Band des Bundes, Spreebogenpark und Reichstag

  • Wer ist denn man? Und was hat das Land Berlin mit dem nichtgebauten Forum zu tun?

    'Man' ist das Land Berlin, wenn es die Straße standardmäßig als 'Forumsquerung' bezeichnet.


    Siehe hier:

    https://www.berlin.de/rbmskzl/…essemitteilung.705903.php

    und hier: https://www.stadtentwicklung.b…e/oeffauslegung/ii-200ib/


    Deshalb müssen jetzt nicht alle die Nerven verlieren, aber man wird ja wohl noch schmunzelnd darauf blicken dürfen, ohne als wildgewordener Aggressor gegen RRG gehandelt zu werden.

  • Harry Seidler


    Danke für das Bild. Allerdings ist das nicht der Entwurf, den ich kenne. Das scheint ein abgeänderter Entwurf zu sein. Ich kenne die Version, bei der viel mehr Treppen vorhanden sind. Die Außenkanten werden quasi von Treppen gebildet, die nach innen hin absteigen.


    Ich habe eine Spiegel-Ausgabe aus den 1990er Jahren, in der Yadegar Assisi Berlin Panoramen gezeichnet hatte. Aus Sicht der 90er Jahre, wie Berlin im Jahr 2005 aussehen würde. Leider ist dieses Bildmaterial im Netz nicht zu finden. Das Yadegar-Panorama zum Bundesforum aus dieser Spiegel-Ausgabe habe ich hier im DAF schon mal eingestellt. Für 30 Minunten. Danach habe ich es wieder rausgenommen, weil ich keine Probleme bekommen wollte wegen der Bildrechte.

  • 'Man' ist das Land Berlin, wenn es die Straße standardmäßig als 'Forumsquerung' bezeichnet.

    Und in der "Begründung" zum Bebauungsplan lautet es bereits auf der ersten Seite (Seite 5 des Dokumentes):


    Zitat von Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen

    Das Plangebiet des ursprünglichen Bebauungsplans II-200i war im Wettbewerbsentwurf für das „Band des Bundes“ von Axel Schultes und Charlotte Frank als „Bürgerforum“ vorgesehen. Hier sollen die Gebäude für die gesetzgebende und die ausführende Staatsgewalt durch einen Ort der Öffentlichkeit als „etwas anderes, Nicht-Erprobtes aber von euphorisierender Energie“ (Axel Schultes Architekten in Konkretisierung, Fortschreibung und Vertiefung, Nov. 1993), aber mit den obligatorischen zahlreichen Cafés, Galerien und Geschäften verbunden werden. Die Planung wurde bisher nicht weitergeführt. Stattdessen wurde die Fläche entsprechend des Ergebnisses eines landschaftsplanerischen Wettbewerbs von 1996 vorerst als Freianlage gestaltet. Da zurzeit noch kein konkretes städtebauliches Konzept vorliegt, ist der Geltungsbereich des Bebauungsplans II-200i zur zeitlichen Entkoppelung in drei Bebauungspläne geteilt worden: In die beiden geplanten Sondergebietsflächen Forum West und Ost sowie die mittig in Nord-Süd-Richtung verlaufende Straßenverkehrsfläche.

  • HarrySeidler, danke für das Bild!

    Ob das darauf abgebildete Forum uns glücklich gemacht hätte, kann man nur schwer beurteilen. Es wirkt im Vergleich zur heutigen Situation etwas verzettelt. Die im Moment klare Abgrenzung von Kanzleramt und Paul-Löbe-Haus erscheint ja nicht uncharmant. Zumal einen die riesenhafte Baumasse der beiden Gebäude ohne Ordnung in zwei Einheiten wohl erschlagen würde.


    In der Vogelschau ist ein durchlaufendes Band des Bundes in der Berliner Stadtlandschaft ein spannender Anblick.

    In der realen Betrachtung wäre dieses Band dann vielleicht ein unangenehmer Endlos-Brei von Seitenansichten, der eigentlich keine Räume schafft.

    Das Band des Bundes will ja Ost und West verklammern. Als durchgehendes Band wie auf dem Bild oben trennt es dann aber plötzlich den Norden vom Süden.


    Was ganz aktuell als Problem nicht gelöst wird, das ist, dass ein banaler Verkehrfluss die Mitte zwischen zwei immensen architektonischen Gesten einnimmt, weil er an den Seiten aus Sicherheitsgründen nicht fließen darf. Dass dabei keine sinnvolle Gestaltung dieses ästhetisch durch die beiden Gebäude stark aufgeladenen Raumes möglich wird, das wird manchen noch lange stören.

  • HarrySeidler, danke für das Bild!

    Die im Moment klare Abgrenzung von Kanzleramt und Paul-Löbe-Haus erscheint ja nicht uncharmant. Zumal einen die riesenhafte Baumasse der beiden Gebäude ohne Ordnung in zwei Einheiten wohl erschlagen würde.

    Im Moment haben wir keine Abgrenzung, sondern eine Lücke. Es ist mir schleierhaft, was an dieser Lücke charmant sein soll.


    In der realen Betrachtung wäre dieses Band dann vielleicht ein unangenehmer Endlos-Brei von Seitenansichten, der eigentlich keine Räume schafft.

    Das wäre kein Endlos-Brei, sondern endlich ein klare Kante. Würde man die Lücke schließen, würde sich endlich eine klare Kante ausbilden.

  • ^ .... und es würde endlich diese unsägliche und so vom stadtplanerischen Entwurf nie beabsichtigte Situation behoben, dass das Kanzleramt als Solitär daherkommt.

    Es war immer als zwar eigenständiges Gebäude aber integraler Bestandteil des Bandes des Bundes eng verzahnt mit dem Bürgerforum und dem Verwaltungsgebäude geplant.

    Ein nicht zu unterschätzendes angedachtes Gestaltungsmerkmal repräsentativer Demokratie und ihrer architektonischen Umsetzung in der Berliner Republik nach der Vereinigung.

    @ Geroges Henri

    Ein Band ist nunmal ein Band. Aber um Deinen Einwurf aufzugreifen, ich hatte schonmal vor einiger Zeit darauf hingewiesen, dass selbst, wenn man sich nicht dazu durchringen könnte den städtebaulichen Entwurf mit dem Bürgerforum umzusetzen, man doch wenigstens die Idee des durchgehenden Bandes verwirklichen könnte. So könnte man ganz leicht das Kanzleramt durch hohe Säulenkollonaden wie sie eh schon in der Anlage des Kanzleramtes nach Westen hin vorkommen, mit dem gegenüberliegenden Verwaltungsbau verbinden. Die Strassenführung könnte davon unbeleckt einfach durch die Kollonaden geführt werden und der von Dir gewünschte Raum wäre trotzdem als solcher erlebbar und die nicht gewollte Solitärstellung der Chancellerie wäre zumindest gemildert.

    5 Mal editiert, zuletzt von Camondo ()

  • So viel verschwendetes Geld für Architektenwettbewerbe und Entwürfe und Lobpreisungen um dann doch nur eine Sparversion davon mit nur der Hälfte der geplanten Bauten umzusetzen. Dadurch ist der ganze hochgelobte Entwurf nicht mehr das was er hätte sein sollen/können.

  • Ich fand es hingegen immer gut, dass das Bürgerforum nicht gebaut wurde. Die schönste Sicht auf das Kanzleramt oder ins Löbehaus hat man von genau dort. Zugegeben war ich auch nie ein große Fan des "Band des Bundes"-Konzeptes. Die Einzelbauten gefallen mir dagegen sehr. Aber die Idee, hier einen fast geschlossenen Bauriegel hinzuknallen, war mit stets suspekt. Zumal es ja damit begründet wurde, die Teilung zu überwinden. Aber man hätte so doch eine neue Barriere geschaffen, das Spreeufer völlig vom Tiergarten und vom Platz der Republik abgeschottet. Also bin ich mit der gegenwärtigen Situation doch recht zufrieden.

  • Ich fand es hingegen immer gut, dass das Bürgerforum nicht gebaut wurde. Die schönste Sicht auf das Kanzleramt oder ins Löbehaus hat man von genau dort.

    Das ist ein Totschlag-Argument.


    Ein leere Fläche hat immer eine bessere Sicht als eine bebaute Fläche. Das liegt in der Natur der Sache. Nach diesem Argument hätte man auch das Paul-Löbe-Haus nicht bauen dürfen, weil dieses jetzt von nördlicher Seite aus den Reichstag verdeckt.

  • ^ das ist so abwegig. Wenn Saxonia die Raumaufteilung so besser gefällt, kannst du seiner und ähnlichen Ansichten nicht einfach die Berechtigung absprechen in dem du sie alle in einen Topf wirst den du mit "Totschlagargument" beklebst.


    Begründe doch einfach deine Ansicht, anstatt zu versuchen sämtliche anderen Perspektiven pauschal wegzuwischen.

  • Würde das Forum gebaut werden, würde der größte Teil des Bundeskanzleramtes weiterhin frei stehen. Nur die Seite, an der der Ehrenhof steht, würde an den Rest den Bandes angeschlossen werden. Richtig verdeckt wäre der Ehrenhof trotzdem nicht, weil zwischen Bürgerforum und Kanzleramt immer noch eine Straße verlauft. Durch den Straßenverlauf wäre immer noch genug Freiraum da, um den Ehrenhof aus einigen Metern Distanz gut fotografieren zu können.

  • Die Möglichkeit bei Staatsbesuchen einen Blick auf den Ehrenhof zu erhalten, würde aber wegfallen.


    Weiß jetzt auch nicht, was daran so attraktiv sein soll, einen weiteren langweiligen Bau a la Paul-Löbe-Haus an dem Standort zu bauen und damit das durchaus attraktive Kanzerlamt zu verstellen.

  • Man könnte natürlich auch bei dem Forums-Gebäude nur den nördlichen Kanzleramts-Flügel in voller Höhe fortsetzen und dann das Gebäude nach Süden bis zur Südkante des "Band des Bundes" abstufen.

    Ich fände das sehr reizvoll... :thumbup:<3

    Obwohl ich ein Anhänger des historisierenden Bauens bin , halte ich das Kanzleramt für den gelungensten Bau des "Neuen Berlin".

  • Was hier, glaube ich, noch nicht angesprochen wurde: Das Forum würde so, wie es ursprünglich geplant war (und in dem Modell zu sehen ist), nicht mehr funktionieren. Die Seitenflügel des Kanzleramtes sind nämlich ein ganzes Stück niedriger als das Paul-Löbe-Haus. Das Kanzleramt wurde gegenüber den ersten Entwürfen verkleinert, weil der Zentralbau sonst den Reichstag dominiert hätte, was man aus polit-symbolischen Gründen vermeiden wollte.


    Das Forum müsste diese Höhendifferenz, die durch den Abstand derzeit kaum auffällt, irgendwie überwinden. Stelle es mir schwierig vor, das stimmig hinzubekommen. Ich habe dem Forum auch lange nachgetrauert. Inzwischen finde ich aber, man sollte es eher mit einer Bebauung des Spreebogens und von Teilen des Platzes der Republik versuchen, um die städtebauliche Leere zu füllen. Schon um die Schweizer Botschaft irgendwie einzubinden, die da bislang herumsteht wie bestellt und nicht abgeholt.

  • Schon um die Schweizer Botschaft irgendwie einzubinden, die da bislang herumsteht wie bestellt und nicht abgeholt.

    Was die Schweizer Botschaft angeht: Weiß jemand, ob man vor Baubeginn des Band des Bundes bei den Schweizern mal angefragt hatte, ob sie bereit wären, den Standort am Band des Bundes aufzugeben? Eventuell im Tausch für einen anderen attraktiven Standort?

  • Weiß jemand, ob man vor Baubeginn des Band des Bundes bei den Schweizern mal angefragt hatte, ob sie bereit wären, den Standort am Band des Bundes aufzugeben?

    Soweit ich mich erinnern kann, war das damals, in den 1990 Jahren, Thema und die Schweizer wollten explizit dort bleiben. Eine Quelle kann dazu nicht angeben, stand damals wohl in einer der vielen Publikationen des Senats zum geplanten Städtebau.

  • So viel verschwendetes Geld für Architektenwettbewerbe und Entwürfe und Lobpreisungen um dann doch nur eine Sparversion davon mit nur der Hälfte der geplanten Bauten umzusetzen. Dadurch ist der ganze hochgelobte Entwurf nicht mehr das was er hätte sein sollen/können.

    Man muss den zeitlichen Kontext beachten.


    Als der Regierungsumzug in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre vonstatten ging, waren die Kosten des Umzuges ein großes Politikum. Damals wurde in der politischen Debatte ein Kostendeckel formuliert. Ich glaube, dieser Deckel waren damals 10 Milliarden. Ich weiß nicht einmal mehr, ob es 10 Milliarden DM oder 10 Milliarden Euro gewesen sind. Auf jeden Fall war dieser Kostendeckel der Grund dafür, dass viele geplante Neubauten nicht umgesetzt worden sind. In diesem Zshg. wurde auch die Realisierung des Bundesforums zurückgestellt.


    Dieser Kostendeckel hatte auch unbeabsichtigte Folgen. Ursprünglich war dieser Kostendeckel ein Thema der Finanzen. Tatsächlich hatte der Kostendeckel aber auch Auswirkungen auf die Architektur. Dieser Kostendeckel führte nämlich zu einem Umdenken der Planer, die den Umzug von Bonn nach Berlin geplant haben. Aus den Sparzwängen heraus entschied man sich dafür, die neuen Ministerien auch in Gebäuden aus DDR-Zeiten und NS-Zeiten unterzubringen. Heute ist es selbstverständlich, dass die Ministerien in Berlin dort sind, wo sie sind. Aber in den späten 1990er Jahren war diese Entscheidungen noch nicht abschließend getroffen worden. Damals wußte man nicht, ob man auch Gebäude für Ministerien benützen sollte, die aus der NS-Zeit stammten. Diese Gebäude sind schließlich politisch vorbelastet. Bestes Beispiel ist die ehemalige Reichsbank. Im Reichsbank-Komplex sind heute Teile des Außenministeriums untergebracht. (Davor hat man dann ja noch den Neubau des Außenministeriums gesetzt). In den 1990er Jahren hat man sich überlegt, ob man die Reichsbank aus politischen Gründen überhaupt für ein Bundesministerium nutzen sollte.


    Als der Umzug um die Jahrtausendwende beendet war, kam das Jahr 2002 mit den Terroranschlägen. Plötzlich war die Sicherheitslage eine ganz andere. Die Frage war nun, ob man in unmittelbarer Nähe des Bundeskanzleramtes ein Bürgerforum (=Besucherzentrum) setzen könne. Plötzlich waren es Sicherheitsbedenken, die gegen die Realisierung des Bürgerforums sprachen.


    Zuerst waren es ökonomische Zwänge, später waren es Sicherheitsbedenken. In der Vergangenheit gab es stets bestimmte Gegebenheiten, die gegen eine Realisierung gesprochen haben. Umso mehr bin ich jedoch dafür, dass man das Bürgerforum in zukünftigen Jahren realisieren sollte.

  • Es waren 20 Milliarden DM, darin waren aber auch 7 Milliarden Ausgleichsinvestitionen für Bonn mit enthalten.
    Also war das nicht allzu üppig für Berlin.

  • Diese Gebäude sind schließlich politisch vorbelastet. Bestes Beispiel ist die ehemalige Reichsbank. Im Reichsbank-Komplex sind heute Teile des Außenministeriums untergebracht. (Davor hat man dann ja noch den Neubau des Außenministeriums gesetzt). In den 1990er Jahren hat man sich überlegt, ob man die Reichsbank aus politischen Gründen überhaupt für ein Bundesministerium nutzen sollte.

    Stimmt. Wobei die Vorbehalte weniger wegen der Reichsbank-Nutzung bestanden, sondern weil das Gebäude bis zur Wende das ZK der SED beherbergte ("Das Große Haus" hieß es in der DDR). Aber natürlich war es sinnvoll, die alten Hauptstadtgebäude nach dem Regierungsumzug weiter zu nutzen – vom Reichstag über die wilhelminischen Verwaltungspaläste bis zu Görings Reichsluftfahrtministerium. Hat die DDR ja auch so gemacht.


    Mit dem "Band des Bundes" tue ich mich zunehmend schwer. Ich bin da bei @Georges Henri: Es ist für die Vogelschau entwickelt, funktioniert in seiner Symbolik gut im Modell, aber nur mäßig als Teil der Stadt. Zu stark die trennende Wirkung, zu schwach die verbindende. Die Raumfolge Platz der Republik (ohne Begrenzung nach Westen) – Bürgerforum (ohne Bebauung) – Spreebogenpark (mit der verlorenen Schweizer Botschaft) sollte nicht auf Dauer so bleiben. Das wirkt ungestaltet und leer.