Opernturm (Planungs-Thread)
So, dann eben nochmal... den Anfangsartikel hatte ich wenigstens noch auf Platte.
Aus der FAZ, Donnerstag 15 Mai 2003, Nr. 112 (2) / Seite 41
Stadt Frankfurt stellt Ultimatum für Zürich-Hochhaus
Bis Juli muß sich die Versicherung auf Baubeginn im Jahr 2004 festlegen / Andernfalls gilt alter Bebauungsplan
FRANKFURT. Die Stadt Frankfurt setzt der Zürich-Versicherung eine Frist für den Bau ihres neuen Hochhauses gegenüber der Alten Oper. Planungsdezernent Edwin Schwarz (CDU) bestätigte entsprechende Informationen dieser Zeitung gestern auf Anfrage. Spätestens bis Juli müsse die Versicherung einen sogenannten Durchführungsvertrag mit der Stadt schließen und sich darin verpflichten, im Laufe des Jahres 2004 mit dem Bau zu beginnen. Außerdem solle in dem Vertrag das Angebot der Versicherung , den Rothschildpark zu vergrößern, verbindlich festgelegt werden.
Sollte es nicht zu einem Abschluß des Vertrages kommen, droht die Stadt mit einer restriktiven Handhabung des Baurechts für das Grundstück. Im Februar 2004 läuft die sogenannte Bauvoranfrage für den Neubau ab. Diese würde nicht verlängert werden. “Vielmehr wäre dann der Bebauungsplan Westend zugrunde zu legenâ€, äußerte Schwarz. Das hätte zur Folge, daß die Versicherung sich bei den Neubauten exakt an die Ausmaße der historischen, mittlerweile abgerissenen Bebeuung halten müßte und dann nicht einmal die Hälfte der mittlerweile von der Satdt in Aussicht gestellten Fläche von 72000 Quadratmetern errichten könnte.
Entsprechend würde der Wert des Areals sinken, der dem Vernehmen nach schon entsprechend der neuen Planung in die Bilanz eingestellt wurde. Zudem wären die Planungen für den neuen Turm hinfällig, die der Frankfurter Architekt Christoph Mäckler weit vorangetrieben hat. Die Versicherung ist juristisch in einer schwachen Position. Die Zusagen der Stadt über eine höhere Ausnutzung des Areals sind rechtlich nicht bindend. Einzige Möglichkeit für das Unternehmen wäre es, die Bauvoranfrage bis Februar durch einen Bauantrag zu unterlegen, dem die Stadt zustimmen müßte. Das gilt jedoch als ausgeschlossen.
Der Schritt des Planungsdezernenten, der einer Bauverpflichting gleichkommt, ist beispiellos in der Frankfurter Immobiliengeschichte. Bei der Zürichversicherung wird man intern wohl von Erpressung sprechen, dieses Argument aber nicht nach außen tragen, da man umgekehrt die Stadt einst unter Druck gesetzt hatte: Mit der Drohung, den Standort Frankfurt zu verlassen, hatte die Versicherung beim damaligen Planungsdezernenten Martin Wentz (SPD) die Erhöhung der zulässigen Bebauungsdichte um mehr als das Doppelte durchgesetzt. Auch von der damals gegebenen Zusage, selbst am Opernplatz bleiben zu wollen, ist heute keine Rede mehr.
Die Stadt kann für sich beanspruchen, in der Sache genug Geduld bewiesen zu haben. Die Zürich-Versicherung hat in der Vergangenheit mehrfach geäußert, bald mit dem Bau des Turmsbeginnen zu wollen, jedoch keine Taten folgen lassen. Erst vor etwa einem halben Jahr räumte das Unternehmen ein, daß der Baubeginn bis auf weiteres verschoben sei. Ein Treffen von Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) und Schwarz mit dem Vorstandsvorsitzenden der deutschen Zürich-Tochter war im März ohne Ergebnis geblieben. Im Magistrat war mit Verstimmung zur Kenntnis genommen worden, daß nicht, wie ursprünglich verabredet, der Vorstandsvorsitzende der Unernehmensgruppe, James J. Schiro, angreist war.
Bis zum März hatte Schwarz nach außen die Ansicht verbreitet, daß man die Schweizer nicht zum Bauen prügeln könne. Tatsächlich gelten Bauverpflichtungen als heikles juristisches Instrument. Der Umweg über das Planungsrecht ist weniger problematisch. Schwarz muß auch den Schaden berücksichtigen, der der Stadt durch die Brachfläche entsteht. Zum einen ist der schönste Platz der Stadt durch die Baulückean seiner Nordwestseite entstellt. Zum anderen ist die Brachfläche in bester Lage ein Symbol für die Schwierigkeiten auf dem Frankfurter Immobilienmarkt. Es ist in unmittelbarem Interesse des Stadtmarketings, dort Abhilfe zu schaffen. Schwarz äußerte im Gespräch mit dieser Zeitung allerdings auch Verständnis für die schwierige Situation der Zürich-Versicherung, die von der Branchenkrise besonders schwer gebeutelt ist. Auch andere Investoren brächten in der jetzigen wirtschaftlichen Lage nicht den Mut für große Projekte auf, sagte der Stadtrat. Deshalb habe er den Zeitraum, innerhalb dessen mit dem Bau begonnen werden müsse, vergleichsweise großzügig gewählt.
In der Immobilienbranche gilt es mittlerweile als wahrscheinlich, daß sich die Zürich-Versicherung um weitere Investoren als Projektpartner bemüht, auch wenn der Konzern das bisher von sich gewiesen hat. Es herrscht der Eindruck vor, daß die Versicherung das Projekt derzeit intern überprüft und bis Ende Mai eine Entscheidung über das weitere Vorgehen trifft. Es steht für Experten außer Frage, Das es genug Interessenten gibt, die für ihre Beteiligung einen angemessenen Preis zahlen würden. Immerhin ist in ganz Deutschland kein Hochhaus-Grundstück in vergleichbarer Lage auf dem Markt. Seit Monaten laufen deshalb Gerüchte über Verhandlungen zwischen der Versicherung und Kaufinteressenten.
Von MATTHIAS ALEXANDER, © FAZ
Hat jemand noch den mit der Fristverlängerung?