Mag sein, dass ich aufgrund meiner Tagesstimmung etwas hart geurteilt habe. „Unterirdisch“ suggeriert schließlich einen Vergleich zur durchschnittlichen Qualität anderer Bauprojekte und die ist mehrheitlich (leider) noch schlechter als beim Kalle.
Trotzdem bleibt es für mich schleierhaft, wieso allein die Weiterführung der Trauflinie bereits ausreicht, um ein Gebäude als kontextbezogen und respektvoll durchgehen zu lassen - diese Argumentation kennt man zu sehr aus dem gängigen Architektensprech, der völlig unpassende Entwürfe zu verteidigen versucht. In jeglicher anderer Hinsicht stört der Baukörper mMn das Ensemble. Diesmal etwas sachlicher ausformuliert:
- Die Staffelgeschosse verhalten sich ungeschickt zum tief nach unten gezogenen, und daher besonders auffälligen, Schrägdach des Nachbarn und hinterlassen störende, nackte Anschlussflächen. Eine Lösung wie bei den Tacheles-Passagen wäre mir lieber gewesen.
- Das Materialkonzept der Fassade besteht aus einem schematischen, harten Schwarz/weiß Kontrast zwischen Pfeiler und Fensterlöcher und steht damit im starken Widerspruch zu den benachbarten Backsteinbauten, die deutlich feinere und visuell ruhigere Material- und Farbabstufungen aufweisen.
- Die Plastizität und Proportion der Fassade wirkt grob und fast provokativ schwerfällig, im Gegensatz zu den detailreich ausdifferenzierten Fassaden nebenan.
- Die gefalteten Staffelgeschosse geben dem Gesamteindruck schließlich den Rest: Für mich sehen sie wie eingezwängt aus, als stünden sie kurz davor, das Ensemble auseinanderzureißen - kein netter Nachbar also.
Ich stelle nur Argumente auf, warum dieses Gebäude sich mMn überhaupt nicht einfügt (und deswegen meinen Geschmack in diesem baulichen Kontext nicht trifft). Das heißt natürlich auch, dass ich all denjenigen, die Kontraste und Brüche generell mögen, wenig entgegenzusetzen habe.