr)

    mfg


    Jo-King

  • Ich finde nicht, dass die umliegende Bebauung schlicht sein sollte, finde es vielmehr aufregend, wenn man bei seiner Ankunft in Berlin gleich von hohen, eng stehenden Häusern umgeben ist. Also genau das Gegenteil der jetzigen Situation, die finde ich nämlich schlecht. Die Umgebung des Hauptbahnhofs sollte schliesslich auch dem Anspruch Zentralität gerecht werden!


    Danke für deinen Bericht, wäre gern dabei gewesen, war sicher lustig :lach:

  • Ich finde die vorgesehene Bebauung sehr gut. Erstens ist Berlin nicht Frankfurt/Main und muss ergo nicht bemüht alles mit Hochhäusern zustellen und eine Retorten-City erfinden, nur damit da was ist und andererseits werden diese freien Flächen mit freiem Blick zu den Regierungsgebäuden auch sehr beeindruckend sein. Dichte Bebauung rund um den zentralen Bahnhof gibt es überall. Aber dieses Raumgefühl (wenn alles fertig ist, nicht das Raumgefühl der Schlammwüste) ist selten. Das wird die meisten Touristen eher beeindrucken, als das es stört. Urbanität wird ohnedies von den Menschen gemacht und die wird es da bald in mehr als ausreichendem Maß geben.

  • den Ungers Masterplan finde ich eigentlich sehr gelungen, einige Bauten, viel Freiraum. Bedauerlicherweise wird aber das Wasser zugebaut, das hätte man besser intergrieren sollen.

  • Du meinst diese "Arkaden" am Humboldt-Hafen? - Die wirken auf mich ein wenig wie "mal was hingeplant". - Mal sehen, wie das aussieht, wenn es konkret würde.


    Gerade an der Stelle wäre das Flair aber in der Tat wesentlich beeindruckender, wenn das Becken eben nicht zugebaut würde, sondern weitestmöglich frei bliebe.

  • erstens das, zweites, wenn man in südlicher Richtung aus dem Bahnhof kommt, auf den Platz, Blick Richtung Kanzleramt, eher noch RIchtung Reichstag, dann ist ja quasi direkt vor einem das Wasser, aber es ist wohl geplant da was hinzubauen, nämlich diese Umbaunung des H-Hafens...das ist schade, denn wasser am Hauptbahnhof ist mehr als genial.

  • "Der Publizist hätte gerne, wenn die Umfeldbebaung des Bahnhofs eher schlicht ausfiele, damit die Solitäre Hauptbahnhof und Kanzleramt(bzw. Band des Bundes) und Reichstag alleine zur Geltung kommen können."


    Das hört sich an, als wenn dieser Kähler am liebsten gar keine Bebauung wünscht, damit alleine der Hbf von allen Seiten gut sichtbar ist. Urbanität ist IMO besser durch dichtere Bebauung zu erreichen, nicht dadurch, dass man freie Sicht hat. Und so schön ist das Regierungsviertel doch nun auch nicht anzusehen, als dass man es unbedingt von überall sehen sollte. Es müssen natürlich nicht gleich Hochhäuser sein, mit den Plänen der Vivico bin ich schon ziemlich zufrieden.

  • Zitat von Jo-King

    noch ein Architekt Mark Jordi


    Ist der nicht Professor in Zürich? Ich glaube, den habe ich mal auf einem Symposium in Dresden gesehen.


    Guter Insider-Bericht, Jo. :daumen:

  • Weiterer Mieter im Hbf. wird "Starbucks" sein, um mal wieder in's Innere des Bahnhofs zurückzukehren:D

  • Bin heute das erste Mal durch den Tunnel gefahren. Sieht alles schön modern aus, es gibt alle paar Meter Notausgänge und in etwa eine Million Schilder die auf die Notausgänge hinweisen. Die Zeitersparnis ist wirklich enorm, deswegen alles in allem ist es doch eine runde Sache:daumen:.

  • ist uns durch die lappen gegangen:


    der Wettbewerb zu diesem unsagbar hässlichen Bürohaus in der Dorothen-/Wilhelmstraße ist entschieden worden.


    Leider hat man meiner Meinung nach einen nicht ganz so gelungenen Entwurf ausgewählt:



    Der 3.Preis:


    wäre IMO um einiges gelungener gewesen.


    Hier noch eine Draufsicht des Siegers:
    http://www.bbr.bund.de/bauen/g…_Wilhelmstrasse1Preis.JPG


    und ein sehr hochauflösendes Bild des Siegers:


    http://www.bbr.bund.de/bauen/g…spektive_1011_1_Preis.JPG


    was das wieder soll...:nono:



    Quelle: http://www.bbr.bund.de/index.h…n/bundestag_entwuerfe.htm
    http://www.bbr.bund.de/index.h…/bundestag_wettbewerb.htm

  • Na, vielleicht ist der Entwurf billiger zu realisieren!
    Aber allgemein scheint mir das so ne Art Gegenantwort auf die steinernen 90er zu sein, nach dem Motto: Seht mal wie selbstbewußt wir sind, wir lassen uns nicht einschränken!"
    Aber ob Trotz wirklich ein ästhetisches Argument ist, läßt sich bezweifeln!!

  • horror! selbst eine simple sanierung oder der gruber/kleine entwurf wären mir lieber als dieser; und alle anderen sowieso. auch wenn mir kein einziger wirklich gefällt. :D *edit Baumewerd, Münster eigentlich schon...


    eine weitere bonner provinz(pardon, international renommierte bundesstadt)posse?

  • Naja der erste gefällt mir schon besser als der 3, bzw. generell besser als die anderen die schon sehr austauschbar aussehen.

  • Sicher nicht ! Sowohl in der City-West (s.z.B. "City-Lighthouse") als auch in der City-Ost (s.z.B. rund um U-Bhf Stadtmitte) gibt es genug leerstehende Bürogebäude. Trotzdem werden immer wieder neue (leerstehende) Gebäude errichtet. Die Eigentümer / Investoren nutzen diese wohl mehr als Abschreibe- denn als Anlageobjekt. Naja, solange das Stadtbild nicht darunter leidet...