Berliner Baupolitik

  • Zugegeben einzelne Fassaden sind interessant, handwerklich gut, grundsolide. Die hängenden Mundwinkel der letzten Langzeitregentin sind jedoch der Nicht-Geist dieses Quartiers.

    Ich bin wirklich kein Lüscher-Fan, aber das ist etwas unfair. Einerseits goutierst du, dass die Fassaden interessant und grundsolide seien, andererseits wird dann ein "nicht-Geist" anhand von Mundwinkeln konstruiert. Ich hab recht viel Bild&Tonmaterial von ihr gesehen, weil mich ihre Stadtplanung oft aufgeregt hat, aber die Frau war im Rahmen ihres schweizer Temperaments stets offen, dialogbereit und freundlich. Ich finde auch die Europacity nicht völlig "verplant". Mich stört vor allem der komische Zick-Zack-"Blockrand" links an den Gleisen, was dort an den Gleisen jetzt aber auch kein städtebauliches Drama darstellt. Der kleine HH-Cluster, der sich am HBF entwickelt hat, ist durchaus wertig geworden und es sind mehrere potentielle HH-Grundstücke frei, die noch entwickelt werden können. Allein der nördliche Teil oben ist ein riesen Entwicklungsfeld, da könnte langfristig ein zweiter Cluster entstehen. Wenn man sich vorstellt, dass dort vor 15 Jahren Niemandsland war, ist jetzt kein Unglück passiert und die Gebäude selbst sind in etwa auf Höhe mit der Hamburger Hafencity. Also leicht gehobener, moderner Standart. Das einzige, was wirklich "völlig verplant" wurde, sind die zwei Therani-Kisten am Humboldthafen, da gebe ich dir recht. Die wären geradezu prädestiniert gewesen für Wohntürme. Riesen Ausblick, großes Wasserbecken, introvertierte, kleine Kästen. Zählt aber glaube ich nicht mehr zur ECity.

  • ^ Die Auslegung von K-1 Beiträgen fällt ja zunehmend schwerer, aber gemeint ist mit der "Langzeitregentin" hier wohl Angela Merkel (nicht Lüscher), deren Mundwinkel sich - warum auch immer - im "Nicht-Geist dieses Quartiers" spiegeln sollen. Das ähnelt langsam einer privatsprachlichen Allegorese...

  • Aber ja, Arty Deco hat auf jeden Fall Unrecht mit seiner allumfassende, kulturpessimistischen Kritik. Denn eine attraktive Stadt bemisst sich nicht nur aus seiner Architektur, sonder auch aus den Menschen die dort leben und dem, was sie aus einer Stadt machen. Und da war Berlin in den letzten Jahren sehr gut aufgestellt. Die Touristenzahlen belegen das.

    Aber ich versteh schon, je schlechter Deutschland resp. Berlin gemacht wird, desto besser für einige, die einer ganz bestimmten Partei nahe stehen.

    Ich kann`s nicht mehr hören. Jeder, der nur ansatzweise für ästhetische, klassische Architektur oder gar Rekonstruktionen ist, wird in die Nähe der AfD gerückt. Die gleiche Leier wie Trüby und Oswalt. Ich bin als Reko-Anhänger übrigens SPD-Wähler und könnte niemals weiter "rechts " wählen.

    Gut, daß Geisel und Kahlfeldt gewählt wurden. Geisel sorgt (hoffentlich) für viele bezahlbare neue Wohnungen, Kahlfeldt, wenn man ihre eigenen Werke sieht, (hoffentlich) für schöne, ästhetische Architektur für Stadträume mit Aufenthaltsqualität im Gegensatz zu Lüscher. Lütke-Daldrup?? In Leipzig war er verantwortlich für den Glasklotz Museum der bildenden Künste gegenüber den Barockbauten der Katharinenstraße ("Gegensätze ziehen sich an, blablabla.....") den Bonnern hat er als Vorsitzender der Verunstal- äh Gestaltungskommission den häßlichen "Urban Soul"-Klotz beschert und einen wunderschönen von der Mehrheit der befragten Bonner favorisierten Entwurf (KK16) verhindert, da das Gebäude im Kaufhausstil der Jahrhundertwende und das Hotel mit Schrägdach und vertikal ausgerichteten Fenstern und Gauben (neben den Bestands-Gründerbauten der Maximilianstraße) nicht zum 3. Gebäude des Entwurfs passe. Brüche, die man doch sonst will! Der Witz: Das 3. Gebäude ist ein Parkhaus!!!! Soll man das Parkhaus auch im Gründerzeitstil bauen?? Man biegt sich die "Argumente" halt zurecht, wie man will.

  • HarrySeidler wir haben hier auch ein großes Feld aufgemacht, da kommt verständlich nicht jeder mit. Wenn ich Frau Merkel mit der Europacity verband, so weil es sich im zeitlichen Ablauf einer Hauptstadt unweit deren Politik aufdrängt hier die bauliche Wirklichkeit einzuordnen. Hätte man das Gebiet "Neu-Moabit" genannt, so wäre meine Beurteilung freundlicher. Aber eine "Europa" Stadt inmitten der deutschen Hauptstadt verspricht mir dann doch etwas mehr, oder hätte halt in früheren Zeiten etwas mehr versprochen.


    Denn eine attraktive Stadt bemisst sich nicht nur aus seiner Architektur, sonder auch aus den Menschen die dort leben und dem, was sie aus einer Stadt machen. Und da war Berlin in den letzten Jahren sehr gut aufgestellt. Die Touristenzahlen belegen das.

    Da danke ich für Ihren Einwurf, aber hier vertrete ich mittlerweile eine andere Auffassung. Waren es in den letzten Jahren nicht vor allem Menschen, die wegen der Spuren des Vor-Kriegs-Berlin, des Nachkriegs-Berlin und dem Nachwende-Berlin bis etwa 2000 in die Stadt kamen. Aber kamen sie wirklich in großer Zahl wegen dem was nach 2000 entstand (nehmen wir den Hauptbahnhof und das Humboldtforum mal beiseite)?

    Ist es noch das unverschämt Neue, das Karl Scheffler (und auch Sauerbruch in seinem Aufsatz hierzu) als unverzichtbaren Lebensschlag Berlins hält, das der Erwartung oder selbst den Möglichkeiten gerecht wird?

    Und was bleibt nach Corona, wenn es jemals ein Ende von Corona (medizinisch oder/und politisch) geben wird von den einstigen Touristenzahlen? Zum Beispiel "Der Karneval der Kulturen" las ich heute in einem Wochenblatt, findet dieses Jahr nicht statt. Vielleicht nächstes Jahr, vielleicht aber auch nicht. Es reißen Strukturfäden, teilweise unwiderbringlich. Manche glauben der Zustand von 2019 ist irgendwo konserviert und lässt sich zu gegebener Zeit wieder auftauen, ich habe da Zweifel. Stehen wir nicht doch oder wieder einmal an einem Scheideweg in Berlin?

    War es nicht zu allen Scheidewegen Berlins die Tugend der Stadt das "Werden" und "Neue" vor allem Architektonisch als Ausrufezeichen oder Lebensbeweis einzusetzen? Wobei wir aber wieder beim Ausgangspunkt von Arty Deco sind und mein Hinweis auf den (fehlenden) Anspruch diese Diskussion auslöste.

  • Ich kann`s nicht mehr hören. Jeder, der nur ansatzweise für ästhetische, klassische Architektur oder gar Rekonstruktionen ist, wird in die Nähe der AfD gerückt.

    Mit Verlaub, das ist ein totaler Strohmann. Das hat DerBe nicht gesagt und auch sicher nicht gemeint, sondern die geheimnisvoll raunenden Doktorarbeiten zum Zustand Deutschlands und der Welt, die hier von einigen Mitgliedern regelmäßig vom Stapel gelassen werden, und die oftmals Paradebeispiele der Taktik des verbalen Niederreißens des Status Quo sind, wie man sie von diversen politischen Bewegungen kennt.

  • Im Lichte der ganzen Erregung um das ästhetische Profil von Frau Kahlfeldts Arbeit als Architektin finde ich das Ergebnis des BDA-Publikumspreises ausgesprochen interessant. So schreibt die Morgenpost: Die Auswahl sei mit 112 Projekten riesig gewesen, doch das Votum der Leser dann genauso eindeutig. An der Abstimmung zur Vergabe des Publikumspreises des BDA in Berlin nahmen mehr als 4000 Architekturinteressierte teil. Das Ergebnis: Mit Abstand die meisten Stimmen unter den zur Auswahl stehenden Gebäuden vereinte ausgerechnet der Patzschke in der Oberwallstraße auf sich.


    Ich persönlich finde den Bau bizarr und ungelenk und ich mag ihn nicht sonderlich. Wenn man aber bedenkt, dass die meisten Teilnehmer an all den öffentlichen Debatten sich als glühende Demokraten definieren - und bestimmte Architekten besonders starkt "fordern", dass ausgerechnet sie, als angeblicher Ausdruck von Offenheit und Demokratie, die Auswahl entscheidender Personalien unbedingt mitzubestimmen hätten - dann entsteht ein ziemlich schauderhafter Widerspruch, wenn nämlich gleichzeitig das Bedürfnis großer Teile der Bevölkerung nach weniger Sachlichkeit in der Architektur so einfach als obszön und falsch abgetan wird.


    https://www.morgenpost.de/berl…Z8FIJyK7OrYVBXepVP--CW3aA

  • ^Ich feier dieses Ergebnis über alles. Zeigt es doch die gravierende Diskrepanz zwischen der selbstherrlichen Architekten-Kaste und den Personen die in dieser Stadt leben. Zum Glück gibt uns das Internet immer mehr Möglichkeit zu direkter Demokratie.

  • ^ Sie verstehen aber schon, dass der "Publikumspreis", dessen Ergebnis Sie "feiern", vom BDA Berlin selbst ausgelobt wird, also jenen Personen, die Sie im selben Atemzug als "selbstherrliche Architekten-Kaste" bezeichnen?


    Und noch eine kleine Anmerkung zu den "mehr als 4000 Architekturinteressierte(n)", die teilnahmen: Das kann so nicht stimmen. Der BDA schreibt in seiner Mitteilung:

    Hierfür waren Interessierte aufgefordert, bis zu drei Favoriten online auszuwählen. Insgesamt wurden im Abstimmungszeitraum zwischen 22. November 2021 bis 5. Januar 2022 3731 Votes abgegeben. Gewonnen hat das Projekt Townhouse Oberwallstraße 27 von Patzschke Planungsgesellschaft mbH mit 222 Votes.

    Quelle: https://www.bda-berlin.de/2022…21-das-sind-die-gewinner/


    Nun lässt sich 3731 nicht durch drei teilen, aber wenn man davon ausgeht, dass die Mehrheit drei Stimmen verteilt hat, dann sinkt die Zahl der Teilnehmer in den Bereich von nur 1300-1700.


    Das Ergebnis ist jedenfalls eine Berliner Wundertüte mit "Patzschke", "Graft" & "buchner + wienke architekten mit Architekturbüro Martina Trixner":


    Preisträger:

    Townhouse Oberwallstraße 27, Berlin/Mitte, 2017 (222 Votes)

    Patzschke Planungsgesellschaft mbH

    Bauherr*in: Bauwert AG

    BDA-Preisbeschreibung hier: https://bda-preis-berlin.de/57-townhouse-oberwallstrasse-27/


    2. Rang

    Charlie Living, Berlin/Kreuzberg, 2020 (124 Votes)

    GRAFT Gesellschaft von Architekten mbH

    Bauherr*in: Trockland Management GmbH

    BDA-Preisbeschreibung hier: https://bda-preis-berlin.de/87-charlie-living/


    3. Rang

    Dachaufstockung Wassertorstraße, Berlin/Kreuzberg, 2017 (104 Votes)

    buchner + wienke architekten mit Architekturbüro Martina Trixner

    Bauherr*in: GbR Bauherrengemeinschaft Wassertorstraße

    BDA-Preisbeschreibung hier: https://bda-preis-berlin.de/34…tockung-wassertorstrasse/

  • Ich finde vor allem, dass man Frau Kahlfeldt kein Gefallen tut, wenn man sie in eine bestimmte Kiste (Stimmann-Anhängerin, Rekonstruktionsbefürworterin, Traditionalistin etc.) einsortiert. Frau Kahlfeldt hat in ihren Interviews für Radio Eins, die Welt und die Zeit deutlich gemacht, dass sie sich als "Brückenbauerin" versteht und keinen bestimmten Stil fördern will. Auch hat sie gesagt, dass sie keinen Kurswechsel in der Stadtentwicklungspolitik will, sondern dass sie die Projekte, die Frau Lüscher angeschoben hat, weiterführen will.

    Daher verstehe ich warum hier einige Nutzer immer noch große Schlachten schlagen wollen. Wir sollten uns jetzt anschauen, was Frau Kahlfeldt praktisch tut, und dann sehen, ob sie ihren Worten Taten folgen lässt.

  • Klarenbach Schön, dass wir mal komplett einer Meinung sind! Warten wir es also ab. Immerhin ist es schon einmal gut, dass sie trotz der Angriffe solche versöhnlichen Töne anschlägt und nach wie vor Brücken bauen möchte. Damit ist der Ball nun zurück im Spielfeld und die "Angreifer" werden ihn hoffentlich aufnehmen und so zu Mitspielern wie man es eigentlich erwarten sollte. Das heißt ja auch nicht, dass es nicht trotzdem weiter Differenzen in der Sache geben darf.

  • Ich kann`s nicht mehr hören. Jeder, der nur ansatzweise für ästhetische, klassische Architektur oder gar Rekonstruktionen ist, wird in die Nähe der AfD gerückt. Die gleiche Leier wie Trüby und Oswalt. Ich bin als Reko-Anhänger übrigens SPD-Wähler und könnte niemals weiter "rechts " wählen.

    Sehen Sie, ich kann diese ewige kulturpessimistische Leier auch nicht mehr hören, die alles was hier in Berlin oder in Deutschland gebaut wird, runter macht, nur weil es den eigenen Ansprüchen, den eigenen Vorstellungen nicht genügt. Und da sind eben die Rekonstruktionsanhänger sehr laut und beharrlich. Hier in diesem Forum, aber auch an anderer Stelle.

  • Das Ergebnis ist jedenfalls eine Berliner Wundertüte mit "Patzschke", "Graft" & "buchner + wienke architekten mit Architekturbüro Martina Trixner":

    Und bei diesem fabelhaften Berliner Allerlei freut mich besonders die Anerkennung für das Büro Patzschke. Mit ihnen wurde von den selbsternannten Sprechern der Zunft nicht immer sehr fair umgegangen.

    Da es bei vielen ihrer Projekte Kritik gibt, die ich auch teile, so hat man bei der Auseinandersetzung (Reko/Gegen-Reko, Klassisch/Modern, etc.) aber leider die qualitätsvollen Bauten des Büros nicht wahrgenommen. Kaiserdamm 116, Memhard-Ensenmble am Hausvogteiplatz und das Kronenpalais Kronenstraße 8-10 halte ich für die besten Bauten des Büros, die ich mir aus Berlin auch nicht mehr wegdenken möchte.

    Beim prämierten Townhouse Obewallstraße bleibt mein Blick an der Akrobatik oder dem fast schon humoresken Spiel von Kanten und Rundungen hängen.

  • Hier ein sehr hörenswertes aktuelles Interview  mit Hans Kolhoff !


    Er macht seinem Ärger über die Stadtentwicklung in Berlin deutlich Luft.

    Er kritisiert auch mehrfach das schwach entwickelte Architekturverständnis in Deutschland.

    Im Prinzip liegt er zu 90% auf meiner Linie und moniert die fehlenden klassischen Ansprüche der Berliner Stadtgestaltung.

  • Heute hat übrigens die erste Sitzung des Baukollegiums unter der Leitung von Petra Kahlfeldt stattgefunden:


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    Tagesordnung

    13:00 Uhr
    Vorstellung der neuen Senatsbaudirektorin Prof. Petra Kahlfeldt


    13:15 Uhr
    TOP 1
    Bezirk Mitte
    Sellerstr 31 Ergänzungsbau zum Bestandsgebäude (ehemals Bayer AG).
    Vorhabenträger: Quest Investment Partner und AXA Investment
    Architektur: CSMM, München

  • Ein Großer hat Klartext gesprochen.

    Ein sehr zu empfehlendes Interview mit Hans Kollhoff, sicher auch für jene aufschlussreich, die zu ihm eher in Opposition stehen. Dabei fand ich besonders seine sehr praktischen Ausführungen zu Klima-Zertifikaten, modernen überbordenden Haustechniken und der Entzauberung des Modewortes "Nachhaltigkeit" interessant.

    Zudem fühle ich mich durch seine Ausführungen zum Thema Anspruch des Bauherren/der Stadt in meinen vorangegangenen Thesen hier bestätigt. Allerdings könnte ich das, was Hans Kollhoff zur Europacity und zur Verfasstheit von Frau Lüscher zum Ausdruck brachte hier nicht veröffentlichen, sonst wäre mein Profil sicher deaktiviert worden. Also anschauen lohnt sich!

  • Kolhoffs Engagement für die europäische Stadt des 19. Jahrhundert und für Schönheit in der Architektur in Ehren, aber insgesamt ging mir sein kulturpessimistisches, ressentimental durchfinstertes und latent aggressives Dauerlamento doch mehr und mehr auf die Nerven, je länger das Interview lief. Und eine Winzigkeit, aber vielleicht doch auch ein Hinweis auf eine gewisse geistige Rigitität: dass er, der auch in Florenz lebt, nicht einmal das von ihm hervorgehobene Wort "cittadino" richtig aussprechen kann.

  • ^ Apropos Dauervorwurf "kulturpessimistisches, ressentimental durchfinstertes und latent aggressives Dauerlamento". Ich erinnere an das Wehklagen, das nach den Beschlüssen zum Wiederaufbau des Dresdner Neumarktes, des Berliner Stadtschlosses oder der Frankfurter Altstadt anhob, als die Wiederkehr des Kaiserreiches oder von noch Schlimmerem in Aussicht gestellt wurde, weil mal kein moderner Entwurf zum Zuge kam. Mein Eindruck ist, dass auf dieser Seite die Schmerztoleranz weit geringer ist als bei leiderprobten Anhängern traditionellem Städtebaus und Architektur.

  • ^ Apropos Dauervorwurf ...

    Das ist kein Dauervorwurf, sondern bezieht sich ganz konkret auf die Einlassungen von Kollhoff in diesem Interview. Wie er da händeringend ausruft: »Das Haus ist für die Familie gemacht. Und mit dem Zerfall der Familie zerfällt der Begriff des Hauses in unserer Gesellschaft« ist schon unfreiwillig komisch.

  • Wieso, ich finde den Gedankengang zumindest interessant. Früher haben Familien über Generationen hinweg ein Haus bewohnt. Heute ist es normal, dass Menschen regelmäßig umziehen, sich an keinen Ort mehr binden, oft alleine und isoliert wohnen. Auch seine These mit der Verantwortungsdiffusion finde ich plausibel. Das sehen wir ja auch zunehmend in anderen Bereichen.

  • "Früher" ist keine gute Kategorie des historischen Vergleichens. Wann, wo, wer? Die stehende Gesellschaft gerät in Europa gegen Ende des 18. Jahrhundert aus den Fugen.