Touristische Seilbahn zum Feldberg?
Der Rhein-Main-Verkehrsverbund hatte bekanntlich die Machbarkeit einer Seilbahn-gestützten ÖPNV-Verbindung von der U3-Endstation Hohemark über den Feldberg nach Schmitten untersuchen lassen. An anderer Stelle war berichtet worden, dass im Hinblick auf die bestehende verkehrliche Situation im Untersuchungsraum eine Integration einer Seilbahn in den ÖPNV nicht realistisch ist. Eine in den ÖPNV integrierte Seilbahnstrecke von der Hohemark (U3) nach Schmitten, Oberreifenberg und/oder anderen Orten hätte wegen des geringen zu erwartenden Nutzens keine Aussicht auf Förderung. Der Nutzen wäre so unterirdisch niedrig, dass sich jede weitere Diskussion erübrigt. Das haben die Autoren der Studie anscheinend recht bald erkannt.
Sie schreiben, ihre Untersuchungen und der Vergleich mit anderen touristischen Projekten habe erkennen lassen, dass bei einer weiteren touristischen Erschließung des Feldberggebiets grundsätzlich von positiven Rahmenbedingungen für den erfolgreichen Betrieb einer Seilbahn ausgegangen werden könne. Diese würde über die heutige Nutzung des Großen Feldbergs hinaus weitere Besucher anziehen und damit auch das Fahrgastpotenzial im ÖPNV erhöhen. Vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse wurde mit dem RMV vereinbart, den Fokus der Untersuchung zulasten einer weiteren Ausdetaillierung der ÖPNV-Variante zu ändern und stattdessen erste Ansätze für eine touristische, privat betriebene Seilbahn aufzuzeigen.
In der touristischen Variante wurde die Trasse auf dem Abschnitt zwischen Oberursel-Hohemark und dem Großen Feldberg weiter untersucht, und zwar in der Bauform einer Zweiseilumlaufbahn (2S).
Lage Antrieb | Bergstation |
Lage Abspannung |
Talstation |
Lage Garagierung | Talstation |
Drehrichtung | Uhrzeigersinn |
Horizontale Länge | 5.812 m |
Höhenunterschied | 516 m |
Schräge Länge | 5.868 m |
Tragseildurchmesser |
56 mm |
Zugseildurchmesser |
46 mm |
Dauerleistung (Vollauslastung) |
650 kW |
Anfahrleistung |
900 kW |
Förderleistung |
1.500 pphpd |
Fahrgeschwindigkeit |
7 m/s |
Kabinenabstand |
252 m |
Taktzeit |
36 s |
Kabinenanzahl |
53 Stück |
Fahrzeit |
14,20 Min. |
Trittbrettgeschwindigkeit (Station) |
0,22 m/s |
Grafik: RMV-Machbarkeitsstudie
Gerechnet wurde mit einem 12-Stunden-Betrieb (9-21 h) an 358 Tagen im Jahr. Dafür wären 16 Vollzeitstellen erforderlich. Die jährlichen Betriebskosten würden knapp 1,5 Mio € betragen, die jährlichen Kapitalkosten 2,3 Mio €. Die Investitionen 53 Mio € (Seilbahntechnik 28 Mio €, Gebäude, Mastenfundamente 19 Mio €, Planungskosten 6 Mio €).
Kapital- und Betriebskosten summieren sich somit auf rund 3,8 Mio. €/Jahr. Ergänzt man einen Gewinn von 20 %, so errechnen sich erforderliche Einnahmen in Höhe von rund 4,5 Mio. €/Jahr. Bei vergleichbaren Attraktionen werden Fahrpreise in der Größenordnung von 8 –9 € verlangt und von den Nutzern toleriert und damit auch investiert. In der Regel wird bei einer Bergfahrt der Preis für die anschließende Talfahrt reduziert, sodass ein Preis je Berg- und Talfahrt von 14 € unterstellt werden kann. Einige Besucher werden jedoch ins Tal wandern, sodass auch unter Berücksichtigung von verbilligten Familienkarten ein Preis je Fahrgast von 10 € unterstellt werden kann. Damit müssten für ein wirtschaftliches Ergebnis Nutzerzahlen von 450.000/Jahr erreicht werden.
Sowohl der Baumwipfelpfad in Bad Wildbad als auch der Thyssen-Krupp Testturm für Auszugstechnik in Rottweil weisen rund 250.000 Besucher/Jahr aus. Beide Städte haben kein mit dem Rhein-Main-Gebiet vergleichbares unmittelbares Umfeld. Der Opel-Zoo in Kronberg/Taunus hatte im Jahr 2019 550.000 Besucher. Daher könnten aus dem Großraum Frankfurt durchaus 500.000 Besucher/Jahr bei der Seilbahn erwartet werden. Ein privates Investment für die Seilbahn zum Großen Feldberg sei daher als möglich zu betrachten. Es sei zu erwarten, dass sich Interessenten für weitere Besuchermagnete melden werden, was die wirtschaftliche Basis des Seilbahnbetriebs weiter absichern wird; als Beispiele werden Sommerrodelbahn, Klettergarten/Baumwipfelpfad, Hängebrücke, Downhill Bikepark etc und eine Gastronomie, die die Bandbreite der Bedürfnisse abdeckt, genannt.
Die Studie nimmt an, dass die Besucherzahlen durch das erhöhte Angebot steigen werden. Entsprechend sei davon auszugehen, dass auch die Seilbahn als touristisches Erlebnis genutzt werden würde. Weiterhin könne eine Seilbahn in diesem Fall als Referenz-Projekt und Positiv-Beispiel dienen, um die Nutzer für eine Seilbahn außerhalb alpiner Gebiete zu sensibilisieren und den Weg für den Einsatz einer urbanen Seilbahn zu ebnen. Die Studie geht von einem privaten Investment aus und von einer Projektlaufzeit von 4-5 Jahren. Um eine fundierte Aussage im Hinblick auf eine touristische Seilbahnvariante treffen zu können, wären weitere Detailbetrachtungen erforderlich.
Ohne jeden ÖPNV-Bezug würde diese aber vermutlich nicht der RMV beauftragen, fragt sich, wer ein solches Projekt zu seiner Sache machen würde.