Band des Bundes, Spreebogenpark und Reichstag

  • Architektenkind Mich hat die Visualisierung auch überrascht. Weder bringt es den Bau vernünftig zur Geltung noch sieht es insgesamt ansprechend aus.


    Ansonsten kann man natürlich nur die sichtbare Perspektive und die erkennbare Anmutung bewerten. Rein von der Kubatur her finde ich die Wirkung ok. Nur ist die monotone Gestaltung für so eine große Fassade dann eine schlechte Entscheidung, die man selbst bei hervorragender Materialwahl nicht komplett korrigieren können wird. Immerhin der hell-dunkle Kontrast könnte etwas hermachen. Wobei selbst der auf der merkwürdigen Visualisierung nicht so richtig ideal zur Geltung kommt.

  • Vielleicht gar nicht schlecht, diese Visualisierung. Das Licht ist sehr flach, der Himmel ist weiß – es ist mehr ein Handy-Foto aus der Zukunft als irgendwas anderes (sprich: irgendein geschöntes Rendering). :D

  • Da Herr Sauerbruch die dahinter liegende Polizei- und Feuerwache in 2004 auch neugestaltet hatte, scheint es ja für den Auftraggeber konsequent gewesen zu sein, dass dieser auch für den Erweiterungsbau an der Ecke beauftragt wurde. Obwohl ich persönlich bei Sauerbruch etwas bunteres erwartet hätte ;)

  • Na die bunten legoburgen von Sauerbruch kann man ja nu auch nich mehr sehen - mich erinnern die immer an kindergartencontainer.

    Das Thema war wohl Markenzeichen des Büros um sich als innovativer menschenfreundlicher Mitgestalter im Stadtbild zu gerieren aber schlussendlich sind’s fast immer ordinäre Kisten.

    Den Neubau hier find ich übrigens modisch und hässlich auch wenn die Kubatur so was wie ne Dachanmutung heraufbeschwört - sieht’s schlussendlich doch eher aus wie n Tagungshotel aus den 80ern - den in den 20ern Verunstalteten Altbau als Referenz hier anzufügen is jetzt auch keine sonderlich Schmeichelhafte Idee.

    Es gibt ganze Abhandlungen über diese furchtbare Phase der Fassadenverstümmelung in den 20ern - die oft nur den Zweck hatte Flächen für Leuchtreklamen und Werbeschilder zu generieren und sich den kläglichen Anstrich von einer Vorstellung amerikanisierter Modernität zu geben. Die Stadt war quasi fertiggebaut, Mittel Knapp und Flächen für Moderne Neubauten rar - da behalf man sich mit solchen Fisimatenten deren Ergebnis eben oft nach hinten losging und das Auge bis heute oft genug beleidigen.


    Die OT-Beiträge zu Fassadenveränderungen in den 20ern wurden in die Lounge verschoben.

  • Endell Das sehe ich etwas anders. Zunächst einmal sieht es so doch tatsächlich viel moderner aus, entsprechend ist das Anliegen ja gelungen (und dass man gerade in dieser Zeit mit ihren vielen, vielen bahnbrechenden Innovationen modern statt rückständig/von gestern o.ä. wirken wollte, kann man doch irgendwo verstehen). Zudem finde ich auch nicht, dass die Umgestaltung eine Verunstaltung war. Ich würde hier entgegen dem reinen Abhauen und glatten Verputzen alter Stuckfassaden wie gesagt von schlichter Eleganz sprechen, welche sogar einen reizvollen Kontrast zur verzierten Altbaufassade daneben erzeugt. Die vorherige Anmutung war davon abgesehen sicherlich ebenfalls schick (und homogener mit dem Nachbarbau), allerdings war das ja gewissermaßen auch nur ein "Anstrich" von Wohlstand und Opulenz - in den Innenräumen war teilweise ja weniger davon zu finden (je weiter hinten, desto weniger). Ich könnte jedenfalls von beiden Stilen mehr im Stadtbild ertragen.


    Dagegen wirkt der Sauerbruch-Entwurf leider recht strukturlos, leblos, lieblos auf mich. Natürlich kann man aber erstmal abwarten, wie das real wirkt. Die Visualisierung sieht für mich aber nicht nur verschwommen aus, sondern auch unfertig. Insgesamt fast ein wenig, als wenn man den eigenen Entwurf bewusst schamvoll verschleiert, weil man schon selbst wusste, dass es nichts Dolles ist. Ich finde übrigens schon, dass Sauerbruch Hutten auch schon einige reizvolle Beiträge geleistet hat. Hier bin ich aber zumindest bislang noch nicht warm geworden.

  • ^ Das GSW-Hochaus in Kreuzberg scheint er nicht zu meinen. Dieses ist für mich das Glanzstück aus dem Büro Sauerbruch/Hutton.

  • Von welcher Rasterfassade sprechen Sie denn eigentlich? Der Sauerbruch Hutton-Neubau, der hier entsteht, hat keine Rasterfassade & orientiert sich stilistisch an der Neuen Sachlichkeit der 20er Jahre.

    Oha - da ist mir tatsächlich ein Fehler unterlaufen. Danke für den Hinweis! Ich hatte mir nur das erste Bild angesehen wo der eigentliche Entwurf eher im Hintergrund zu sehen ist und der Bestandsbau (Rasterfassade) im Vordergrund. Daher das Mißverständnis.


    Der Neubau ist gar nicht mal so schlecht.

  • ^ Das GSW-Hochaus in Kreuzberg scheint er nicht zu meinen. Dieses ist für mich das Glanzstück aus dem Büro Sauerbruch/Hutton.

    Mein Beitrag geht in die Runde, der Beitrag von DerBe passt nur am besten für den Einstieg. Auch ich halte das GSW-Projekt aus neuer HH-Scheibe, dem renovierten HH aus der Nachkriegszeit und der dunklen dreigeschossigen Sockelbebauung für ein Glanzstück. Allerdings fällt bei meiner Beurteilung die grüngelbe "Pillbox" negativ ins Gewicht, diese verkitscht das in sich geschlossene Projekt.

    Und das ist sicher das was Endell meinte und sicher etwas verallgemeinerte. Bei der Polizei-/Feuerwache im Regierungsviertel setzten die Architekten das Vorhaben städtebaulich stimmig um, allerdings erkennt man hier dass die Farbwahl halt nur ein Modestilmittel ist, das im Falle der Polizei schnell aus der Mode kam.

    Beim hier diskutierten Neubau, für den das Wäldchen verschwinden musste stimmt für mein Auge der Städtebau nicht (architektonisch wird sich das Erscheinen sicher noch ändern). Der Moabiter Werder entspricht keinem Blockrand. Hier verweise auch auf meinen etwas untergegangenen Beitrag #613.

  • dropdeaded209 Bei der Erweiterung des Bundeskanzleramts bin ich etwas zwiegespalten. Es wirkt schon ziemlich repräsentativ und zugleich nicht geschmacklos-protzig, sondern eher sachlich-funktional und zeitlos elegant. Etwas sehr teuer ist es zwar trotzdem, doch wenn man es sich an dieser Stelle nicht mal leisten will, wo dann? Das Gebäude wird ja auch sehr lange stehen und insgesamt wird das Band so immer mehr zum Blickfang. Für mich ist das ein bleibender Wert - und endlich mal wieder ein kraftvoller Ausdruck des oft geforderten Gestaltungswillens moderner Architektur. Ich finde auch den Vergleich zu anderen Ländern etwas schwierig. Die haben ihre entsprechenden Bauten eben teilweise schon vor hunderten von Jahren realisiert. Hier gab es einfach die historische Chance und man hat sie beherzt ergriffen.


    Beim Besucherzentrum finde ich dagegen erst recht, dass man es sich leisten darf. Immerhin empfängt Berlin extrem viele Gäste aus dem In- und Ausland, die ihre bzw. die deutsche Hauptstadt kennenlernen wollen. Und wenn etwa eine Schulklasse aus Niedersachsen oder eine interessierte Touristengruppe aus England schon extra ihren Berlinbesuch macht, fehlt so ein Angebot bislang mE einfach. Zumal es ja zuletzt leider auch oft genug schwierig bis unmöglich war, auf die Reichstagskuppel zu kommen. Auch hier muss man mE den langfristigen Gegenwert sehen. Und eine halbherzige Billiglösung á la bessere Lagerhalle wäre eher peinlich als hilfreich und würde mit der ganzen Technik trotzdem auch nicht billig werden. Allerdings finde ich das Desig anders als beim Kanzleramt jetzt nicht besonders umwerfend für den Preis. Gleichzeitig ist es aber auch nicht völlig misslungen. Es ist eben klassisch-schlicht und gefällig und passt schon irgendwo zu Berlin.

  • Weiß jemand was vor dem Reichstag los ist? Seit einigen Monaten ist der Bereich vor dem Haupteingang weiträumig abgezäunt, es stehen Bagger und anderes Baugerät herum, man sieht ein paar Erdhaufen, aber ansonsten scheint sich da nicht wirklich irgendwas zu tun oder zu verändern. Gleiches Bild seit Monaten. Ich hatte in Erinnerung der geplante Graben vor dem Gebäude verschiebt sich um einige Jahre, also das kann es noch nicht sein?

  • Aus der WELT:


    Die Erweiterung des Kanzleramts soll nun 777 Millionen Euro kosten inklusive einer „Risikovorsorge“...


    ...veranschlagt waren 2019 noch 600 Millionen Euro.

  • Erweiterung Kanzleramt

    Neulich von der S-Bahn aus gesehen, dass die Baufeldfreimachung bereits erfolgte, sämtliche Bäume und Sträucher wurden entfernt, div. Baugerät (Bagger etc.) waren vor Ort zu Gange. Laut Webseite des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung erfolgt die Herstellung der Baugrube noch in diesem Frühjahr. Auf der Webseite sind auch neue Visualisierungen zu finden:


    Quelle: Axel Schultes Charlotte Frank / BBR Bund.de

  • Da kommt uns Axel Schultes & Charlotte Franks Masterplan gleich doppelt zu Gute. Erstens ist die städtebauliche Geste mMn genial, da sie einen wunderbaren visuellen und symbolischen Zusammenhang zwischen den Gebäuden schafft. Zweitens beschert uns der Plan heute mit einer architektonisch hochwertigen Erweiterung, die fast wie aus der Zeit gefallen scheint. So ein ambitioniertes Gebäude wäre nie und nimmer unter den heutigen Umständen gebaut worden, wenn es nicht Teil des 30 Jahre alten Konzepts des Band des Bundes gewesen wäre. Ich freue mich somit trotz der hohen Kosten auf den Neubau, schließlich hat die Anlage eine höchst repräsentative Funktion und sollte nach dem Motto "wenn schon, denn schon" auch dementsprechend aussehen.

    Einmal editiert, zuletzt von maselzr () aus folgendem Grund: Danke für den Hinweis Camondo

  • Ich mochte die Schultes-/Frank-Utopie "Band des Bundes" schon immer. Was für eine Geste und wie Abseits alltäglicher Realitäten. Und gerade wegen der Utopie einer besseren Welt, der vermuteten Chance um die Jahrtausendwende - mit der heutigen Ernüchterung und auch (!) Verbitterung über die eingeholte Wirklichkeit - dieser Bau schreit einem wie kaum ein anderer Lebensmut zu. Alles was die Schultes-Vision ideell versprach wurde gebrochen. Aber wichtig ist, dass sich die Idee dahinter ins Stadtgedächtnis eingeschrieben hat.

    Es bleibt nur zu hoffen, dass die Ufer- und Seitenbereiche nicht zu sehr von "Sicherheit" in Beschlag genommen werden und die Visualisierungen hier die Wahrheit sprechen. Dieser Weiter- und im Grunde Fertigbau des westlichen Bandes ist aus meiner Sicht so erfreulich, als würde die Bahn das Hauptbahnhofs-Dach zu Ende bauen und Gerkans-Deckenstruktur zu verwirklichen.

  • Ich wundere mich über die vorstehenden, positiven Rezensionen, auch wenn der Gedanke hinter dem Band des Bundes ein guter war.


    Aber beim bestehenden Kanzleramt führt das Band des Bundes zu einer Fehlkonstruktion, wonach an der Frontseite nicht vorgefahren werden kann, da keine Eingangssituation geschaffen werden konnte und beide Seitenflügel abweisend, über lang und monoton wie eine Gewerbehalle wirken.


    Daneben kann man bezüglich des jetzt geplanten Ergänzungsbaus ungeachtet der erneut nicht menschennahen/menschenfreundlichen sondern bürokratischen Architektur als Kritik auch die Kosten, die Größe und die Vielzahl an mit Steuergeldern bezahlten Posten anbringen, welche mit dem Neubau einhergehen. Hierauf ist durch Mitglieder des Forums auf den vorhergehenden Seiten schon treffend hingewiesen worden. Daneben würde ich mich freuen, wenn der Bund sein anderen Projekte im Regierungsviertel (anteilig ebenfalls Bestandteile des Bandes) zunächst einmal fertigstellen könnte. Das am anderen Ende des Bandes ein ganzer Häuserblock brachliegt, empfinde ich als vorrangig wichtig.


    Abschließend finde ich es seltsam, dass das Band des Bundes die "Utopie einer besseren Welt" darstellen soll, aber zu diesem Zweck dystopisch anmutende Gebäude entworfen und gebaut werden. Gleiches gilt übrigens auch für den Hauptbahnhof, welcher im Inneren unterhalb der obersten Ebene dunkel, unnötig auf Funktion getrimmt und zugig wirkt und es an keiner Stelle dieses großen Gebäudes schafft, Aufenthaltsqualität/Verweilqualität für die Nutzer zu schaffen.