Candid-Tor am Candidplatz [64 m, in Planung]

  • Aus dem Giesing-Thread:


    Der Gründwalder Immobilienentwickler Ehret & Klein (entwickelt u.a. das Heimeran) und der Hamburger Entwickler Values Real Estate planen am Candidplatz ein würfeliges Hochhaus mit 64 Metern Höhe.

    Für das bebaute Areal ist daher ein B-Planverfahren nötig, der Bestand zum Candidplatz wird abgebrochen, aber der überwiegende Teil soll erhalten und revitalisiert werden.


    Der Entwurf stammt aus der Feder der Rotterdamer Architekten MVRDV und muss noch die SGK am 07.12 passieren (ungewöhnlich, dass Visualisierungen vorab in der Presse zu finden sind).


    Quelle: MVRDV Rotterdam; Immobilienzeitung


    https://www.iz.de/projekte/new…or-in-muenchen-2000002132

  • Trotz teileweisen Schleifens relativ junger und nicht maroder Gebäudesubstanz und der "Störung" vieler Ärzte in diesem Ärtzehauskomplex, was ich beides für suboptimal halte, ist das natürlich ein toller Entwurf und hat das Potential den heutigen Bestand bzw. den Ort weiterzuentwickeln. Der bisherige relativ spannende Innenhof bliebe grundsätzlich erhalten und könnte durch die spektakuläre Baumasse an (Aufenthalts-)Qualität gewinnen.

    Aber: Wir kennen ja unser München: Hier wird es traditionell höchstwahrscheinlich wieder nicht zu knapp Gegenwind geben. Aus Gründen der Optik (ich denke an den gerade im Bau befindlichen, leicht verwrungenem Turm Nähe Heimeranplatz, der auch in seinem "wilden" Entwurf "entschärft" wurde), der Maßstäblichkeit und wohl auch aufgrund der möglichen Preissteigerungen im Wohn- und Gewerbeumfeld in diesem Viertel. Am linken Bildrand entsteht übrigens auch gerade ein 10 oder 12 stöckiges Wohnhochhaus. Grundsätzlich befürworte ich immer sehr eine Verdichtung an ÖV-Haltepunkten wie es sich nun hier vollzieht. Das ist nachhaltiger Städtebau. Stappelung von Straßen und Gebäuden auch wie hier kann zudem städtebaulich spannend sein. Zu Argumenten wie man sie an anderer Stelle im Netz bereits lesen kann, dass einige Mieter in diesem Hochhaus ja einen "tollen" Ausblick auf die Stadtautobahn hätten, kann ich allerdings nur sagen: So ist das eben mitunter in einer Großstadt. Niemand wird gezwungen hier einzuziehen. Noch eine Anmerkung: Die Bäume zur Straßenseite auf dem Rendering kann man sich, denke ich, erstmal wegdenken. Die werden wahrscheinlich gefällt, denn sie stören die Großbaustelle gewiss. Hier müssen dann ja auf ziemlich engem Raum diverse Kräne, Baucontainer, etc. aufgestellt werden, will man den massiven Straßenverkehr drumherum aufrechterhalten.

    Kurzum: Bitte entweder genau so bauen. Oder gar nicht und den funktionierenden Bestand belassen. Bitte keinen "entschärften" Entwurf. Aber wir wissen: Die Gefahr ist groß in unserer Stadt, dass es wieder genau darauf hinausläuft...

  • Hier noch die offizielle Pressemeldung von Ehret & Klein:


    "Dort, wo heute dunkle, triste Gebäude in Untergiesing stehen, umschlossen von der Hochbrücke des Mittleren Rings, der Candidstraße und der Pilgersheimer Straße, soll eine Öffnung und Weiterentwicklung des bestehenden Areals erfolgen. Multifunktional, zukunftsorientiert, ökologisch, lebendig, direkt am Candidplatz.


    Die Projektentwickler VALUES. Real Estate aus Hamburg und ehret + klein aus Starnberg planen dort zusammen eine neue architektonische Ikone für Untergiesing. Die beiden Partner haben das Grundstück im Sommer 2021 erworben und werden Ihre Planung für eine Weiterentwicklung des Inselgrundstücks in der kommenden Sitzung der Stadtgestaltungskommission am 7. Dezember 2021 präsentieren.

    Dabei spielt auch die Aufwertung des städtischen Grundstücks unter der Mittleren-Ring Brücke eine große Rolle sowie die stärkere Verbindung des Versorgungszentrums mit dem Stadtteil durch verbesserte Wegebeziehungen und eine bessere Zugänglichkeit zu den Gebäuden.

    Vorab wurden durch eine Mehrfachbeauftragung im Herbst 2020 vier renommierte Architekturbüros eingeladen, Entwürfe zu erarbeiten. Aufgabe war es, zum einen den Bestand von Bürohäusern und medizinischen Versorgungen am Standort behutsam aufzunehmen und zum anderen eine anspruchsvolle Architektur im Sinne einer zirkulären Stadtentwicklung zu entwickeln. MVRDV aus Rotterdam, bekannt für das WERK12 im Werksviertel, konnte mit seinem Entwurf überzeugen und wurde im März dieses Jahres als Sieger gekürt.


    Die Eigentümer werden die bestehenden Qualitäten des Bestands erhalten, darüber hinaus jedoch mit dem weiterentwickelten, lebendigen Ensemble einen öffentlichen Raum mit attraktiven Aufenthaltsbereichen, ruhigen und grünen Innenhöfen und Aktivitätszonen für einen sozialen und integrativen Begegnungsort schaffen. Dabei sollen die vorhandenen Grünzüge der Isarhangkante aufgenommen, die Versorgungsfunktion des Standortes gestärkt und neue, positive Impulse gesetzt werden.


    Die Bausubstanz der 1984 erbauten Bestandsgebäude ist größtenteils erhaltenswert, weswegen 70 Prozent des Bestands im vorgestellten Entwurf erhalten bleiben. Sechs Gebäude werden in das neue Konzept integriert. Die vorderen drei Gebäude in Richtung Candidplatz weichen einem rund 64 Meter hohen Gebäude. Der Cradle to Cradle-Ansatz ist dabei eine Leitlinie, die sich die Eigentümer von der Recyclingfähigkeit der Bestandsgebäude bis hin zur Bauweise des Neubaus als eines der wichtigsten Ziele vorgegeben haben.


    Zukünftig soll das Areal weiterhin als Ärzte- und Bürohaus sowie für medizinische Dienstleistungen genutzt werden. Zusätzlich sollen weitere Nutzungen, wie Nahversorgung, Gastronomie, ein Gesundheits- und Fitnessstudio, ein Alten- und Servicezentrum, eine Kindertagesstätte, ein Bürger- und Kulturzentrum und eine öffentliche Dachterrasse mit Blick in die Alpen, angeboten werden.


    Thorsten Bischoff, Geschäftsführer von VALUES. Real Estate: „Das neue Candidtor hat mit seinem Architektur- und Freiraumkonzept das Potenzial, eine bedeutende Rolle eines gelebten Stadtteilzentrums in Untergiesing einzunehmen. Mit seinem Versorgungs- und Nutzungsangebot wird es der Bevölkerung von Untergiesing zukünftig noch stärker dienen. Der ehemals triste Candidplatz wird sich zu einem lokalen Identifikationspunkt für die Bürgerinnen und Bürger entwickeln. Es entsteht ein grüner, lebenswerter Ort, an dem man sich gerne aufhält.“


    Das neue Gebäude reiht sich in eine Kette von Hochpunkten entlang der Isarhangkante mit skulpturaler Wirkung ein und bildet so eine neue, architektonische Ikone. Mit dem Mae West, dem Friedensengel, dem Maximilianeum, dem Gasteig, dem Nockherberg und der Heilig-Kreuz-Kirche ist an allen wichtigen Querungen über die Isar ein markanter, aufragender Orientierungspunkt gegeben – das Candid-Tor erfüllt diese am Candidplatz bislang noch fehlende Funktion.


    Bei Fragen oder Anmerkungen zum Candid-Tor schreiben Sie uns gerne eine Nachricht an die E-Mailadresse: info@candidtor.de"


    https://www.ehret-klein.de/pre…tur-ikone-das-candid-tor/


    Den Meinungen aus dem Giesing-Strang kann ich mich nur anschließen, bitte genauso bauen :thumbup:

  • Ich finde den Entwurf sehr gelungen. Toller Nutzungsmix, Verbinden von Altem und Neuem und Weiterentwicklung einer städtebaulichen Restfläche. Das Aufgreifen der Würfelstruktur des Bestandes und Übertragen in die Höhe verbunden mit der archetypischen Tor-Metapher wirkt wirklich gelungen.

    Allerdings wird hier wieder die immerwährende Hochhausproblematik von München deutlich. Ich würde mir so sehr wünschen, dass endlich zwei bis drei Hochhauscluster in München ausgewiesen werden, in denen die Hochhäuser konzentriert werden können. Gerne auch 200m+. Meiner Meinung nach entsteht ein Großteil der Ästhetik von Hochhäusern erst, wenn sie als gruppierte Einheit wahrgenommen werden und miteinander in Beziehung gesetzt werden. Stattdessen werden über nahezu das gesamte Stadtgebiet 60m hohe Stumpen homogen verteilt, was weder der Wahrnehmung der Hochhäuser, noch der Wahrnehmung der niedrigen Stadtviertel zuträglich ist. In der näheren Umgebung des Planungsgebietes finden sich kaum Hochhäuser; das näheste ist das Motel One in 650m Entfernung. Untergiesing ist insgesamt geprägt von einer niedrigen Bebauung bis max. 8 Geschosse, wehalb ich hier ein Gebäude mit 60m als unpassend empfinde.

    Außerdem liegt das Planungsgebiet in der Zone II der Hochausstudie. Das heißt, die Planer sehen hier maximal eine 35 prozentige Überhöhung im Vergleich zur dominierenden Traufhöhe vor, weshalb ich die Realisierungschancen für das Projekt mit dieser Höhe als relativ gering einschätze.

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    Grundsätzlich stimme ich dir zu. Doch dieser eher verspielte Entwurf wirkt als Solitär denke ich ausnahmsweise tatsächlich besser.


    Die Realisierungschancen dürften von offizieller Seite aus recht gut sein; da nun die SGK hinzugezogen wird, dürfte es immerhin schon einen positiven Bauvorbescheid geben, aber mal sehen was Merk & Co am 07.12. dazu sagen. Der politische Protest könnte hier intensiv werden, gerade da, wie du schon anmerktest, Giesing eher untypisch ist für den Hochhausbau. Auf der anderen Seite gibt es gerade am Candidplatz wenig zu verstellen, die ansteigende Topographie dahinter, die eingepferchte Lage zwischen zwei Autoschneisen... die Mikrolage eignet sich schon gut für ein kleines Hochhaus finde ich - gerade für ein unkonventionelles.

  • Grundsätzlich stimme ich dir zu. Doch dieser eher verspielte Entwurf wirkt als Solitär denke ich ausnahmsweise tatsächlich besser.

    Sehe ich in dem Fall genauso. Das ist kein Gebäude für ein Ensemble.

  • "...wie du schon anmerktest, Giesing eher untypisch ist für den Hochhausbau."

    Auf dem obigen Foto ist im Hintergrund eines der brutalsten Hochhäuser zu sehen, die in den letzten Jahren in München gebaut worden sind: das 15-geschossige Agfa-Hochhaus aka Hochhaus Giesinger mit dem Motel One. Auch gibt es in direkter Nachbarschaft die neuen nicht gerade niedrigen Wohnbauten auf dem ehemaligen Osram-Areal.


    Ansonsten stimme ich voll zu: der Entwurf ist toll und wirkt am besten als Solitär.

  • Ein paar weitere Ansichten, insbesondere auch zur Freiraumplanung durch Mahl Gebhard Landschaftsarchitekten:










    Quelle: MVRDV, Mahl Gebhard, SGK


    Die Reaktionen der SGK:


    Zunächst zur kritischen Seite:

    Frau Rapp (Amsterdam) fehlte die Differenzierung in den einzelnen Würfeln, Frau Schmid (scheidet aus) empfand den Baukörper insgesamt als zu wuchtig, Piero Bruno (Berlin) stellte das Gebäude grundsätzlich in Frage, Frau Loosen (Hamburg) war gegenüber den Nutzungen und der Torwirkung skeptisch. Bis auf die Einwände Herrn Bruno´s konzentrierte sich die Kritik auf Einzelaspekte.


    Mehrheitlich stieß der Entwurf jedoch auf Zustimmung, zum Teil - und ich ziehe alle anderen SGK-Sitzungen , die ich bisher verfolgt habe, als Vergleich heran - mit großer Begeisterung.

    Frau Berkthold (München), Herr Kovatsch (Zürich), Herr Sauerbruch (Berlin) waren voll des Lobes, Herr Wich (scheidet aus) und Stadtbaurätin Merk fanden die Gestaltung ansprechend.


    Ein Bürger beteiligte sich dann rege im Chat und forderte, den Entwurf wie dargestellt umzusetzen, woraufhin sich Stadtrat Hoffmann (FDP) zu Wort meldete und vehement dafür warb, sich was zu trauen und Bedenken abzulegen (an die oben genannten Kritiker gerichtet). Frau Mirlach (BA-19, CSU) freue sich, den Candidplatz in Zukunft zu besuchen und warb ebenso für die Umsetzung.


    Im Ergebnis muss der Entwurf nun erst einmal dem BA offiziell vorgestellt werden und die Giesinger sollen sich einbringen können. Wenn ich das richtig verstanden habe, könne man sich in der SGK vorstellen, das Projekt die nächsten sechs Monate weiter zu begleiten. Ein eigener Wettbewerb wurde nicht präferiert, da die Arbeit der Architekten und die Untersuchungen des Bauherrn bereits sehr umfangreich gewesen seien und eine private Vorauswahl stattgefunden hat. Ob es dann nach Vorstellung im BA direkt in ein Bebauungsplanverfahren geht, wird man sehen.

  • Wenn ich mir die Bauten von dem Piero Bruno anschaue (https://bfm.berlin/), wäre ich froh, wenn man seine Meinung übergehen könnte. Ausdifferenziertere Würfel fände ich nicht verkehrt, ansonsten finde ich den Entwurf immer noch sehr gut.

  • Bruno baut auch am Elizabethplatz ein neues Wohn- und Geschäftsgebäude (https://bfm.berlin/images/max/…runo_fioretti_marquez.jpg), was ich eigentlich ganz gelungen finde. Ansonsten widersprachen andere SGk-Mitglieder Bruno´s Kritik, wobei letzterer durchwegs immer die ganz großen Fragen in den Raum stellt ;)


    Außerdem liegt das Planungsgebiet in der Zone II der Hochausstudie. Das heißt, die Planer sehen hier maximal eine 35 prozentige Überhöhung im Vergleich zur dominierenden Traufhöhe vor

    Habe ich noch vergessen zu erwähnen: Laut Architekten und Michael Hardi, Direktor der Stadtplanung im Planungsreferat, liegt die Höhe von 64 Metern innerhalb der 35 prozentigen Überhöhung, das Vorhaben sei also durch die HH-Studie gedeckt.

  • Man muss den Investoren lassen, dass sie mit diesem Projekt bemüht sind, mal etwas Abwechslung in die hiesige Architektur zu bringen - wenn auch aus meiner Sicnht etwas unbeholfen. Trotzdem bin ich auf das Ergebnis gespannt. Hoffentlich wirkt der Bau in echt weniger plump als auf den Visualsierungen.

  • Es wird die Lage schon stark aufwerten und gute Sichtbeziehungen vom Ring aus liefern. Dass geschachtelte Würfel aus allen Perspektiven gut aussehen, halte ich für fast unmöglich, die Schokoladenseite wird hier klar die Frontalansicht zum Candidplatz hin. Für mich verschmerzbar, dass es aus anderen Richtungen dann etwas gedrungener aussieht (wenngleich Bild 3 im Weitwinkel ohnehin verzerrt). Mal sehen wie MVRDV das Zusammenspiel noch optimieren können, Hauptsache das Loch bleibt ;)

  • https://www.abendzeitung-muenc…-das-candidtor-art-849360


    In einer Bürgerversammlung am Donnerstagabend wurden 3 Anträge zu diesem Thema vorgebracht. Sie alle forderten, der Stadtrat solle das Projekt ablehnen und wie ich rauslesen konnte wurden Sie mit großer Mehrheit angenommen.


    Also ein klares NEIN der Bürger 😅.


    Also mir würde das Hochhaus gut gefallen.

    Aber solange kein Bebauungsplan erstellt wurde. Passiert dort erst mal gar nichts.

  • Ich kann die Sorgen ein wenig verstehen. Ist eines der wenigen verbliebenen zentralen Viertel mit noch - für Münchner Verhältnisse - einigermaßen bezahlbaren Mieten. In anderen Ecken der Stadt haben solche Bauprojekte massiv die Gentrifizierung beschleunigt (siehe zum Beispiel rund ums alte Agfa-Gelände). Dann lieber ein wenig Rotz und Hässlichkeit als die Wohnung einem G-Klasse-Fahrer zu überlassen.