Ich weiß, was du meinst. Bei vielen klassizistischen Bezügen fehlt das Proportionsempfinden, bzw. eine Muster aus der Antike oder Renaissance wird auf zeitgenössiche Stangenware mit Einheitsgeschossgrößen angewendet, was aussieht, als würde ich die Strumpfhosen meiner Nichten anzuziehen versuchen. Das Ergebnis ist auf grauenhaft und wirkt dann neureich und vulgär.
Im oben angesprochenen Fall aber würde ich eher an die Freiheit der (Bau)kunst denken, denn was die Architekten hier tun, das ist doch ein sehr freies Spiel mit Assoziationen. Was dabei herauskommt, ist in einem gewissen Maße geschmäcklerisch. Aber zumindest haben die Leute einen eigenen Ansatz, der zeigt, dass sie sich frei fühlen, etwas eigenes zu komponieren. Und das ist in meinen Augen erst mal legitin und keineswegs unaufrichtig. Sie preisen sich selbst ja nicht als die Wiedergeburt von Schinkel und treten allgemein nicht als die großen Philosophen der Ästhetik auf, deshalb sollte man ihnen auch nicht mit einer ethischen Kritik begegnen. Ich denke, viele von uns hier schauen auf diese zwei Bauten und fragen sich zumindest, was einem daran gefällt oder missfällt. Das macht das Ergebnis erst einmal interessant, auch wenn man vielliecht zu dem Schluss kommt, dass man es nicht mag.