Park- und Straßenbäume in Berlin

  • Berlin hat Hunderttausende Bäume, die auf den Bürgersteigen stehen. Dies ist der Themenstrang um über Bepflanzungen im Stadtraum zu schreiben und zu diskutieren.


    These:

    Die meisten Straßenbäume sind Laubbäume. Im Sommer schön grün, im Winter kahl. Das Stadtbild verändert sich dadurch radikal. Die Lebensqualität sinkt durch den geringen Grünanteil im Winter.


    Frage:

    Warum werden so wenig immergrüne Baumarten im Stadtraum gepflanzt ? Welche Arten würden sich besonders eignen ? Wie ist der Stand der Forschung ? Kann man für das Klima und den Boden in Berlin geeignete immergrüne Baum- und Buscharten züchten ?

    Einmal editiert, zuletzt von Arty Deco ()

  • Ein sommergrüner (Stadt)Baum soll im Sommer Schatten spenden und für Abkühlung sorgen. Das ist im Winter nicht notwendig. Da freut man sich über jedes bisschen Licht. Meiner Meinung nach sind die Bäume in Berlin aber oft zu hoch und zu groß. So eine Platane, wie in meiner Straße verdunkelt im Sommer die unteren straßenseitigen Wohnetagen dermaßen, dass sogar mitten am Tag die künstliche Beleuchtung aushelfen muss. Was den stadtökologischen Aspekt angeht können Bäume aber nicht groß genug sein. Mir wären da allerdings mehr Bäume, dafür aber kleinere lieber.

  • Tatsächlich eine spannende Frage.
    Ich denke einen gewichtigen Punkt hat klangraum bereits erwähnt, Laubbäume haben den großen Vorteil im Sommer Schatten und im Winter Licht zu spenden.

    Spontan fiel mir ein, dass unsere am meisten verbreiteten Nadelbäume sprich Kiefer, Fichte und Tanne eventuell als Bäume der Montanstufe allesamt Flachwurzler sind und damit besonders zu Beschädigungen der Straßen und Gehwege neigen. Ein kurzer Check entlarvt allerdings nur die Fichte als Flachwurzler, Kiefer und Tanne bilden eher Herzwurzeln.

    Ein definitiv gewichtiger Punkt ist die Sturmsicherheit. Laubbäume sind in der sturmreichen Herbst und Winterzeit kahl und bieten dem Wind relativ wenig Angriffsfläche, was starke Winde an Nadelbäumen anrichten können war ja leider die letzten Jahren sehr gut in unseren Forsten zu beobachten. Man vergleiche mal an einem windigen Wintertag den Tanz einer Birken mit dem Rauschen und kämpfen einer Fichte.


    Ein weiterer Punkt über dessen Bewertung ich mir auch nicht ganz sicher bin ist, dass Nadelbäume ganzjährig Schadstoffe aus der Luft binden. Zum einen sind sie ganzjährig belaubt zum anderen sind die Nadeln mit einer klebrigen Wachsschicht überzogen. So sorgen sie zum einen für eine bessere Luftfilterung als Laubbäume, können auf der anderen Seite aber durch Stammabfluss eine höhere Konzentration der Schadstoffe in ihrem Wurzelraum aufbauen, werden dadurch eventuell im Straßenkontext schneller krank bzw. sterben ab. Auch ist die Streu, also die Nandeln die dann nach einigen Jahren auch ihr Lebensende erreicht haben, nur schwer zersetzbar. Eventuell neigen Nadeln damit mehr zu Verstopfen von Gullis und generell Abwasserleitungen. Kiefern werfen gerne auch mal Y-förmige Nadelabschnitte ab die sich ganz hervorragend ineinander verhaken.


    Da Laubbäume bei uns schon von langher als Stadtbaum bevorzugt werden gehe ich auch stark von ästhetischen Maßstäben aus. Eine blühende Kastanie oder Linde hat einfach eine viel betörendere Ausstrahlung als so eine Kiefer mit ihren Zapfen. Generell neigen unsere großen Nadelbäume als Lichtbaumarten dazu in schattigen Straßenzügen nur in ihrer Krone begrünt zu sein, während 80% des Stammes eher kahl bleiben. Wenn ich mich recht entsinne, sind sie gar nur in der Lage über ihren Vegetationskegel der oberen Triebe neu auszutreiben, alles weiter unten ist nicht groß regenerationsfähig. Eiche, Robinie oder Hainbuche können das z.B.. Bricht bei ihnen auch unterhalb der Krone ein Ast ab, können sie dort neu austreiben.


    Ob es eine Rolle spielt, dass unsere Nadelbäume gern auch 20 Meter und mehr in die Höhe wachsen - Ich weiß es nicht. Mir als Stadtverwaltung wäre das aber auch eher unrecht.


    Da Nadelbäume in Parks und Privatgärten ja durchaus anzutreffen sind, gehe ich vor allem von Sicherheits- und Pflegeaspekten im Kontext als Straßenbaum aus.

  • Der "Volksentscheid Baum" soll dazu führen, dass in den nächsten 10 Jahren mehrere Hunderttausend Straßenbäume neu gepflanzt werden sollen. Auch deutlich mehr Fassaden-Begrünungen sollen geschaffen werden.


    Das scheint ein guter Ansatz zu sein. Berlin braucht insbesondere mehr immergrüne Pflanzen im Straßenbild. Fassadenbegrünung hebt außerdem die Ökobilanz, schützt vor Graffiti-Vandalismus und hebt die Lebensqualität.

  • Mehr Grün finde ich gut. Aber was sollen das für immergrüne Pflanzen sein. Nadelbäume, Efeu?

  • Klar. Auch.


    Ich hoffe die Initiative versteift sich nicht auf die bereits zuviel gepflanzten Laubbäume, die im Berliner 7-Monate-Winter alle kahl sind. Berlin braucht die gesamte Bandbreite an neuen, immergrünen, winterharten und trockenheitsresistenten Arten im Stadtbild. Die Stadt ist in der vegetationsarmen Jahreszeit einfach zu trist und unwirtlich. (Das gilt übrigens für nahezu alle dt. Metropolen).


    Ich persönlich würde sogar mehr Erforschung von stadtkompatiblen Pflanzenarten befürworten. Die gesetzliche Förderung von Fassadenbegrünung sollte voran getrieben werden.


    :juhu:

  • Generell geht der Trend weg von Nadelbäumen. Immergrüne Bäume die in unserem Klima wachsen gibt es nicht so viele.