IP Griesheim: Genehmigungsverfahren für großes Reservekraftwerk
Die Fa. CI III PQ Energy GmbH & Co. KG (“PQ Energy”) wird im Industriepark Griesheim ein „besonderes netztechnisches Betriebsmittel“, vulgo: Reservekraftwerk bauen. Es ist ein Vorhaben, das in den Kontext Energiewende gehört. Das Projekt liegt südlich der innerdeutschen Übertragungsengpässe und inmitten der bedeutenden Lastzentren Darmstadt, Frankfurt, Karlsruhe, Schweinfurt und Würzburg. Der Standort verfügt über kurze Anbindungswege zu Strom- und Gasnetzen.
Alles anzeigenDie Anlage umfasst eine Gasturbine mit einer maximalen Feuerwärmeleistung (“FWL”) von 928 MW, die mit Erdgas oder Heizöl als Brennstoff betrieben werden soll. Die elektrische Leistung beträgt ca. 335 MW. Des Weiteren sind Schwarzstartdiesel mit eine FWL von 37,1 MW vorgesehen.
Die Anlage soll maximal 1.499 h im Jahr betrieben werden (einschließlich 180 Kaltstarts mit Erdgas oder Heizöl EL). Gemäß § 11 (3) EnWG „können Betreiber von Übertragungsnetzen „besondere netztechnische Betriebsmittel“ – bnBm - vorhalten, um die Sicherheit und Zuverlässigkeit des Elektrizitätsversorgungssystems bei einem tatsächlichen örtlichen Ausfall eines oder mehrerer Betriebsmittel im Übertragungsnetz wiederherzustellen. Mit dem Betrieb bnBm sind Dritte zu beauftragen. Die Leistung oder die Arbeit besonderer netztechnischer Betriebsmittel darf weder ganz noch teilweise auf den Strommärkten veräußert werden.“
Das heißt bei der Anlage handelt es sich um ein Kraftwerk, das nur dann eingesetzt wird, wenn wegen des überraschenden Ausfalls anderer Kraftwerkskapazitäten die Stabilität der Stromversorgung im Übertragungsnetz gefährdet ist oder gar bereits ein Stromausfall stattgefunden hat. Das Kraftwerk (bnBm) dient dann entweder zur Netzstabilisierung oder gar zum Schwarzstart.
Die Anlage wird über eine genehmigte Gasleitung DN400 der NRM versorgt werden. Die bestandskräftige Genehmigung stammt aus August 2008 und wurde im Dezember 2014 geändert. NRM hat am 15.06.2018 einen Antrag auf Verlängerung der Genehmigung um weitere fünf Jahre gestellt.
Die Stromanbindung wird über ein 380-kV-Erdkabel an das Umspannwerk Frankfurt-Südwest erfolgen. Die Trasse führt vom Gelände der InfraSite über die Stroofstraße/Alte Griesheimer-straße zum Umspannwerk. Ein gesondertes Genehmigungsverfahren ist dafür nicht erforderlich, die notwendigen Abstimmungen mit der Stadt Frankfurt zur Eintragung einer Baulast sind allerdings noch nicht abgeschlossen. Das im Jahr 2014 gestellte Netzanschlussbegehren für das Vorhaben wird derzeit bei der TenneT erneuert.
Das genannte Umspannwerk dürfte das am Höchster Mainufer gelegene vormalige MKW-Umspannwerk sein. Aufgrund der Leistung des Kraftwerks ist ein Genehmigungsverfahren mit Öffentlichkeitsbeteiligung vorgeschrieben, weshalb wir die Details den Antragsunterlagen entnehmen können, insbesondere der Projektbeschreibung.
Der Vorhabenträger PQ Energy ist eine Portfoliogesellschaft der Copenhagen Infrastructure Partners, welches wiederum eine im Jahr 2012 gegründete Fondsmanagementgesellschaft ist, die derzeit vier Fonds mit einem Vermögen von mehr als 6 Mrd. EUR verwaltet. Die derzeitigen Investitionen umfassen eine breite Palette von Energieinfrastruktur-Assets, einschließlich Offshore-Wind, Onshore-Wind, Offshore-Stromübertragung, Biomasse und Energie aus Abfällen sowie PV-Investitionen. CIP konzentriert sich auf Europa, Nordamerika und Ostasien (Taiwan).