Millennium Trivia - ein Großprojekt im weiteren Sinne

  • Bei quadratischem Grundriss ist die Diagonale die längste Strecke. Bei 63 m Seitenlänge sind das rd. 89 m (= Quadratwurzel aus 2 x Seitenlänge zum Quadrat), d.h. das WTC stand recht stabil. Aber wie gesagt, es ist eine Faustformel, im Detail spielen sicher noch Material und Konstruktionsweise eine Rolle. Alle HH schwanken, aber bei Wahrung dieses Verhältnisses nicht so stark, dass sie einen Schwankungsdämpfer brauchen.

  • Ob ein Hochhaus schwingungsanfällig ist oder nicht, hängt von dessen Eigenfrequenz ab (die Anregung zum Schwingen erfolgt - sofern nicht Erdbeben zu berücksichtigen ist - durch die Windlast).

    Die Eigenfrequenz wiederum hängt ab von der Masse, dem Material (Beton, Stahl, Holz), der Höhe und - jetzt kommt's - der Steifigkeit des Tragwerkes. Und dafür ist nicht einfach nur die Seitenlänge des Hochhauses ausschlaggebend. Ist nur der Kern aussteifend, so ist dessen Abmessung von Bedeutung. Bei hohen Hochhäusern ist das aber nicht mehr ausreichend, so dass weiter außen liegende Bauteile aktiviert werden müssen. Das sind dann z.B. die Fassadenstützen, und Mittel zum Zweck ist dann - wie beim T1 - z.B. die Outrigger-Konstruktion.

  • Wie machen sie es denn dann bei solchen HH wie dem Steinway Tower in NYC? Die sind ja extrem hoch bei vergleichsweise winziger Grundfläche.

  • Das Verhältnis von Seitenlänge zu Gebäudehöhe wird auch als Schlankheitsgrad bezeichnet. Ein Schlankheitsgrad von 5:1 war und ist sozusagen das Maß der Dinge, bis zu dem man in aller Regel ohne besondere Vorkehrungen schwankungsarm bauen konnte. Das WTC mit einem Grad von 7:1 kam noch ohne Dämpfer aus.

    Was am Central Park gebaut wurde (432 Park Av., oder Steinway Tower) mit Schlankheitsgraden von 15:1 bzw. 24:1 galt lange als unbaubar, setzt von Konstruktion und Kosten neue Maßstäbe und kommt ohne aufwendige Schwingungsdämpfer nicht aus.


    Bei Steinway-Gebäude dienen In der Turmspitze eingehängte Wassertanks als Schwingungsdämpfer, da sie durch ihre Massenträgheit deren windbedingtes Schwanken bremsen. "Auch ist die Aussenhaut essentieller Teil des Tragwerks: Sie wirkt aussteifend wie ein Grashalm und ist wie dieser über Knoten – meist versteckt eingebaute Diagonalverbindungen – zusätzlich mit dem Gebäudekern verbunden. Beim Viñoly-Bau 432 Park Av. sind das vier Technikgeschosse in einer halboffenen Bauweise. Einfallende Winde umströmen hier zusätzlich ein zentrales, zylindrisches Betonvolumen. So entsteht ein den Turm stabilisierender Sog, der ähnlich wirkt wie eine Flugzeugtragfläche." (Q)

    All das kann man machen, wenn Geld keine Rolle spielt.


    Die Frankfurter HH haben alle einen Schlankheitsgrad von ca. 5:1 (Messeturm 6:1) und kommen deshalb ohne besondere schwinungsdämpfende Vorrichtungen aus.

  • ^^ Das ist jetzt schon Abschweifung (oder gehört ins Fragen-Forum verschoben), aber sei's drum:

    Der Steinway Tower ist das extremste Beispiel, das man bemühen kann, denn der gilt derzeit als schlankstes Hochhaus der Welt.

    Da wurden dann auch etliche Register gezogen - beispielsweise:

    • Die Seitenwände (Ost- und Westfassade) sind sehr massive Betonwände (am Fuß ca. 1 Meter dick!), Aussicht gibt es nur nach Norden und Süden.
    • Verwendung von hochfestem Beton sowie hochfestem Betonstahl
    • Es gibt mehrere offene Geschosse, die vom Wind durchströmt werden (wie auch insgesamt die Form im Windkanal optimiert wurde).
    • mehrere Outrigger-Geschosse
    • Oben im Hochhaus befindet sich ein 730t schwerer Schwingungstilger.
  • Und trotzdem reichen diese Vorkehrungen / technische Maßnahmen anscheinend nicht. Das Hochhaus hat eine Reihe von Problemen, die wahrscheinlich nur sehr schwierig und kostspielig zu lösen sind. Es gibt wohl

    - Wasserschäden im Gebäude,

    - die Aufzüge sind ständig defekt,

    - die Wände knirschen

    - etc.


    Das muss ein wahrer Alptraum für die Apartment-Eigentümer sein, auch wenn diese wohl zu den reichsten 5% der USA gehören.


    https://www.nytimes.com/2021/0…y-high-rise-432-park.html

  • ^

    Der Steinway Tower ist nicht 432 Park.

    Steinway: https://en.wikipedia.org/wiki/111_West_57th_Street

    432 Park Avenue: https://en.wikipedia.org/wiki/432_Park_Avenue


    432 Park Avenue hat tatsächlich die angesprochenen Probleme, nicht aber der Steinway Tower.


    Edit:

    Sorry, ich vergaß:

    Wer sich mal einen Eindruck verschaffen möchte über die Wohnungen in beiden Türmen, dem sind diese beiden Videos ans Herz gelegt.

    Ich würde ja den Steinway vorziehen, da er nicht solche Probleme wie der 432 PA hat und überhaupt mehr aufs Detail achtet, in allem!


    Steinway Tower:



    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.



    432PA:



    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

    2 Mal editiert, zuletzt von Adama () aus folgendem Grund: 2 Videos

  • Die Leblosigkeit und Sterilität der Umgebung ist tatsächlich eine Katastrophe. Da wurden Gebäude nebeneinandergepfercht, die so ein schlechtes Ensemble ergeben. Das werden sie auch angehen müssen, sonst bleibt das eine Insel und kann mMn nicht funktionieren. Die Umwegungen und die ganze Umgebung müssen irgendwie erschlossen und belebt werden. Die U-Bahn wird helfen, aber die schafft das auch nicht alleine. Die Ganze Gegend zwischen der Haltestelle Festhalle / Messe und der Mainzer Landstrasse funktioniert überhaupt nicht und ist außerhalb der Bürozeiten tot. Sport / Kunst / Entertainment was auch immer, das muss baulich und inhaltlich einfach massiv weiterentwickelt werden.

  • ^Ich denke mal, dass der MT ein ‘game-changer’ sein wird. Erst dann wird man ernsthaft von einer “second downtown” sprechen können…

  • Sicherlich, der MT ist sehr wichtig. Aber kommt er? Niemand weiss es, ich denke die Chance dass wir den Baubeginn im avisierten Zeitraum erleben ist bei 10-20%, dass er überhaupt in der geplanten Form kommt in keinster Weise sicher. Darauf kann man nicht warten und darauf kann man sich auch nicht verlassen.

  • Ich hatte dazu Mitte letztes Jahres einmal folgende Agenda des für das Gebiet zuständigen Ortsbeirat gefunden (siehe 5.7).

    Dazu hatte ich an andere Stelle gelesen, ich glaube aus derselben Quelle (hier nicht gezeigt), dass man in diesem Jahrzehnt nicht mehr mit Bebauung rechnet. Inwieweit ein solches, er hierarchisch unten angesiedeltes, Gremium so etwas beurteilen kann, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis.



    Millenium.jpg