Rekonstruktionen in Leipzig
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In den 1990ern klang die Postmoderne langsam aus. In der Alten Nikolaischule in Leipzig kann man noch Sichtbeton, Blech u.ä. drapiert mit Spolien bewundern. Mit beruflichen wurzeln im Schwermaschinenbau, finde ich die Wandkonstruktionen aus Dünnblech besonders kurios. Scheppern die nicht ständig?
Bald ist dieses Konstrukt dreißig Jahre alt. Mit dem Abstand einer Generation können Bauten wohl unter Denkmalschutz gestellt werden. In Leipzig ist das -glaub´ ich- ein einzigartiger Bau...
Eigene Fotos.
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^ Rein Interessehalber: Ist dieser rote Porphyr? zur Fassadengestaltung (wie bei Predigeraus und Alter Nikolaischule) in Leipzig historisch verbürgt oder ein neueres Gestaltungselement im Zuge der Rekonstruktionen? Auf dem obrigen Photo wirken die Eckrustizierungen am Predigerhaus ursprünglich heller als die Fassadenfarbe, jetzt ist es umgekehrt. Oder liegts an den Frankfurter spendern?
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Auf dem obrigen Photo wirken die Eckrustizierungen am Predigerhaus ursprünglich heller als die Fassadenfarbe
Der Porphyr dürfte historisch korrekt sein. Vielleicht liegts am ORWO-Diafilm ?
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[url=https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Leipzig,_Nikolaikirchhof_--_1986_--_25.jpg]Leipzig, Nikolaikirchhof -- 1986 -- 25[/url]
Dietmar Rabich / Wikimedia Commons / “Leipzig, Nikolaikirchhof -- 1986 -- 25” / CC BY-SA 4.0
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achherrje... mir geht das alles viel zu schnell hier... ich bleib noch'n bisschen im Musikantenstadl...
Durch das Musikviertel verläuft der Pleißemühlgraben.
Der Verein "Neue Ufer" hatte sich lange für die "Rekonstruktion" des Pleißemühlgrabens eingesetzt. Nur zum Teil erfolgreich. Der zwischen der Lampestraße und der Simsonstraße verlaufende Teil des Pleißemühlgrabens harrt noch auf seine Rekonstruktion.
Eigene Fotos.
Die Gebäude an der Simsonsstraße und an der Lampestraße wurden am Pleißemühlgraben errichtet. Die Mitglieder von Verein "Neue Ufer" haben sich jahrelang dafür eingesetzt, dass dieser Stadtraum wieder hergestellt wird. Bislang ohne Erfolg.
Eigene Fotos.
Oder das Reichsgerichts-Gebäude ... Hast Du dazu auch noch Material vom Zustand nach den Zerstörungen? Die waren ja auch beträchtlich.
Beim Reichsgericht hab ich eher nach Bildern vom Interieur und nach Wettbewerbsentwürfen (z.B. diesen) gesucht... Ein weiteres Ruinenbild wäre das:
Soweit ich weiß, dürften die Schäden an den beiden Ecken auch die wesentlichen an der Fassade gewesen sein. Der Zerstörungsgrad von ca. 35% wird sich ansonsten wohl auf ausgebrannte und durch Wasser usw. beschädigte Räume beziehen.
Hast du evtl. Infos zu dem Gebäude links von der Universtitätsbibliothek?
Ist es das alte Gewandhaus?
Wieso wurde es abgerissen?
...das sind ja gleich drei Fragen auf einmal.
Also links neben der UB befindet sich das Roßbach-Haus:
(vor 1900) größeres Bild
Zustand nach 45, das Türmchen rechts wurde später noch beseitigt
und so verblieb es dann bis in die 90er: Bild.
(weitere Bilder im zitierten Beitrag)
...und links auf diesem Bild
...auf dem Platz vor der UB befand sich das alte (zweite) Gewandhaus.
1884 - größeres Bild
Nach der 2.WK zum WIederaufbau vorgesehen, notdürftig gesichert und bis 1968 im Winterschlaf:
anschließend...
Seitdem ist diese Grußkarte nicht mehr aktuell...
Hier möchte ich die Aufmerksamkeit noch auf ein zunächst eher unscheinbares, aber dann doch recht ungewöhnliches Objekt lenken...
Es befindet sich am linken Bildrand, im Anschluss an das Eckhaus: Ferdinand-Rhode-Str. 3
Quelle: Google-Earth
Das Haus wurde im 2. WK schwer beschädigt, das Dach zerstört, 3. und 4. Etage brannten völlig aus.
Anschließend wurde es teilweise wieder bewohnbar gemacht und erhielt ein Notdach. Anfang der 90er
führten Bau- und Nässeschäden zum Auszug der Bewohner, 1993 wurde es komplett abgerissen.
Und heute sieht es so aus:
Wie kann das sein?
1996 wurde ein Neubau mit Wohnungen, Gewerbeeinheiten und Tiefgarage errichtet, die Fassade
dem ursprünglichen Aussehen angeglichen und das Dach neu gestaltet.
(Architekten Göschel, Sziegoleit)
Vergleich mit dem Vorkriegszustand:
Der Neubau ist als solcher nur vom Hof aus zu erkennen.
Dieses Projekt zeigt, was mit ein bisschen gutem Willen möglich ist, und es wäre wünschenswert gewesen,
wenn dieses Konzept auch anderen, besonders stadtbildprägenden Stellen umgesetzt worden wäre...
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Soweit ich weiß, dürften die Schäden an den beiden Ecken auch die wesentlichen an der Fassade gewesen sein. Der Zerstörungsgrad von ca. 35% wird sich ansonsten wohl auf ausgebrannte und durch Wasser usw. beschädigte Räume beziehen.
Es ist schon erstaunlich, dass in der damaligen Zeit das "Reichsgericht" so instand gesetzt wurde, dass die Kriegsschäden kaum noch zu erkennen waren. Man hätte ja das Gewandhaus oder die Uni-Bibliothek instand setzten können. Die Musikhochschule wurde -zumindest in großen Teilen- ja auch rekonstruiert - wenn auch verändert.
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das war ja dem Namensgeber Dimitroff geschuldet - diesem Anspruch wollte man genügen.
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das war ja dem Namensgeber Dimitroff geschulde
Kannte den irgendjemand in Leipzig? Vielleicht war es beim Umfang der Zerstörungen eine Art Lotto; oder eine Form der Triage. Aber in Absurdistan war wohl alles möglich.
Anderes Thema: Bei dem 150 Jahre alten Foto HIER dachte ich unwillkürlich an den Leipziger Markt mit dem Barfußgäßchen. War aber nix. Könnte aber ein neues Rekoprojekt initiieren. Aber eben nicht in Leipzig.
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Ja sicher war Dimitoff bekannt.
Immerhin fand 1933 der Reichstagsbrandprozess im Reichsgericht statt, in dem er neben van der Lubbe angeklagt war:
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In Leipzig kannte jedes Kind die Geschichte von Dimitroff und seinem Auftritt im Reichsgericht. Damals war ja darüber hinaus noch das MdbK im Gebäude untergebracht - da wurde man mit der Schulklasse auch gerne mal durchgeschleift.
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Anfang der 1950er Jahre? Dann ging das Vergessen bzw. Verdrängen ja rasend schnell.
Manche Rekonstruktionen haben einen eigenen Charakter.
In den 1980er Jahren sah die Nikolaistraße von der Universität gesehen so aus. Alles Flachdächer...
Ende der 1980er Jahre wurde mit der Bebauung der Kriegsbrache Grimmaische Straße / Nikolaistraße begonnen. In den Neubau integriert wurde ein "neuer" Fürstenhauserker . Der Neubau war ein bunter Mix unterschiedlichster Bauverfahren.
1990er-Jahre-Baustellen
Inzwischen wurde das Gebäude umgebaut.
Von der "Löwenapotheke" ist nur ein geringer Teil des Stahlskeletts und etwas Sandstein erhalten geblieben. Der Rest ist neu. Rekonstruiert...
Die "Löwenapotheke" hat nicht nur eine neue Fassade sondern auch ein Staffelgeschoß erhalten.
Wenn ich diesen Bericht richtig verstehe, kommt demnächst Leben in den Bau.
Eigene Fotos.
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Im Raum unter der Treppe kann eine weitere "Rekonstruktion" besichtigt und genutzt werden:
Schauraum Papyrus Ebers
Wenn also jemand oben im Lesesaal Brechreiz, Unlust oder Kopfweh verspüren sollte, kann hier flugs nachgelesen werden, welche Mittel helfen könnten...
(Fortsetzung folgt...)
Über den Papyrus Ebers - das älteste Medizinbuch der Welt - sendet Arte heute eine große Doku: https://www.arte.tv/de/videos/101931-000-A/magie-medizin/