Klimawandel: Auswirkungen und Maßnahmen in Berlin

  • Aus dem Thread "Wohnen am Humboldthafen" hierhin verschoben.


    Ich weiß zwar was du meinst, aber könntest du bitte mal erklären was "Klimaresilienz" bedeutet?


    ....aber alle neu angelegten öffentlichen Plätze weitgehend versiegelt werden (Europaplatz, Washingtonplatz, Schlossplatz). Für mich passt das irgendwie nicht zusammen.

    Weil diese Maßnahmen kein Geld generieren.

  • Klimaresilienz bedeutet Anpassung(-sfähigkteit) an den Klimawandel. Da in Zukunft noch mehr als heute mit Hitzesommern, Dürreperioden und Starkregenereignissen zu rechnen ist sollten öffentliche Plätze schattige Bereiche bieten sowie unversiegelte Flächen mit Bäumen (spenden Schatten und speichern CO2), in denen Regenwasser versickern kann und die keine Hitze speichern (versiegelte Flächen wie Alex, Washingtonplatz, Schlossplatz und Co. heizen sich im Sommer stark auf und Regenwasser läuft sofort in die Kanalisation, die bei Starkregen ohnehin überlastet sein kann, statt Wasser zu speichern - Stichwort Schwammstadt).


    Besonders kompliziert sollte das eigentlich nicht sein, findet bei neuen Flächen wie der Ufergestaltung am Humboldthafen allerdings kaum bis gar keine Berücksichtigung. Sicherlich spielt dabei eine Rolle, dass die Pflege öffentlicher Flächen möglichst kein Geld kosten soll, so sieht es dann aber auch aus und ist zu kurz gedacht, wenn es dann wieder extra Entsiegelungs- und Klimaanpassungsmaßnahmen geben soll.

  • Na ja. Man sollte dieses Klimadingens meiner Meinung nach nicht überbewerten. Es wird sicherlich auch irgendwann mal wieder kälter. Und wie soll man z.B. den Schloßplatz weniger versiegeln, ohne daß daraus eine Kleingartenanlage wird? :)


    Bei solchen Plätzen wie dem Europa- oder Washingtonplatz halte ich das für ein bißchen übertrieben. In Wohngebieten sieht das schon anders aus. Nichts gegen mehr Ökologie und Klimaschutz, aber es kommt ja auf die Masse an. Ästhetik sollte man als Kategorie jedenfalls nicht vernachlässigen.


    Es wird auch wieder kälter werden, wenn wir weniger Kohlendioxid ausstoßen.


    Ansonsten finde ich die grauen Hütten durchaus gelungen. Ich mag solch minimalistisches Design. Und durch die Spiegelung bzw. Doppelung steigt sogar der Symbolwert. Das sieht meiner Meinung nach sogar besser aus.

  • Ohne hier im Architekturforum zu sehr in die Tiefe gehen zu wollen: Es wird nicht kälter, wenn wir weniger CO2 ausstoßen (zumal der CO2-Ausstoß weiterhin ansteigt), weil das bereits ausgestoßene CO2 zum Treibhauseffekt führt, den wir gerade spüren und der sich nicht ohne Weiteres rückgängig machen lässt.


    Beim Schlossplatz sieht man an der Seite zum Lustgarten hin, dass Bepflanzung möglich und sehr ansprechend ist, das wäre an den anderen Seiten des Schlossplatzes und auf dem Washingtonplatz ebenfalls möglich und wäre m.E. deutlich ästhetischer als die aktuelle Versiegelung. Ich denke auch eine Baumreihe rund um den Humboldthafen würde auf Zustimmung stoßen und die Aufenthaltsqualität erhöhen. Das Spreeufer vor dem Hbf ist insgesamt ziemlich grau geraten und wirkt m.E. etwas steril. Aber die Gestaltung des Europaplatzes steht ja noch aus, vielleicht gibt es dort mehr Grün ;)

  • Es wird auch wieder kälter werden, wenn wir weniger Kohlendioxid ausstoßen.

    Es hat zig-Millionen Jahre gebraucht, um die fossilen Kohlenstoff-Einlagerungen, die wir seit seit etwa 200 Jahren verfeuern, aus der Athmosphäre auszuscheiden und im Untergrund einzulagern, und es wird leider auch ähnlich lange dauern, um den Schaden, den wir angerichtet haben und weiterhin Tag für Tag anrichten, wieder zu heilen.


    Insofern: So lange Berlin als Stadt noch existiert, wird es absehbar Jahr für Jahr gewaltige Probleme mit Überhitzung im Stadtraum geben. Wir stehen dabei erst ganz am Anfang der Entwicklung und werden selbst zu Lebzeiten der älteren Mitforenten hier noch eine deutliche Verschlimmerung sehen.


    Bäume können durch Verschattung den Effekt lindern und sollten deshalb (fast) überall gepflanzt werden, wo es möglich ist.

  • Es wird auch wieder kälter werden, wenn wir weniger Kohlendioxid ausstoßen.


    Klares Nein. Das Co2, das einmal ausgestoßen wurde, bleibt in der Atmosphäre. Zwar gibt es Möglichkeiten, Co2 auch wieder zu entnehmen (Stichwort Direct Air Capture), aber die Mengen die wir ausstoßen sind so gewaltig dass es meines Wissens nach keine Technologie gibt, die das bislang leisten könnte. Wir können versuchen, den angerichteten Schaden auf dem heutigen Niveau zu halten, aber nicht zurückdrehen. Dass wir es bislang nicht tun - der Co2-Ausstoß steigt nach wie vor - ist eine andere Frage. Der diesjährige Sommer wird in wenigen Jahren der Normalfall sein, Hitzwellen, Wassermangel, Brände und Übersschwemmungen are here to stay.

    Man kann jetzt schon mit großer Sicherheit sagen, dass es auch weiterhin kühlere Jahre geben wird, es aber nicht generell "wieder kälter wird", die Hitzewelle ist in wenigen Jahren der Normalzustand im Sommer, die Klimakatastrophe ist im vollen Gange.

  • Mir ging es nur darum, das Klimathema nicht zum Nonplusultra zu machen, worunter dann andere Bedürfnisse leiden. Das würde auch zu weniger Akzeptanz führen. Die Ästhetik sollte jedenfalls nicht leiden. Vielleicht gibt es ja Konzepte, wo eine Vollversiegelung vermieden wird, es aber immer noch ansprechend aussieht.


    Das Problem, worauf ich hinaus wollte, ist, daß die Erderwärmung auch irgendwann mal wieder aufhört. Das dauert sicherlich noch etwas. aber man sollte sich darüber im klaren sein und die richtigen Prioritäten setzen. Also ein Blumenbeet mehr wird eventuell wenig in Sachen Klimaschutz bringen.


    Und ob eine Baumreihe auf dem Schloßplatz, der womöglich bald wieder einen Brunnen beherbergt, so toll aussieht, muß man sehen. Also als ich da langegangen bin, habe ich keine Bäume vermißt. So eine Allee kann natürlich gut aussehen. Aber da ist wie gesagt noch der Brunnen.


    Mir geht es halt nur um die Prioritäten. Der Schloßplatz ist ja nicht irgendein Platz. Und die Plätze am Hauptbahnhof sind ja auch recht prominent. Man sollte dieses ganze Klimaschutzresilienzdingens an den richtigen Orten machen. Also mir geht es nicht um ein prinzipielles Nein. Man sollte es nur nicht übertreiben. Das gibt es ja öfter, daß eine an sich gute Sache zum Zeitgeist wird und seltsame Blüten schlägt.

    Es hat zig-Millionen Jahre gebraucht, um die fossilen Kohlenstoff-Einlagerungen, die wir seit seit etwa 200 Jahren verfeuern, aus der Athmosphäre auszuscheiden und im Untergrund einzulagern, und es wird leider auch ähnlich lange dauern, um den Schaden, den wir angerichtet haben und weiterhin Tag für Tag anrichten, wieder zu heilen.

    Das ist - mit Verlaub - ziemlicher Unsinn. Wir reden hier von Jahrzehnten, allenfalls Jahrhunderten. Sinkt der Kohlendioxidanteil in der Luft, verringert sich auch der Treibhauseffekt mit ein paar Jahrzehnten Verzögerung. Und das wird aller Wahrscheinlichkeit nach noch in diesem Jahrhundert geschehen. Hinzu kommen (hypothetisch) Maßnahmen wie Geo-Engineering, die das Problem möglicherweise entschärfen können.


    Man sollte die Dinge nicht schimmer machen, als sie sind. Es geht hier genaugenommen auch nicht um einen "Schaden", sondern um eine für uns und unsere Zivilisation unangenehme Klimaveränderung, die wir selbst herbeigeführt haben. Klimaveränderungen gab es immer. Es war auch schon mal wesentlich kälter und wärmer in unseren Breiten.


    Ich gucke mir mal die genannten Plätze in Zukunft etwas genauer an. Auf dem Washingtonplatz ist mir jetzt auch nicht die Spontaneingebung gekommen, daß hier unbedingt Bäume gepflanzt werden müßten. Ich meine, wir sprechen hier über vielleicht zwei Monate im Jahr, wo es etwas wärmer wird und wo niemand gezwungen wird, sich um ein Uhr mittags auf den Washingtonplatz oder Schloßplatz zu setzen. :)


    Haben wir es hier vielleicht mit einer Art Ökopaternalismus zu tun?


    Mir geht es nur darum, daß man die Dinge vielleicht etwas entspannter betrachten könnte. Wo es gut aussieht, soll man gerne Bäume pflanzen. Und interessieren würde mich noch, was heute an den Sommern eigentlich so anders ist als früher. Ist es wirklich so viel wärmer als beispielsweise in den Neunzigern? Ich sehe da jetzt nicht unbedingt, die totale Katastrophe auf uns zurollen oder einen extremen Wandel. Temperaturspitzen von 35 Grad gab es doch auch schon früher, oder?


    Mein CO2-Fußabdruck ist bestimmt geringer als der von Greta oder Luisa. Aber mir kommt dieses Thema mitunter etwas überdramatisiert vor. Kohlendioxid ließe sich in Berlin auch super durch eine Verringerung des Autoverkehrs einsparen. Da sind wir aber ziemlich mutlos. Stattdessen diskutieren wir völlig irre Projekte wie die A100 bis zum Ostkreuz oder zur Frankfurter Allee.

  • Sinkt der Kohlendioxidanteil in der Luft, verringert sich auch der Treibhauseffekt mit ein paar Jahrzehnten Verzögerung.

    Der Kohlendioxid-Anteil in der Luft sinkt aber nur, wenn a) weniger davon freigesetzt und gleichzeitig b) mehr davon absorbiert wird. Beides hochgradig fraglich, denn:


    zu a): Noch immer wächst der CO2-Ausstoß, den die Menschheit direkt verursacht. Selbst wenn sich das einmal ändern sollte, dürfte der indirekte Mehr-Ausstoß dennoch weitergehen – Stichwort tauende Permafrostböden.

    zu b): CO2 ist ein Gas, das – einmal freigesetzt – in der Atmosphäre bleibt. Weder setzt es sich am Boden ab, noch diffundiert es irgendwie ins All. Allein Pflanzen sind in der Lage, es zu absorbieren. Und deren Masse sinkt angesichts von Bränden, (Brand-)Rodungen und Dürre gerade gewaltig.

    Klimaveränderungen gab es immer. Es war auch schon mal wesentlich kälter und wärmer in unseren Breiten.

    Joah, und erdgeschichtlich betrachtet waren "unseren Breiten" die meiste Zeit über für Menschen unbewohnbar, da entweder zu kalt oder zu heiß. Der Aufstieg der Menschheit hat auch mit klimatischen Bedingungen zu tun, die auf diesem Planeten keine Selbstverständlichkeit sind – und die gerade im Begriff sind, zu verschwinden.


    Ich habe nichts gegen gepflasterte Plätze, und ich finde nicht, dass man jeder schönen Pflasterung mit Hinweis auf den Klimawandel die Legitimation absprechen kann. Auch haben Sie recht mit dem Argument, dass Blumenbeete am Problem wenig ändern, der Rückbau von Straßen und weniger Autoverkehr dagegen schon. Aber Sie tun Ihrem Argument keinen Gefallen, wenn Sie das globale Desaster, dass da auf uns zukommt, kleinreden.


    (Nur eins von vielen Desastern, nebenbei bemerkt. Artensterben, Überfischung, ausgelaugte Ackerböden, Vermüllung der Meere, etc. Es wird auf absehbare Zeit schlimmer werden. Der Planet wird sich davon erholen – er hat Millionen Jahre Zeit dafür. Ob sich die Menschheit davon erholt, steht auf einem anderen Blatt.)

  • Oranien , TowerMaranhão

    ich glaube nicht, dass man die Berliner Blockrandbebauung mit ihren 22 Meter hohen und bis zu 100 Meter langen Häuserfronten und breiten Straßen, im entferntesten mit mittelalterlichen Medinas in Südspaniein oder Sizilien vergleichen kann. Ich selbst habe 22 Jahre in einem solchen Kiez, nähe Nollendorfplatz gelebt. Intakter Blockrand, 1.Etage, erster Hinterhof. Im Sommer war's nicht zum aushalten besonders in der Nacht, wenn auch noch die Russen im Garten gegrillt haben.

  • Es geht ja auch nicht nur um erhöhte Temperaturen. Es geht auch um Flächen, bei denen das Wasser versickern kann. Schwammstadt eben. Der Vergleich mit Städten im Süden ist deshalb unzulässig und schlicht falsch.

  • DerBe : Das macht mE keinen Sinn. Das Gegenteil ist der Fall: Es gibt doch um ein Vielfaches mehr an Sickerfläche wenn sich eine Stadt wie in Paris oder Asien bei 4-5facher Bevölkerungsdichte auf einen Bruchteil der Fläche beschränkt. Ein stinknormaler Mischwald ist als Schwamm zig mal besser als ein Stück künstlich aufgeschüttetes Vorstadtgrün in der Innenstadt. Mit dem Schwammstadt-Gedenken die Flächenfrass einer Stadt um ein Vielfaches auszudehnen: eine wilde Idee. Mathe spricht dagegen.