Spree Flussbad

  • Den Plan, ein Hallenbad in den Monbijou-Park zu bauen möchte, ich mal sehen. :D

    Ich wohne direkt um die Ecke und kann mir auf der kleinen Parkfläche auch nicht so recht vorstellen, wo da ein Hallenbad hinpassen soll. Beim Flussbad bin ich mir sicher, dass es begeistert angenommen würde, auch wenn es teuer ist und noch eine Weile hin ist inklusive technischer Herausforderungen. Aber auch bei einem Projekt, welches später kostenlos für Alle zur Verfügung stehen wird, kann mal etwas gewagt werden. Dies tät der Attrkativität des Stadtzentrums sicher keinen Abbruch.

  • Friedward Es gibt für das Projekt keinen Rückhalt, bis dieser nicht als ein positives Wollen nachgewiesen ist. Deshalb bin ich hier keine Quelle schuldig. Der Kupfergraben/Spreekanal ist ja Bundeswasserstraße - abgesehen von der Entwidmung an sich, frag doch mal bei den Wassersportlern, Liegern und der gewerblichen Schiffahrt an. Vielleicht sollte man statt Utopien nachzuhängen, die Schleuse wieder errichten, um die Stadtspree zu entlasten?


    Oder frag die Berliner, in Form eines Bürgerhaushalts vielleicht, für welche Projekte sie die kolportierten €200m (ich weiß nicht, woher diese Zahl stammt und ob sie stimmt) ausgeben würden? Das gesamte Anlagevermögen der Berliner Bäder Betriebe ist mit weniger als €10m bilanziert. Der Bäderbetrieb wird auf schwarze Null gefahren, bei etwas mehr als €4m Kapitalunterdeckung und €2m angesetzten immateriellen Vermögenswerten sind die BBB nicht landesunabhängig kreditwürdig. Dabei betreiben sie stadtweit 62 Bäder, die im Jahr mehr als 6m mal besucht werden. Bei jährlichen Betriebskosten von €90m liegen die Personalkosten bei ca. 45%.


    Ich führe das hier aus als jemand der selbst gern und viel schwimmt und der den Niedergang der Möglichkeiten dazu über Jahrzehnte miterlebt hat. Falls die Stadt hier bereit sein sollte, bei freiem Eintritt die Betriebskosten dieses Projekts zu übernehmen, während die BBB weiter auf Verschleiß gefahren werden und die Unterversorgung in der Fläche hingenommen wird, wäre das nicht nur ein Schildbürgerstreich, sondern ein handfester Skandal. Und wie ich schon sagte, an Zynismus kaum zu überbieten.

  • Gleichzeitig attestierst du dem Projekt, keine Rückendeckung zu haben, obwohl dies ebensowenig nachgewiesen ist.


    Du schuldest mir nichts - deine Quelle hätte mich einfach interessiert; wie irgendwie immer, wenn jemand mit Volkes Stimme zu sprechen scheint.


    Deinen restlichen Ausführungen kann ich folgen und mich zum Teil sogar anschließen.

  • Touché - da hätte ich sauberer formulieren sollen.


    Ich will noch etwas anderes zu denken geben und das ist die Berliner Mischkanalisation, die in der Innenstadt Haushaltsab- und Regenwasser nicht trennt. Wenn’s im Sommer gewittert und Starkregen gibt, kann die Kanalisation in die Spree überfließen, wenn die Rückhaltebecken voll sind.


    Mit dem Regen kommt die Partikelschwemme: Spurenstoffe wie Öl, Gummipartikel von Autoreifen und Hundekot von den Straßen fließen dann ohne Filterung direkt in die Kanäle und Gewässer.


    Solche Auslässe befinden sich überall an der Stadtspree und ein Sumpf an der Jungfernbrücke bringt da nicht viel. Die Berliner Wasserbetriebe investieren ordentlich, sieht bloß keiner. Glückshäufchen sammeln hilft allerdings auch, sonst badet man im Überfluss.

  • ^Das ist ja schön. Dann kläre uns doch mal auf.


    Was ganz besonders in den Planungen berücksichtigt ist, ist wie man Steuerzahler und Allgemeinheit rankriegt.


    Jan Edler zu den rechtlichen Herausforderungen des Projekts:


    “Zum einen gibt es da wie gesagt die Frage der Eigentümerschaft. Der Spreekanal gehört, wie fast alle Flüsse, dem Bund. Er wird, obwohl hier seit fast 100 Jahren kaum Schiffe fahren (falsch) offiziell noch immer als Bundeswasserstraße verwaltet. Obwohl er also dem Bund gehört, wird er heute primär vom Land Berlin genutzt (falsch), und zwar zur Abfuhr ungeklärter Abwässer bei Starkregen. Die Uferbefestigungen hingegen teilen sich Bund, Land und Bezirk (falsch). Das ist also eine hochkomplexe Gemengela- ge, die einer entsprechenden rechtlichen Übereinkunft aller beteiligten Partner bedarf. Dabei geht es am Ende um Verantwortlichkeiten zum Erhalt bzw. Unterhalt, also – wie so oft – ums Geld. Fakt ist, dass der Unterhalt des Kanals bereits heute sehr viel Geld kostet, ohne das – abgesehen von den privatwirtschaftlichen Erlösen der wenigen im Kanal noch verkehrenden Ausflugsboote

    – daraus ein Nutzen für die Allgemeinheit entsteht (falsch). Diese ökonomische Schieflage ist schon allein ein gutes Argument für ein Flussbad im Sinne des Allgemeinwohls.


    Wer soll das Flussbad eigentlich betreiben? Und wer haftet, wenn etwas passiert?


    Wir beobachten regelmäßig, dass die Idee eines Flussbades im Zentrum einer Stadt reflexhaft mit der Vorstellung eines geordneten Badebetriebs mit entsprechenden Betriebs- und Sicherheitseinrichtungen einhergeht. Die Frage ist hier, ob die Schaffung von Zugang zu sauberem Wasser für die Allgemeinheit in einer Stadt automatisch auch bedeuten muss, dass die öffentliche Hand einen Bademeister und Rettungsschwimmer bereitstellen muss. Schließlich ist es ja so, dass wir als Gesellschaft durchaus akzeptieren, dass ich in natürlichen Gewässern außerhalb von Städten schwimmen und mich auch in Gefahr begeben kann, ohne dass der Staat mich da- vor bewahren könnte oder müsste. Hier gilt es also, eine geeignete gesellschaftliche Übereinkunft zu treffen. Dabei kann der Blick ins Ausland helfen: Auch wenn zum Beispiel die Stadt Basel am Rhein infrastrukturelle Einrichtungen errichtet und unterhält, die es der Bevölkerung erlauben, dort zu schwimmen, tut sie dies selbstverständlich auf eigene Verantwortung.


    Heißt das, dass es keinen institutionellen Träger geben muss?


    Natürlicherweise wäre die öffentliche Hand der Träger des Projektes, genau wie bei jeder öffentlichen Grünfläche oder öffentlichen Plätzen. Wenn sie jedoch, was ich nicht glaube, eine Trägerschaft ablehnen würde, kann ich mir auch vorstellen, dass das Flussbad von einem gemeinnützigen Verein oder einer Stiftung getragen wird.”

    (c) Flussbad Berlin, Jahresheft 3, 2018.


    Und hier mal wie die andere Seite das sieht: unverantwortlich.

  • Ich denke es verhält sich rechtlich so, ist es eine Badeanstalt muss ein Bademeister oder ähnliches Personal anwesend sein. Ist es hingegegen eine Badestelle ist dies nicht erforderlich. Allerdings muss muss auf die Selbstverantwortlichkeit hingewiesen werden in Schrift- und Piktogramform.

  • Wie Du selbst schreibst ist das ja ein Problem der zu kleinen Rückhaltebecken. Auch in Anbetracht zuküftig zunehmender Starkregenereignisse müsste diese Frage mal auf's Tapée insbesondere bei einer Grünen Senatsbeteiligung. Es ist heutzutage einfach nicht vermittelbar, dass Fäkalien und gesundheitsschädliche Keime den auch durchs Regierungsviertel fliessenden Fluss verunreinigen und eine Gefahr für Leib und Leben darstellen! Dafür würde ich liebend gerne auf solche spinnerten Projekte wie eine autofreie Friedrichstrasse, verzichten.

  • Heute Flussbad an der Themse in Putney. Geht außer den Schwänen auch keiner rein: zu kalt und das gleiche Problem wie in Berlin. Hier geht man das mit dem Bau des Tideway Tunnels, eines Super sewers, auf der Länge des Flusses an.


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    (Im Hintergrund rechts die Baustelle des Fulham FC Stadiums.)

  • Eine katastrophale Geldverschwendung!

    Wenige hundert Meter entfernt gibt es ja schon ein Freibad. Das Freibad im Schlosspark Monbijou.

    Dies muss dringend saniert werden. Ein Freibad neben ein Freibad. Beide nur fuer den Sommer!

    Ich glaub es einfach nicht mehr!

    In Berlin hat man leider etwas verlernt: sich auf's Wesentliche erstmal zu konzentrieren bevor man sich teure Projekte leistet. Daran muss definitiv wieder gearbeitet werden!

  • < Bei soviel 'Blumen und Lorbeer' bin ich ja schon sehr auf das nächste Grossprojekt, das Museum der Moderne gespannt.

    Aber im Ernst, Zeit war genug. 10 Jahre seit der ersten Diskussion um ein Flussbad und man ist keinen Deut weiter als 5 Jahre alte Visus zu präsentieren. Irgendwas läuft hier in Berlin aber auch im ganzen Land nicht mehr rund. Vielleicht als aufbauende Sonntagslektüre diese SPON + Story:

    https://www.spiegel.de/politik…AFjflf0DZCxpPYDCQgO1dEMph

  • Ich kann das nicht aufklären. Die Einzelheiten sind mir nicht vertraut und sie interessieren mich in diesem Stadium auch nicht. Aber so zu tun, als ob die Planer völlig in's Blaue planen ist einfach nur Banane.

  • Wie Du selbst schreibst ist das ja ein Problem der zu kleinen Rückhaltebecken. Auch in Anbetracht zuküftig zunehmender Starkregenereignisse müsste diese Frage mal auf's Tapée insbesondere bei einer Grünen Senatsbeteiligung.

    Es ist ja schon etwas passiert:

    Stauraumkanal unter dem Mauerpark - BERDING BETON


    Auch die Bereiche um die Bundesallee waren lange Zeit bei Starkregen anfällig für Überflutungen, weshalb am Südwestkorso ebenfalls ein unterirdischer Kanal errichtet wurde. So etwas läuft unter dem allgemeinen Radar der Öffentlichkeit, weil es vermeintlich Wenige interessiert. All diese Maßnahmen dienen dazu, dass im Bereich der Mischwasserkanalisation (grob gesagt innerhalb des S-Bahn-Rings) die Einleitung von Regenwasser in Flüsse verhindert wird.

  • Mich würde mal interessieren welche Zielgruppe man an dieser Stelle ins Auge fasst - die aus den Museen herausquellenden erschöpften Touristen oder die in Mengen nicht vorhandenen Familienverbände aus der unmittelbaren Umgebung.

    Ich persönlich finde die Idee an dieser Stelle eher befremdlich und krieg das leider mit der eher repräsentativen Bebauung hier nicht wirklich zusammen. Mal abgesehen davon dass ich den Hüttenzauber den man hier visualisiert hat für denkbar unangemessen halte und der anhaltende Vandalismus dieser Stadt dem ganzen recht schnell seinen Duktus von Ästhetik angedeihen lassen wird.

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  • ^Weil man Vandalismus zum Teil duldet. Bei den repräsentativen Denkmälern und Bauten in Mitte hat man das Thema aber doch eigtl. recht gut im Griff.

  • ^Man hat es gut im Griff weil die Hemmschwelle bei den Bauten nochmal höher ist, vor allem aber, weil die Gegend eher wenig Anziehung auf das Klientel ausübt. Mit dem Flussbad hättest du deinen Pull-Faktor... Ich hab's schon vor Augen wie die besoffenen Halbstarken dort von den Brücken springen, ihre Flaschen liegenlassen und Pergamonmuseum etc. mit dem neusten Deutsch-Rap beschallen. Wo sollen die auch sonst hin, wenn überall Bäder schließen oder über Jahre renoviert werden? Man kann das Problem natürlich wieder der Polizei übergeben, die dann an Sommerabenden permanent dort rumlungern muss. Und zack hat Berlin seinen nächsten Konfliktraum.


    Neben der fragwürdigen Praktikabilität und dem hier schon mehrfach diskutierten Zustand der sonstigen Berliner Bäder, gibt es aber noch einen generellen Aspekt den ich nicht nachvollziehen kann: Warum will man diese über Jahrhunderte gewachsenen urbanen Strukturen aufbrechen, um sich "die Natur" künstlich und für Unsummen an einen Ort zu holen, der dafür einfach schlecht geeignet ist? Ist das nicht wieder unnatürlich? Das ist für mich so ein Feel-Good-Projekt, ein Werbeprojekt für eine Ideologie. Es ist ja nicht mal nachhaltig. Nachhaltig wäre es, das Geld zielgerichtet dafür zu investieren, dass Spree & Co. biologisch und chemisch bereinigt und dann auf dem entsprechenden Nivea gehalten werden. Dann kann man in Köpenick, Treptow oder am Tiergarten für deutlich weniger Geld Flussbäder errichten, die idealerweise gut an den ÖPNV angebunden sind.


    Dann gibt es ja noch das Werbe-Argument: "Wenn das Ding erstmal steht, werden alle erkennen, wie toll es ist, im Stadtfluss zu schwimmen und werden für Naturschutz sensibilisiert"... Man brauch kein 100+ Mill. € Flussbad um der Bevölkerung zu verklickern, dass sauberes Wasser toll ist. Und schwimmen tun die Menschen auch von ganz alleine.


    Je länger ich mich mit dem Projekt auseinandersetzte, desto weniger überzeugt bin ich davon. Klar, einen gewissen Charme hat die Idee und die Visus sind gut, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass ich die Kosten, die jahrelange Bauzeit, die entstehenden Konflikte und den bescheidenen Nutzen in keiner Weise gerechtfertigt sehe.

  • Ich weiß nicht - Flussbad zieht doch eher das Gesundheitsklientel an. Der typische Sauna und FKK Gänger. Die Halbstarken sind doch eher im Sommerbad Kreuzberg anzutreffen. Glaube nicht das ein natürliches Flussbad die Checker unter den Berlinern anzieht.

  • Ich weiß nicht - Flussbad zieht doch eher das Gesundheitsklientel an. Der typische Sauna und FKK Gänger.

    Ein Flussbad im Spreewald zieht diese Leute an, ja. Aber ein Flussbad mitten im Zentrum von Berlin?


    Wirklich natürlich ist es ja nicht und ob das dem "Gesundheitsklientel" reicht, wage ich mal zu bezweifeln. Grade weil es stark exponiert ist und man praktisch vor Touristen paradeschwimmen darf, halte ich es für unrealistisch, dass sich Rentner und "Gesundheitsklientel" dort etablieren. FKKler ganz sicher nicht. Eher so die "Poser" vom Badeschiff oder von der Brücke springende "Checker".