Band des Bundes, Spreebogenpark und Reichstag

  • Mir auch! Auch wenn es nur eine Baumassenstudie ist, zeigt es doch recht deutlich, wie gut eine Bebauung hier der Wirkung der Gegend tun würde. Trotz recht vieler Touristen ist heute spätestens abends auf gut deutsch tote Hose und Aufenthaltsqualität ist schon mal gar nicht vorhanden. Eine Bebauung mit Wohnbauten und ggf. Cafés und Restaurants täte da einiges ändern, es könnte wieder ein richtig lebendiges Viertel werden.


    Besonders gelungen an der Studie ist das Zurückgreifen auf die alten Strukturen und Grundrisse des Alsenviertels.

  • Abgesehen von der Goldelsenversetzungschnapsidee: Ich misstraue dem hier zum Ausdruck kommenden Stadtverständnis, wonach jeder Gegend auf Teufel komm raus "Urbanität" und eine "städtische Seele" (Albers) verliehen werden muss. Stellt dieser Ansatz, wonach auch noch der Regierungsbezirk ein "attraktives Quartier zum Wohnen und Arbeiten" darstellen muss, nicht die eigentliche Provinzialität dar? Müssen wirklich überall "Cafés" und "Restaurants" entstehen, muss es überall "lebendig" zugehen? Gehört zu einer wahren Urbanität nicht auch dies: Dass bestimmte Bereiche von Kultur, andere von Politik, andere mehr vom Wohnen etc. bestimmt sind? Die Moderne hat die funktionale Trennung gewiss zu weit getrieben, aber das bedeutet nicht, dass man nun ins andere Extrem geht und alles zu durchmischen versucht, nur weil man es nicht aushält, wenn bestimmte städtische Quartiere vornehmlich für bestimmte Funktionen bestimmt und von diesen geprägt sind.


    Im Übrigen: Wohnquartiere, die ominöse "Aufenthaltsqualität" und eine gut entwickelte gastronomische Infrastruktur findet sich keine 5 Minuten vom Regierungsbezirk, etwa am Schiffbauerdamm und Umgebung.

  • Die Goldelse sollte bleiben wo sie ist - nicht nur wegen des Loches, das durch ihre Versetzung am Stern entstünde, sondern auch, weil ihre Rückversetzung an den Reichstag schnell eine unangemessene Symbolik bekäme (immerhin verherrlicht das Ding die militärische Unterwerfung Frankreichs). Auch was den Wiederaufbau der Krolloper angeht (oder was soll das darstellen?), wäre ich skeptisch, obwohl der Platz der Republik auf der Westseite ohne Frage mehr Einfassung gebrauchen könnte. Und dass Albers in seiner Reihe städtebaulicher Momentaufnahmen auch Speers Germaniaplanung anführt, finde ich, ehrlich gesagt, ziemlich verstörend.


    Sonst halte Dich den Entwurf aber für eine gelungene Antwort auf eine leider nicht mehr gestellte Frage: Was tun mit dem Spreebogen, wenn das Band des Bundes zerrissen bleibt? Das hat Albers im Wesentlichen gut gelöst; das große Loch zur Spree hin würde einem gestalteten Stadtraum weichen, die Schweizer Botschaft wäre kein Fremdkörper mehr und die Wunde zwischen Kanzleramt und Löbe-Haus würde dank der zweiten Achse den Eindruck erwecken, dort wäre (als Erweiterung einer Allee) tatsächlich so geplant worden.


    @ ElleDeBE: Ich weiß nicht, ob die Bebauung tatsächlich ein lebendiges Quartier entstehen ließe und nicht nur eine weitere, nach Feierabend verödete Bürohaus- und Einkaufsgegend. Aber selbst das wäre besser als jenes Stilleben namens "Rasenfläche mit Botschaft", welches heute den Spreebogen dominiert.

    8 Mal editiert, zuletzt von Architektenkind () aus folgendem Grund: Und nochmal Tippfehler-Korrektur

  • Platz der Republik

    Der Platz der Republik ist in den letzten Jahre zunehmend heruntergekommen, da zu einem kein Geld für die Pflege bereitgestellt wurde und zum anderen eine starke Belastung durch Touris und andere Besucher zu verzeichnen ist. Insbesondere der Rasen hatte sich vor allem Richtung Reichstag in eine unschöne plattgetrampelte Erdfläche verwandelt.


    Jetzt scheint man endlich mal wieder ein Einsehen zu haben. Der Platz ist zurzeit von einem Drahtgitterzaun umgeben und offensichtlich wurde der Rasen neu gemacht:


  • Spreebogenpark

    Die Gestaltung und vor allem der Zustand des Spreebogenparks geben ja permanent Anlass zu teils berechtigter Kritik.


    Jetzt werden immerhin kleine Verbesserungen durchgeführt. Entlang der Trampelpfade, die sich durch die Wegeströme der Menschenmassen gebildet haben, werden nun befestigte neue (provisorische) Wege angelegt.


    Auch die Presse berichtete, z. B. der Tagesspiegel und die Berliner Zeitung.


    Bilder der Bauarbeiten:



  • Wenn die Landschaftsarchitekten nichts dagegen haben, wovon ich ausgehe, da es Ihren Entwurf nicht wirklich beeinträchtigt, gibts auch keine Urheberrechtsprobleme.

  • Ich finde die neuen Wege vertragen sich überhaupt nicht mit der herausragenden bzw. hochwertigen Wegeplanung des Landschaftsarchitekten.


    Aber immerhin müssen für den neuen (provisorischen) Weg keine umfangreichen Baumfällungen vorgenommen werden.


    Ich bin mir sicher mit provisorischen Wegen wird der Park jetzt endlich perfekt.



    Gruß, Jockel

  • ^
    So herausragend kann die Wegeplanung des Landschaftsarchitekten nicht gewesen sein, wenn sie an den Bedürfnissen der Menschen vorbeigeht.

  • ^^ ich habe Jockels Beitrag als einen sehr passenden, ironischen Kommentar gelesen.


    Ich muss Ihm da auch unumwunden recht geben, dass diese Wege schnellstmöglich wieder zurückgebaut werden sollten, da diese das großartige Gesamtkonzept des Spreeparks sprengen.

  • Genau das wollte ich sagen bzw. es gab garkeine erkennbare Wegeplanung.


    Ich habe meine provozierend ironische Anspielung im oberen Post wohl zu gut versteckt.


    Einer geht noch: Vielleicht gibt es aber noch den ein oder anderen provisorischen Baum.



    Gruß, Jockel

  • Oha, ist das denn überhaupt vereinbar mit dem Urheberrecht des Landschaftsarchitekten? ;)


    Das wäre ja noch schöner, wenn der LA am Ende noch dagegen klagen würde, dass man seine Fehlplanung korrigiert. Es gibt tatsächlich auch LAs (Architekten sowieso), die meinen, Ihre Kunst über die Bedürfnisse der Menschen stellen zu können. Ich finde es super, wenn die Bürger sich ihre Wege dann selber schaffen.
    (Ich weiss, wovon ich rede, habe selbst LA studiert, war aber schon zum Ende des Studiums angewidert von der Selbstherrlichkeit und Arroganz der Architektenzunft und habe dann andere berufliche Wege eingeschlagen.)

  • Am WE war wieder Tag der offenen Tür und die Innereien des Bundeskanzleramtes konnten besichtigt werden mit Sicherheitsprüfungen strenger als jeder Flughafen, welche die Distanz zw. Bevölkerung und Regierung noch einmal verdeutlichen.



    2 Mal editiert, zuletzt von paderwan ()

  • Was hat es denn mit "Distanz zwischen Regierung und Bevölkerung" zu tun wenn man das wichtigste Regierungsgebäude und die Regierungschefin vor Anschlägen schützt ??


    Die Alternative wäre ja das man freien EIntritt gewährtm, was bei der aktuellen Lage und den üppigen Anschlagsdrohungen gerdezu eine Einladung wäre das Kanzleramt in die Luft zu jagen.


    In dem Falle hätte es wohl eher was mit Leichtisnn zu tun !


    ;)

  • Zeit- und Mittelverschwendung !


    Diese Park genannte Brache - beliebt in Berlin - gehört, so wie es von Architekten schon skizziert wurde, bebaut !


    Das "Band des Bundes" ist wie ursprünglich vorgesehen, zu vollenden !

  • Der Tagesspiegel schreibt von Baumängeln im Erweiterungsbau vom Lüdershaus. Aufgrund von Baumängeln am Betonboden des 200 Mio. € Erweiterungsbaus müssen nun Sanierungsarbeiten erfolgen- die Eröffnung ist verschoben.

    Einmal editiert, zuletzt von Bummler () aus folgendem Grund: Recherchefehler, sorry!

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    200 Mio € sind es dann doch nicht ganz sondern "nur" ein hoher zweistelliger Millionenbetrag.


    Nichtsdestotrotz ist dies natürlich mal wieder sehr ärgerlich.

  • Direkt gegenüber dem brandneuen BMBF, mitten im Regierungsviertel, findet man derzeit im sowieso etwas verwahrlosten Spreebogenpark diesen wilden Campingplatz. Dahinter thront die Kanzlerin. Jede Menge Graffiti in der Umgebung ist auf dem Bild nicht zu sehen (aber vorhanden). Schon skurril unser Deutschland. ;)



    Wenigsten kann man nicht behaupten, dass sie es gepflegter hat, als wir hier in Friedrichshain. :D